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Wüstenroman. Agentenroman. Literarisches Abenteuer
"Während in München Palästinenser des ''Schwarzen September' das Olympische Dorf überfallen, geschehen in der Sahara mysteriöse Dinge. In einer Hippie-Kommune werden vier Menschen ermordet, ein Geldkoffer verschwindet, und ein unterbelichteter Kommissar versucht sich an der Aufklärung des Falles. Ein verwirrter Atomspion, eine platinblonde Amerikanerin, ein Mann ohne Gedächtnis - Nordafrika 1972." Wolfgang Herrndorf über "Sand"
In seinen Ein-Mann-Hörspielen hat Stefan Kaminski bereits Opernstoffe und Filme in ein neues akustisches Gewand
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Produktbeschreibung
Wüstenroman. Agentenroman. Literarisches Abenteuer

"Während in München Palästinenser des ''Schwarzen September' das Olympische Dorf überfallen, geschehen in der Sahara mysteriöse Dinge. In einer Hippie-Kommune werden vier Menschen ermordet, ein Geldkoffer verschwindet,
und ein unterbelichteter Kommissar versucht sich an der Aufklärung des Falles. Ein verwirrter Atomspion, eine platinblonde Amerikanerin, ein Mann ohne Gedächtnis - Nordafrika 1972."
Wolfgang Herrndorf über "Sand"

In seinen Ein-Mann-Hörspielen hat Stefan Kaminski bereits Opernstoffe und Filme in ein neues akustisches Gewand gehüllt. Die geschliffenen Dialoge und die komplexe Agenten-Wüsten-Identitätsstory von "Sand" bändigt er meisterhaft mit seiner nuancenreichen Stimme.
Autorenporträt
Herrndorf, Wolfgang
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman "In Plüschgewittern", 2007 der Erzählband "Diesseits des Van-Allen-Gürtels", 2010 und 2011 folgten die Romane "Tschick" und "Sand", 2013 posthum das Tagebuch "Arbeit und Struktur" und 2014 der Fragment gebliebene Roman "Bilder deiner großen Liebe".

Kaminski, Stefan
Stefan Kaminski wurde für seine herausragende Arbeit als Hörbuchsprecher u.a. mit dem Deutschen Hörbuchpreis und dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. In seinem Live-HörSpiel-Theater "Kaminski ON AIR" schlüpft er fließend in alle Rollen und verleiht Filmklassikern, Theater- und Opernstoffen ein neues Gewand.
Trackliste
CD 1
1Targat am Meer00:00:10
2Targat am Meer00:03:32
3Das Zentralkommissariat00:05:11
4Kaffee und Migräne00:06:40
5Kaffee und Migräne00:06:42
6MS Kungsholm00:03:03
7Die Tat eines Verrückten00:04:25
8Die Tat eines Verrückten00:05:09
9Die Tat eines Verrückten00:06:59
10Die Tat eines Verrückten00:05:11
11Shakespeare00:08:03
12Shakespeare00:08:04
13Lundgren00:05:59
14Auf der Gangway00:07:28
CD 2
1Spasski und Moleskine00:06:18
2Spasski und Moleskine00:05:18
3Spasski und Moleskine00:06:30
4Spasski und Moleskine00:05:49
5Die Zentrifuge00:06:54
6Die Zentrifuge00:06:08
7Revision00:07:43
8Chamsin00:06:47
9Bei der Arbeit00:04:50
10Schwarzweiß00:06:12
11Tabula rasa00:06:44
12Möglichkeiten des Erwachens00:06:51
CD 3
1Möglichkeiten des Abstiegs00:05:39
2Möglichkeiten des Abstiegs00:05:20
3Möglichkeiten des Abstiegs00:06:16
4Unter Dünen00:07:18
5Der Viertelbuchstabe00:04:45
6Der Viertelbuchstabe00:06:43
7Im Land des Ouz00:07:55
8Im Land des Ouz00:07:50
9Maispflanzen00:07:41
10Maispflanzen00:06:39
11Eine Tankstelle in der Wüste00:06:30
12Eine Tankstelle in der Wüste00:02:47
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Eine Stimme, die eine Atmosphäre beklemmender Unruhe verströmt, eine Unruhe, die sich im Kopf einnistet. Und selbst wenn man über 1,5 Stunden lang verwirrt ist wegen der Fülle der auftretenden Figuren und ihrer Geschichten, die sich nicht zu einem klaren Handlungsstrang fügen wollen, so bindet doch Stefan Kaminski alles an sich, den Hörer inklusive. Der Roman führt in ein fiktives nordafrikanisches Land im Jahr 1972. Und im Kern zu einem Mann, der in einer Scheune in der Wüste blutend aufwacht, ohne Erinnerung, ohne Orientierung. Aber irgendwie ist er verwickelt in einen Konflikt, in dem es um Atomwaffen und Spionage geht. Rätsel schieben sich über Rätsel. Was z.B. treibt die Abziehbild-Blondine Helen für ein Spiel mit ihm? Warum wird er überhaupt gejagt? Gewalttaten lösen einander ab, die Intentionen des Romanpersonals bleiben undurchdringlich. Herrndorf hat einen „Anti-Tschick“ geschrieben, genauso welthaltig, aber über eine Welt, in der Gesetz, Ordnung und Werte keinen Platz haben. Der erzählerischen Wucht des Autors antwortet ein Sprecher, der über ein immenses Repertoire an stimmlichen Finessen und „Blickwinkeln“ verfügt und ein phänomenales Hörabenteuer bietet.

© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2011

Mord
und
Schuld
und
CIA
Man ist begeistert:
Wolfgang Herrndorf streut
uns „Sand“ in die Augen
und wischt ihn wieder aus
Von Stephan Speicher
In einem nordafrikanischen Land 1972: Ein sonderbarer Prediger ruft bei Sonnenaufgang die Kinder des Elendsviertels zusammen. In der Polizeiverwaltung werden planlos Akten weggeworfen. Eine Kommune wird überfallen, vier Hippies aus Nordamerika und Europa erschossen. In einem Suq kommt es zu einer Verfolgungsjagd. Waffenschieber und Schwarzmarktkönige treten auf; ein fetter Polizeigeneral treibt seine eigenen Interessen voran, und einer seiner Offiziere wird erwürgt. Eine blonde Illustriertenschönheit, um auch vom Norden zu sprechen, sieht dumm aus und erweist sich als so scharfsinnig wie tatkräftig. Neben Mord spielen Raub, Körperverletzung, Entführung, Vergewaltigung, Folter und die CIA wichtige Rollen. Kurzum, es ist viel los in Wolfgang Herrndorfs neuem Roman „Sand“.
Der Leser wird davon tüchtig verwirrt. Er liest einen Agentenroman, so viel ist rasch klar. Aber wo verlaufen die Frontlinien? Was für die Haupthandlung von Belang ist und was nur zufällig den Gang der Dinge kreuzt, das ist auf Anhieb schwer zu sagen. Aber Verwirrung und denkbarer Unlust wirkt die Schärfe in der Zeichnung der einzelnen Episoden entgegen. Jedes Moment tritt hier mit blendender Klarheit dem Leser entgegen, von der ersten Seite an entsteht eine Wachheit, die man seit jeher dem Aufenthalt in der Wüste zuschreibt.
Wo der Leser noch nicht weiß, wie er die Episoden miteinander verknüpfen soll, da hat er schon Spaß an der psychologischen Durchdringung der Situationen. Und Herrndorf verfügt über einen ganz ungewöhnlichen Ton, der das Höchste mit dem Alltäglichen, Selbstverständlichen mischt, ohne dass es je wie Komplexitäts-Bastelei aussähe. Das gibt seinem Erzählen die Autorität realistischen Erzählens, die da günstig ist, wo der Leser auch dem Unglaubwürdigen folgen soll.
Die Haupthandlung setzt nach achtzig Seiten mit einem scharfen Schnitt ein. In einem Schuppen mitten in der Wüste erwacht ein Mann mit Schmerzen, „als versuche eine Faust, ihm von innen die Augen aus dem Kopf zu drücken.“ Er hat einen gewaltigen Schlag auf den Kopf bekommen; er weiß nicht, wo er ist, wie er dort hinkam, warum er niedergeschlagen wurde. Und vor allem: Er weiß nicht, wer er ist und wie er heißt, nichts von dem, was er vor dem Schlag war und tat. Es ist eine vollständige Amnesie, alle vorangegangene Biographie ist ausgelöscht.
Der Namenlose, der später den Notnamen Carl erhält, schleppt sich zur Straße. An einer Tankstelle nimmt ihn die illustriertenschöne Blondine, die Helen Gliese heißt, mit in ihren Bungalow. Fortan geht es unablässig um die Frage: Was hat der Namenlose erlebt, bevor seine Erinnerung ausgelöscht wurde? Und warum sind verschiedene Gruppen hinter ihm her, ihn zu kidnappen? Wer sind Frau und Kinder, mit denen er erpresst wird? Ein Cetrois wird gesucht, wer ist das? Und was hat es mit der Mine auf sich, um die der Kampf zu gehen scheint? Ist es ein Bergwerk, ein Sprengkörper, ein Schreibgerät, eine antike Münze? Ein amerikanischer Psychologe (aber ist er überhaupt Psychologe?) taucht unverhofft auf, er zweifelt an der Amnesie seines Patienten.
Doch auch der hat Gründe zum Misstrauen. Seine Retterin Helen hat zwei Paar Handschellen verschiedener Größe im Gepäck. Hat es nur damit zu tun, dass „manche Bienchen ihre Blümchen auch in Handschellen bestäuben“? Immerhin telefoniert sie mit der CIA. Dass irgendwer in diesem Land Atomspionage betreibt und höchsten Wert auf eine Ultrazentrifuge zur Urananreicherung legt, das war für den Leser schon früher zu erfahren. Die Konstellation wird die Handlung später zum Höhepunkt treiben.
Der Roman lenkt die Sympathien des Lesers auf den erinnerungslosen Carl. Sie sind Schicksalsgenossen, sie durchschauen die Situation nicht. Und als durch einen Zufall ein Indiz auftaucht, da ist es das falsche, das allerdings zum richtigen Ergebnis führt. Missverständnisse sind „das Wesen der Kommunikation“, schreibt Herrndorf in seinem Blog. „Ich halte den Roman für den Aufbewahrungsort des Falschen. Richtige Theorien gehören in die Wissenschaft, im Roman ist Wahrheit lächerlich. Das Unglück, die neurotische Persönlichkeit, das falsche Weltbild, das falsche Leben. Das richtige Leben, das in den Abgrund führt. Das Böse. Die Zeit.“ Es ist eine pittoreske, doch düstere Sphäre, in der sich die Figuren behaupten müssen.
Insofern unterscheidet sich „Sand“ stark von dem vorangegangenen, so erfolgreichen Buch „Tschick“, das auf einem Eichendorffhaften „es war alles, alles gut“ endete. So sieht es auch der Autor: „Der Verlag geht davon aus, einen Teil der Tschick-Leser mitnehmen zu können – kann man vergessen. Über weite Strecken parallel geschrieben ist der im Wüstenroman Kapitel für Kapitel wiederholte und gegen Ende völlig aus dem Ruder laufende deprimierende Nihilismus ja eine direkte Reaktion auf die Freundlichkeit der Welt in Tschick.“
Doch was heißt Nihilismus? Die Handlung entwickelt sich durch entschlossene Grausamkeit, auch wenn der Erzähler darin keineswegs badet und sein Buch nie aus dem Genre des Thrillers in den des Horrors umschlagen lässt. Menschen werden geopfert; wer die Macht hat, geht unbewegt weiter. Es ist eine Welt voller Schrecken, nicht eine des moralischen Nihilismus. Der Leser wird an die Seite des unglücklichen Amnestikers geführt, aber dort, wo es um die Verbreitung von Atomwaffen geht, verschwimmen wohl die Grenzen von Recht und Humanität. Und wie steht es überhaupt mit Schuld und Unschuld der Hauptperson?
„Tschick“ war ein Roman der Unschuld, einer ungeprüften Unschuld allerdings. Um Schuld und Unschuld geht es auch in „Sand“. Die Handlung findet ihr Ende nicht zufällig im Schicksal eines kleinen Mädchens. Sie ist nicht intelligent, aber jeden Morgen die erste in der Schule des Elendsviertels und von jener „engelsgleichen Güte des Herzens, die das ewige Leben gewinnt“. Als die Planierraupen der Obrigkeit wieder einmal ein Elendsviertel wegschieben, rennt sie zurück, um ihre Puppe zu retten und wird unter den zusammenstürzenden Mauern begraben. Der Bulldozer „hob seine Schaufel hoch wie ein Priester die Bundeslade, zeigte sie den Ungläubigen und schob den ganzen Schamott den Hügel hinab“. Herrndorf leidet an einem Hirntumor, ob er das kommende Jahr überleben wird, ist ungewiss; davon handelt sein Blog. Von Religion hält er wenig, aber die Unschuld – und an dieser Unschuld hat sich die Welt auch schon vergangen – ist es wert, hochgehalten zu werden zu werden, auch wenn es nur Ungläubige sind, die es sehen und zuletzt aller Schamott den Hügel hinabrutscht.
Wolfgang Herrndorf
Sand
Roman. Rowohlt Berlin, Berlin 2011. 480 Seiten, 19,95 Euro.
Im Hitzeflirren einer literarischen Fata Morgana
Foto: Raymond Depardon/
Magnum/Agentur Focus
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Was immer der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf vorlegt, nie duldet es einen Zweifel, dass hier einer der einfallsreichsten und stilsichersten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur am Werk ist. Neue Zürcher Zeitung