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Trackliste
LP
1Listen To Me
2Several Shades Of Why
3Not Enough
4Very Nervous And Love
5Is It Done
6Make It Right
7Where Are You
8Too Deep
9Can I
10What Happened
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2011

Die Schatten des Warum
Der Lärmfabrikant J Mascis schlägt leise Töne an

Dass J Mascis E-Gitarre spielen kann wie kein Zweiter, weiß jeder, der je ein Album von Dinosaur Jr. gehört oder eines ihrer wuchtigen Konzerte besucht hat. Wenn Frontmänner von Rockbands jedoch ins seriöse Fach wechseln, also zur akustischen Gitarre greifen, kann das schon mal danebengehen. Der Babyshambles-Sänger Pete Doherty beispielsweise könnte mit seinem transusigen Soloalbum aus dem vergangenen Jahr ein Liedchen davon singen.

Nun, Joseph Donald Mascis Junior, zu dessen Markenzeichen sein langes, ergrautes Haar, scheußliche Brillengestelle und nicht minder hässliche Baseballkappen gehören, macht es um einiges besser als sein britischer Kollege. Nein, er macht es sogar richtig gut! Nach dem gelungenen Comeback mit Dinosaur Jr. vor vier Jahren, unzähligen Gastauftritten und etlichen lautstarken Nebenprojekten wie "Witch" oder "Sweet Apple" ist "Several Shades Of Why" - sieht man von vereinzelten Live-Aufnahmen ab - jetzt das erste reguläre Soloalbum des leidenschaftlichen Skaters und Golfers, der nicht als Leisetreter bekannt ist.

Aufgenommen in seiner Heimat in Amherst, Massachusetts, besteht die Platte aus zehn vornehmlich akustischen Songs. Selten nur wird die Gitarre verzerrt, etwa für ein herzzerreißendes Solo in "Is It Done"; auf die rhythmische Unterstützung eines Schlagzeugs hat Mascis gleich komplett verzichtet. Wer allerdings so versiert und beseelt die Saiten zupft wie er, braucht auch keinen zusätzlichen Taktgeber. Allein einige prominente Weggefährten - unter anderem Kevin Drew von Broken Social Scene und Ben Bridwell von der Band Of Horses - greifen ihm unter die Arme.

Mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit und Virtuosität widmet sich Mascis den leisen Tönen der Singer/Songwriter-Kunst, die man ihm derart ergreifend nicht ohne weiteres zugetraut hätte. Er scheint dabei, inspiriert von britischem und amerikanischem Westküsten-Folk, aus einem grenzenlosen Reservoir mitreißender Melodien zu schöpfen. Das unterscheidet ihn von vielen anderen zeitgenössischen Popmusikern, die gelegentlich bauernschlaue Texte oder ausgeklügelte Songstrukturen fabrizieren, nichts aber, was man gerne den ganzen Tag über hören würde. Versteckt Mascis den heiter-melancholischen Wohlklang bei Dinosaur Jr. oft unter mehreren Lagen hochkonzentrierten Lärms, so lässt er ihn auf "Several Shades Of Why" heimlich, still und weise zur vollen Entfaltung kommen. Wie er da im Titelstück mit der Geige von Sophie Trudeau, Mitbegründerin der kanadischen Postrockband A Silver Mount Zion, um die Wette greint; wie er anschließend in der Lagerfeuerpreziose "Not Enough" mit brüchiger und nöliger Stimme zum Mitsingen einlädt, das ist eine Klasse für sich.

Zwar sind nicht alle Kompositionen des verschmitzten Alleingangs so unmittelbar eingängig wie der wunderbar schüchterne Auftakt "Listen to Me", doch selbst ein Song wie "Very Nervous and Love", der scheinbar duckmäuserisch auf der Stelle tritt, übt nach und nach einen unwiderstehlichen Reiz aus. Zum Schluss, mit dem beklemmenden "What Happened", lässt es Mascis dann doch noch einmal verhalten krachen. Hier lässt er sich von der Lust aufs gediegene Gegniedel dröhnend davontragen. Er kann wohl nicht anders, und man verzeiht ihm diese kleine Inkonsequenz nur allzu gern.

ALEXANDER MÜLLER

J Mascis,

Several Shades Of Why

Sub Pop 859 (Cargo Records)

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