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Die NSA-Affäre hat viele Internet-Nutzer verunsichert und verwirrt. Wir, die Politikverdrossenen, die »Einfach- so-Egozentriker«, die Selbstquantifizierer, melden uns hektisch von Facebook und Co. ab. Juli Zeh, die einen weltweiten Schriftstellerprotest gegen die Überwachung initiiert hat, sieht das nicht ein. Engagiert verteidigt sie die Freiheit des Wortes und ermutigt uns, sie ebenfalls einzufordern. Sie hinterfragt, warum wir uns ein vorgefertigtes Schema von »Glück« überstülpen lassen, das »gesamtgesellschaftliche Zirkeltraining« klaglos mitmachen und uns so zu einer einheitlichen Masse entwickeln, die ihre Mündigkeit verspielt.…mehr

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Produktbeschreibung
Die NSA-Affäre hat viele Internet-Nutzer verunsichert und verwirrt. Wir, die Politikverdrossenen, die »Einfach- so-Egozentriker«, die Selbstquantifizierer, melden uns hektisch von Facebook und Co. ab. Juli Zeh, die einen weltweiten Schriftstellerprotest gegen die Überwachung initiiert hat, sieht das nicht ein. Engagiert verteidigt sie die Freiheit des Wortes und ermutigt uns, sie ebenfalls einzufordern. Sie hinterfragt, warum wir uns ein vorgefertigtes Schema von »Glück« überstülpen lassen, das »gesamtgesellschaftliche Zirkeltraining« klaglos mitmachen und uns so zu einer einheitlichen Masse entwickeln, die ihre Mündigkeit verspielt.
Autorenporträt
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman »Über Menschen« war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller »Zwischen Welten«.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Juli Zeh verweigert sich ihrer Einsortierung in die herkömmlichen Schemata politischen Denkens: Ihre Positionen sind in ihrer Gesamtheit weder "links" noch "rechts", und vieles, was heute als konservativ, also bewahrend gelten kann, etwa der Schutz unserer Daten, wird gerade von den Konservativen nicht vertreten. "Wahrscheinlich bin ich ein radikaler Individualist", erklärt sie. Das ist gut: Juli Zehs Positionen entstehen nicht aus Reflexen, sondern aus ihrem juristisch geschulten Denken, sie hat Argumente. "Nachts sind das Tiere" enthält 40 Reden und Essays aus den letzten neun Jahren, chronologisch geordnet. Die heftige, aber diffuse Empörung über Günter Grass' SS-Vergangenheit nimmt sie ebenso auseinander wie die Causa Kachelmann, hinter der sie einen verschleppten Geschlechterkonflikt erkennt. Immer wieder geht es um den Unterschied zwischen realer und gefühlter Konjunktur, realer und gefühlter Sicherheit. Zehs großes Thema ist die Freiheit, die nicht kompromittiert werden darf - weder zur "Kostenkontrolle" (Ulla Schmidt, SPD) noch zum "Schutz vor Terrorismus" (Wolfgang Schäuble, CDU). Juli Zehs Rationalität ist Balsam, manche Formulierungen sind es nicht. Wann immer die Autorin zwecks Anschaulichkeit fiktive Diskussionspartner einführt, bedient sie Klischees, die längst überwunden sind.

© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nichts dagegen hat Lena Bopp, wenn Juli Zeh sich kritisch zu Fragen der Gesellschaft und Politik äußert, im Gegenteil. Dass die Schriftstellerin umtriebig und aktuell Zeitgeschehen kommentiert und hinterfragt, kann Bopp schon an der schieren Menge der hier versammelten Zeitungs- und Zeitschriftenartikel aus den Jahren 2005-2014 erkennen. Genau da liegt aber auch das Problem für Bopp: Es sind einfach zu viele Texte und zu wenige Gedanken. Was Zeh sorgt - Bundeswehreinsätze, Sicherheitspolitik, Internetrecht - findet Bopp nachvollziehbar, zumindest in der gebündelten Präsentation als Buch jedoch auch redundant und häufig formal umständlicher als der Gedankengang es nötig macht. Die Neigung der Autorin jedes ihrer Themen ins Allgemeine zu heben, geht der Rezensentin beim Lesen zusehends auf die Nerven. So irre bahnbrechend findet sie Zehs Erkenntnisse auch gar nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2014

Die Freiheit nehm' ich mir
Zur digitalen Identität: Juli Zeh warnt in Essays und Aufsätzen vor Gefahren in der offenen Gesellschaft

Juli Zeh gehört hierzulande zu den Schriftstellerinnen, die sich am lautesten in die Politik einmischen. Mit ihrem 2001 erschienenen Debüt "Adler und Engel" hat sie zwar zunächst als Romanautorin auf sich aufmerksam gemacht. Und auch in den Jahren danach hat sie Romane veröffentlicht, etwa "Spieltrieb" (2004), "Schilf" (2007) und "Nullzeit" (2012) - aber eben nicht nur. Daneben hat sich die 1974 geborene Autorin in Aufsätzen, Essays und Reden immer wieder zu gesellschaftlichen und politischen Themen geäußert, Position bezogen, zum Streit aufgerufen, auch provoziert.

Einige dieser Beiträge sind nun in Form eines Buches erschienen: "Nachts sind das Tiere", heißt der Band, der vierzig Texte enthält, die Juli Zeh zwischen 2005 und 2014 geschrieben hat. Der Großteil dieser selten mehr als ein paar Seiten langen Beiträge, in denen es neben der Bundeswehrreform etwa um Fragen des Feminismus, um das Folterverbot, die Finanzkrise und das - dies ist eines ihrer Lieblingswörter - "Kommunikationszeitalter" geht, wurden indes nicht nur bereits in Zeitschriften und Zeitungen (auch in dieser) gedruckt. Sie scheinen auch explizit für diese geschrieben worden zu sein. Das legt der Stil der Texte nahe, in denen es an präzise, zuweilen auch überspitzt formulierten Thesen nicht mangelt: "Die Regierung hat nicht weniger vor", heißt es in einem Beitrag über Datenschutz im Gesundheitssektor, "als das Privateste, Intimste, das uns zu eigen ist, zur Staatssache zu erheben: den menschlichen Körper." An anderer Stelle liest man: "Dem deutschen Feminismus fehlt es an einer zeitgemäßen Rhetorik." Und in einem Text über den Aufstieg der Piratenpartei schreibt Juli Zeh: "In Wahrheit eignet sich das Internet als solches überhaupt nicht zum Gegenstand von Politik. Es sind nicht die Piraten, die das nicht verstanden haben, sondern ihre Kritiker."

Wozu auch immer Juli Zeh sich also äußert, artikuliert sie ihre Sorgen deutlich. Und sie hat viele. Vor zwei Jahren warnte sie davor, der Bundeswehr auch in "besonders schweren Unglücksfällen" Einsätze im Inland zu erlauben. Ebenfalls 2012 sah sie wegen der Krisenpolitik der Bundesregierung (Stichwort Rettungsschirm) das Haushaltsrecht des Bundestags und somit die Gewaltenteilung bedroht. In einer schönen, 2010 gehaltenen Rede an Abiturienten warnte sie die Schüler davor, sich von Zukunftsängsten und Glückssuche verunsichern zu lassen. Denn "unserer Lebensform wohnt ein Problem inne, das wir noch nicht ausreichend bedacht, geschweige denn überwunden haben: Freiheit macht anfällig für Angst, und Angst macht unfrei." Die Freiheit aber, dies wird hier mehr als deutlich, hat sich im Laufe der Jahre zur wichtigsten Bezugsgröße in Juli Zehs Denken entwickelt. Darunter macht sie es selten.

Viele Beiträge lesen sich daher wie Variationen einer Argumentationskette, die sich etwa so zusammenfassen lässt: In einer offenen Gesellschaft herrscht ein Individualismus, der den Menschen alle Möglichkeiten eröffnet, sie mit dem Erreichen und der Auswahl des jeweils Richtigen aber auch überfordert. So bekommt die individuelle Freiheit etwas Beängstigendes, die Angst wiederum öffnet einer rigorosen Sicherheitspolitik und damit der Überwachung Tür und Tor. Das wiederum bedroht unsere Freiheit. "Begreifen Sie", sagte Juli Zeh auf der Berliner Netzkultur-Konferenz im vorigen Jahr, "dass die Steigerung von Sicherheit und Bequemlichkeit nur um den Preis eines Verlustes von Mündigkeit zu haben ist." Diesen recht simplen Gedankengang exerziert sie dann an einer Reihe von Beispielfällen durch.

In jüngerer Zeit warnte sie etwa immer öfter davor, das Internet, diese "angewandte Metapher für ein zeitgenössisches Verständnis von Freiheit", vor dem Zugriff von Geheimdiensten und Wirtschaftskonzernen zu schützen. Sie empfahl - durchaus bedenkenswert - ein Gesetz zu erlassen, das die "digitale Identität" eines jeden genauso schütze wie die körperliche Unversehrtheit oder die Unverletzlichkeit des Privateigentums. Und gegen all das lässt sich gar nichts einwenden: Denn Juli Zeh hat natürlich Recht, wenn sie sich für eine Offenlegung der Quellcodes, also für Open Source, ausspricht und gleichzeitig jeden einzelnen Internetnutzer in die politische Verantwortung nimmt, wenn es darum geht, dieses Ziel auch zu erreichen. Auch gegen den Hang zur Provokation, der ihre Texte durchzieht, lässt sich eigentlich gar nichts sagen.

Und trotzdem geht einem ihre Angewohnheit, so gut wie jedes Thema ins Allgemeine zu heben und dann sofort den Rechtsstaat oder gleich die Demokratie in Gefahr zu sehen, irgendwann auf die Nerven. Zuweilen pflegt Juli Zeh einen Stil, der (auch einigermaßen offensichtliche) gesellschaftspolitische Probleme darstellt, als handele es sich bei ihren Beschreibungen um bahnbrechende Erkenntnisse. Damit zeigt sie aber nicht nur, dass sie ihre Leser womöglich unterschätzt, was ärgerlich genug wäre. Durch diese umständliche Art der Präsentation scheinen ihre Gedanken auch komplizierter, als sie tatsächlich sind. Und auch wenn man ihr die eine oder andere Zuspitzung insofern nachsehen muss, als die Essays ursprünglich für Zeitschriften verfasst worden sind und aufrüttelnden Charakter haben sollten - in Buchform präsentiert, fällt nicht nur auf, dass sich die Thesen und Appelle wiederholen. Im Geist des Lesers heben sie sich in der Beschwörung des drohenden Unheils irgendwann auch gegenseitig auf.

LENA BOPP

Juli Zeh: "Nachts sind das Tiere".

Verlag Schöffling & Co, Frankfurt am Main 2014. 286 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Juli Zeh leiht den Lesern ihre Ohren und Augen, beobachtet präzise und erzählt poetisch kraftvoll." NZZ am Sonntag