Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 8,99 €
  • Gebundenes Buch

Der vorliegende Band vereinigt Aufsätze zur Bedeutung und Aktualität des interreligiösen Gesprächs im Mittelalter. So werden ausgewählte Philosophen und Theologen des Mittelalters wie Ibn Daud, Dominicus Gundissalinus, Peter Abaelard, Thomas von Aquin, Raimundus Lullus und Nikolaus von Kues mit ihrem jeweiligen Beitrag zur religiösen Verständigung von internationalen Gelehrten historisch und systematisch diskutiert und auf ihre Tragfähigkeit auch für gegenwärtige Probleme des Gesprächs der Religionen hin befragt. Dabei wird mit der Untersuchung der im Mittelalter vorgenommenen…mehr

Produktbeschreibung
Der vorliegende Band vereinigt Aufsätze zur Bedeutung und Aktualität des interreligiösen Gesprächs im Mittelalter. So werden ausgewählte Philosophen und Theologen des Mittelalters wie Ibn Daud, Dominicus Gundissalinus, Peter Abaelard, Thomas von Aquin, Raimundus Lullus und Nikolaus von Kues mit ihrem jeweiligen Beitrag zur religiösen Verständigung von internationalen Gelehrten historisch und systematisch diskutiert und auf ihre Tragfähigkeit auch für gegenwärtige Probleme des Gesprächs der Religionen hin befragt. Dabei wird mit der Untersuchung der im Mittelalter vorgenommenen Verhältnisbestimmung von religiöser Erfahrung und diskursiver Vernunft nicht nur eine Epoche der Geschichte neu präsentiert, die bis heute von hohem systematischen Interesse ist, vielmehr werden zugleich die geistigen Grundlagen der kulturellen Identität Europas aufgezeigt, wie sie in der Suche nach religiöser Verständigung und dem Bemühen um einen Ausgleich zwischen kultureller Vielfalt und rationaler Begründung zum Ausdruck kommen.
Autorenporträt
Matthias Lutz-Bachmann, geb. 1952, ist Professor für Philosophie und Vizepräsident an der Universität Frankfurt am Main.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.11.2004

Arme Heiden!
Haben die Religionen im Mittelalter miteinander geredet?
Der viel beschworene Dialog der Religionen ist „eine Aufgabe, die sich heute nicht nur aus der Sicht der Religionsgemeinschaften und Kirchen” stellt, sondern auch „eine eminente Herausforderung für die Politik”. So sehen es die Herausgeber dieses Buches. Drei seiner acht Autoren forschen an der autonomen Universität in Barcelona über die „Wahrnehmung des Islam im christlichen Mittelalter”. Der Sammelband knüpft, ohne es zu erwähnen, an ein von Bernhard Lewis und anderen herausgegebenes Buch mit dem Titel „Religionsgespräche im Mittelalter” an, das 1992 erschien. Doch nur Raimundus Lullus, der katalanische Logiker, Theologe und Prinzenerzieher des 13. Jahrhunderts, taucht in beiden Sammelwerken auf.
Über Lullus’ Auseinandersetzung mit dem Islam liefert Hans Daiber einen großartigen Beitrag. Weiterhin wird über Abraham Ibn Daud, Dominicus Gundissalimus, Peter Abaelard, Thomas von Aquin berichtet. Ein Beitrag über den Islam in seiner Begegnung mit dem Christentum, aus dem Englischen übersetzt, ist interessant, berücksichtigt aber Forschungen in deutscher Sprache zu diesem wichtigen Gebiet überhaupt nicht.
Raimundus Lullus war ein penetranter Missionar, der engen Kontakt zu Muslimen hatte - aber nur, um sie zu bekehren, nicht um Dialoge zwischen Christen und Muslimen zu führen. Solche haben im Mittelalter so gut wie gar nicht stattgefunden, da sich die Muslime für die Christen überhaupt nicht interessiert haben. Das Buch spricht da von „noch nicht expliziten Dialogen”. Nikolaus von Kues’ Schrift „De pace fidei” und Peter Abaelards Gespräch zwischen einem Philosophen, einem Juden und einem Christen („Collationes”) sind literarische Konstruktionen, keine wirklichen Dialoge. Ebenso verhält es sich mit Thomas von Aquins „Summe gegen die Heiden”. Was die Herausgeber als Religionsdialoge deklarieren, sind nicht mehr als einige Stationen der Aneignung jüdischen und muslimischen Glaubensguts durch überzeugte Christen im Mittelalter.
Ob diese christlichen Schriften überhaupt je von einem Muslim im Mittelalter gelesen worden sind, muss bezweifelt werden. Der Titel des Buches müsste eigentlich lauten: „Wie sich einige Christen im Mittelalter ein Gespräch mit Juden und Muslimen mit dem Zweck vorstellten, sie von der Wahrheit des Christentums zu überzeugen”. Sollten solche „Dialoge” heute wirklich noch Vorbild für Religionsgemeinschaften und Kirchen sein? Arme Heiden!
FRIEDRICH NIEWÖHNER
MATTHIAS LUTZ-BACHMANN, ALEXANDER FIDORA (Hrsg.): Juden, Christen und Muslime. Religionsdialoge im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004. 240 Seiten, 54 Euro .
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zufrieden zeigt sich Rezensent Friedrich Niewöhner mit diesem Sammelband über "Religionsdialoge im Mittelalter". Hans Daibers Beitrag über Raimundus Lullus? Auseinandersetzung mit dem Islam hält er gar für "großartig", erwähnenswert scheinen ihn immerhin die Aufsätze über Abraham Ibn Daud, Dominicus Gundissalimus, Peter Abaelard und Thomas von Aquin. Er weist darauf hin, dass es sich bei Nikolaus von Kues' Schrift "De pace fidei", Peter Abaelards Gespräch zwischen einem Philosophen, einem Juden und einem Christen ("Collationes") sowie Thomas von Aquins "Summe gegen die Heiden" um "literarische Konstruktionen", nicht um wirkliche Dialoge handelt. Zudem bezweifelt er, dass diese christlichen Schriften im Mittelalter überhaupt je von einem Muslim gelesen wurden. Insofern erscheint ihm der Titel des Bandes ziemlich irreführend. Seines Erachtens müsste er lauten "Wie sich einige Christen im Mittelalter ein Gespräch mit Juden und Muslimen mit dem Zweck vorstellten, sie von der Wahrheit des Christentums zu überzeugen".

© Perlentaucher Medien GmbH