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Ein Haus in Italien bauen? Prima! Aber ohne Baugenehmigung? Eine Alptraum-Komödie aus dem Land, in dem angeblich die Zitronen blühen.
Vor 10 Jahren gingen sie daran, ihren Traum wahr zu machen. Sven Severin und seine Lebensgefährtin Susanne Schmidt, beide Freiberufler aus der Filmbranche, kauften ein Grundstück am Rand von Rom - groß, mit Blick auf die Stadt, sanft abfallend, bestanden mit Eichen und Olivenbäumen. Der entscheidende Nachteil: es war Ackerland, das nicht bebaut werden durfte. Doch die beiden taten etwas, was mancher Italiener tut, Ausländer aber lieber nicht tun sollten: Sie…mehr

Produktbeschreibung
Ein Haus in Italien bauen? Prima! Aber ohne Baugenehmigung? Eine Alptraum-Komödie aus dem Land, in dem angeblich die Zitronen blühen.

Vor 10 Jahren gingen sie daran, ihren Traum wahr zu machen. Sven Severin und seine Lebensgefährtin Susanne Schmidt, beide Freiberufler aus der Filmbranche, kauften ein Grundstück am Rand von Rom - groß, mit Blick auf die Stadt, sanft abfallend, bestanden mit Eichen und Olivenbäumen. Der entscheidende Nachteil: es war Ackerland, das nicht bebaut werden durfte. Doch die beiden taten etwas, was mancher Italiener tut, Ausländer aber lieber nicht tun sollten: Sie bauten ihr Haus trotzdem. Damit beginnt eine hochdramatische und rasend komische Abenteuergeschichte. Ein Wettlauf gegen Bürokratie, Carabinieri und Abrissbagger, die das Haus vom Baubeginn an bedrohen. Die beiden machen heftige Erfahrungen: Mit solidarischen Nachbarn, der klangvollen Sprache, der köstlichen Küche, der abgründigen Politik - namentlich unter einem gewissen Herrn Berlusconi - und ihrer eigenen deutschen Seele. Und sie lernen, wie lange ein Fundament braucht, bis es trocken ist, wie man eine Sickergrube baut und wo es die günstigsten Dachziegel in Rom gibt. Nebenbei erfährt der Leser manchen römischen Geheimtipp und genau die Pasta-Rezepte, die einen auch aus ausweglosen Lebenssituationen retten.
Autorenporträt
Severin, SvenSven Severin, Jahrgang 1941, in Breslau (jetzt Wrozlaw) geboren, gelernter Fotograf, Musikstudium, Film- und Bühnenregisseur und -autor, lebt seit 1979 in Rom.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2003

Hinein ins Wolfsmaul!
Susanne Schmidt und Sven Severin bauen ein Haus bei Rom und kochen dabei
Geschichten, die vom Häuserbauen in einem schönen Land handeln, haben meistens die Botschaft, dass man sich schon beim Kauf der Immobilie eine andere, jedenfalls von großer Leichtigkeit getragene Lebensweise angelacht hat. Es wird von sanften Hügeln gefaselt, von Sandsteinmeditationen geschwärmt und getöpfert, was das Zeug hält, damit die geschundene deutsche Seele endlich im mediterranen Traum vom Glück aufgeht.
Der Bericht von Susanne Schmidt und Sven Severin handelt auch von einem solchen Traum. Aber er schildert vor allem den Weg dahin, und der ist so steinig wie eine Baugrube. „Spaghetti im Rohbau” ist die Chronik eines illegalen Häuserbaus in einem Vorort von Rom. Und es ist die – offenbar wahre – Geschichte eines deutsche Paares, das sich in einem von absurden bürokratischen Fallstricken verseuchten Italien behauptet.
Die Geschichte dieser Italiensehnsucht mit Hindernissen beginnt für Susanne und Sven in den achtziger Jahren. Die spätere Drehbuchautorin verliebt sich in den mehr oder weniger erfolgreichen Filmemacher. 1985 verleben die beiden ein paar Monate in einem relativ undichten alten Bauernhaus, zusammen mit einem dem alternativen Leben verpflichteten Pärchen, das aggressive Hühner züchtet.
Den beiden Italienliebenden wird das deutsche Land irgendwann zu eng, zumal auch die Aufträge der Filmbranche alles andere als ausreichend sind. Der Gedanke, ein eigenes Heim zu bauen, lange als bürgerlich und kleinkariert verworfen, gewinnt an Attraktivität. Und irgendwann kaufen sich Severin und Schmidt ein kleines Grundstück in Italien, mit herrlichem Blick auf Rom, Olivenbäumen und allem, was zählt, wenn man hier leben will. Hinzukommen natürlich noch die nötigen Hilfswilligen. Im Buch sind es Vito der Sarde und Angelo der Gärtner. Sie sind bereit, das zu tun, was in Italien verboten ist, aber von unzähligen Eigenheimbesitzern trotzdem gemacht wird: Schwarzbauen. „Am Samstag ging es ab in die Illegalität”, und die Nachbarn halten für die frisch eingereisten Gesetzesbrecher ein schönes Grußwort bereit: In bocca al lupu, das heißt „Hinein ins Wolfsmaul”. Genau so empfinden Severin und Schmidt auch das offizielle Italien der neunziger Jahre: Korruption und Schmiergeldaffären wo man hinschaut, im Staat – Andreotti, Fiat Olivetti, das zieht sich hin bis zum Machtantritt Berlusconis, von dessen eine kleine Chronik am Ende des Buches zeugt.
Das Schöne an dem ganzen Dilemma ist, dass den Protagonisten und ihren italienischen Freunden nie der Appetit vergeht. Im Gegenteil: Sie entschädigen sich für die Zumutungen mit ausgeklügelten Pastagerichten, deren Rezepte alle paar Seiten in schöner Ausführlichkeit vorgestellt werden.
„Spaghetti im Rohbau” (Foto: Verlag) ist deshalb so schön zu lesen, weil es so gut gelaunt die Geschichte eines ständig vom Scheitern bedrohten Kampfes gegen den bürokratischen Starrsinn eines Landes erzählt, von dem man eigentlich nur die Prosecco-Seite kennt. Sollte man jetzt davon Abstand nehmen, ein Haus in Italien zu bauen? Keineswegs, denn es hat ja am Ende alles funktioniert und der Hausbau wird nachträglich legalisiert. Und wo gibt es in Europa heute noch Abenteuer wie dieses?
HILMAR KLUTE
SUSANNE SCHMIDT, SVEN SEVERIN: Spaghetti im Rohbau – ein italienisches Abenteuer, Verlag Kiepenheuer& Witsch, Köln 2003, 280 Seiten, 8,90 Euro
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