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Murakamis wundersame Welt - Gedichte aus drei Jahrzehnten
Neues aus der Feder des großen japanischen Erzählers: Zwei verliebte Teenager betrachten im Zoo ein junges Känguruh und entdecken in dessen Jugend sich selbst. Auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch streitet ein Mann mit dem Türhüter über das Passwort. Ein Nachtwächter entwickelt nach der Begegnung mit einem Geist Scheu vor Spiegeln. Diese und viele weitere zauberhafte Geschichten entführen den Leser in eine Welt voller Wunder und Absurditäten, eine Welt, die niemand kennt und die dennoch seltsam vertraut erscheint.

Produktbeschreibung
Murakamis wundersame Welt - Gedichte aus drei Jahrzehnten

Neues aus der Feder des großen japanischen Erzählers: Zwei verliebte Teenager betrachten im Zoo ein junges Känguruh und entdecken in dessen Jugend sich selbst. Auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch streitet ein Mann mit dem Türhüter über das Passwort. Ein Nachtwächter entwickelt nach der Begegnung mit einem Geist Scheu vor Spiegeln. Diese und viele weitere zauberhafte Geschichten entführen den Leser in eine Welt voller Wunder und Absurditäten, eine Welt, die niemand kennt und die dennoch seltsam vertraut erscheint.
Autorenporträt
Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.
Rezensionen
"Die helle Freude." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.12.2006

Der einbeinige Geist des Surfers
Abstauber des Surrealismus: Haruki Murakamis Erzählungen
Es ist so ähnlich wie bei einem Schnittmusterheft. Der japanische Bestsellerautor Haruki Murakami bietet in seinem neuen Erzählungsband „Blinde Weide, schlafende Frau” zwei Modelle in verschiedenen Ausstattungen. Variante Nummer 1: das luftige Sommerkleid für den Nachmittag, artig verspielt, zu allen Gelegenheiten tragbar. Variante Nummer 2: die verführerische Abendrobe mit tiefem Dekolletee, geheimnisvoll und voller Versprechungen. Variante Nummer 1 umfasst Geschichten, die in der Wirklichkeit verhaftet sind, häufig von Beziehungen handeln und einen offenen Schluss haben. Es geht zum Beispiel um ein Paar, das den richtigen Zeitpunkt für den ersten Sex verpasst und dieses Versäumnis nie wieder aufholen kann, obwohl es beide ein Leben lang beschäftigt. Oder es geht um die Liebe zwischen einem Nachwuchsautor und einer etwas älteren Frau, die dem blockierten Schriftsteller zwar mit Ideen für seine Arbeit auf die Sprünge hilft, aber keine engere Bindung eingehen will, weil ihr Beruf völlige Hingabe fordert. Erst nach ihrem Verschwinden findet der sehnsuchtsgeplagte Mann heraus, dass sie eine Fassadenartistin ist, die Seile zwischen Hochhäusern spannt.
Tiefschlafkost für Vielflieger
Variante Nummer 2 ist pointierter, in sich geschlossener und schwappt ins Mystische: sprechende Affen, Ehemänner aus Eis, Wiedergänger aus dem Totenreich, riesige „Knasperkrähen”, verantwortlich für Testserien von Süßigkeiten, und arme, alte Tanten, die einem ehrgeizigen Schriftsteller plötzlich auf dem Rücken wachsen, werden so behandelt, als seien sie normale Bestandteile der Realität. Oft lösen diese Erscheinungen bei den Protagonisten einen Bewusstseinswandel aus. Das gilt für die Protagonistin in der Erzählung „Hanalei Bay”, deren Sohn durch einen Surfunfall auf Hawai zu Tode kommt, woraufhin sie alljährlich ihren Urlaub dort verbringt. Eines Tages lernt sie zwei japanische Jugendliche kennen, die ihr von einem einbeinigen Surfer erzählen – es ist der Geist ihres Sohnes. Ganz ähnlich verhält es sich mit einer Frau, die Mizuki heißt und plötzlich dauernd ihren eigenen Namen vergisst. Eine Psychotherapeutin entdeckt die Ursache: In ihrer Jugend war Mizuki von einer Schulwohnheimkollegin deren Namensschild zur Aufbewahrung übergeben worden. Kurz darauf bringt sich das Mädchen um. Ein namensschildsüchtiger Affe liebte die Selbstmörderin so innig, dass er Jahrzehnte später das Schildchen entwendet und dadurch die Vergesslichkeit der Frau provoziert. Als sich der Diebstahl aufklärt und der Affe gestellt wird – er ist der menschlichen Sprache mächtig und ein sympathischer Zeitgenosse – überwindet Mizuki ihre Gedächtnisschwäche.
Vierundzwanzig Erzählungen aus drei Jahrzehnten versammelt Murakami in seinem neuen Band. Zum Teil sind sie aus Lockerungsgründen zwischen größeren Projekten entstanden, zum Teil handelt es sich um Geschichten mit thematischen Vorgaben für Anthologien. Trotz einiger handwerklich ganz ordentlich gearbeiteter Erzählungen stellt sich mehrfach der Eindruck ein, es eher mit einer Art Skizzenbuch zu tun zu haben als mit ausgereiften Texten. Wenn aber jemand so berühmt ist wie der 1949 in Kyoto geborene Murakami, finden auch Fingerübungen eine Leserschaft. Der Japaner ist längst eine international eingeführte Marke, seine Bücher funktionieren rund um den Erdball, als Teil jener Sphäre, die man „globalesische” nennen könnte.
Die literarische Ausprägung der Bagel-Latte-Macchiato-Sushi-Kultur enthält von allem ein bisschen und nichts richtig, ist überschaubar konstruiert, sprachlich ohne jeden Widerhaken und ideal für Flughafenwartezeiten. Handlungsorte sind oft austauschbar, landestypische Einschläge weist sie mehr um der Exotik willen auf. Sie stellt keine größeren Herausforderungen an ihre Leser, vermittelt aber das gute Gefühl, an Kultur zu partizipieren und hat eine erbauliche Wirkung.
Eine diffus geheimnisvolle, diffus spirituelle Grundstimmung, das ist, in der programmatischen Titelgeschichte, Murakamis Logo: Der Ich-Erzähler begleitet seinen Cousin zu einer Untersuchung ins Krankenhaus und erinnert sich an einen viele Jahre zurückliegenden Krankenhausbesuch, den er gemeinsam mit seinem besten Freund bei dessen Freundin absolvierte. Die Freundin zeichnete auf eine Papierserviette „blinde Weiden”, deren Blütenstaub bei Frauen Tiefschlaf auslöst. Die Eigenart dieser blinden Weiden bestünde darin, phantasierte das Mädchen, dass sie nicht in die Höhe, sondern nur unterirdisch wachsen und immer tiefer in den Boden stoßen, genährt von der Dunkelheit.
„Für ein paar Sekunden stand ich an einem dämmrigen seltsamen Ort, wo die Dinge, die ich sehen konnte, nicht existierten, wohl aber die unsichtbaren”, schwadroniert der Protagonist. Die blinden Weiden und der Schlaf der Frauen sind Chiffren für Murakamis Koketterie mit dem Untergründigen und Dunklen. Aber mit den Virtuosen des Übersinnlichen von Cortázar über Onetti bis zu Gianni Celati kann es der japanische Publikumsliebling nicht aufnehmen. Murakami ist Flughafenkost. MAIKE ALBATH
HARUKI MURAKAMI: Blinde Weide, schlafende Frau. Erzählungen. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Dumont Literatur und Kunstverlag, Köln 2006. 416 Seiten, 22, 90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eher kritisch betrachtet Maike Albath diese 24 Erzählungen Haruki Murakamis aus drei Jahrzehnten. Neben realistischen Beziehungsgeschichten findet sie in dem Band eine Reihe surrealistisch angehauchter, bisweilen auch mystisch anmutender Erzählungen, in denen sprechende Affen, Ehemänner aus Eis oder auf dem Kopf eines Schriftstellers wachsende alte Tanten ein Rolle spielen. Zwar scheinen ihr ein paar Geschichten handwerklich durchaus gut gemacht. Im Grunde hat sie aber den Eindruck, es vor allem mit Skizzen und Fingerübungen zu tun zu haben, die ob der Berühmtheit des Autors eben auf den Markt geworfen werden müssen. Überhaupt macht Albath aus ihrem Zweifel an Murakamis literarischer Bedeutung keinen Hehl, betrachtet sie seine Produktion doch als "literarische Ausprägung der Bagel-Latte-Macchiato-Sushi-Kultur": übersichtlich, für jeden was dabei, von allem etwas drin, sprachlich geschmeidig. Mit einem Wort: "ideal für Flughafenwartezeiten".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eigentlich sollte man Murakamis Bücher ein Leben lang lesen können, täglich, immer, ohne Ende ..." Sibylle Berg, DIE WELT "Die helle Freude." FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG