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Was geschieht, wenn einer Mutter ernsthaft die Nerven durchgehen, wenn der Boden unter ihren Füßen brüchig wird und man sie in die Psychiatrie einweist, nach Ochsenzoll? Jonas Fink verliert jede schützende Hülle seiner Kindheit. Die Mutter ist nicht mehr, wie sie war, sie tut Dinge, die sie niemals tat, und Jonas ist vollauf damit beschäftigt, beobachtend und beschreibend der Erosion seines Lebens Einhalt zu gebieten. Er hält sich an die Tatsachen. Er wahrt den Anschein von Normalität. Denn letztlich ist normal, was passiert, zumindest für ihn: Seine Mutter ist eine Ochsenzoll -Mutter und er…mehr

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Produktbeschreibung
Was geschieht, wenn einer Mutter ernsthaft die Nerven durchgehen, wenn der Boden unter ihren Füßen brüchig wird und man sie in die Psychiatrie einweist, nach Ochsenzoll? Jonas Fink verliert jede schützende Hülle seiner Kindheit. Die Mutter ist nicht mehr, wie sie war, sie tut Dinge, die sie niemals tat, und Jonas ist vollauf damit beschäftigt, beobachtend und beschreibend der Erosion seines Lebens Einhalt zu gebieten. Er hält sich an die Tatsachen. Er wahrt den Anschein von Normalität. Denn letztlich ist normal, was passiert, zumindest für ihn: Seine Mutter ist eine Ochsenzoll -Mutter und er ist ihr Ochsenzoll -Sohn.Man kann nicht anders: Man ist sofort auf Jonas Finks Seite, erlebt das Entgleiten der Mutter durch seine Augen und Ohren. Diese Perspektive ist bestechend - und das unzerreißbare Band zwischen einem Kind und seiner Mutter wurde selten so schön beschrieben. Michael Weins gelingt es eindrucksvoll, mit starken Bildern und stilistischer Entschiedenheit von einem Jahr derVeränderung zu erzählen.
Autorenporträt
Michael Weins, _1971, lebt als Autor und Psychologe in Hamburg. Er ist Mitbegründer der Literaturclubs "Machtclub" und "Schischischo". Er veröffentlichte außerdem die Romane "Lazyboy" (2011) und "Delfinarium" (2009) sowie die Erzählbände "Krill" (2007) und "Feucht" (2001).www.michaelweins.de
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2002

Rote Tabletten, jeden Tag
Michael Weins besieht sich den Goldenen Reiter von unten

Wer eine verrückte Mutter hat - und was heißt schon verrückt -, der braucht nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Es reicht ja, wenn man die Mutter woanders abgibt. Joni in Hamburg macht das eines Tages. Er ruft den Arzt, und die Mutter verschwindet in der Psychiatrie. Der Junge ist so etwa zwölf Jahre alt. Er wohnt zusammen mit seiner Mutter und deren Verhalten - sie sagt nichts, raucht wie zwei Schlote, rennt im Nachthemd auf die Straße und zerdeppert dort Bilder. Auch Michael Weins, zwanzig Jahre älter als sein Held, wohnt in Hamburg. Das erklärt aber nichts.

Jonis Vater ist weg, leider früh nach der Zeugung gestorben. Jonis Mutter weilt zwar auf Erden, dreht aber dort langsam ab. Wir wissen nicht, warum, Joni weiß es nicht, und Weins weiß es auch nicht. Das ist nicht nur schade, sondern für einen Roman zu wenig. Joni ruft wenigstens einen Arzt an. Die Mutter kommt aus dem Haus in die Psychiatrie. Das tut Joni sofort leid. Weins kann mit der Psychiatrie auch nichts anfangen. Also kommt die Mutter wieder raus und nach Haus. Dort nimmt sie jeden Tag ihre Tabletten aus einem roten Tablettenkästchen. Weins wird froh darüber gewesen sein, daß die Mutter ganz wenig sagt, dafür sehr viel stumm vor sich hin raucht. Wenn sie einmal mit Joni ein Gespräch führt, dann ist es sehr kurz.

So kurz wie alle Sätze in diesem Buch. In der Kürze liegt die Traurigkeit? Die kurzen Sätze sind leider auch sehr schlichte Sätze. Aus der Kopfdrehzahl eines Zwölfjährigen, die Weins recht niedrig ansetzt, weil er eine überschaubare Schreibfolie braucht, schert keine Wahrnehmung und kein Gedanke aus. Weins meint, wenn die Sätze so kurz sind wie ein Zwölfjähriger lang, dann seien sie genau richtig, um einen Zwölfjährigen zu beschreiben. Weins meint also, wenn er die kurze Geschichte - deren Angelpunkt der Auszug und der Wiedereinzug von Jonis Mutterschemen ist - aus der Perspektive des Jungen schreibt, dann sähe es so aus, als wären die Sätze, Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen, die Weins Joni zuschiebt, nur deshalb so kurz, weil Joni ein kurzer Kerl ist (und nicht, weil er, Weins, es sich mit der Hockerstellung zu einfach gemacht hat). Das wiederum ist sehr kurz gedacht und hält literarisch auf die Dauer einer langen Geschichte nicht.

EBERHARD RATHGEB.

Michael Weins: "Goldener Reiter". Roman. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2002. 220 S., br., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dem Autor ist es nicht gelungen, bedauert Rezensent Eberhard Rathgeb, die Sicht des zwölfjährigen Joni einzunehmen und seine Schwierigkeiten mit einer verrückten Mutter zu beschreiben, die in die Psychiatrie eingeliefert wird (auf Jonis Veranlassung), dann aber auch wieder nach Hause kommt. Warum dies alles so geschieht, weiß weder der Leser, noch weiß es Joni und der Autor selbst weiß es auch nicht, schreibt Rathgeb. Die Sätze in dem Roman, der in Hamburg spielt, seien sehr kurz, wohl um treffend einen Zwölfjährigen wiederzugeben, vermutet der Rezensent, aber leider auch so schlicht, so dass keine Wahrnehmung und kein Gedanke sichtbar würden.

© Perlentaucher Medien GmbH