Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 4,29 €
  • Audio CD

1 Kundenbewertung

Professor Timofey Pnin ist ein Ritter der traurigen Gestalt. Der Exilrusse lehrt Literatur an einem amerikanischen Provinzcollege und versucht, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. Weder versteht er die Feinheiten der englischen Sprache, noch ist er in der Lage, die gesellschaftlichen Codes des American Way of Life zu entschlüsseln. Überängstlich und zwanghaft, in seiner Tapsigkeit dabei anrührend, taumelt Pnin von einem Missgeschick zum nächsten. Doch trotz aller Demütigungen, die er sich nicht zuletzt selbst beifügt, schafft er es, seine Würde durch alle Widernisse zu retten.Ungekürzte Lesung mit Ulrich Matthes6 CDs Laufzeit 422 min…mehr

Produktbeschreibung
Professor Timofey Pnin ist ein Ritter der traurigen Gestalt. Der Exilrusse lehrt Literatur an einem amerikanischen Provinzcollege und versucht, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. Weder versteht er die Feinheiten der englischen Sprache, noch ist er in der Lage, die gesellschaftlichen Codes des American Way of Life zu entschlüsseln. Überängstlich und zwanghaft, in seiner Tapsigkeit dabei anrührend, taumelt Pnin von einem Missgeschick zum nächsten. Doch trotz aller Demütigungen, die er sich nicht zuletzt selbst beifügt, schafft er es, seine Würde durch alle Widernisse zu retten.Ungekürzte Lesung mit Ulrich Matthes6 CDs Laufzeit 422 min
Autorenporträt
Vladimir Nabokov wird am 22. April 1899 in St. Petersburg geboren. Nach der Oktoberrevolution flieht die Familie 1919 nach Westeuropa. 1919-1922 in Cambridge Studium der russischen und französischen Literatur. 1922-1937 in Berlin, erste Veröffentlichungen, meist unter dem Pseudonym W. Sirin. 1937-1940 nach der Flucht aus Nazideutschland in Südfrankreich und in Paris, seit 1940 in den USA. 1961-1977 wohnt Nabokov im Palace Hotel in Montreux. Er stirbt am 2. Juli 1977.
Rezensionen
'Ein Wunderwerk des Humors.' Marcel Reich-Ranicki'Man soll, eigentlich muss man das hören.' FAZ

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2012

Pnin

Dean H., britischer Germanist in Deutschland, hatte ein einfaches Kriterium für gute Literatur. Wenn er dreimal an den Rand eines Buches "Wow!" schreibe, so warf er in eine recht akademische Kneipendiskussion ein, sei es gut. Da mussten wir herzlich lachen. Anschließend hatten wir Mühe, ihm seinen Lieblingsschriftsteller aus der Nase zu ziehen: Charles Dickens, den wir zuletzt in Kindertagen gelesen hatten. Zweite Lachsalve. Dickens? Weil er es verstehe, einfache Leute trefflich zu schildern. Betretenes Schweigen über so viel existentiellen Ernst. Am liebsten kaufte Dean gebrauchte Bücher, weil er den Geruch und den Gedanken an frühere Lektüren mochte. Sonst war er eher ein harter Knochen, ständig blank, Ovo-Vegetarier und immun gegen die Wirkung von Alkohol. Nur in einer Situation habe ich ihn nervös und laut werden sehen: Jedes Mal, wenn er - zurück in England - die Mitstudentin traf, die ihn während seines Deutschland-Aufenthaltes verlassen hatte, die Liebe seines damaligen Lebens.

Was hat das alles mit Romanhelden zu tun? Beim Nachdenken über meine Favoriten fiel mir auf, dass ich echte Menschen sehr viel lieber mag als Romanmenschen, was wohl daran liegt, dass man mit echten Menschen interagieren kann. Während der unnachahmliche Reiz von Romanen letztlich doch in der Position des Autors zu seinen Figuren und nicht in den Figuren selbst liegt. Der Autor interagiert statt unserer mit seinen Figuren, und wenn uns das Spiel gefällt, mögen wir sein Buch. Trotzdem mögen wir natürlich auch Romanfiguren unterschiedlich gerne, wofür es nur subjektive Gründe gibt.

Als ich kürzlich zum ersten Mal "Pnin" von Vladimir Nabokov gelesen habe, ein unfassbar gutes Buch, kam mir alles bekannt vor. Gleich habe ich den Titelhelden, einen kahlen Russen mit breiten Schultern, liebenswürdigem Akzent und der Bereitschaft zur unglücklichen Liebe ins Herz geschlossen. Dreimal und noch öfter habe ich an den Rand des Buchs nicht "Wow!", aber doch ein dreifaches Ausrufezeichen gesetzt. Ohne die Bekanntschaft mit Dean H. wäre das wohl nicht möglich gewesen. Diese heimatlose, tragikomische Würde muss man erlebt haben, um sie auch im Kleinsten zu verstehen. Drei an sich unbedeutende Nebenszenen haben mich besonders beeindruckt: Pnin, der in ein schlechtes Restaurant geht aus "Solidarität mit der Erfolglosigkeit", Pnin, der leidenschaftlich mittelmäßig Schach spielt, und Pnin, der uralte Leihbücher liest. Näher muss man dem wahren Leben in seiner ganzen Komik erst einmal kommen. Das kann man von Dean und Pnin lernen: Bei guten Büchern braucht man das Leben zum Vergleich, um zu erkennen, wie literarisch es ist.

UWE EBBINGHAUS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Ein Wunderwerk des Humors ... Ein Jahrhundertroman. Marcel Reich-Ranicki