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Eines Morgens liegt der Schäfer George Glenn tot im Gras, von einem Spaten an den Boden genagelt. Wer könnte den alten Schäfer umgebracht haben? Miss Maple, das klügste Schaf der Herde und vielleicht sogar der Welt, beginnt sich für den Fall zu interessieren. Glücklicherweise hat George den Schafen Kriminalromane vorgelesen, und so trifft sie das kriminalistische Problem nicht unvorbereitet. Mit Schafslogik verfolgen sie die Spur des Täters - wenn sie nicht gerade grasen oder sich zu Tode fürchten. Zwischen Weide und Dorfkirche, Steilklippe und Schäferwagen warten ungeahnte Abenteuer auf Miss…mehr

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Produktbeschreibung
Eines Morgens liegt der Schäfer George Glenn tot im Gras, von einem Spaten an den Boden genagelt. Wer könnte den alten Schäfer umgebracht haben? Miss Maple, das klügste Schaf der Herde und vielleicht sogar der Welt, beginnt sich für den Fall zu interessieren. Glücklicherweise hat George den Schafen Kriminalromane vorgelesen, und so trifft sie das kriminalistische Problem nicht unvorbereitet. Mit Schafslogik verfolgen sie die Spur des Täters - wenn sie nicht gerade grasen oder sich zu Tode fürchten. Zwischen Weide und Dorfkirche, Steilklippe und Schäferwagen warten ungeahnte Abenteuer auf Miss Maple und ihre Herde - bis es ihnen tatsächlich gelingt, Licht ins Dunkel zu bringen und den rätselhaften Tod ihres Schäfers aufzuklären.

Leonie Swann wurde für "Glennkill" mit dem -auch als "Krimi-Oscar" bekannten- Friedrich-Glauser-Preis 2006 in der Sparte "Debüt" ausgezeichnet.

(4 CDs, Laufzeit: 4h 40)
Autorenporträt
Leonie Swann wurde 1975 in der Nähe von München geboren. Sie studierte Philosophie, Psychologie und Englische Literaturwissenschaft in München und Berlin. Mit ihren ersten beiden Romanen 'Glennkill' und 'Garou' gelang ihr auf Anhieb ein sensationeller Erfolg: Beide Bücher standen monatelang ganz oben auf den Bestsellerlisten und wurden bisher in 25 Sprachen übersetzt. Leonie Swann lebt heute umzingelt von Efeu und Blauregen in England.
Rezensionen
"Unterhaltsam gelesen von Andrea Sawatzki, wie geschaffen für ausgedehnte Badewannen-Sessions." Kult Magazin

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2006

Spürsinn für Erfolg

Schafe haben Leonie Swann schlagartig erfolgreich gemacht. Ihr Krimi "Glennkill" gehorcht dennoch nicht dem Herdentrieb.

VON ANNA V. MÜNCHHAUSEN

Ausgerechnet Schafe? Tiere mit einem jahrhundertealten Imageproblem? Verachtet als einfältig, ängstlich, verfressen, auf das Herdenleben fixiert - was ihren Weidetrott dennoch nie zu stören schien. Seit einem halben Jahr ist damit endlich Schluß. Irgendwann muß die Vollversammlung wolleproduzierender Paarhufer beschlossen haben, eine gewisse Leonie Swann mit einer multimedialen Rehabilitation zu beauftragen. Eine ziemlich schlaue Idee, denn plötzlich stehen Schafe hervorragend da - in dieser Woche etwa auf Platz vier der Spiegel-Bestsellerliste.

Wie die Sache mit dem Schafskrimi "Glennkill" losging, hat Leonie Swann allerdings ein wenig anders in Erinnerung. Das Ganze liege nun auch schon fünf, sechs Jahre zurück, so genau kann sich die dreißigjährige Autorin nicht erinnern, "mit Zahlen bin ich nicht so gut". Auf einer Irlandreise war es, mit einer Freundin fuhr sie damals im Auto kreuz und quer über jene grüne Insel, die Literaten ja schon immer reizte. Da standen sie überall herum, diese Wollkommoden: hinter Steinwällen, auf fetten Weiden, auf Hügelkuppen, über den Klippen und manchmal auch mitten auf der Straße, wie um zu demonstrieren, daß Irland ihnen gehört. "Sie können sehr individuell aussehen und haben charaktervolle Gesichter", stellt die Wahl-Berlinerin fest. "Ich habe ihre Köpfe aus der Nähe betrachtet. Da wurde mir klar, daß das geheimnisvolle Wesen sind und daß Geschichten dahinterstecken könnten."

Von dieser Inspiration bis zum Erstling "Glennkill", dem Überraschungsbestseller dieser Saison, war es dann zwar noch ein weiter Weg. Jetzt aber ist die Rede davon, daß Schafe, jedenfalls wenn sie in Irland in einer paradiesischen Weidelandschaft hoch über dem Meer leben, intelligente, sorgfältige Ermittler sind. Und natürlich ist vor allem ihr ausgeprägter Geruchssinn kriminaltechnisch höchst ergiebig.

Der Erfolg bringt es mit sich, daß die Jungautorin nun häufig unterwegs ist, um sich in Buchhandlungen für ein Schäferstündchen mit Lesung einzustellen. An einem frostigen Februarabend hat es Swann in die sauerländische Kleinstadt Neheim verschlagen, in die helle, sehr aufgeräumte Mayersche Buchhandlung. Ein Lesetisch, eine Lampe, ein schwarzer Teppich auf dem Boden, der die Eingeweihten unter den etwa 25 Gästen spontan an das Fell des "Glennkill"-Widders Othello erinnert.

Ein Feuer flackert, kein echtes freilich, sondern ein auf den Monitor projiziertes. Damit das Gruseln gemütlich wird. Die erste, nie laut vernehmbare Frage bei einer Lesung lautet natürlich: Wie sieht sie aus, diese Autorin? Hübsch auf jeden Fall, schmale Züge, graue Augen, keine Schafsnase. Die Damen loben überdies den dunkelgrünen Militaria-Blazer und erörtern ausführlich die zwei Korkenzieherlocken, die Swanns Kurzhaarschnitt eine verspielte Note geben.

Die Vorleserin hat bereits Routine, steigt ohne lange Vorrede ins erste Kapitel ein, in dem es gleich in die vollen geht. "Gestern war er noch gesund", sagte Maud. Ihre Ohren zuckten nervös. "Das sagt gar nichts", entgegnete Sir Ritchfield, der älteste Widder der Herde, "er ist ja nicht an einer Krankheit gestorben. Spaten sind keine Krankheit." Der Spaten ragt übrigens aus dem leblosen Körper des Hirten George und stellt der Herde die Aufgabe, den Fall aufzuklären. Das seien sie George schuldig, und bald blökt der Schlachtruf "Gerechtigkeit" über die Wiese.

Zumindest während der ersten zwei Drittel des Buchs ist die Handlung so konstruiert, daß lesende Hilfskommissare sich nicht langweilen - vor allem dank Miss Maple, dem klügsten Schaf von Glennkill, das seine Spürnase in alles steckt, was zum Himmel stinkt. Und dank Mopple the Whale, einem Vielfraß mit ungewöhnlich gutem Gedächtnis. Nicht zu vergessen Othello, den schwarzen Widder, der der missionarischen Beth die Hölle heiß macht.

Das wäre so weit einfach nur nett und nicht weiter bemerkenswert, würde die Autorin nicht obendrein furchtlosen Umgang mit literarischen Versatzstücken betreiben. Man kann "Glennkill" als Krimi-Persiflage lesen, man kann sich aber auch ein Vergnügen daraus machen, die Anspielungen und ironischen Zitate zu entdecken. Die können aus der Theologie und der christlichen Metaphorik stammen, wenn die Herde "das Nase-Seele-Problem" erörtert oder Othello knirscht: "Ich bin verdammt froh, daß der Herr nicht mein Hirte ist." Dann wieder wird auf Werke aus der Literaturgeschichte angespielt wie "Die Farm der Tiere", "Sturmhöhe" von Emily Brontë oder auf Erzählungen von Edgar Allen Poe. Nebenbei bekommt die Kirche noch ihr Fett ab, und auch was Schafe von Menschen halten, ist nicht schmeichelhaft. Sie riechen unangenehm, sehr häufig beispielsweise nach Angst, und eine Seele haben sie angeblich auch nicht. "Sie besitzen keinen Geruchssinn und also auch keine Seele."

Wenn es um sie selbst, um die Geschichte hinter der Geschichte geht, spricht Leonie Swann schnell, mitunter fast atemlos, als wolle sie es rasch hinter sich bringen. Geschrieben hat sie das Buch größtenteils in Paris, wohin sie ihrem Freund folgte. Sie hatte sich Zeit genommen für ihre Promotion mit dem Thema "Tiere als Romancharaktere". Ganz sachte, dem Lustprinzip folgend, driftete sie weg von der Doktorarbeit hin zur Fiktion, stets gut beraten von ihrem Lebensgefährten, ebenfalls Literaturwissenschaftler, der über das Thema "Spannung" promoviert. "Wir haben einen ähnlichen Literaturgeschmack, er weiß, wie ein Plot aussehen muß, das hat mir sehr geholfen." In gewisser Weise sei das Ergebnis "ein Gemeinschaftsprojekt" gewesen.

Aber nur zu fabulieren, das wäre ihr wohl zu wenig, und dazu ist sie auch zu lange in der Literaturwissenschaft unterwegs gewesen. Der Roman war schon weit gediehen, als Sie sich beispielsweise mit einer Expertin, der Leiterin des "Leenane Sheep & Wool Centre", zusammensetzte, um zu erfahren, ob das Verhalten, das sie Schafen unterstellt, auch von einer gewissen Plausibilität sei. "Ich hatte Angst, daß sie sagen könnte, nein, das ist völlig absurd. Es war mir wichtig, daß es auch Schafe bleiben, daß sie nicht zu stark vermenschlicht werden." Auch ihr ausgeprägter Geruchssinn erwies sich als epische Hilfe. Wie ein Zimmer riecht, was ein Mensch gegessen hat, wo kürzlich eine Mandarine geschält wurde - solche Dinge registriert Leonie Swann: Sie steigen ihr in die Nase und vermischen sich im Stammhirn mit Erzähltalent. Angst riecht bitter-säuerlich, Tod riecht kalt, und besonders unangenehm riecht Ham, der Metzger.

"Ein tierisch gutes Buch" nannte es die Kritik und widerstand auch nicht der Versuchung, von einem "schafsinnigen" Erstling zu sprechen. Zudem macht sich die mitgelieferte Erfolgsstory natürlich gut: Wann gibt es schon Debütantinnen, deren Literaturagentin gleich etliche interessierte Verlage an der Hand hat, die sich um den Titel reißen? Auf der Buchmesse im vergangenen Oktober wurde Swann vielbestaunt herumgereicht: "Ach, das ist doch diese Kleine mit dem Schafskrimi. Sollen schon fünf ausländische Verlage gekauft haben." Mittlerweile sind es 16, darunter solche aus Rußland, Tschechien, Brasilien und Korea. "Die Auslandsangebote, das war ein richtiger Schock", behauptet sie. Inzwischen scheint der Schock überwunden. Die jüngsten Erfolgsmeldungen (verkaufte Auflage: 130 000) kommentiert sie mit Vorsicht. "Weitere Abschlüsse sind in Vorbereitung", triumphiert die Agentin, weniger zurückhaltend. Natürlich gebe es auch bereits etliche Anfragen in Sachen Filmrechte. Daß Leonie Swann dann selbst Miss Maple spielt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Ihr fehlen einfach der knochige Nasenrücken, die stämmigen, kurzen Beine, die schlackernden Ohren . . .

Nun gilt es vor allem, die Bodenhaftung nicht zu verlieren, sondern den Überraschungserfolg als etwas darzustellen, was das Leben der Autorin nicht völlig umgekrempelt hat. In überraschender Voraussicht hat Leonie Swann ihren Krimi unter Pseudonym geschrieben. "So kann man noch unterscheiden zwischen der Funktion als Autorin und dem privaten Leben. Ich halte es für sinnvoll, das zu trennen. Freunde und Leute, die mich besser kennen, wissen natürlich, was ich mache. Aber ich finde es angenehm, mich nicht immer als Autorin erklären zu müssen." Diese Art von Selbstwahrnehmung ist insofern erstaunlich, als ihr das Schreiben inzwischen durchaus zu einer Art Beruf und Leidenschaft geworden ist, die den Alltag bestimmt. "Manchmal ist es so, daß ich aufwache und genau weiß, ja, so muß es weitergehen im Text. Wo ist der Computer? Dann noch eine Tasse Tee, und es geht los." Das freut den Verlag, der ihren zweiten Roman kaum erwarten kann.

Leonie Swann weiß genau, daß ein Erfolg, wie er ihr in den Schoß fiel, nicht unbedingt den nächsten nach sich zieht; daß in solchen Fällen das zweite Buch immer das schwerste ist. Sie wird sich auf ihren Instinkt verlassen können, auf ihre Nase. Und die ist wirklich ausgezeichnet. Als die Kellnerin im Lokal versehentlich eine Tasse Ochsenschwanzsuppe bringt, wirft sie einen Blick darauf, wittert kurz, spricht weiter, um nach einigen Minuten die dampfende Brühe entschlossen von sich wegzuschieben: "Ich bin Vegetarierin." Lammkeule hätte sie nach der Arbeit an "Glenkill" ohnehin nicht mehr gegessen.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Warum nur verkauft sich Leonie Swanns "Glennkill" so gut, fragt sich Ursula März. Die Sprache der kriminalistisch tätigen Schafherde ist simpel, "reell wie eine Grasmahlzeit". Tiefgang ebenfalls Fehlanzeige, nur die "infantile Liebheit" im unterhaltungstechnischen Sinne fällt der Rezensentin auf. Der Erfolg des Romans müsse also an den Protagonisten liegen, an den Schafen, die März kurzerhand zum "idealen Personal" eines Romans erklärt. "Die Geschichte des modernen Romans läuft quasi zwangsläufig auf Schafe zu!", konstatiert sie bissig und bezeichnet die Geschichte um die detektivischen Paarhufer, die ihren Hirten überleben, schließlich mit einem nicht kleinen Schuss Ironie als "literarische Utopie vom Feinsten".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.02.2006

Wie geschnitten Brot
Leonie Swanns Schafskrimi „Glennkill”: Zur Entstehungsgeschichte eines Bestsellers
Wie wohl Bücher wie „Glennkill - Ein Schafskrimi” entstehen? Vielleicht war es ja so: Berlin, eine Literatur-Agentur. Hohe Räume, Designermöbel, auf einem Glastisch steht eine Schale mit Gebäck. Die Literaturagentin, eine energische Dame in ihren Fünfzigern, bittet eine junge Frau herein. Die Agentin: „Hallo, ich habe dir gestern auf der Ausstellungseröffnung ‚Die Paris-Bar im Wandel der Zeit‘ meine Karte zugesteckt, weil du ein hübsches Persönchen bist und so lustig über deine Sprachferien in Irland erzählt hast. Bevor ich weiterrede, musst du erst mal diesen Vertrag unterschreiben. Darin steht, dass ich von jedem Wort, das du von dir gibst, 15 Prozent bekomme, bei Drehbüchern 12 Prozent, Lizenzen im englischsprachigen Ausland neuneinhalb, Erwähnungen in Kochbüchern sieben und bei Leserbriefen sechsfünfachtel. Hier, auf der gestrichelten Linie. Gut. Dann kann ich mich kurz fassen: Ich möchte, dass du ein Buch schreibst, das ein Bestseller wird und das ich an einen Großverlag und dann in elf Länder verkaufen kann. Hast du eine Idee?”
Die junge Frau: „Naja, da hätte ich schon etwas. Ich schreibe gerade meine Doktorarbeit über das Spiegelmotiv in den indischen Veden.” Agentin: „Nein, das ist zu komisch! Spiegelmotiv! Meine Liebe, ich muss sagen, du hast wirklich Humor.” (Wischt sich die Lachtränen aus den Augen.) „Nein, jetzt im Ernst. Am besten, du suchst dir eine Person aus dem Fernsehen und schreibst eine Biographie über sie. Hast du schon einmal von Verona Feldbusch gehört?” Die junge Frau: „Ich weiß nicht so recht.” Die Agentin: „Dann schreib’ eine Familiengeschichte. Am besten eine mit einem dunklen Geheimnis, so etwas verkauft sich wie geschnitten Brot. Hast du vielleicht einen Opa, mit dem du am Dachboden stöbern könntest, und dann kommt heraus, dass der Opa ein Nazi war?” Die junge Frau: „Nicht direkt.”
Die Agentin: „Warte, ich hab’s. Du bist doch eine Studierte. Mach etwas über die Sprache. Eine lustige Abhandlung über Grammatikfehler, so etwas reißen mir die Verlage derzeit aus den Händen. Pass auf, ich habe schon einen Titel: ‚Der Genitiv ist ein Fall für Zwei.‘” Die junge Frau: „Naja -.” Die Agentin: „Jetzt stell dich mal nicht so an, Hühnchen. Gibt es denn gar nichts, was dich interessiert? Was sind denn deine Hobbys?” Die junge Frau: „Hm, Lesen, Schlafen und mein Cockerspaniel Wauzi.”
Die Agentin: „Tiere - das ist gut. Das ist sehr gut. Bei der letzten Messe habe ich im Hotel einen Film gesehen, im Pay-TV, darin ging es um ein Ferkel, das Hirtenhund werden möchte, das ist so lieb, weil alle Tiere mit unterschiedlichen Akzenten sprechen, die Kuh hat berlinert, oder war das der Kampfhund? Am Ende obsiegt das Ferkel und treibt die Schafe durch die Gegend.” Die junge Frau: „Ich finde Schafe auch süß.” Die Agentin: „Wunderbar, mein Kätzchen! Dann schreib’ über ein Schaf, das Hirtenhund werden möchte.” Die junge Autorin. „Darf das Schaf auch Detektiv sein? Es könnte Miss Maple heißen und den Mord an ihrem Hirten aufklären. Miss Maple, wie Miss Marple, nur ohne ‚r‘”. Die Agentin: „Ausgezeichnet. Es werden zwar nicht alle diese Anspielung verstehen, aber das riskieren wir.” Die junge Frau: „Es sollte auch ein schwarzes Schaf geben. Es könnte Othello heißen.” Die Agentin: „Othello, das schwarze Schaf! Das ist subtil! Das ist genial! Ich wusste gleich, dass du ein Fräuleinwunder bist.”
Bitte keine Parabel
Die junge Frau: „Der Roman würde in Irland spielen, und es könnte darum gehen, dass eine Schafsherde die Menschen beobachtet, wodurch sie immer mehr über die Menschen lernt.” Die Agentin: „In Ordnung. Nur bitte nicht zu viel ‚Animal Farm‘, das verschreckt die Leute. Nichts, was in irgendeiner Weise eine Parabel sein könnte. Die Tiere müssen schon immer niedlich bleiben. Es sollten auch lustige Iren vorkommen, die rote Haare haben und Guinness trinken, und wenn du den Himmel beschreibst, kannst du Formulierungen wie ‚wollige Wölkchen‘ verwenden.” Die junge Frau: „Und die Schafe könnten niedliche Sachen sagen, zum Beispiel: ‚Sie tun das manchmal, die Menschen. Sie sehen sich die Welt an und beschließen, dass sie nicht mehr leben wollen.‘”
Die Agentin: „Wie süß. Da bekomme ich gleich einen Schimmer wie von taumelnden Glühwürmchen im Auge.” Die junge Frau: „Darf ich das schreiben mit dem Schimmer und den taumelnden Glühwürmchen?” Die Agentin: „Natürlich, mein Lämmchen. So lange alles niedlich bleibt. Der Leser muss sich bei der Lektüre fühlen, als hätte er einen Wurf junger Katzen vor sich. Und so wenig Nebensätze wie möglich, wenn ich bitten darf.” Die junge Frau: „Ich habe schon einige Einfälle: Die Schafe lesen Liebesromane, und wenn sie komische Gräser gefressen haben, dann bekommen sie Bauchweh, und sie erfinden ein Spiel, das ‚Wer hat Angst vorm schwarzen Schaf?‘ heißt. Ich werde etwas schaffen, das noch tausendmal niedlicher ist als ‚Ein Schweinchen namens Babe‘!”
Die Agentin: „Das ist die richtige Einstellung! Was wir jetzt noch brauchen, ist ein Künstlername für dich. Ildikó von Kürthy, wie findest du den, nee Quatsch, den gibt es ja schon.” (Nimmt ein ovales Sandtörtchen aus der Glasschale auf dem Tisch und führt es gedankenverloren zum Mund) „Warte mal, da kommt mir etwas in den Sinn: Swann.” (Beißt noch einmal in das Sandtörtchen). „Und als Vorname: Albertine.” Die junge Frau: „Also Albertine nenne ich mich sicher nicht, da können Sie sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen Klavier spielen.” Die Agentin: „Dann eben Leonie. Und jetzt husch husch an die Arbeit, bei der zwölften Auflage sehen wir uns wieder, da kriege ich nämlich noch einmal vier Prozent extra.” VERENA MAYER
LEONIE SWANN: Glennkill - Ein Schafskrimi. Goldmann Verlag, München 2005. 381 Seiten, 17,90 Euro.
Schafe können lauter niedliche Sachen sagen.
Foto: imago/Niehoff
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"Der Buchhandel wird sich auf haarige Zeiten gefasst machen müssen, denn nach Schätzings 'Schwarm' kommt jetzt eine irische Schafsherde!" Die Welt
"Glennkill von Leonie Swann ist eine schöne, anrührende und sehr komische Geschichte – hinreißend gelesen von der Schauspielerin Andrea Sawatzki."