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Die berühmte Kleist-Ausgabe von Helmut Sembdner - zum ersten Mal in einem Band!
Als 1961 die nach den Erstdrucken und Handschriften von Helmut Sembdner besorgte und kommentierte zweibändige Kleist-Ausgabe erschien, feierte man dies als Durchbruch der Kleist-Philologie. Endlich konnte man einen unverfälschten Kleist lesen, bis hin zum Komma.
Die mustergültige Edition von Helmut Sembdner wurde inzwischen zum Standardwerk, das durch zahlreiche Revisionen stets auf den neusten Stand der Forschung gebracht wurde. Die vorliegende einbändige Taschenbuchausgabe ist text- und seitenidentisch mit
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Produktbeschreibung
Die berühmte Kleist-Ausgabe von Helmut Sembdner - zum ersten Mal in einem Band!

Als 1961 die nach den Erstdrucken und Handschriften von Helmut Sembdner besorgte und kommentierte zweibändige Kleist-Ausgabe erschien, feierte man dies als Durchbruch der Kleist-Philologie. Endlich konnte man einen unverfälschten Kleist lesen, bis hin zum Komma.

Die mustergültige Edition von Helmut Sembdner wurde inzwischen zum Standardwerk, das durch zahlreiche Revisionen stets auf den neusten Stand der Forschung gebracht wurde. Die vorliegende einbändige Taschenbuchausgabe ist text- und seitenidentisch mit der 9., vermehrten und revidierten Auflage von 1993. Mit Anmerkungen, einem Nachwort des Herausgebers, einer Lebenstafel zu Kleist und einem Personenregister.

»Das seltene Beispiel einer Klassikerausgabe, wie sie sein soll: Nichts sucht man vergebens, jede nötige Auskunft wird gegeben, aber so diskret, daß der Apparat nur hilft, wenn er gefragt wird: Eine kritische Gesamtausgabe, die schön und brauchbar ist, kein Mausoleum für Germanisten.«
Hans Magnus Enzensberger in der 'Zeit'

Autorenporträt
Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 als Sohn eines Kapitäns und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike in Frankfurt/Oder geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters besuchte er ein Gymnasium in Berlin und kam dort erstmals mit französischer Literatur in Berührung. Später schlug er zunächst die Offizierslaufbahn ein und begann dann sein Studium der Rechtswissenschaften. Kleist unternahm Reisen durch Frankreich und die Schweiz. In Dresden gründete er 1808 die Zeitschrift ¿Phöbus¿, in der einige seiner Dramen und Erzählungen erschienen. Am 21. November 1811 nahm er sich am Wannsee bei Berlin das Leben.  
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2010

Extrablatt!
Die "Berliner Abendblätter" als Jubiläumslieferung

Heute vor zweihundert Jahren erschien in der "Vossischen Zeitung" eine Annonce, die dem Publikum mitteilte, wie es die angekündigten "Berliner Abendblätter" erhalten könne: "hinter der katholischen Kirche No.3, zwei Treppen hoch, Abends von 5-6 Uhr", und zwar am 1. Oktober das erste Stück gratis. Etwas untypisch für eine Tageszeitung war der erste Beitrag dann ein "Gebet des Zoroaster". In ihm sprach sich die Redaktion, also - wie in der Nummer vom 22. Oktober erklärt wird - Heinrich von Kleist, Mut und die Bereitschaft zu, sich ganz vom Gefühl des Elends durchdringen zu lassen, in welchem das Zeitalter liege.

Sechs Monate lang gab es die Zeitung, der recht bald die Zensur auf die Füße trat, teils ihrer politischen Artikel halber, teils wegen eines Theatertumults, den sie ausgelöst haben soll. Als der Abdruck von Theaterkritiken unterbunden wird, nimmt das Interesse des Publikums schon im Dezember 1810 stark ab. Im zweiten Quartal drucken die "Berliner Abendblätter" zumeist nur noch Texte anderer Zeitungen nach. Der letzte Beitrag betraf eine Geistererscheinung nahe Prags. Zuvor hatte Kleist dem preußischen Regierungsrat Raumer, den er für die Schwierigkeiten seines Journals verantwortlich machte, noch mit einer Duellforderung gedroht.

Zuvor erschienen in den "Abendblättern", die durch die Brüder Grimm überliefert sind, die sie als einzige nicht weggeworfen haben, vor allem Polizeiberichte, viele Anekdoten, Gerüchte ("Die berüchtigte Louise, von der Mordbrenner-Bande, soll vorgestern unerkannt auf dem Posthause gewesen sei . . ."), Rätsel sowie einige Stücke Kleists, die seitdem zitiert werden wie sein "Über das Marionettentheater" oder die Beschreibung einer Seelandschaft von Caspar David Friedrich. Aber auch der "Entwurf einer Bombenpost" sowie der Bericht über die jüngsten Anstrengungen der Aeronautik sind nach wie vor interessant. Man kann vor allem an den Anekdoten den Ursprung des Feuilletons wie der Novelle studieren.

Das alles kann man seit kurzem anhand der definitiven Kleist-Edition für das allgemeine Publikum, nämlich der Münchner Ausgabe tun, die auf der Grundlage der großen Brandenburger Ausgabe den Text der Abendblätter vollständig bringt (Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe, hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle, München: Hanser Verlag 2010, 3 Bände). Die "Berliner Abendblätter" selber aber kann man sich auch vom 1. Oktober 2010 bis zum 30. März 2011 in derselben Abfolge zusenden lassen, in der sie vor zweihundert Jahren Tag für Tag außer sonntags erschienen. Das bietet das Institut für Deutsche Philologie der Universität Würzburg an. Man muss dazu nur die Internetadresse https://lists.uni-wuerzburg.de/mailman/listinfo/berliner.abendblaetter eingeben, um dort das kostenfreie Abonnement zu tätigen.

kau

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Evelyn Finger möchte sich in ihrer Begeisterung für die Kleistschen Novellen "mehr solche Dichter wünschen und russische Grafen, die anstatt mit der Tür ins Haus zu fallen, umständlich sich erklärend, unser Herz im Sturm erobern". Das Herz der Rezensentin schlägt vor allem für die kompliziert verschachtelte Kleistsche Sprache, die sich wohltuend von der "glatten, dummen Schnelligkeit" jener Literatur abhebt, die seit der Aufklärung von "Textoptimierungsseuche" und "Hauptsatzidiotie" befallen scheint. Kleist hingegen "stellt seine Figuren in ein Gewirr aus Relativsätzen, temporalen und kausalen Erläuterungen, das ähnlich unbegradigt wirkt wie das echte Leben". In der "Marquise von O." verliert sich besagter Graf in Abschweifungen und Andeutungen während er "spontan" seine Liebe erklärt. Bei Kleist müsse man zwischen den Zeilen lesen, in seinen Novellen wird "mehr geahnt als gewusst". Finger führt dieses tastende Zögern auf Kleists Überzeugung von der Begrenztheit der Sprache zurück. Zeitgenossen berichten von der "Unbestimmtheit seiner Rede, die sich dem Stammeln nähert".

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