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Das närrischste und heiterste Buch des emilianischen Erzählers. Bisher 22.000 verkaufte Exemplare!Ein fabelhaftes Fabelbuch aus Italien, voller Sprichwörter und Lebensweisheiten. Und voller Idioten, die der Wirklichkeit mit Feuer und Mathematik zu begegnen suchen, die die Geschwindigkeit ablehnen oder sich in die Lüfte erheben wollen, die einen zu kleinen Kopf oder ein zu großes Herz haben, sich für Maler, Schriftsteller oder Nutten halten, für verdoppelt, verteufelt oder verzwergt. Kurz: Leute wie du und ich.

Produktbeschreibung
Das närrischste und heiterste Buch des emilianischen Erzählers. Bisher 22.000 verkaufte Exemplare!Ein fabelhaftes Fabelbuch aus Italien, voller Sprichwörter und Lebensweisheiten. Und voller Idioten, die der Wirklichkeit mit Feuer und Mathematik zu begegnen suchen, die die Geschwindigkeit ablehnen oder sich in die Lüfte erheben wollen, die einen zu kleinen Kopf oder ein zu großes Herz haben, sich für Maler, Schriftsteller oder Nutten halten, für verdoppelt, verteufelt oder verzwergt. Kurz: Leute wie du und ich.
Autorenporträt
Ermanno Cavazzoni wurde 1947 in Reggio Emilia geboren und lebt in Bologna.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.07.2020

Die besten
Seiten
des Sommers
Karnevalsnase nie
mehr abnehmen
In diesem Jahr ist alles anders, manches
aber gar nicht so sehr: Die Zeit im
Strandkorb, auf der Wiese am See, am Fluss, im Park,
auf dem Balkon oder im Schwimmbad
verbringt man am besten mit aufregenden Büchern.
18 SZ-Autoren empfehlen die passende
Ferienlektüre
Ermanno Cavazzoni:
Kurze Lebensläufe
der Idioten.
Kalendergeschichten.
Wagenbach, Berlin
2005. 140 Seiten,
9,90 Euro.
Der Verleger Klaus Wagenbach, der gerade 90 geworden ist, betreibt unter anderem Importhandel. Er hat einen Narren an Italien gefressen und – in schwarzen Quartheften, mal auch in Hellblau mit dottergelbem Vorsatzblatt, meist übersetzt von Marianne Schneider – ein besonders schönes Genre auf Deutsch gedruckt: Die merkwürdige norditalienische Kurzgeschichte. Von der nordamerikanischen Kurzgeschichte unterscheidet sie sich grundlegend, vielleicht weil der Nebel am großen Fluss Po die Geräusche schluckt, man weiß es nicht. Sicher aber ist, dass diese „Erzähler der Ebenen“ (wie der leider vergriffene Band von Gianni Celati heißt, einem Meister des Genres) ein dem Leser davor unbekanntes Land behausen. Es geht sehr realistisch und zugleich geheimnisvoll zu in diesem Land, von dem auch Ermanno Cavazzoni in „Kurze Lebensläufe der Idioten“ erzählt. Cavazzoni hat unter anderem das Drehbuch für Fellinis letzten Film „Stimme des Mondes“ geschrieben; seine „Idioten“ sind hochempfindsame, aber komplett theatralische Personen, würde man sagen – wenn nicht ihnen allen so völlig der Sinn dafür fehlen würde, dass es ungewöhnlich ist, die Karnevalsnase nicht mehr abzulegen, dem Schweigen von Eisen einen Vorwurf zu entnehmen oder sich vor der Geschwindigkeit der Erde zu fürchten. Festhalten und furchtlos wiederentdecken!
CLAUDIA TIESCHKY
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.1995

Bibliothek der Folterknechte
Nachsitzen mit Ermanno Cavazzoni: "Mitternachtsabitur"

Bislang konnte das deutsche Publikum den poetischen Phantasmagorien dieses Autors lediglich auf der Kinoleinwand begegnen. Sein erster Roman "Il poema dei lunatici", 1987 im italienischen Original erschienen und inzwischen in mehr als ein Dutzend Sprachen - außer ins Deutsche - übersetzt, diente Federico Fellinis Film "Die Stimme des Mondes" als literarische Vorlage. Jetzt bemühen sich gleich zwei Verlage darum, Ermanno Cavazzoni diesseits der Alpen bekannt zu machen - und das ist zu begrüßen.

Ein Höllenfeuerwerk aus bizarren Bildern entfacht Cavazzoni in seinem 1991 erschienenen Roman, der wörtlich übersetzt "Die Versuchungen des Hieronymus" heißt, in der deutschen Ausgabe aber den etwas faden Titel "Mitternachtsabitur" verpaßt bekommen hat. Zu mitternächtlicher Stunde läßt der Autor diesen Hieronymus mit heftigem Zahnweh und dem Einfall aus dem Schlaf hochschrecken, daß er am nächsten Morgen seine Abiturprüfung zu wiederholen habe. Aber anstelle der Apotheke, die bisher im Erdgeschoß seines Hauses gewesen ist, findet er den schäbigen Eingang zu einer öffentlichen Bibliothek vor, in die ein Häuflein von barfüßigen Gestalten in Schlafanzügen gerade Einlaß begehrt.

Diese Wissensdurstigen, denen sich Hieronymus traumwandlerisch anschließt, erwartet hinter den Mauern eher eine havarierte Arche Noah, ein dubioses Nachtasyl oder dunkles Verlies als eine Bücherei. Allerlei Getier - von Maden über Ratten bis zu veritablen Zwerggiraffen - kreucht unter halbverfallenen Bücherregalen hervor. Und was den Besuchern, vornehmlich verschrobene Professoren und starkbehaarte Studienrätinnen, hier nächtens widerfährt, erinnert an die albtraumhaften Visionen eines Bosch oder Höllen-Breughel.

Da ein geordneter Bilbiotheksbetrieb in diesem Durcheinander nicht aufrechtzuerhalten wäre, vertreiben sich die Angestellten ihre Dienstzeit mit ausgesuchten Grausamkeiten. Mit der kindlichen Freude Debiler rücken sie den über ihre Bücher Gebeugten mit Zangen, Nadeln und brennenden Feuerzeugen zu Leibe. Endlos taumelt der Leser an der Seite des Protagonisten, der auf der erfolglosen Suche nach Lektüre für sein Prüfungsthema ist, durch infernalische Bilderwelten. Anleihen bei Eco verdankt der Roman einige seiner Motive. Von einem theoretischen Überbau kann bei Cavazzoni jedoch keine Rede sein.

Nach der eher schweren Kost, die die Lektüre von "Mitternachtsabitur" bereitet, wirken Cavazzonis "Kurze Lebensläufe der Idioten", im Original erst in diesem Jahr erschienen, geradezu wohltuend. Zwar werden auch hier reichlich Absonderlichkeiten serviert, diesmal aber in kleinen Portionen. Die Kurzprosa ermöglicht es Cavazzoni offensichtlich, seine überschäumende Phantasie zu bändigen.

Dem Monatsblatt eines Heiligenkalenders nachempfunden, schildert er in einundreißig Geschichten die Viten von komischen Käuzen. Mit den Heiligen vergangener Tage haben sie Visionen und übernatürliche Erscheinungen gemein, für die die Mitmenschen wenig Verständnis aufbringen. Doch diese Gesichte erweisen sich als fatale Heimsuchungen, die rasch zu Zwangsneurosen und psychotischen Wahnvorstellungen anwachsen. Wie im Fall eines Marxisten, der an der Theorie brütet, daß die Heiligen Drei Könige in Raketen auf die Erde kamen. Ein anderer will nach dem Karneval 1956 seine Pappnase partout nicht mehr absetzen, bis sie ihm schließlich abblättert.

Auch die Einzelschicksale ganz normaler Dorftrottel, unfreiwilliger Pyromanen, geistig überforderter Autofahrer, emsiger Erfinder und mathematischer Genies kommen zur Sprache. Am jeweils siebten Tag wird über skurrile Selbstmordversuche berichtet, die oft ein unerwartetes Ende nehmen: "Ein Geflügelhändler, der wegen der Steuern verzweifelt und fest entschlossen war, Schluß zu machen, legte sich am neunten Juni auf die Eisenbahnschienen und blieb vier Stunden liegen. Schließlich kam der Zug und entgleiste beim Bremsen. Im Zug war ein Herzkranker, der dabei einen Kollaps bekam und starb."

Ihren Witz und ästhetischen Reiz beziehen diese Geschichten vor allem aus der lakonischen Sprache, in der selbst das Abstruseste protokollartig vermeldet wird. Mancher deutsche Leser wird sich bei der Lektüre an "Lieblose Legenden" Wolfgang Hildesheimers oder Geschichten Peter Bichsels erinnert fühlen. Wem überdies die meist letal endenden bösen Späße der Monty-Python-Truppe Vergnügen bereiten, der wird bei Cavazzoni auf seine Kosten kommen. THOMAS DIECKS

Ermanno Cavazzoni: "Mitternachtsabitur". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Marianne Schneider. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1994. 224 S., geb., 36,- DM.

Ermanno Cavazzoni: "Kurze Lebensläufe der Idioten". Kalendergeschichten. Aus dem Italienischen übersetzt von Marianne Schneider. Wagenbach Verlag, Berlin 1994. 126 S., br., 24,80 DM.

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"Don Camillo im Kleinformat." (STZ)