17,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Filippo, ein 22-jähriger Kleinganove, freundet sich im Gefängnis mit dem älteren Carlo an, einem politischen Gefangenen der extremen Linken. Zusammen brechen sie aus, doch Carlo ist nicht bereit, den Jungen an seiner Seite zu behalten, er schickt ihn weg. Kurz darauf wird Carlo bei einem Banküberfall erschossen. Filippo flüchtet nach Paris, wo er von den politischen Exilitalienern eher unfreundlich empfangen wird. Er fühlt sich zunehmend verloren. Während seiner Nachtwachen in einem Büroturm in La Défense beginnt Filippo zu schreiben: über die Begegnung mit Carlo im Knast, die gemeinsame…mehr

Produktbeschreibung
Filippo, ein 22-jähriger Kleinganove, freundet sich im Gefängnis mit dem älteren Carlo an, einem politischen Gefangenen der extremen Linken. Zusammen brechen sie aus, doch Carlo ist nicht bereit, den Jungen an seiner Seite zu behalten, er schickt ihn weg. Kurz darauf wird Carlo bei einem Banküberfall erschossen. Filippo flüchtet nach Paris, wo er von den politischen Exilitalienern eher unfreundlich empfangen wird. Er fühlt sich zunehmend verloren. Während seiner Nachtwachen in einem Büroturm in La Défense beginnt Filippo zu schreiben: über die Begegnung mit Carlo im Knast, die gemeinsame Flucht und was danach geschah.Im Laufe dieser Arbeit des Schreibens, des Rekonstruierens, des Ausschmückens und Verschönerns wird Filippo zum Schriftsteller. Er erdichtet sich eine Persönlichkeit und erlebt eine Liebesgeschichte. Und findet sich plötzlich in einem hochkomplexen Spiel zwischen italienischen Polit-Exilanten, italienischer Polizei und italienischen Geheimdiensten!Ist es wahr oder unwahr, was er erzählt? Es ist die Sorte Geschichte, die einen umbringen kann ...'Ausbruch' ist mehr als ein politischer Kriminalroman, es ist eine Reflexion über den literarischen Schöpfungsakt in der Tradition des roman noir. Manotti bringt das Verhältnis zwischen Realität und Wahrheit auf den Prüfstand und zeichnet das Porträt eines leidenschaftlichen Mythomanen, charmant und voller Komplexe.
Autorenporträt
Dominique Manotti, ehemalige Professorin für Wirtschaftsgeschichte und Gewerkschaftsaktivistin, ist Verfasserin von nunmehr neun brillanten, harten, mehrfach ausgezeichneten romans noirs.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Auch wenn die Autorin in diesem Krimi die Brigate Rosse auferstehen lässt, ist sie mit ihrem Text doch auf der Höhe der Zeit, versichert Sylvia Staude. Die Verbindung von Literaturbetriebssatire und Terrorismus gelingt außerdem, meint die Rezensentin, die das Politische bei Dominique Manotti bereits gut kennt und schätzt, ebenso wie den lakonischen Stil der Autorin und ihren trockenen Witz. Dass Manotti bei den Ingredienzien Carlos, Rote Brigaden und Literatur ohne Klischees auskommt, bewundert Staude ehrlich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.05.2014

KRIMIKOLUMNE
Dominique Manottis
„Ausbruchs“-Szenario
Im Albassur-Turm im Pariser Viertel La Défense beginnt im März 1987 die Zukunft des jungen Filippo Zuliani. Er ist als Nachtwächter hier gelandet, ein Kleinkrimineller, aus dem Gefängnis in Italien geflohen, in Paris untergetaucht. Die Nachtstunden im Kontrollraum des Turms muss er überstehen, die Einsamkeit wird ihm gefährlich, es grenzt an Depression. Die Freundschaft mit Carlo hatte ihn im Gefängnis davor bewahrt, einem Mann mit Terroristenvergangenheit, einst wichtiges Mitglied der Roten Brigaden. Als Carlo flieht, in einem Müllwagen, springt Filippo, der zufällig am Ort im Müllraum ist, spontan hinterher, „wie Eisenspäne dem Magneten“. Carlo hilft ihm so gut es geht, aber sie müssen sich trennen, Filippo schlägt sich allein durch, zu Fuß, nach Bologna, dann nach Paris, zu Carlos Freundin Lisa. Carlo wird bei einem missglückten Banküberfall in Mailand erschossen.
  Damals die Kameradschaft, nun die Leere, Filippo kann nicht vergessen. Nachts im Turm kritzelt er Spiralen und verschlungene Linien aufs Papier, eine Form der Kontemplation, des Erinnerns an Carlo. „Aber vor allem war Carlo eine Stimme, eine Sprache, zahllose Geschichten . . . Carlo hatte die Worte, um von den Schlachten der heißen Jahre zu erzählen, von der Wut, der Verweigerung der Sklavenarbeit, dem Nervenkitzel des Kampfes, der Erregung über Siege wie Niederlagen, die Lust an der Freiheit, der freudig verübten Gewalt. Bereit sein, sein Leben aufs Spiel zu setzen, jeden Tag . . . Filippo schnürte es die Kehle zu. Das Blatt ist jetzt komplett schwarz, er knüllt es zusammen, wirft es in den Papierkorb, nimmt ein neues.“ Er fängt zu schreiben an, in einer wahnwitzigen Mischung aus Vergötterung Carlos und Verrat an der Wirklichkeit, Carlos Geschichte als Räuberpistole, mit Filippo involviert.
  Dominique Manotti hat in ihren Romanen bislang die Korruption und die Machinationen der modernen französischen Gesellschaft seziert, lakonisch passioniert, in linken Politthrillern wie „Letzte Schicht“ oder „Das schwarze Korps“. „Ausbruch“ ist nun eine klassische-Anti-Coming-of-Age-Geschichte, die Weigerung einer Generation erwachsen zu werden, abzuschließen mit der Zeit des Widerstands. Selbstquälerisch gehen die Exilitaliener in Paris immer noch die Ereignisse der Siebziger und Achtziger durch, bauen am Mythos der Roten Brigaden, argwöhnisch, dass die Geheimdienste und die Behörden selber weiter an einem verleumderischen Antimythos arbeiten. Heftig diskutieren sie die Vereinigung Lotta Continua, in der Adriano Sofri und andere Intellektuelle sich engagierten, die Gegenaktionen der faschistischen P2 (Propaganda due), in der Politiker, Richter, Geheimdienstler aktiv sind – unter anderem Berlusconi. Mit gröbster Unverschämtheit wurden Fakten verdreht – der Fall des Anarchisten Pinelli, der angeblich mit einem Fenstersprung Selbstmord beging !–, das hat eine Spirale der Paranoia in Gang gesetzt, zu der nun auch Filippos Buch beitragen wird. Die Realität verkommt zur Serie diverser Inszenierungen: „Wir sind schließlich das Vaterland der Oper. Wenn man den Richter im Fall Pinelli bittet, das Libretto zu schreiben, wird es sicher ein überzeugendes Schauspiel.“
FRITZ GÖTTLER
Dominique Manotti: Ausbruch. Aus dem Französischen von Andrea Stephani. Argument Verlag,Hamburg 2014. 253 Seiten, 17 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr