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Ein Jahr lang hat sich Anthony Bourdain in seiner Küche, dem Ort seines leidenschaftlichen Wirkens, nicht blicken lassen. Statt in den eigenen Töpfen zu rühren, hat er in fremde geschaut, statt zu kochen, hat er sich bekochen lassen - auf einer kulinarischen Reise, die ihn fast um die ganze Welt führte und die zu einer phantastischen Odyssee geriet ...

Produktbeschreibung
Ein Jahr lang hat sich Anthony Bourdain in seiner Küche, dem Ort seines leidenschaftlichen Wirkens, nicht blicken lassen. Statt in den eigenen Töpfen zu rühren, hat er in fremde geschaut, statt zu kochen, hat er sich bekochen lassen - auf einer kulinarischen Reise, die ihn fast um die ganze Welt führte und die zu einer phantastischen Odyssee geriet ...

Autorenporträt
Anthony Bourdain, geboren 1956 in New York, gelang mit seinem autobiografisch durchwirkten Buch "Geständnisse eines Küchenchefs" ein Welterfolg, seitdem legte er u.a. "Ein Küchenchef reist um die Welt" und "So koche ich" sowie mehrere Kriminalromane vor. Mit drei Jahren konnte er lesen, mit sechs hörte er Miles Davis, mit zwölf rauchte er seinen ersten Joint. Seit seinem 17. Lebensjahr arbeitet Bourdain in der Küche. Er studierte am College von Vassar und absolvierte seine Fachausbildung am Culinary Institute of America (CIA). Rund zehn Jahre lang führte er die Brasserie Les Halles in New York. Seine Fernsehserien "A Cook's Tour" und "Eine Frage des Geschmacks" fanden in vielen Ländern großen Anklang.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2002

Ist das zum Essen oder zum Einreiben?
Anthony Bourdain speist in aller Welt herum / Von Jürgen Dollase

Warum waren die "Geständnisse eines Küchenchefs" des New Yorker Kochs Anthony Bourdain ein so großer internationaler Erfolg? Nach seinem neuen Buch wissen wir es: Bourdain ist kein wilder Mann, Bourdain ist der wilde Mann in uns allen, und das verbindet. Die "Geständnisse" waren vor allem ein klassischer Fall von selektiver Berichterstattung, eine perfekt entworfene Comic-Welt stilisierter Nichtigkeiten, grob, rauh, und vor allem immer die Stammtisch-Anti-Gourmet-Vorurteile bestens bedienend. Bourdain gab vor, Realität nach "Jetzt noch echter"-Manier abzubilden, und scheiterte (intellektuell, nicht kommerziell) daran, daß er deren Fehlinterpretation Vorschub leistete.

Für sein neues Buch haben Autor und Verlag die Begegnung mit den kulinarischen Realitäten der Welt vorgeplant - und erheblich an Authentizität und Qualität gewonnen, und das trotz der üblichen Gedanken zum Problem eines Bestseller-Nachfolgers und paradoxerweise trotz der Tatsache, daß die "Reise eines Küchenchefs um die Welt" auch noch ständig von einem Fernsehteam begleitet wurde. Um es vorwegzusagen: Der geplante Kontakt mit der Realität wirkt um Klassen seriöser als ihr forcierter Ausschnitt in den "Geständnissen".

Es gibt viele interessante Informationen aus teilweise bizarren Begegnungen, viel Neues über die Psyche des Autors und - wie stellvertretend - über die Komplexität und Vielfalt des Bereichs "Mensch und Essen". Den Drogenerlebnissen eines William Burroughs nicht ganz unähnlich, macht sich Bourdain auf die "Jagd nach dem vollkommenen Genuß", allerdings - sein Name verpflichtet - am liebsten in der Version der "verluderten Helden und Bösewichte" aus den Federn von Greene und Conrad, aus den Filmen von Coppola oder Cimino: "Ich wollte in einem schmuddeligen Baumwollanzug durch die Welt wandern und schlimme Sachen erleben."

Das gelingt Bourdain durchaus beeindruckend, vor allem dann, wenn er mit solider Härte ans Vertilgen von sehr speziellen Spezialitäten geht. Die Spanne reicht von Hammelhoden in der marokkanischen Wüste bis zum zuckenden Herzen einer Kobra in Vietnam, vom weichgekochten Entenembryo in der Schale bis zum Hotelhaustier, einem ziemlich ungenießbaren Leguan. Aber das sind zirzensische Details, immer etwas genußvoll für die Galerie beschrieben, für die es - sozusagen als Bindeglied zu den "Geständnissen" - auch regelmäßig Ausflüge ins fäkale Fach gibt.

Viel interessanter sind detailreiche Beschreibungen kulinarisch-sozialer Bilder. Da sind etwa das Schweineschlachten in Portugal, ein Fischessen in Vietnam, die Neureichen-Szene in St. Petersburg, Sushi und Kaiseki-Menü in Tokio, ein Schießklub in Kambodscha oder Haggis-Essen (die Frage, ob die berüchtigte Schafsinnereien-Zubereitung nun zum Essen oder zum Einreiben gedacht ist, bleibt unbeantwortet) und Jagd in Schottland. Dabei beeindruckt Bourdain durch eine sehr gut nachvollziehbare Nähe zum Erleben und Beschreiben. "Es war so gut. Es tat weh, es zu essen. Warum kann ich das nicht?" berichtet er neidvoll über ein Essen beim baskischen Spitzenkoch Arzak, und seine detaillierte Beschreibung des zwanziggängigen Menüs beim amerikanischen Topstar Thomas Keller ("French Laundry") ist ganz von Bewunderung und Anerkennung dieses enormen Koch-Individuums bestimmt.

Aber auch normale Szenarien, wie die begeistert beschriebenen Märkte in seinem geliebten Vietnam, leben vom Einlassen auf Situationen, von präziser Wahrnehmung und direktem Bezug. "Es war ekelerregend. Es war häßlich. Es war irgendwie cool", heißt es dann über einen Boxkampf im russischen Gangster-Milieu mit einer Mischung aus Betroffenheit und der Koketterie weltstädtischer Wertfreiheit, und die Beschreibung von seinem ersten abgehackten Truthahnkopf wird zu einem Drama an Normalität. Völlig ohne Koketterie nennt er sich bisweilen "manisch-depressiv", und als er zum erstenmal beim Schlachten eines Schweines dabei ist, wirkt er glatt wie ein Weichei - oder wie man selbst, solange man noch nicht selbst in dieser Situation war.

Bourdain gibt vor zu suchen, tatsächlich findet er, und der Leser tut es mit ihm. Das macht dieses Buch so überraschend interessant, auch wenn man die ein oder andere Emphase wegen sprachlicher "Rückfälle" überlesen muß. Es ist wohl eher ungewollt, aber mit dieser Art des kulinarischen Abenteuerurlaubs gelingt Bourdain - mit sich selbst als Katalysator - ein Hinweis darauf, wie wenig wir noch über Mensch und Essen wissen und wie wesentlich die Wirkung des letzteren auf den ersten ist. Bei den "Geständnissen" konnte man über weite Strecken den Inhalt übersehen und über den Erfolg erschrecken. "A Cook's Tour" (so der Originaltitel) wünscht man dagegen durchaus Verbreitung. "Die ganze Idee von einem perfekten Mahl ist lächerlich", sagt Bourdain zum Schluß. Genau. Er hat anderes gefunden.

Anthony Bourdain: "Ein Küchenchef reist um die Welt". Auf der Jagd nach dem vollkommenen Genuß. Aus dem Amerikanischen von Dinka Mrkowatschki. Karl Blessing Verlag, München 2002. 352 S., geb., 23,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jürgen Dollase hat unerwartet viel Freude daran gefunden, den New Yorker Koch und Bestseller-Autor Anthony Bourdain auf seiner Weltreise zu begleiten. Bourdain, für Dollase "der wilde Mann in uns allen", überzeuge durch seine authentische Annäherungsweise an verschiedene kulinarische Kulturen. Das Buch ist für Dollase informativ und bizarr zugleich, biete zudem anregende psychologische Einblicke in das komplexe Thema "Mensch und Essen". Besonders schätzt es Dollase, wenn der Autor "mit solider Härte ans Vertilgen von sehr speziellen Spezialitäten geht". Am gelungensten aber sind für Dollase die präzisen Schilderungen unterschiedlicher kulinarischer Praxis, welcher der Autor auf seinen Reisen begegnet ist. Hier finde Bourdain zu einem anschaulichen, herzhaften und kraftvollen Stil, dem der Kritiker auch gelegentliche "sprachliche Rückfälle" nachsieht. Diesem Buch wünscht Dollase weite Verbreitung.

© Perlentaucher Medien GmbH