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Die schöne Andre bricht in das Leben von vier Freunden ein und verändert es für immer. Im Turin der 1970er Jahre wachsen Bobby, Luca, Santo und der namenlose Erzähler im katholisch-kleinbürgerlichen Milieu auf. Fromm und verklemmt wie ihre Eltern gehen die jungen Männer in die Kirche und halten sich von Frauen fern. Bis die verführerische Andre auftaucht, die sich nicht schämt, ihren Reichtum und ihre Sexualität zu zeigen. Einen nach dem anderen zieht sie in ihren Bann, und Religion und Moral verlieren im Nu an Bedeutung. Alessandro Baricco, eine der großen Figuren der Literatur in Italien,…mehr

Produktbeschreibung
Die schöne Andre bricht in das Leben von vier Freunden ein und verändert es für immer. Im Turin der 1970er Jahre wachsen Bobby, Luca, Santo und der namenlose Erzähler im katholisch-kleinbürgerlichen Milieu auf. Fromm und verklemmt wie ihre Eltern gehen die jungen Männer in die Kirche und halten sich von Frauen fern. Bis die verführerische Andre auftaucht, die sich nicht schämt, ihren Reichtum und ihre Sexualität zu zeigen. Einen nach dem anderen zieht sie in ihren Bann, und Religion und Moral verlieren im Nu an Bedeutung. Alessandro Baricco, eine der großen Figuren der Literatur in Italien, zeichnet das Porträt einer Generation, die an Gott und der Tradition zweifelt, vor allem aber an sich selbst.
Autorenporträt
Baricco, Alessandro
Alessandro Baricco, 1958 in Turin geboren, studierte Philosophie und Musikwissenschaft. Er ist Mitherausgeber verschiedener Literaturzeitschriften und von La Repubblica. 1994 gründete Baricco zusammen mit Freunden die Scuola Holden, eine Privatuniversität, an der er kreatives Schreiben unterrichtet. Neben seinen Romanen hat Baricco zahlreiche Essays, Erzählungen und Theaterstücke verfasst. Er wurde mit dem Premio Campiello, dem Premio Viareggio und dem Prix Médicis Étranger ausgezeichnet. Sein Werk erscheint in zahlreichen Sprachen. Der Roman Novecento wurde 1999 unter dem Titel Die Legende vom Ozeanpianisten von Giuseppe Tornatore, Seide 2007 von François Girard verfilmt. Bei Hanser erschienen zuletzt Diese Geschichte (Roman, 2008), Land aus Glas (Neuausgabe 2009), Seide (Roman, 2011) und So sprach Achill. Die Ilias nacherzählt von Alessandro Baricco (2011).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

In Italien ist Alessandro Baricco nicht bloß ein bekannter Schriftsteller, sondern als TV-Moderator ein omnipräsenter Medienstar, weiß Franz Haas. Was den Rezensenten an Bariccos neuestem Roman "Emmaus" am meisten überzeugt, ist das Milieu: streng katholische Jugendliche im Turin der "gar nicht so wilden" Siebziger, die durch eine verführerische Fremde in ihrem Glauben und Weltbild erschüttert werden. Die Lebenswirklichkeit dieser Jugendlichen trifft der Autor präzise, findet Haas, bemängelt jedoch, dass der Autor nicht immer den richtigen Ton trifft, wenn er die Denkräume seiner Protagonisten wiedergibt und sie beispielsweise über das "Eindringen des Absurden in die Geometrie des gesunden Menschenverstands" philosophieren lässt. Ein Vorwurf, den der Rezensent ausdrücklich nicht an die "tadellose Übersetzerin" Annette Kopetzki gerichtet verstanden wissen möchte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2013

Unfrei von Sünde
Alessandro Bariccos Roman
über das Ende einer Kindheit
Die Freunde Bobby, Luca, Santo und der Erzähler in Alessandro Bariccos neuem Roman „Emmaus“ wachsen in den Siebzigerjahren in einer traditionellen Welt auf, in der es zur verordneten Normalität gehört, streng gläubig zu sein. Der Katholizismus ist ein Korsett, das ihnen mit der Geburt angelegt wurde und irgendwann die Luft zum Atmen nimmt. Die Jungen haben eine Rock-Band, die in der Kirche christliche Lieder spielt; sie glauben an den heiligen Auftrag, Dahinsiechende in einem Turiner Krankenhaus zu pflegen, und sie wissen eigentlich nicht, was sie tun. Sechzehn oder siebzehn sind sie – „doch das ist uns kaum bewusst, ein anderes Alter können wir uns nicht vorstellen: Von der Vergangenheit wissen wir fast nichts.“
  Von der Vergangenheit erzählt dieses Buch des Erfolgsautors und Medien-Zampanos Baricco ebenso wie von dem gebrochenen Versprechen einer heilen Welt. Denn neben der göttlichen Ordnung ist da noch das ganz Andere, das den Namen Andre trägt. Für diese Andre scheinen keine moralischen Gesetze zu gelten, sie ist die Maria Magdalena dieser verwirrten Jünger, schön und verführerisch. Ein Geheimnis umgibt sie, eine Dunkelheit, die gerade für jene, die nach Erleuchtung streben, etwas Anziehendes haben muss. Ihr Leben verläuft nicht „im Schutz der Normalität“, es ist von Anfang dem Tod nahe, und ihre Familie strahlt etwas Unheilvolles aus. Kurz: Andre glaubt an nichts, sie kommt aus einem fremden Milieu, und wie sehnsüchtig die behüteten Jungen sich nach dieser Sphäre sehnen, weil sie das Verbotene schlechthin darstellt, kann vielleicht nur jemand ermessen, der unter den wachsamen Blicken eines zu allem fähigen Gottes aufgewachsen ist.
  Baricco, 1958 in Turin geboren, dürfte in dieses Buch eigene Jugenderfahrungen eingewoben haben. Und trotz des bedeutungshungrigen Tons, von Annette Kopetzki ins Deutsche gebracht, gelingen ihm immer wieder starke Szenen jugendlicher Verzweiflung. Freilich geht in diesem Coming-of-Age-Roman nicht alles auf, vieles bleibt im Ungefähren und ist auch ein wenig dick aufgetragen, manches wirkt wie eine klischeehafte pubertäre Phantasie, etwa wenn Andre die jungen Männer nach einer Party wie im Rausch sexuell erweckt und irgendwie auch ins Verderben führt. Aber tatsächlich verbirgt sich unter der Oberfläche die Geschichte von Glaubensverlusts und zunehmender Verunsicherung, die jedes Erwachsenwerden begleiten. „Wer einmal mit dem Sterben begonnen hat, hört nie mehr damit auf“ – wer sich einmal vom vermeintlich rechten Weg entfernt, findet nicht mehr zurück ins Paradies der Kindheit. Die Begierden, sagt uns Baricco, sind stärker als der Glaube.
  Im zweiten Teil des Romans verlieren deshalb nicht nur die Figuren, sondern leider auch der Autor ziemlich den Halt: Im besten Falle sind die nun folgenden Exerzitien, die biblischen Gleichnisse und Selbstkasteiungen suggestiv – im schlechtesten aber auf eine unbefriedigende Weise raunend. Was den Beteiligten bleibt, ist ein tiefes Erstaunen. Der Leser staunt etwas enttäuscht mit.
ULRICH RÜDENAUER
Alessandro Baricco: Emmaus. Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Roman. Hanser Verlag, München 2013. 142 Seiten, 15,90 Euro.
Die schöne Verführerin trägt den
sprechenden Namen Andre
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