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Der Schriftsteller Waclaw Slovacki ist auf der Suche nach der Frau, die er einst liebte und die im faschistischen Portugal unter Salazar spurlos verschwand. Zwischen Lissabon, Macao und Neapel sucht er jene, die Isabel kannten - darunter ihre Kinderfrau, ein philosophierender Fotograf und ein Dichter, mehr Geist als Mensch. Doch ist die Geschichte eines Menschen auch seine Wahrheit? Und Isabel am Ende nur der Traum eines Dichters? Dieser Roman aus Tabucchis Nachlass ist so kunstvoll wie bewegend, ein Verwirrspiel aus Wahrheit und Erzählung über die Sehnsucht, der Wirklichkeit durch Geschichten ein Gesicht zu geben.…mehr

Produktbeschreibung
Der Schriftsteller Waclaw Slovacki ist auf der Suche nach der Frau, die er einst liebte und die im faschistischen Portugal unter Salazar spurlos verschwand. Zwischen Lissabon, Macao und Neapel sucht er jene, die Isabel kannten - darunter ihre Kinderfrau, ein philosophierender Fotograf und ein Dichter, mehr Geist als Mensch. Doch ist die Geschichte eines Menschen auch seine Wahrheit? Und Isabel am Ende nur der Traum eines Dichters? Dieser Roman aus Tabucchis Nachlass ist so kunstvoll wie bewegend, ein Verwirrspiel aus Wahrheit und Erzählung über die Sehnsucht, der Wirklichkeit durch Geschichten ein Gesicht zu geben.
Autorenporträt
Antonio Tabucchi (1943-2012), eine der bedeutendsten Stimmen der europäischen Literatur, war Autor von Romanen, Kurzgeschichten, Essays und Bühnenstücken und Herausgeber der italienischen Ausgabe der Werke Fernando Pessoas. Er lehrte Portugiesische Sprache und Literatur und schrieb für zahlreiche italienische und ausländische Zeitungen. Sein Werk wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt und mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, darunter der Premio Campiello, der Prix Médicis Etranger, der Prix Européen de Littérature und der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur. Bei Hanser erschienen u.a. Lissabonner Requiem (2002), Es wird immer später (Roman in Briefform, 2002), Tristano stirbt (Roman, 2005), Die Zeit altert schnell (Erzählungen, 2010), Die Autobiographien der anderen (Über die Bücher und das Leben, Edition Akzente 2013), Für Isabel (Ein Mandala, 2014), Reisen und andere Reisen (2016) und Geschichten zu Bildern (2019).

Karin Fleischanderl, 1960 in Steyr geboren, ist Publizistin, Übersetzerin und Lehrbeauftragte an der Universität Klagenfurt. Seit 2009 ist sie Jurorin beim Bachmannpreis. Sie übertrug u.a. Gesualdo Buffalino, Daniele del Guidice, Luigi Malerba, Alberto Savinio und Antonio Tabucchi.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Niklas Bender verweist auf den Charakter der Publikation, ein posthumer Text, den der Autor nicht mehr überarbeiten konnte. Dass der kleine Roman von Antonio Tabucchi dennoch kein Fragment ist, sondern ein stilistisch stimmiger Text, teilt uns der Rezensent allerdings auch mit. Die Geschichte einer jungen Portugiesin im Widerstand, die auf rätselhafte Weise verschwindet, bleibt aber offen, so Bender weiter. Auf viele Fragen gebe der Text keine Antwort. Das Einzirkeln der Umstände mittels Zeitschichten und Empfindungen verschiedener Figuren ist laut Bender ein bevorzugtes Gebiet dieses Autors. So weit, so gut. Wenn Tabucchi im Buch aber eine Fledermaus sprechen lässt und die Unschärfe allzu arg vorantreibt, verliert der Rezensent beinahe den Faden beziehungsweise das Interesse.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2014

Der Detektiv aus dem Sternbild des Großen Hundes
Neun Figuren suchen nach einer Frau: Antonio Tabucchis Roman "Für Isabel", die erste Veröffentlichung aus dem Nachlass des Autors

Zeit ist ein ebenso kostbarer wie unbeständiger Stoff: Seine Konsistenz ändert sich mit dem Bewusstsein, durch das man ihn filtert. Der italienische Romancier, Literaturwissenschaftler und Übersetzer Antonio Tabucchi (1943 bis 2012) war nicht nur ein findiger Goldschürfer der Zeit, er hat auch die unterschiedlichsten Bewusstseinsfilter ausprobiert. Die Figuren, die er in Romanen und Erzählungen geschaffen hat, geben einen Rhythmus vor: Ihre Monologe, Erklärungen, Geständnisse, Vermächtnisse gehorchen ureigenen Gesetzen, die den Leser durch starke temporale Erfahrungen führen.

Etwas mehr als zwei Jahre nach Tabucchis Tod ist mit "Für Isabel. Ein Mandala" der erste postume Text des Autors auf Deutsch erschienen. Es handelt sich nach seinen eigenen Worten um einen "sonderbaren Roman", den er 1996 in seinem Geburtsort Vecchiano (bei Pisa) zu einem vorläufigen Abschluss gebracht hat - die intendierte Überarbeitung hat Tabucchi nicht mehr vorgenommen, die Verlage Feltrinelli und hierzulande Hanser haben die Schubladenfassung publiziert. "Für Isabel" ist dennoch kein Fragment, sondern auf den ersten Blick ein weitgehend abgeschlossener und stilistisch stimmiger Text.

Erzählt wird von der Suche nach Isabel, einer jungen Portugiesin aus gutem Hause, die während der Diktatur studiert hat, in den kommunistischen Widerstand eingetreten und schließlich verschwunden ist. Gestorben? Untergetaucht? Ausgewandert? Der Roman gibt auf diese Fragen keine Antwort. Der Untertitel "Ein Mandala" verweist auf die Näherungsmethode: Der Ich-Erzähler zirkelt die Verschwundene (Tarnname: Magda) in Kreisen ein, die im Unterschied zum Mandala aber konzentrisch angelegt sind - "eine Kunstform wie viele andere auch", wie es an einer Stelle heißt.

Es kommen neun verschiedene Personen zu Wort: die Jugendfreundin, die Kinderfrau, der Gefängniswärter und so weiter, von Amarante (Nordportugal) über Lissabon und Macao bis nach Italien. Jede Figur bestreitet eine Binnenerzählung, mit ihr taucht der Leser ein in je zwei Existenzen, die Zeitschichten und -empfindungen, aus denen sie bestehen: Die Figuren geben ebenso viel über sich selbst preis wie über Isabel. Tabucchi entwirft nebenbei und im Negativ neun starke Charakterbilder.

Weniger fassbar ist allerdings der eigenmächtige Detektiv, Waclaw Slowacki, den seine Freunde nur Tadeus nennen. Er ist polnischer Herkunft und anscheinend ein ehemaliger Liebhaber aus Isabels Studienzeit; die Frage steht im Raum, ob sie damals von ihm schwanger wurde. So weit, so gut: Tabucchi ist ein großer Porträtist unsicherer Identitäten, wie Michael Krüger in seinem schönen Nachwort, das zugleich ein persönlicher Nachruf ist, zu Recht betont. Dieser Autor entwirft seine Figuren immer, um ihre Unbestimmtheit zu porträtieren: Seine Kunst besteht paradoxerweise darin, eine möglichst scharfe Unschärfe zu erzeugen.

In "Für Isabel" geht Tabucchi weiter. Slowacki behauptet, aus "der Gegend von Sirius" zu stammen, im Sternbild des Großen Hundes. Damit wird eine esoterische Ebene aufgemacht, die besonders gegen Ende überwiegt. Auf einmal spricht eine Fledermaus: "Hallo, Schöner, hast du Kontakt aufgenommen? Es war Magdas Stimme." Ein Opium rauchender Dichter hilft dem Suchenden auf visionäre Weise weiter. Das Ende wird vollends zum Totengespräch, es geht darum, dass der Mittelpunkt des einen das Nichts des anderen sei, dass Absolution erteilt wird; ein Geigenspieler mit weißem Zylinder macht den postkatholischen Zeremonienmeister.

"Mandalas muss man deuten" heißt es in einer Episode des Romans, die in den Schweizer Alpen spielt und im Zeichen von Hermann Hesse steht. An Letzteren erinnert der Roman denn auch ein wenig, wenngleich Tabucchi dem Verfasser des "Glasperlenspiels" den nüchternen Stil und eine treffsichere Ironie voraushat; anders als der vormalige Herr Xavier, jetzt ein östlicher Weisheitslehrer, will der italienische Schriftsteller sicher nicht "den Guru spielen". Dennoch, Tabucchi wagt sich in ein schwammiges Terrain, das seinen etwas konturlosen Figuren nicht immer guttut. Unschärfe zeigt sich am besten vor einem scharf konturierten Hintergrund. Man kann nur vermuten, dass eine letzte Fassung, die der Autor selbst publiziert hätte, dieser simplen Einsicht stärker Rechnung getragen hätte.

NIKLAS BENDER

Antonio Tabucchi: "Für Isabel. Ein Mandala". Roman.

Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Mit einem Nachwort von Michael Krüger. Carl Hanser Verlag, München 2014. 176 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.11.2015

NEUE TASCHENBÜCHER
Neun Kapitel
ziehen ihre Kreise
Ein Mann sucht eine Frau – das reicht oft schon für eine gute Erzählung. Auch dem 2012 gestorbenen Antonio Tabucchi genügt diese Minimalanordnung in seinem nachgelassenen Roman „Für Isabel“, um ein filigranes, aber unkompliziertes Kunstwerk zu entfalten. Ein polnischer Autor sucht seine Jugendfreundin Isabel, die vor vielen Jahren als Widerstandskämpferin in den Wirren der Diktatur Salazars verschwunden ist. Er trifft Menschen, die sie kannten, als er sie schon aus den Augen verloren hatte. In den Gesprächen spiegelt sich die gesuchte Isabel in jedem Kapitel in einer anderen Facette.
  Der kleine Roman hat den Untertitel „Ein Mandala“, aber Tabucchi schwelgt nicht in Ethno-Kitsch, sondern lässt den Autor in neun Kapiteln Kreise um Isabel ziehen. Virtuos wiederholt er in fast jedem Satz Motive aus anderen Kapiteln: Indien und China, Fotografie, Literatur, Rauschmittel und Tabucchis große Liebe – Lissabon. „Ich trinke Absinth, antwortete ich, aber ohne Eis, davor habe ich einen Wodka getrunken, wahrscheinlich eine tödliche Mischung.“ Am Ende entsteht ein Bild: ohne Zukunft, ohne Vergangenheit und von rätselhafter Schönheit.  NICOLAS FREUND
Antonio Tabucchi: Für Isabel. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Nachwort von Michael Krüger. dtv, München 2015. 176 Seiten, 9,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Da ist er noch einmal: der zauberische Tabucchi-Ton, romantisch und ironisch-unwirsch zugleich, darstellungsgenau und doch so manches auch im poetisch Ungefähren lassend." Marko Martin, Die Welt, 31.05.14

"Sein Roman erinnert an den Klang von portugiesischer Musik. Ein Geschenk für Tabucchi-Leser." Annemarie Stoltenberg, NDR, 29.04.14

"Seine Schönheit gewinnt dieses Buch aus der Atmosphäre, die Tabucchi zu erzeugen versteht." Maike Albath, Neue Zürcher Zeitung, 14.05.14

"Intensive Literatur." Konrad Holzer, Buchkultur, August/September 2014