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7. - 8. Schuljahr
Der junge Hilmer Eriksson ist verschwunden. Seine Eltern und seine Freundin Ellen machen sich große Sorgen. Eigentlich wollte Hilmer nur etwas mit dem Rad im Nachbarort abholen. Aber dort ist er nie angekommen. Gab es einen Unfall? Oder wurde er das Opfer eines Verbrechens? Könnte sein Verschwinden etwas mit dem Streit zu tun haben, den Hilmer kürzlich mit drei seiner Mitschüler hatte?
Komissar Fors ermittelt in Hilmers Umkreis. Nach und nach kristallisiert siche in Motiv für ein Verbrechen heraus. Und es finden sich immer mehr Hinweise, die die schreckliche Vermutung des Kommissars erhärten.
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Produktbeschreibung
7. - 8. Schuljahr

Der junge Hilmer Eriksson ist verschwunden. Seine Eltern und seine Freundin Ellen machen sich große Sorgen. Eigentlich wollte Hilmer nur etwas mit dem Rad im Nachbarort abholen. Aber dort ist er nie angekommen. Gab es einen Unfall? Oder wurde er das Opfer eines Verbrechens? Könnte sein Verschwinden etwas mit dem Streit zu tun haben, den Hilmer kürzlich mit drei seiner Mitschüler hatte?

Komissar Fors ermittelt in Hilmers Umkreis. Nach und nach kristallisiert siche in Motiv für ein Verbrechen heraus. Und es finden sich immer mehr Hinweise, die die schreckliche Vermutung des Kommissars erhärten.

Autorenporträt
Mats Wahl, 1945 geboren, zählt zu den großen schwedischen Jugendbuchautoren. Er hat über 40 Bücher veröffentlicht. Für sein Werk erhielt er neben zahlreichen anderen Preisen auch den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Rezensionen
"Mats Wahl hat einen erstaunlichen Roman darüber geschrieben, wie es passieren kann, dass sich junge Menschen der rechtsradikalen Bewegung in Europa anschließen. Sein Buch ist ein "Muss" für jeden, der dieses traurige Phänomen begreifen will." (Henning Mankell)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2001

Die Ruhe selbst
Mord in einer schwedischen Kleinstadt: Der neue Mats Wahl

Hilmer, ein sechzehn Jahre alter Schüler, ist verschwunden. Um ihn zu finden, müssen heikle Fragen gestellt werden, die am Lack der idyllischen schwedischen Kleinstadt kratzen. Eine Arbeit, der man besser ohne falsche Rücksichtnahme nachgehen sollte. Darum sind die Kollegen erleichtert, daß der neue Mann aus Stockholm, Kommissar Fors, den Fall übernimmt. Drei Tage dauert die Suche nach dem Vermißten. Dann endlich finden sie ihn: vergraben in einem Komposthaufen und so schwer verletzt, daß er wenig später stirbt. Unter Mordverdacht stehen drei Jugendliche mit rechtsradikalem Hintergrund: Anneli Tullgren ist ihre Anführerin, und nach allem, was man von ihr erfährt, besitzt sie genug kriminelle Energie. "Ich töte, wen ich will", sagt sie im Verhör. Fors' Kollegin gibt ihr dafür eine Ohrfeige.

Das würde Fors nicht passieren. Er ermittelt stets in Ruhe, reagiert aber, wenn es darauf ankommt, blitzschnell. Den Menschen entlockt er mühelos Kleinstadtgeschichten. Sie erzählen ihm von drohender Arbeitslosigkeit, unglücklichen Liebesbeziehungen, vom Scheitern in jeder Lebenslage. Warum in manchen Kinderzimmern Hakenkreuze und Schlagringe zu finden sind, wird Fors am Ende nicht erklären können; ebenso unklar bleibt das Tatmotiv. Hilmer scheint aus einer frustrierten Bierlaune heraus verprügelt worden zu sein. Es ist nur ein verhängnisvoller Zufall, daß er den drei aus der Bahn geratenen Jugendlichen begegnet ist. Weiteres läßt sich nicht ermitteln - was nicht an der Kompetenz des Kommissars liegt. Der ist neugierig und wachsam genug, um vieles herauszufinden, ein Verhalten, das Jugendliche nicht besonders leiden können. Daß er dennoch mit ihnen gut ins Gespräch kommt, liegt an seiner Unaufgeregtheit und seiner Fähigkeit, gut zuzuhören.

Leider hat Mats Wahl nicht allein auf seine Geschichte vertraut, die von einer unter Jugendlichen wachsenden Gewaltbereitschaft und einer daraus resultierenden sinnlosen Tat erzählt. Hilmer bekommt darum am Ende eine Vaterschaft angedichtet, die arg nach aufgesetzter Sinngebung klingt und daher unglaubwürdig ist. Ebensowenig bekommt es der Geschichte, Hilmer als den "Unsichtbaren" am Geschehen teilhaben zu lassen. Der Junge begleitet, nur für den Leser wahrnehmbar, die Ermittlungen in seinem eigenen Fall. Auf den ersten Seiten noch ein interessantes Gespann - das Opfer folgt dem Kommissar, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist -, verliert sich diese Allianz mehr und mehr. Hilmer unterbricht nur als Zwischenrufer die Handlung, indem er von seinen Schmerzen und seiner Lebenssehnsucht kündet.

Vielleicht hat Mats Wahl beim Schreiben befürchtet, nur spannende Unterhaltung zu liefern und - so mag ihn sein zweiter Beruf als Dozent für Pädagogik und Psychologie gemahnt haben - zuwenig moralisch Wachrüttelndes. Doch die Forschungen des Kommissar Fors sind eindringlich genug geschildert, um die Hintergründe der nur scheinbar heilen Welt einer schwedischen Kleinstadt auszuleuchten, und Hilmers Schicksal ist auch ohne die Betonung durch seine unglücklichen Auftritte beeindruckend genug.

MYRIAM MIELES.

Mats Wahl: "Der Unsichtbare". Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Carl Hanser Verlag, München 2001. 192 S., geb., 25,- DM. Ab 13 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.09.2001

Hass. Handeln. Held.
Die jungen Nazis von Schweden fühlen sich unangreifbar
MATS WAHL: Der Unsichtbare, Carl Hanser Verlag, München 2001. 191 Seiten, 25 Mark.
Nach vielen Stunden zögerlicher, quälender Untersuchungen ist auch Kommissar Harald Fors am Rand der Erschöpfung. Er nimmt eine Auszeit, verzieht sich nach Hause. Er zieht sich nackt aus und kriecht ins Bett. Durchs offene Fenster kommt der Geruch von Flieder, vor dem inneren Auge kommen Bilder aus der Kindheit, vom Angeln an einem einsamen Bach. „Er erinnerte sich an den Kuckuck und er erinnerte sich an Wollgras. Er erinnerte sich an den Steinfalken. Er versuchte zu denken: Meine Zeit soll nicht die Zeit der Krähen sein.”
Ein Schüler ist verschwunden, in einer Kleinstadt-Schule in der Gegend von Stockholm. Die Anzeichen sind unmissverständlich – dass er das Opfer einer hasserfüllten Attacke geworden ist. Dass er in einem Laubhaufen am Rand des Waldes liegt, brutal zusammengeschlagen und getreten. Als ein Unsichtbarer, in seinem Zustand zwischen Leben und Tod, ist er bei den Untersuchungen anwesend, keiner nimmt ihn wahr, mit keinem kann er in Kontakt treten.
Die Zeit der Krähen, das ist die Zeit der Intoleranz, der sozialen Ungerechtigkeit und Perspektivlosigkeit. Des Rechtsradikalismus, des Faschismus der Neunziger. Mats Wahl erzählt von einem Koma, in dem ein Junge liegt, aber auch ein ganzes Land, eine Gesellschaft. Auf den Türen der Kleiderschränke in der Schule tauchen Hakenkreuze auf, SS-Runen, sowie der Name Kristina Gyllenstierna, einer schwedischen Nationalheldin des 16. Jahrhunderts, nach der eine nazistische Frauenorganisation der Zwanzigerjahre sich nannte.
„Hass. Handeln. Held.” Das ist die Parole des jugendlichen Faschismus. Starker Hass führt zum Handeln und macht zum Helden. Mats Wahl nimmt nicht Partei, und er moralisiert nicht. Die Familien sind von Liebe und Verständnis nicht mehr zusammengehalten. Der Hass wird auf schreckliche Weise nachvollziehbar als eine Form der Selbstverteidigung. Der Staatsanwalt, der den Fall bearbeiten wird, denkt vor allem an seine Karriere. In München, Hamburg und Köln ist eine Werbekampagne gestartet worden, welche die kleine Stadt deutschen Touristen als Ferienort empfehlen soll – wie würde da ein Nazi- Schmutzfleck wirken?
Kurz vor dem tragischen Wochenende hat der unsichtbare Schüler Huckleberry Finn gelesen – Kapitel sieben. Da macht auch der junge Huck sich unsichtbar, er verwischt die Spuren seiner Existenz und fängt ganz neu an. Alles schmeckt frisch – was für ein trauriger Kontrast zu Mats Wahls Unsichtbaren:. „Er sah seine Mutter weinen und versuchte sie zu trösten. Aber sie bemerkte ihn nicht. Sie sah ihn nicht. Um ihn herum der Duft nach welkendem Laub. Als ob draußen nicht Mai wäre, sondern Herbst. Nicht die Zeit der Lerchen, nicht der Schwalben, sondern der Krähen.”
FRITZ
GÖTTLER
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