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Seit nunmehr 60 Jahren bildet das schuldlos geteilte Korea einen der explosivsten Krisenherde der Weltpolitik. Im Spannungsverhältnis zwischen Nord und Süd hat der Kalte Krieg nur hier eine Fortsetzung gefunden.
In Korea überschneiden sich die Interessen Chinas, Japans, Russlands und der USA; die nordkoreanische Nuklearkrise des letzten Jahrzehnts birgt eine erneute Kriegsgefahr.
In diesem Band wird die geschichtliche Entwicklung aufgezeigt, die zu der heutigen angespannten Situation führte. Gottfried-Karl Kindermann schildert den hart umkämpften Weg Südkoreas zur Demokratie und
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Produktbeschreibung
Seit nunmehr 60 Jahren bildet das schuldlos geteilte Korea einen der explosivsten Krisenherde der Weltpolitik. Im Spannungsverhältnis zwischen Nord und Süd hat der Kalte Krieg nur hier eine Fortsetzung gefunden.

In Korea überschneiden sich die Interessen Chinas, Japans, Russlands und der USA; die nordkoreanische Nuklearkrise des letzten Jahrzehnts birgt eine erneute Kriegsgefahr.

In diesem Band wird die geschichtliche Entwicklung aufgezeigt, die zu der heutigen angespannten Situation führte. Gottfried-Karl Kindermann schildert den hart umkämpften Weg Südkoreas zur Demokratie und Zivilgesellschaft sowie zu einer Weltgeltung, die auf den erstaunlichen Entwicklungserfolgen seiner Menschen und seiner Wirtschaft beruht.

Zugleich wird die Politik Nordkoreas nachgezeichnet, die einerseits das totalitärste System des konkreten Sozialismus erzeugte, sich andererseits aber auch zu einem eigenständigen Machtfaktor der internationalen Politik entwickelte, der selbst für die USA ein beachtlicher Gegner wurde.

Die moderne Geschichte Koreas und insbesondere die spannungsreichen Entwicklungsprozesse des geteilten Landes und ihre internationale Bedeutung werden von einem Autor geschildert und analysiert, der zu den erfahrensten politikwissenschaftlichen Ostasienexperten des deutschsprachigen Raumes gehört.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.01.2006

Das Futur in den Sand gesetzt
Gottfried-Karl Kindermanns Darstellung über Koreas Aufstieg in der Weltpolitik

Gottfried-Karl Kindermanns umfangreiches Buch erzählt die neuere Geschichte Koreas bis zum gegenwärtig amtierenden Präsidenten. Es ist die erweiterte Neufassung eines schon vor elf Jahren erschienenen Werkes. Die Darstellung hat den Charakter einer Überblicksvorlesung, der sich am Ende Hinweise zur weiterführenden Lektüre anschließen. Dabei hätten Autor und Verlag allerdings größere Sorgfalt an den Tag legen dürfen, denn das studentische Publikum, dem das Buch an sich von großem Nutzen sein kann, braucht doch aktuelle und zutreffende Angaben. So erscheint die Zeitschrift "China aktuell" aus dem Hamburger Institut für Asienkunde seit diesem Jahr nicht mehr monatlich, sondern alle zwei Monate. Die "Far Eastern Economic Review" wird als "wöchentliches Nachrichtenmagazin" vorgestellt, was das Blatt - leider - schon seit einiger Zeit nicht mehr ist. Schließlich eine wichtige Quelle für Originaltexte aller Art in englischer Übersetzung, die Berichte des BBC Monitoring Service. So wie in der Bibliographie angegeben, hat die Publikation noch nie geheißen. So ähnlich wie angegeben hieß sie früher. Und jetzt heißt sie eben ganz anders. Das muß über die Zuverlässigkeit anderer Angaben nicht zwangsläufig etwas aussagen. Aber die Beispiele mahnen zur Zurückhaltung.

Inhaltlich bietet das Buch freilich schon eine Menge. Kindermann schildert, wie Korea nach 1880 zwischen China und Japan zerrieben wurde. Als beide Länder 1894 gegeneinander Krieg führten, trat Japan interessanterweise nach außen als Verfechter eines unabhängigen Korea auf. Es beschuldigte China, die Halbinsel seit langem nur als von ihm abhängiges Gebiet zu betrachten. Aber auch die japanischen Machtgelüste ließen von der koreanischen "Unabhängigkeit" am Ende nichts übrig - wie man überhaupt wird sagen müssen, daß die aufstrebende Großmacht Japan ein "unabhängiges" Korea lediglich so verstand, daß Korea nicht von China abhängig sein sollte.

De facto endete die Unabhängigkeit Koreas nicht erst 1910, sondern schon zu Beginn des japanisch-russischen Krieges 1904. Japanische Streitkräfte besetzten das Land, angeblich zu dessen Sicherheit. Das Recht Japans auf den "Schutz" Koreas mußte dann 1905 das im Krieg schwer geschlagene Rußland anerkennen. 1910 wurde Korea vollends dem japanischen Reich einverleibt. Tokio hatte diesen Schritt durch Vereinbarungen mit den maßgeblichen Großmächten vorher abgesichert, so daß niemand einen Finger für die Koreaner rührte. Diese ließen sich nicht entmutigen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer breiten Unabhängigkeitsbewegung, in der unter anderen der spätere südkoreanische Staatspräsident Syngman Rhee tätig war. Die Kolonialmacht Japan reagierte allerdings wie alle Kolonialmächte der damaligen Zeit. Die Bewegung wurde blutig unterdrückt.

Erst nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg konnten die Koreaner wieder auf Gehör bei einer Großmacht hoffen und zunehmend auch rechnen. Zwar galt als ausgemacht, daß nach der Niederlage Japans Korea als Staat wiedererstehen würde. Aber es türmten sich plötzlich neue Hindernisse auf. Amerika und die Sowjetunion sicherten sich Einflußsphären und strebten eine "Treuhandschaft" über Korea an. Erst ein UN-Beschluß von 1947 sollte das ändern. Er sah Wahlen im ganzen Land, die Bildung einer Regierung sowie den Abzug der Besatzungstruppen vor. Wahlbeobachter wurden im Norden aber nicht zugelassen, so daß nur im Süden gewählt wurde. Gegen diese Entwicklung gab es im Land zum Teil heftigen Widerstand, weil viele eine langfristige Teilung befürchteten. Vertreter dieser Kräfte ließen sich auf eine "Vereinigungskonferenz" beim kommunistischen Führer Kim Il-sung in Pjöngjang ein, die nach "bewährtem" stalinistischem Muster verlief. Die Wahlen im Süden verhinderten das alles nicht, die Teilung des Landes auch nicht.

Bei der Schilderung des von Kim Il-sung vom Zaun gebrochenen Korea-Krieges (1950-53) geht der Autor auf die vielen Fehleinschätzungen des jeweiligen Gegners bei allen Konfliktparteien ein. Diese "nutzt" er, um mit der Weisheit des Historikers den damals beteiligten Akteuren allerlei Fehler vorzuhalten, als seien sie nachträglich noch zu korrigieren. Diese Untugend wird nicht besser dadurch, daß er keine Seite von seinem Verdikt ausnimmt. Die Beschreibung der politischen Situation in Südkorea nach Kriegsende gerät sprachlich zuweilen auf eine ziemlich schiefe Bahn. "Ohne wirkliche Führung glich die Partei einem Sandhaufen." Man ahnt, was uns der Autor sagen will. Der Sandhaufen gehört keineswegs zu den im Deutschen gebräuchlichen Sprachbildern. Weiter zitiert Kindermann aus dem Buch des Staatspräsidenten Park Chung-hee. Das ist laut Fußnote zwar ins Deutsche übersetzt worden, offenbar mit etwas eigenwilligen Formulierungen wie "Einflußschiebungen". Park hat angeblich auch geschrieben, die Militärs hätten sich verpflichtet, die Macht wieder "an die Zivilen" zurückzugeben. Ob vielleicht "Zivilisten" gemeint waren?

Für Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit herausragend wichtig ist das koreanisch-japanische Normalisierungsabkommen von 1965. Japan zahlte einige hundert Millionen Dollar, was im heutigen Südkorea angesichts der kolonialen Vergangenheit als "Ausverkauf" gebrandmarkt wird. Vereinbart wurden weiterhin die Aufnahme diplomatischer Beziehungen sowie umfangreiche Zusammenarbeit in Wirtschaftsfragen.

Die Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China mit dem Besuch Präsident Nixons in Peking führte in Korea zu großer Besorgnis. Man fühlte sich an Großmachtabsprachen vergangener Zeiten erinnert, als man zum Objekt der internationalen Politik geworden war. Nach einem Treffen des südkoreanischen Geheimdienstchefs mit Kim Il-sung 1972 veröffentlichten beide Koreas eine Erklärung, die diesen Bedenken Rechnung trug und unter anderem die Wiedervereinigung zu einer innerkoreanischen Angelegenheit erklärte.

Der Darstellung des Systems in Nordkorea unter Kim Il-sung sieht man schnell an, daß sie "alt" ist. Es hätte nur weniger Striche bedurft, um im Text klarzumachen, daß der "Große Führer" seit mittlerweile mehr als zehn Jahren tot ist. Wie alt der Text ist, kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß der heutige nordkoreanische Staatsführer in diesem Teil des Buches noch konsequent "Kim Dschong-il" geschrieben wird. Im Schlußteil heißt der Mann dann wie selbstverständlich Kim Jong-il. Das Kapitel über die Nuklearkrise von 1994 und die Vereinbarung eines Gipfeltreffens zwischen Kim Il-sung und dem damaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Young-sam leidet ebenfalls unter diesem Mangel. Da stehen - elf Jahre später - noch Sätze im Futur, werden längst beantwortete Fragen immer noch gestellt. Aber immerhin taucht "der Verfasser", der sich wie ein roter Faden als handelnde Person durch das Buch zieht, auch hier auf.

Ausführlich beschrieben wird der große wirtschaftliche und politische Wandel Südkoreas, der das Land zu einem wichtigen Industrieland hat werden lassen. Zu einem Beschleuniger der Demokratie wurden die Olympischen Spiele 1988. Präsident Chun Doo-hwan wollte seinen Nachfolger Roh Tae-woo nach alter Art "wählen" lassen. Dagegen begehrte die Opposition, in der sich die Rivalen Kim Young-sam und Kim Dae-jung zusammengefunden hatten, so massiv auf, daß Roh schließlich nachgeben mußte. Im August 1987 einigten sich Regierung und Opposition auf den Entwurf einer neuen Verfassung. Per Referendum wurde sie vom Volk gebilligt. Roh wurde im Dezember zum Präsidenten gewählt - nicht zuletzt deshalb, weil sich die beiden Kims nicht auf einen gemeinsamen Oppositionskandidaten hatten einigen können.

Unter Präsident Roh gelang Südkorea diplomatisch der Durchbruch. Im September 1990 nahm Seoul diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion auf. Ein Jahr später wurden beide Koreas in die Vereinten Nationen aufgenommen, was der Norden zuvor heftig abgelehnt hatte. Als im August 1992 China Botschafter mit Südkorea austauschte, hatte Nordkorea aus eigener Sicht seinen letzten exklusiven Verbündeten verloren. In den Folgejahren entwickelte sich allmählich das, was man den Atomkonflikt mit Nordkorea nennt. Pjöngjang gab bekannt, es habe mehrere Reaktoren gebaut. Nordkorea entwickelte Raketen unterschiedlicher Reichweite, die als Träger für Nuklearwaffen denkbar waren. Ernsthafte Kontrollen durch die Internationale Atomenergiebehörde wollte das Land nicht. Nach vielen wechselseitigen Drohungen einigte sich Nordkorea mit der Staatengemeinschaft auf ein "Einfrieren" seines Atomprogramms.

Eine neue Phase der innerkoreanischen Beziehungen leitete der südkoreanische Präsident Kim Dae-jung ein. Der ehemalige Dissident wollte Nordkorea in die Staatengemeinschaft einbinden und es auf diese Weise aus seiner Trotzstarre lösen. Zwar kam es zu dem bis heute als "historisch" geltenden Treffen mit Kim Jong-il im Jahre 2000. Die Atomfrage ließ den großen Schwung bald wieder erlahmen. Trotzdem scheint zumindest für Südkorea zur Zeit undenkbar, daß das Land zu einer Politik der Isolierung des Nordens zurückkehrt. Das hat Seoul manchen berechtigten Vorwurf eingetragen. Aber im unmittelbaren Angesicht einer Gefahr fällt man zuweilen andere Urteile als aus sicherer Entfernung.

PETER STURM

Gottfried-Karl Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. Von der Landesöffnung bis zur Gegenwart. Olzog-Verlag, München 2005. 421 S., 34,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Zwiespältig beurteilt Rezensent Peter Sturm dieses Buch. Zwar hat diese erweiterte Neufassung eines schon vor elf Jahren erschienenen Buches aus seiner Sicht "den Charakter einer Überblicksvorlesung" zur neueren Geschichte Koreas. Angesichts einiger bibliografischer Unzuverlässigkeiten und Unschärfen in Sprache und Darstellung mahnt er jedoch zur Vorsicht. Auch scheint das Buch nicht durchgehend auf den neuesten Stand gebracht zu sein. Inhaltlich habe ihm das Buch immer wieder einiges geboten, schreibt der Rezensent und fasst in groben Zügen die abgehandelten Zeitverläufe zusammen. Allerdings ist Sturm ausgesprochen unzufrieden mit Gottfried-Karl Kindermanns Darstellung des Korea-Krieges. Die Beschreibung der politischen Situation nach Kriegsende findet er sogar "ziemlich aus den Fugen" geraten. Auch ist die Darstellung des Systems in Nordkorea unter Kim Il Sung seiner Ansicht nach nicht mehr zeitgemäß. Einigermaßen zufrieden war der Rezensent nur mit den ausführlichen Beschreibung des großen politischen und wirtschaftlichen Wandels Südkoreas in den letzten zwanzig Jahren.

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