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In einer Welt, die vom 'Swoosh' als Schriftzug auf einem Designer-Tennisschuh bis hin zu den berüchtigten Mausohren eines Erlebnisparks mit bekannten Logos geschmückt ist, haben Symbole nicht mehr alleine dekorativen Charakter, sondern markieren wichtige Veränderungen in unserem Sozialmilieu. Die umfangreiche Mehrung von Kreditkartenangeboten, automatischen Bankdiensten und weltweit wiedererkennbaren Markennamen spiegeln die Veränderungen im Bereich des sozialen Konsums wider: Ein Kurs auf eine Welt mit zunehmend entpersonalisierten Diensten und leeren Orten und Dingen. In seinem provokativen…mehr

Produktbeschreibung
In einer Welt, die vom 'Swoosh' als Schriftzug auf einem Designer-Tennisschuh bis hin zu den berüchtigten Mausohren eines Erlebnisparks mit bekannten Logos geschmückt ist, haben Symbole nicht mehr alleine dekorativen Charakter, sondern markieren wichtige Veränderungen in unserem Sozialmilieu.
Die umfangreiche Mehrung von Kreditkartenangeboten, automatischen Bankdiensten und weltweit wiedererkennbaren Markennamen spiegeln die Veränderungen im Bereich des sozialen Konsums wider: Ein Kurs auf eine Welt mit zunehmend entpersonalisierten Diensten und leeren Orten und Dingen.
In seinem provokativen neuen Buch "Die Globalisierung des Nichts" geht George Ritzer davon aus, dass die "große Erzählung" oder soziale Geschichte dieser Periode eine Bewegung vom Etwas zum Nichts ist. Ritzer baut auf seine bekannte McDonaldisierung-These auf, dass unsere Gesellschaft zunehmend durchrationalisiert werde und schnell, effizient, vorhersehbar, vereinheitlicht und konditionierend funktioniere. Darüber hinausgehend konstatiert er jedoch, dass sich Gesellschaften auf der ganzen Welt stetig vom Etwas wegbewegen, wobei das Etwas als soziale Form definiert wird, die allgemein als einheimisch aufgefasst wird, als lokal kontrolliert und reich an spezifischem und charakteristischem Inhalt. Er führt an, dass wir uns auf das Nichts zubewegen - welches zentral kontrolliert und aufgefasst wird und relativ frei von konkreter Substanz ist. Das Etwas geht in der Bewegung auf die Globalisierung des Nichts verloren.
Autorenporträt
George Ritzer ist Professor für Soziologie an der Universität von Maryland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2005

Wirtschaftsbuch
Das Etwas und das Nichts
Auf die Frage, was das Nichts tue, antwortete Martin Heidegger: es nichtet. Wenn sich ein Soziologe dem Nichts zuwendet, erwartet man mehr Nähe zur realen Welt, zumal, wenn es um die „Globalisierung des Nichts” geht, so der Titel von George Ritzers neuem Buch. Doch ergeht es dem amerikanischen Professor kaum besser als dem deutschen Philosophen: Er verheddert sich im selbst gewobenen Begriffs-Gespinst.
George Ritzer, der an der Universität von Maryland lehrt, ist einer der exponiertesten Vertreter der These von der globalen Vereinheitlichung. Hierfür hat er in den neunziger Jahren den Begriff „McDonaldisierung” geprägt. Unsere Gesellschaft werde zunehmend durchrationalisiert und auf schnelles, effizientes Funktionieren getrimmt. Unterschiedlichkeit habe keinen Platz, sondern werde eingeschliffen, normiert, standardisiert. McDonald’s und Nike, Disneyland und Starbucks erscheinen als Ikonen einer vereinheitlichten Warenwelt. McDonaldisierung wurde zum Kampfbegriff.
In seinem neuen Buch versucht Ritzer nun, die uneinheitlichen und oft gegenläufigen Entwicklungen, die unter dem Begriff Globalisierung zusammengefasst werden, in ein Erklärungsmodell zu zwingen. Dabei erliegt er jedoch der Neigung, jedem Trend einen eigenen Namen zu geben - eine, wenn man so will, Disneyfizierung der Sprache. So entfalte sich neben der Globalisierung ein gegenläufiger Prozess der „Glokalisierung”, die wiederum mit der „Grobalisierung” widerstreite. Der letzte Begriff soll den Drang zum Wachstum (growth) charakterisieren.
Zentrales Kennzeichen der Globalisierung sei aber die Zunahme des Nichts. Ritzer definiert es als „eine soziale Form, die in der Regel zentral erdacht und kontrolliert wird und vergleichsweise frei von spezifischem Inhalt ist”. Wie eben McDonald’s, wo weltweit die gleichen Gerichte angeboten werden. Den Gegenpol bilde Etwas, das sich durch seinen spezifischen Charakter auszeichne. Nichts, das sind Kreditkarten, Restaurantketten, Kreuzfahrtschiffe. Etwas, das sind Gourmet-Gerichte, selbst Zubereitetes, Bauernmärkte, Slow Food. Und dieses Etwas gehe verloren.
Aber was erklärt das Wortgedöns? Nicht mehr als eingeführte Ideen längst leisten. Schon Marx schrieb, dass dem Kapitalismus der Trend zum Wachstum innewohnt. McDonaldisierung ist nichts weiter als eine - im Sinne Max Webers - Rationalisierung des Konsums, die sich in der Standardisierung von Produkten und Dienstleistungen äußert. Und das Nichts? Dass Dinge, die auf dem ganzen Erdball vertrieben werden, weniger spezifisch sind als lokal und regional angebotene, ist nur die Kehrseite ihrer Standardisierung. Aber bedeutet das zugleich, dass sie inhaltsleer sind? Oder werden sie vielleicht von den Menschen mit „spezifischem Inhalt” gefüllt, so wie jeder seinen iPod mit seinen Lieblingssongs belädt?
Ritzers absolute Begriffe entpuppen sich letztlich als rein subjektive Setzung. Was Nichts ist und was Etwas, das ist George Ritzers ganz persönliche Sicht. Und die ist geprägt von Verlustängsten. Es ist ein rückwärts gewandter, ein nostalgischer Blick auf eine Welt, die sich aufzulösen scheint. Es ehrt den Professor, dass er dies offen zugesteht. Im Anhang nimmt er in weiser Voraussicht Kritik vorweg. Man werde ihm ankreiden, schreibt er, „sowohl elitär als auch unheilbar romantisch zu sein, nostalgisch im Hinblick auf die Vergangenheit”. Besser kann man sein Buch nicht charakterisieren.
Winfried Kretschmer
George Ritzer: Die Globalisierung des Nichts. UVK
Verlagsgesellschaft, Konstanz 2005, 372 Seiten, 19,90 Euro
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