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Die Erfolgsgeschichte der Kings Of Leon ist wahrhaft beispiellos: Nachdem die Brüder Nathan, Caleb und Jared Followill zusammen mit ihrem Cousin Matthew Followill den irrsinnigen (UK-)Hype um ihr Debütalbum "Youth & Young Manhood" im Jahr 2003 nahezu schadlos überstanden hatten, gelang es dem Quartett im Laufe der Jahre nicht nur, sich die Gunst der Musikkritiker und In-Crowd zu bewahren, sondern auch ihre Chartperformance mit jedem Album nachhaltig zu verbessern. Hatte der Erstling gerade mal an den Top 50 der deutschen Albumcharts und den Top 100 der US Hitliste gekratzt, so erreichten die…mehr

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Produktbeschreibung
Die Erfolgsgeschichte der Kings Of Leon ist wahrhaft beispiellos: Nachdem die Brüder Nathan, Caleb und Jared Followill zusammen mit ihrem Cousin Matthew Followill den irrsinnigen (UK-)Hype um ihr Debütalbum "Youth & Young Manhood" im Jahr 2003 nahezu schadlos überstanden hatten, gelang es dem Quartett im Laufe der Jahre nicht nur, sich die Gunst der Musikkritiker und In-Crowd zu bewahren, sondern auch ihre Chartperformance mit jedem Album nachhaltig zu verbessern. Hatte der Erstling gerade mal an den Top 50 der deutschen Albumcharts und den Top 100 der US Hitliste gekratzt, so erreichten die aus Tennessee stammenden Musiker mit ihrem letztjährigen, dritten Studioalbum in ihrer Heimat erstmals die Top 30, in Deutschland peakte "Because Of The Times" sensationell auf Position 32. Selbst in Großbritannien, wo die stark von Blues, Country, Southern und Garage Rock geprägte Musik des Familienunternehmens mit Abstand am populärsten ist (und die Band bereits ein gutes halbes Dutzend Top-30-Hits landen konnte), war nach zwei Top-3-Platzierungen mit den ersten beiden Alben "Youth & Young Manhood" und "Aha Shake Heartbreak" (2004) sogar noch eine Steigerung möglich: "Because Of The Times" schoss im April 2007 von Null auf eins der UK Charts.

Ein gutes Jahr später hat Familie Followill bereits den Follow-Up zu ihrem ersten Chart-Topper fertig: "Only By The Night" ist der Titel des vierten Kings-Of-Leon-Longplayers, der in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Produzenten Angelo Patraglia und dem in Nashville beheimateten Producer/Engineer Jacquire King (hatte bereits "Aha Shake Heartbreak" gemischt) eingespielt wurde. Die erste Single des neuen Albums trägt den durchaus verheißungsvollen Titel "Sex On Fire". Kommentar Caleb Followill: "In unserer Musik war schon von jeher ein 'Sex-Element'. Also dachte ich mir, ich packe das diesmal alles in einen Song und dann ist das Thema für den Rest des Albums abgehakt."
Trackliste
CD
1Closer
2Crawl
3Sex On Fire
4Use Somebody
5Manhattan
6Revelry
717
8Notion
9I Want You
10Be Somebody
11Cold Desert
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2008

Humor ist, wenn man trotzdem rockt

Die Kings Of Leon zieht es jetzt offenbar in die großen Stadien. Statt mit staubig-ländlichem Bluesrock kommen uns die Priestersöhne mit dem Breitwandformat. Und es funktioniert sogar.

Noch bevor hier die Rede von Südstaaten-Priestern, streitbaren Frisuren, Schlägereien, Bruderschaft, U2 und großer Rockmusik sein wird, sollte man sich eines über die Kings Of Leon klarmachen: Diese Band hat keinen Humor. Und gerade deshalb ist sie so lustig, wie es nun einmal häufig der Fall ist, wenn Menschen ihre Arbeit mit äußerstem Ernst und Ehrgeiz verrichten. Manchmal wirken die Kings Of Leon, als hätte Ben Stiller eine möglichst albern und verbissen aussehende Band für eine Parodie gecastet. Aber schließlich war Rockmusik - und die Rede ist hier nicht von schüchternem Indie-Geplänkel, die Rede ist hier von schwartiger, triefender Rockmusik - schon immer eine ernste Sache: eine Angelegenheit von Ehrgeiz, Leistung und geradezu ramboesker Missionserfüllung. Es geht um Strahlkraft in Arenen, um Lichtanlagen, um Männlichkeit und um so etwas Ernstes wie Spaß - eine Anschauung, die bei Liveauftritten der Kings Of Leon mitunter bizarre Formen annimmt: Auf der Bühne präsentiert sich die Band als abgebrühte Rock-Firma, die ihre Musik als gelackte Show ohne Mätzchen präsentiert. Nicht der Anflug eines Lächelns huscht den Musikern über die Gesichter, vor allem Sänger Caleb Followill wirkt beinahe auf anachronistische Weise unsympathisch. Ansagen gibt es keine, Kumpelei und Animation finden nicht statt, und das plötzliche Umwerfen eines Mikrofonständers erscheint, als habe man es lange geprobt. Ach, könnte es doch immer so sein.

Freilich gab es immer auch humorbefähigte Rockbands: Man denke nur an AC/DC oder Thin Lizzy. Aber das waren Ausnahmen; schließlich wurde die Rockmusik zum Zwecke des kommerziellen melodischen Muskelspiels und zu beseelter Schmerzentäußerung erfunden, nicht zum Witze-Erzählen. Es ist zudem ein Missverständnis, dass diese Ernsthaftigkeit früher weniger albern gewirkt hätte und bestimmte Manierismen heute zwanghaft zu ironisieren seien. Led Zeppelin sind nicht nur in der Rückschau eine allzu aufgeblähte Band; sie waren es auch damals schon. An ihrer Großartigkeit ändert das wenig. Und auch wenn man heute vom Tragen von Jeanswesten auf bloßen Oberkörpern absehen sollte, so hat sich doch, was die Rockmusik selbst betrifft, weitaus weniger geändert, als man gerne wahrhaben möchte. Damals wie heute funktioniert Rock immer dann am besten, wenn er seine eigene Lachhaftigkeit transzendiert - im Idealfall mit dem Effekt, dass der Hörer wider besseres Wissen und gegen alle ästhetischen Bedenken mit rot geschwollenem Kopf beim Autofahren in falschem Englisch mitsingt.

Die schnelle Karriere der Kings Of Leon begann im Jahr 2003. Auf ihrem famosen Debütalbum "Youth And Young Manhood" klang die Band - die drei Followill-Brüder Caleb, Nathan und Jared sowie ihr Cousin Matthew -, als würden sich The Velvet Underground und Creedence Clearwater Revival in einer Scheune in Tennessee mit einem Wespenschwarm anlegen. Eine seltsame Ländlichkeit lag über der Musik; die Geschichte, die jungen Brüder seien streng erzogene Evangelisten-Kinder, die bislang noch nicht viel von der Welt gesehen hätten, passte so famos dazu wie ihre flaumigen Bärte. In Europa verkaufte man sie sorglos als "die Strokes vom Lande", und die komischen jungen Männer taten wenig, um am Image der wortkargen Landeier mit der rustikalen Coolness zu kratzen.

Während das zweite Album etwas zu sehr darum bemüht war, quengelige Gitarren-Hipness und weltfremde Schratigkeit miteinander zu verbinden, gelang im vergangenen Jahr mit dem dritten Album der große Wurf: "Because Of The Times" war eine Schwarte von einem modernen Rockalbum. Unter weitgehendem Verzicht auf übliche Songstrukturen stellten sich die Musiker, nunmehr wie Models aus dem Hard-Boys-Katalog frisiert, breitbeinig in den Weg der gitarrenaffinen Plattenkäuferschaft und warfen sich beherzt in gockelhafte Posen.

Nun ist, viel zu früh nach allen gegenwärtigen Regeln des Musikgeschäfts, das vierte Werk der Band da - die Platte, mit der die Kings Of Leon endgültig zu Starruhm gelangen werden. Eine Platte, die hörbar auf die Arenen abzielt, ja, die vermutlich zu dem Zweck produziert wurde, große Hallen mit ausladender Geste bespielen zu können. Das spekulative vierte Album einer ausgesprochen karrierewilligen Band: ein gezielt kommerzielles Arena-Rock-Werk. Die Frage muss natürlich lauten: Kann eine solche Platte überhaupt gut sein? Sie kann.

Die Legende besagt, dass sich Sänger Caleb und Schlagzeuger Nathan zu Beginn der Aufnahmen zu "Only By The Night" einen derart rüden Faustkampf geliefert hätten, dass Caleb sich dabei die Schulter auskugelte und ruhiggestellt werden musste. Da sich der Mann jedoch als Actionstar des modernen Rock 'n' Roll zu begreifen scheint, schnallte er sich vier Tage später dennoch das Instrument um, und die Aufnahmen konnten beginnen - möglicherweise nur eine weitere halbwahre Geschichte von vielen, die sich um die wortkargen Priestersöhne aus dem amerikanischen Süden ranken. Sie passt allerdings bestens zur stumpfen Wucht von "Only By The Night". Machten die Kings Of Leon früher hochinteressante Trucker-Musik für Fahrradfahrer, sind sie seltsamerweise jetzt als Stadionrocker völlig zu sich selbst gekommen. Der Songaufbau verläuft deutlich geradliniger als zuletzt, manches erinnert an Achtziger-Jahre-Bands, und doch ist die Herangehensweise der Kings Of Leon bei näherer Analyse völlig eigen: Das Schlagzeug klopft rollende rhythmische Muster, die meistens, ohne ein einziges auflockerndes Break, den Song tragen; darüber tänzelt ein nach Melodie strebender Bass, und die beiden Gitarren betreiben Klangmalerei im Breitwandformat.

Es wurde viel davon geschrieben, die Band habe sich von den Vulgär-Atmosphärikern von U2 beeinflussen lassen. Allerdings kommt hier durch den Weihrauchnebel nicht Bono gestapft, sondern Caleb Followill, und der singt weiterhin in seiner ganz eigenen Liga: wie eine Mischung aus Meckerziege, vom Moped gefallenem Biker und moribundem Grippe-Patienten kämpft er mit den einfachen, aber stets emporstrebenden Melodien.

Die erste Single - die in England sogleich auf Platz 1 ging - trägt den großartig dämlichen Titel "Sex on Fire". Im dazugehörigen Video sieht man, wie die Band ihren lustbesessenen, klatschnass geschwitzten Sänger gewaltsam auf Liebesentzug hält. Der Hauptakteur chargiert herrlich - und trägt eine Weste auf fast bloßem, muskelschwerem Oberkörper. Sollten die Followills am Ende doch Humor haben?

ERIC PFEIL

Kings Of Leon, Only By The Night. RCA Records 5104011 (Sony/BMG)

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