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Bissige, witzige und frivole Gedichte Kästners aus den zwanziger Jahren.
»Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn in den Bureaus, als wären es Kasernen.«
1927 hatte Kästner bereits eine Reihe von Gedichten verfaßt, die im 'Simplicissimus', der 'Weltbühne' und in anderen Zeitschriften erschienen waren. Da schlug ihm der Verleger Kurt Weller vor, die verstreuten Beiträge zu sammeln und in einem Gedichtband zusammenzufassen. Das Werk kam 1928 heraus.
»Das Buch erschien«, schrieb Erich Kästner, »und
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Produktbeschreibung
Bissige, witzige und frivole Gedichte Kästners aus den zwanziger Jahren.

»Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
in den Bureaus, als wären es Kasernen.«

1927 hatte Kästner bereits eine Reihe von Gedichten verfaßt, die im 'Simplicissimus', der 'Weltbühne' und in anderen Zeitschriften erschienen waren. Da schlug ihm der Verleger Kurt Weller vor, die verstreuten Beiträge zu sammeln und in einem Gedichtband zusammenzufassen. Das Werk kam 1928 heraus.

»Das Buch erschien«, schrieb Erich Kästner, »und hatte, bei Freund und Feind, Erfolg. Nur so sei zur Zeit Lyrik möglich, schrieb man. Und man schrieb, es sei überhaupt keine Lyrik. Nun, es war Anklage, Elegie, Satire, Feuilleton, Glosse, Ulk, Frivolität, Epistel, Pamphlet und Bänkeltext.« 'Herz auf Taille' machte den Autor mit einem Schlag berühmt.
Autorenporträt
Kästner, Erich
Erich Kästner wurde 1899 in Dresden geboren und starb 1974 in München. Der Schriftsteller, Satiriker, Dramatiker und nicht zuletzt Autor der berühmten Kinderklassiker 'Das doppelte Lottchen', 'Das fliegende Klassenzimmer', 'Pünktchen und Anton', 'Emil und die Detektive' und 'Die Konferenz der Tiere' wurde mit zahlreichen Preisen bedacht (u.a. mit dem Büchner-Preis und der Hans-Christian Andersen-Medaille).

»Erich Kästner war ein wehmütiger Satiriker und ein augenzwinkernder Skeptiker. Er war Deutschlands hoffnungsvollster Pessimist und der deutschen Literatur positivster Negationsrat. War er ein Schulmeister? Aber ja doch, nur eben Deutschlands amüsantester und geistreichster. Er war ein Prediger, der stolz die Narrenkappe trug.« Marcel Reich-Ranicki
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2004

»HERZ AUF TAILLE«

Im Jahre 1927 veröffentlichte Erich Kästner seinen ersten Gedichtband "Herz auf Taille". Ich war dreizehn Jahre alt. Von dem, was ich las, war ich hingerissen, obwohl ich nicht alles verstand. Ich pirschte mich an die hohe Lyrik von Rilke und Stefan George heran, aber ohne großen Erfolg. Ihre Verse waren mir zu esoterisch, ich zog die freche Gebrauchslyrik des jungen Dresdeners vor, dessen zynischer Realismus in der Nähe des gleichermaßen bewunderten Bertolt Brecht mich sehr viel mehr beeindruckte.

In der Zeitschrift "Der Bücherwurm" erschien 1931 unter dem Titel "Der Lyrik eine Bresche" eine Sondernummer, in der ich unter dem Sammeltitel "Stimmen junger Menschen" als Siebzehnjähriger die Begeisterung der Jugend für Kästner zum Ausdruck brachte. Hatte ich recht? Jedenfalls hat sich meine Schätzung für Kästner über die Jahre nicht vermindert, im Gegenteil.

Als der Krieg zu Ende war, beschloß das amerikanische Außenministerium, eine illustrierte Wochenzeitschrift in München herauszubringen, um dadurch einen Beitrag zur Entnazifizierung - ein schreckliches Wort für einen guten Zweck - der deutschen Bevölkerung zu leisten. Frisch aus der amerikanischen Armee entlassen, wurde ich beauftragt, bei dieser Zeitschrift mitzuarbeiten, eine spannende und ehrenvolle Aufgabe. Die Zeitschrift hieß "Heute" und war nach dem amerikanischen Erfolgsmagazin "Life" konzipiert.

Zu meiner Überraschung erfuhr ich, daß einer der Redakteure, die zu uns kamen, kein anderer war als der von mir so sehr geschätzte Autor des Romans "Fabian, die Geschichte eines Moralisten". Kästner war ein stiller, sanfter Herr mit besten Manieren, unaufdringlich und bescheiden.

Wir hatten viele interessante Gespräche, über "innere Emigration", über das zwiespältige Dasein eines verbotenen Schriftstellers, der bei der Verbrennung seiner eigenen Bücher in Berlin durch die neuen Herrscher dabeigewesen war und sich wie ein lebender Leichnam vorkam. In den langen bitteren Jahren des Schreibverbots war er bemüht, nicht immer erfolgreich, sich durch diverse schriftstellerische Aktivitäten, wie Herstellung von Drehbüchern und ähnlichem, über Wasser zu halten, natürlich unter Pseudonym. Wir sprachen viel über die Zukunft. Wie konnte man einem moralisch und wirtschaftlich ruinierten Land wieder Normalität verschaffen? Kästner war einfühlsam und bedächtig; jede Unterhaltung mit ihm war eine Bereicherung.

In den frühen dreißiger Jahren, als sich die Haßwolken immer mehr verdichteten und Worte wie Leichtigkeit und Humor jeden Sinn verloren hatten, empfand ich es wie ein erfrischendes Bad, in die beschwingte lyrische Heiterkeit des Poeten aus Dresden einzutauchen. In der deutschen Literatur wird immer nach Tiefgang gesucht, und wenn ein Dichter die Wahl trifft, sich auf leichteren Bahnen zu bewegen, ohne allerdings ins Kabarettistische zu versinken, dann ist das sogleich suspekt.

Erich Kästner als Leichtgewicht? Großer Irrtum, aber das schwere und gelegentlich schwerfällige Pathos, das hierzulande als hohes Zeichen literarischer Qualität betrachtet wird, lag ihm nicht. Aus gutem Grund ist Charme kein deutsches Wort. Der zuverlässige Duden definiert den Begriff als "liebenswürdig-gewinnende Lebensart", aber das sagt nicht alles. Charme ist mehr, und Erich Kästner hatte viel davon. Sein Charme wärmte mein Herz, als ich die ersten Verse von ihm las. Und das ist heute noch so. Er dichtete mit Herz auf Taille, und kein Joseph Goebbels, der seine Bücher 1933 verbrennen ließ, konnte ihm das wegnehmen.

HEINZ BERGGRUEN

Informationen zu "Unsere Besten - Das große Lesen", einer gemeinsamen Aktion von ZDF und F.A.Z., finden sich im Internet unter www.faz.net/lesen.

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