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Die »Lyrische Hausapotheke« ist Erich Kästners populärster Gedichtband. Hier sind seine poetischen Arzneien versammelt, süße und bittere, heitere und besinnliche. Den Einsamen kuriert Kästner mit Humor, den Verprellten mit Zorn, den Enttäuschten mit Gelassenheit. Als Erich Kästner 1936 seine »Lyrische Hausapotheke« bestückte, lebte er seit drei Jahren in Unsicherheit und Angst. 1933 waren seine Bücher verbrannt und er mit Publikationsverbot belegt worden. Im Warschauer Getto erhielt Teofila Langnas ein dorthin gelangtes Exemplar des Bandes. Sie übertrug die Gedichte kalligraphisch und…mehr

Produktbeschreibung
Die »Lyrische Hausapotheke« ist Erich Kästners populärster Gedichtband. Hier sind seine poetischen Arzneien versammelt, süße und bittere, heitere und besinnliche. Den Einsamen kuriert Kästner mit Humor, den Verprellten mit Zorn, den Enttäuschten mit Gelassenheit. Als Erich Kästner 1936 seine »Lyrische Hausapotheke« bestückte, lebte er seit drei Jahren in Unsicherheit und Angst. 1933 waren seine Bücher verbrannt und er mit Publikationsverbot belegt worden. Im Warschauer Getto erhielt Teofila Langnas ein dorthin gelangtes Exemplar des Bandes. Sie übertrug die Gedichte kalligraphisch und schmückte sie mit farbigen Vignetten. Diese Abschrift schenkte sie 1941 Marcel Reich-Ranicki, ihrem Freund und späteren Mann, zu dessen 21. Geburtstag. Glücklicherweise konnte das Buch aus dem Warschauer Getto herausgeschmuggelt werden. Es liegt nun in Faksimile-Druck vor.
Autorenporträt
Kästner, ErichErich Kästner, 1899-1974, wurde 1929 mit dem Kinderbuch "Emil und die Detektive" weltberühmt. Wie kaum einem anderen Autoren gelang es Kästner, ganze Volksschichten für seine Verse zu begeistern. Sein versöhnlich-humorvoller Ton, sein Eintreten für die "kleinen Helden" sowie Klugheit, Besonnenheit und Menschlichkeit prägen seine bis heute populären Kinderbücher. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten stand Erich Kästner unter Berufsverbot, dennoch blieb er in Deutschland und veröffentlichte in Schweizer Verlagen u.a. "Drei Männer im Schnee" (1934).

Reich-Ranicki, TeofilaTeofila Reich-Ranicki, geborene Langnas, wurde 1920 in Polen geboren. Sie überlebte das Warschauer Getto gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Marcel Reich-Ranicki und arbeitete als Journalistin, Übersetzerin und Grafikerin. Sie starb 2011 in Frankfurt/Main.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2003

DAS HÖRBUCH
Mit Inbrunst
Gert Fröbe macht sich über die Hausapotheke her
„Einmalige, historische Amateuraufnahme aus dem Jahr 1988” heißt es auf dem Hörbuch „Gert Fröbe liest aus Doktor Erich Kästners Lyrischer Hausapotheke” anpreisend und entschuldigend zugleich. Tatsächlich gewinnt man anfangs den Eindruck, ein Besucher des „Kursanatoriums Ambach”, wo Fröbe wenige Tage vor seinem Tod im August 1988 auftrat, habe die Darbietung manuell in eine Schellackplatte geritzt. Hat man sich allerdings an das Verhuschte, Volksempfängerhafte der Aufnahme gewöhnt, ist jedes Wort zu verstehen. Sonst bleibt noch das Beiheft, in dem Kästners Gedichte dankbarerweise abgedruckt sind.
Ja, eigentlich passt das Klangbild recht gut zum historischen Umfeld der „Hausapotheke”, den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, als „Der Streichholzjunge” seine Familie durchbringen muss und Maskenbälle erstmals von „Jazzkapellen” begleitet werden. Entsprechend schlägt der Klavierbegleiter Fröbes, Walter Sahm, vergnüglich-schwermütige Salonmusik der 20er Jahre an.
Fröbes Lesung ist völlig unbefangen und von beeindruckender Vitalität und Beweglichkeit. Den betrunkenen Schauspieler in „Hamlets Geist” rülpst er mit einer Inbrunst, die ihresgleichen sucht, das „Hotelsolo für eine Männerstimme” hingegen, die Klage eines Verlassenen, weiß er still vor sich hinzujammern. Klug wiegt er einzelne Textpassagen gegeneinander ab, verschärft über Strophen hinweg das Tempo, um dann wieder einzelne Verse ruhig atmen zu lassen. Den Sachsen hört man ihm an keiner Stelle an, einzig mit „Frau Großhennig schreibt an ihren Sohn” erweist er seiner Heimat, die auch Erich Kästners war, seine Referenz. Gestochenes Hochdeutsch wäre hier wohl fehl am Platz: „Ach, Krauses älteste Tochter hat kürzlich ein Kind gekriegt!/ Wer der Vater ist, weiß kein Mensch. Und sie soll es selber nicht wissen./ Ob denn das wirklich bloß an der Gymnasialbildung liegt?”
TOBIAS LEHMKUHL
ERICH KÄSTNER: Lyrische Hausapotheke. Gelesen von Gert Fröbe. Kein und Aber Verlag, Zürich 2003. 1 CD, 34 Minuten, 17,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Herausgeber Salomon Korn hat die Rezension geschrieben. Er fragt sich zunächst, weshalb es ausgerechnet die Lyrik Erich Kästners war, die für das Ehepaar Reich-Ranicki im Warschauer Getto von so grosser Bedeutung war, und nicht etwa die "erhabene Lyrik" etwa von Eichendorff oder Rilke. Er erklärt sich dies so, dass Kästner in seiner "Lyrischen Hausapotheke" die Sorgen des Alltags benennt und gerade dieses Benennen möglicherweise geholfen hat, die Last einen Hauch erträglicher zu machen. Besonders aufschlussreich ist für ihn dabei sowohl die Auswahl Marcel Reich-Ranickis von 1941, wie auch die Anstreichungen von Tosia Reich-Ranickis aus der Zeit nach dem Krieg. Dies lasse einen Einblick in die jeweile "Seelenlage" zu. Tosia Reich-Ranicki bestätigt dies indirekt mit ihrer Anmerkung, dass sie sich bisweilen "`seelischen Nachhilfeunterricht von Erich Kästner`" erhofft hatte. Korn zeigt sich in seiner Rezension spürbar bewegt von dieser Faksimile-Ausgabe und der Geschichte dieses Heftes. Wichtig sei jedoch, dass man es nicht wörtlich, sondern vor allem "atmosphärisch" lese.

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»Schon der Text ist weitgehend zeitlos und aktuell. Das Ganze eine wunderschöne bibliografische Kostbarkeit. Und Recht hat er meistens, der alte Kästner.« nds - Die Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft, 6/12