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South Carolina, 1776. Als englische Soldaten während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges sein Heim und seine Kinder bedrohen, steigt der friedfertige Familienvater Benjamin Martin (Mel Gibson) widerwillig zum nationalen Helden auf. Obwohl er der festen Überzeugung ist, dass Gewalt keine Lösung ist, muss er sich bald eingestehen, dass er seine Familie nur beschützen kann, indem er für die Freiheit einer jungen Nation kämpft ...
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Filmdokumentationen: The Art Of War - The True Patriots - Trailer

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Produktbeschreibung
South Carolina, 1776. Als englische Soldaten während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges sein Heim und seine Kinder bedrohen, steigt der friedfertige Familienvater Benjamin Martin (Mel Gibson) widerwillig zum nationalen Helden auf. Obwohl er der festen Überzeugung ist, dass Gewalt keine Lösung ist, muss er sich bald eingestehen, dass er seine Familie nur beschützen kann, indem er für die Freiheit einer jungen Nation kämpft ...

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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Filmdokumentationen: The Art Of War - The True Patriots - Trailer
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2000

Einer wird gewinnen
Zwei deutsche Regisseure kämpfen um das Kinopublikum

NEW YORK, 2. Juli

Mel Gibson kämpft einen aussichtslosen Kampf und gewinnt. George Clooney kämpft einen aussichtslosen Kampf und verliert. Der eine ficht in "The Patriot" für die amerikanische Unabhängigkeit, der andere gegen Naturgewalten in "The Perfect Storm". Und obwohl das in dieser Kürze klingt wie die übliche Sommerware, mit der Hollywood einen überproportionalen Teil seines Jahresumsatzes in wenigen Tagen zu erwirtschaften sucht, handelt es sich doch um zwei ungewöhnliche Filme, die an diesem langen Wochenende um die Gunst des Publikums buhlen. Dass mit ihren Regisseuren, Roland Emmerich und Wolfgang Petersen, die beiden in Hollywood erfolgreichsten Deutschen an der Kinokasse gegeneinander antreten, ist ein anekdotisches Detail, das sich einzig dem Zufall verdankt. Andere Profit versprechende Action-Regisseure sind entweder später dran wie Paul Verhoeven ("Hollow Man"), früher wie Ridley Scott ("Gladiator") oder treten in diesem Jahr überhaupt nicht in Erscheinung wie James Cameron ("Titanic").

Anfang Juli vereinen sich jährlich die beiden großen Konstanten im amerikanischen Leben: der Patriotismus und das Kino - wobei der Patriotismus gerade in diesen Tagen für sich selbst sorgen kann, während das Kino die vom Feiern der eigenen Größe müden Massen traditionell mit aktionsbetonten Abenteuern oder schlicht gewirkten Familienkomödien wieder in Schwung bringt. Nur teuer müssen die Filme sein, Stars müssen spielen, und es muss, vor allem bei halb authentischen Geschichten, die ganze Illusionsmaschinerie Hollywoods in Gang gesetzt worden sein, um jenes Überwältigungskino zu erzeugen, nach dem offenbar die Nation Anfang Juli giert.

Mit "The Patriot" und "The Perfect Storm" sind die Studios Columbia und Warner Brothers nicht den allersichersten Weg gegangen. Die amerikanische Revolution ist ein Thema, um welches das Kino bisher einen großen Bogen gemacht hat, weil es stets unsicher schien, ob die Amerikaner noch ein Verhältnis zu ihren Urvätern finden würden. D. W. Griffiths Stummfilm "America" aus dem Jahr 1924 war eine der wenigen Ausnahmen. "Wenn die Leute mit dem Federkiel schreiben", so lautete später eine der eisernen Regeln des Filmmoguls Jack Warner, "vergiss es." Im Gegensatz zum Bürgerkrieg, den das amerikanische Kino regelmäßig nachstellt, scheint der Revolution das Pathos wie auch jene Form von Drama zu fehlen, das die Amerikaner heute unterhaltsam finden. Das laue Einspielergebnis der ersten Tage für "The Patriot" legt nahe, dass Jack Warner einst das richtige Gespür gehabt haben mag. Und auch die Beobachtung des "New Yorker", dass der Anblick ihrer Urväter unter Perücken den Amerikanern etwa ebensolches Unbehagen bereite wie der von Nonnen im Bikini, scheint sich zu bestätigen. "The Perfect Storm" wiederum lockt zwar mit nie gesehenen Spezialeffekten, erzählt aber eine Geschichte mit tragischem Ausgang, dem keine der Hauptfiguren entgeht - ein gemeinhin gescheutes Risiko für die sommerliche gute Laune, dessen Auswirkung an der Kasse, da der Film erst am Freitag angelaufen ist, noch nicht ausgezählt wurde.

Roland Emmerich führte bisher als solider Actionregisseur mit nur beiläufigem Interesse an seinen Figuren die Kategorie der "boys with toys" in Hollywood an, die gleichsam verwandtschaftliche Beziehungen zum jugendlichen Publikum unterhält. Mit "The Patriot" hat er diese sichere Position aufgegeben. Nicht, dass der technische Aufwand geringer wäre als bei seinem Popspektakel "Independence Day", aber er stellt doch all die Kunststücke aus dem Computer in den Dienst einer Geschichte, die mehr ist als nur Vorwand für die nächste visuelle Sensation. Möglicherweise, so deutete er kürzlich in einem Gespräch mit Paul Verhoeven an, sei das Kino an einen Punkt gekommen, an dem die Effekte ihren Reiz zu verlieren drohen, wenn sie an die Stelle einer Erzählung treten, die sie eigentlich nur orchestrieren sollen.

"The Patriot" also erzählt eine Geschichte aus dem Unabhängigkeitskrieg. Der verwitwete Grundbesitzer Benjamin Martin in South Carolina, einst ein gefürchteter Krieger im französisch-indianischen Krieg, versucht sich aus den Kämpfen der Kolonien gegen die Engländer herauszuhalten. Sein immer wieder scheiternder Versuch, einen Schaukelstuhl zu schreinern, deutet allerdings an, wie fragil diese Haltung und wie ungünstig der Zeitpunkt ist, zum Pazifisten zu werden. Sein ältester Sohn tritt in die Armee ein, ein teuflischer englischer Offizier erschießt willkürlich seinen jüngsten, und also zieht auch Benjamin wieder in den Krieg. Statt sich der offiziellen Rebellenarmee anzuschließen, sucht er sich eine Handvoll Guerrillas. Und statt den Regeln der Engländer zu folgen, improvisiert er, führt er den britischen Kommandeur bei einem Gipfeltreffen hinters Licht und spricht er eine Sprache, die sich deutlich von dessen aristokratischer Attitüde absetzt - der neue Mann für eine neue Welt.

Das Drehbuch von Robert Rodat, der für Steven Spielberg "Saving Private Ryan" geschrieben hatte, installiert ähnlich wie dort auch in "The Patriot" Auslöser emotionaler Reflexe - in moderaten Abständen -, die Roland Emmerich mit Geschick allesamt bedient und damit das Publikum zum Weinen, zum Entsetzen, zum Beben, Lachen und Hoffen bringt. "The Patriot" ist ein vollständig ironieloses Meisterwerk der Manipulation. Es ist, wo es die Sklaven Benjamins zu freien Angestellten erklärt, eine feige Lüge. Es ist aber auch ein Film, der durchaus mit Blick aufs blutige Detail die Absurdität einer Kriegsführung zeigt, in der die feindlichen Truppen auf freiem Feld aufeinander losmarschieren, kaum weiter als eine Gewehrlänge entfernt voreinander stehen bleiben, anlegen und sich gegenseitig erschießen, bis das eine oder andere Häuflein Überlebender das Weite sucht.

Es hätte nicht der Belehrung eines Historikers in der "New York Times" bedurft, um zu bemerken, dass dies keine Geschichtsstunde ist, sondern ein Actionfilm, der andere Prioritäten setzt als die Wissenschaft. Der Sprung aus dem achtzehnten ins zwanzigste Jahrhundert, wenn aus der streng regulierten Kampf- und Selbstmordtechnik ein Krieg wird, in dem Zivilisten für Guerrillaanschläge büßen müssen, mag historisch nicht korrekt sein, folgt aber der Logik der Krieges, um die es in "The Patriot" unter anderem geht. Der "New Yorker" nennt den Film ein "intelligentes und Furcht erregendes Drama über die Natur des Krieges". Die "New York Times" hingegen findet außer Mel Gibson nicht viel Gutes und urteilt ihn mit erstaunlicher analytischer Nachlässigkeit als eine "grässliche Mischung aus Sentimentalität und Gewalt" ab, die aussehe wie ",Lethal Weapon' in der Regie von Norman Rockwell".

Der Titelheld von "The Perfect Storm" ist eine durch den gleichnamigen Bestseller bekannt gewordene Naturkatastrophe, die im Jahr 1991 die Küste Neuenglands heimsuchte. Drei Wetterfronten, jede von der Stärke eines Hurrikans, vereinigten sich über der See und schufen damit jenen seltenen Fall eines von den Meteorologen ehrfürchtig als perfekt bezeichneten Sturms, dem damals die Besatzung des Schwertfischfangboots "Andrea Gail" zum Opfer fiel. Wolfgang Petersen, dessen Hollywood-Karriere einst mit "Das Boot" in Schwung kam, scheint die natürlich Wahl für die Regie eines solchen Films. Doch anders als Emmerich hat er sich von der Technik die Geschichte aus der Hand nehmen lassen.

Und weil der Sturm auf hoher See, dreißig Meter hohe Wellen, der Verlauf der Gischt und die Dynamik verschiedener Wogenformationen die ganze Aufmerksamkeit der Filmemacher in Anspruch nahmen und also auch die ganze Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen wollen, hat man zwei Stunden lang das Gefühl, einer gelungenen Software-Demonstration zuzuschauen, nicht aber einer Katastrophe, die in dem Fischerort Gloucester bis heute unvergessen ist. Dabei ging es Wolfgang Petersen vor allem um Authentizität.

Das hat immerhin ein versöhnlicheres Ende der Geschichte zur Erbauung des Publikums verhindert. Doch "The Perfect Storm" wirkt - nach einer halben Stunde der sentimentalen Exposition des harten Alltags in Gloucester, wo Ehen regelmäßig scheitern und doch das kleine Glück zu Hause ist - selbst wie ein stets um ein leeres Zentrum kreisender Sturm, in dem die Geschichte des Schicksals dieser Männer untergeht. Die Kaltblütigkeit, mit der wir dem Desaster zuschauen, mag damit zu tun haben, dass die großflächige Marketingkampagne lange vor dem Filmstart alle Tricks enthüllt hatte und damit die spektakulärsten Augenblicke entzaubert waren, bevor sie auf die Leinwand kamen. Sie mag der Musik von James Horner geschuldet sein, die niemals eine Pause macht und in gleich bleibend donnernder Lautstärke tost, sei es unter oder auf dem Wasser oder auch hoch darüber, wo die Helikopter mit den Winden kämpfen. Unter Einsatz aller Mittel hat die Illusion, die jeder Film braucht, um seine eigene Realität zu finden, keine Chance. Wir bleiben also vor allem unberührt, weil wir nach zwei Stunden immer noch nicht wissen, wen es da so bös erwischt - und deshalb einzig glauben, was wir wissen, nämlich dass George Clooney und Mark Wahlberg bei den Dreharbeiten nass waren, aber nicht ernsthaft in Gefahr.

VERENA LUEKEN

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