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Eine kraftvolle Familiensaga über ein ganzes Jahrhundert.
Bei den Leondouris wird oft und ausgelassen gefeiert. Und immer, wenn alle Familienmitglieder um den reich gedeckten Tisch versammelt sind, erzählt die Hausherrin Edna mitreißende Episoden aus der wilden, ereignisreichen Familiengeschichte. Diese verweben sich mit den Biografien der um den Tisch versammelten zu einer kraftvollen Familiensaga, die vor dem Hintergrund der zur Metropole wachsenden Hafenstadt Boston spielt.

Produktbeschreibung
Eine kraftvolle Familiensaga über ein ganzes Jahrhundert.

Bei den Leondouris wird oft und ausgelassen gefeiert. Und immer, wenn alle Familienmitglieder um den reich gedeckten Tisch versammelt sind, erzählt die Hausherrin Edna mitreißende Episoden aus der wilden, ereignisreichen Familiengeschichte. Diese verweben sich mit den Biografien der um den Tisch versammelten zu einer kraftvollen Familiensaga, die vor dem Hintergrund der zur Metropole wachsenden Hafenstadt Boston spielt.
Autorenporträt
Anna Mitgutsch, 1948 in Linz geboren, unterrichtete Germanistik und amerikanische Literatur an österreichischen und amerikanischen Universitäten, lebte und arbeitete viele Jahre in den USA. Sie ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen und erhielt für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Solothurner Literaturpreis sowie jüngst den Adalbert-Stifter-Preis. Sie übersetzte Lyrik, verfasste Essays und zehn Romane, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2003

Die unmögliche Glücksaufgabe
Anna Mitgutschs Roman eines Kampfes um Familienerinnerung

Wer zufällig das Glossar aufschlägt, sieht schon an den hebräischen und amerikanischen Eintragungen, daß es um Integration geht. An drei Festen, einem österlichen Seder, einem Thanksgiving-Essen und einem Begräbnis, mit je einer Hauptfigur in drei großen Kapiteln, wird die Geschichte einer jüdischen Sippe, Abkömmlingen eines sephardisch-askenasischen Ehepaars, in der Nähe Bostons dargestellt, wobei dem Leser die komplizierten demographischen Gegebenheiten kundig und unauffällig eingeprägt werden, vom ursprünglich jüdischen Dorchester, aus dem sie von der einziehenden schwarzen Bevölkerung vertrieben werden, bis zum vornehmen Beacon Hill und den Küstenorten am Meer, das für alle Figuren eine bedeutsame seelische Rolle spielt.

Zuerst muß sich der Leser immer wieder an der genealogischen Tafel, die dem Roman vorangestellt ist, vergewissern, in welchem Verhältnis die über dreißig Personen zueinander stehen. Doch dann wird die Geschichte plötzlich furchtbar lebendig. Ein Unfall beraubt die Erzählerin ihrer Jugend und naiven Lebensfreude. Mit einem Mal werden die sich in der amerikanischen Gesellschaft zurechtfindenden Juden vor ethische Entscheidungen gestellt. Die Intensität der Darstellung steigert sich jedesmal, wenn existentielle Bedrohungen eintreten, und da es an diesen nicht mangelt, wird der tragische Urgrund des Lebens unter der scheinbar unbekümmerten Oberfläche sichtbar. In jeder der drei Protagonisten bewirkt Schmerz die Menschwerdung, und damit die allgemeine Gültigkeit dieses Prinzips deutlicher wird, handelt es sich um drei unterschiedliche Altersstufen, eine Achtundachtzigjährige, einen Sechsundfünfzigjährigen und ein Mädchen von zwanzig.

Im ganzen wird die Geschichte einer Auflösung erzählt. In dem Maße, wie die Generationen voranschreiten, verflüchtigt sich die Orthodoxie immer mehr, die religiösen Gebräuche trivialisieren sich, das jüdische Wissen wird karger, der Familienzusammenhalt lockert sich, schwindet. Auch die gewonnene Einhelligkeit mit der amerikanischen Ideologie wird in Frage gestellt. "The pursuit of happiness", die Suche nach Glück, in der Verfassung ausdrücklich verankert, sei kein "Recht", heißt es, "sondern eine unmögliche Aufgabe". Der Leser wird Zeuge eines Kampfes um die Erinnerung.

Das Buch erinnert an einen Kontrastroman, "The streets of yesterday" von Sylvia Tennenbaum. Was Anna Mitgutschs "Familienfest" jedoch voraushat, sind literarische Qualitäten: Stil, verhaltene Melancholie, lyrische Passagen, wundervolle Stimmungsbilder und Landschaftsbeschreibungen. Was den Roman vollends auszeichnet, geradezu zum wohltuenden Einzelfall macht, das ist die authentische jüdische Thematik, die ohne Holocaust und Antisemitismus auskommt.

EGON SCHWARZ

Anna Mitgutsch: "Familienfest". Roman. Luchterhand Literaturverlag, München 2003. 416 S., geb., 22,50 [Euro].

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"Anna Mitgutsch hat einen sehr weiblichen Roman geschrieben, wunderbar menschlich und tröstlich." INGEBORG SPERL, DER STANDARD