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Er war für das Sommermärchen mit verantwortlich, nahm den Kampf gegen Diskriminierung auf und rückte den Lieblingssport der Deutschen in die Mitte der Gesellschaft: Theo Zwanziger steht für den Aufbruch des deutschen Fußballs ins 21. Jahrhundert. In seiner Autobiographie zieht er nun die Bilanz einer Ära, die den Fußball und mit ihm das Land verändert hat.
Zu Beginn erwartet ihn einer der größten Skandale in der deutschen Fußballgeschichte: die Betrugsaffäre um Schiedsrichter Robert Hoyzer. Am Ende wird Theo Zwanziger als DFB-Präsident wie kein anderer vor ihm für die Erneuerung des
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Produktbeschreibung
Er war für das Sommermärchen mit verantwortlich, nahm den Kampf gegen Diskriminierung auf und rückte den Lieblingssport der Deutschen in die Mitte der Gesellschaft: Theo Zwanziger steht für den Aufbruch des deutschen Fußballs ins 21. Jahrhundert. In seiner Autobiographie zieht er nun die Bilanz einer Ära, die den Fußball und mit ihm das Land verändert hat.
Zu Beginn erwartet ihn einer der größten Skandale in der deutschen Fußballgeschichte: die Betrugsaffäre um Schiedsrichter Robert Hoyzer. Am Ende wird Theo Zwanziger als DFB-Präsident wie kein anderer vor ihm für die Erneuerung des deutschen Fußballs stehen. Mit seinem Namen verbunden sind nicht nur zwei Weltmeisterschaften im eigenen Land und der Neustart der Nationalelf unter Jürgen Klinsmann und Joachim Löw, er bringt auch Themen wie Fußball und Homosexualität oder Frauenfußball einer breiten Öffentlichkeit nah und sorgt dafür, dass sich Vereine, Verband und Spieler offen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus stellen. 2009 erlebt er die schwärzeste Stunde seiner Karriere, als er vom Suizid von Nationaltorhüter Robert Enke erfährt. In seinen Erinnerungen bietet Theo Zwanziger nicht nur einen faszinierenden Insiderblick auf Fußball und seine Macher, auf die großen Deals und die menschlichen Schicksale, die allzu oft im Verborgenen bleiben. Die Zwanziger Jahre sind auchdie kluge und leidenschaftliche Bilanz einer Ära, in der Fußball endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Autorenporträt
Theo Zwanziger, geboren 1945, hatte als promovierter Jurist verschiedene Ämter in Politik und Verwaltung inne, etwa als Regierungspräsident in Rheinland-Pfalz, bevor er 1992 in den DFB-Vorstand gewählt wurde. 2001 wurde er Schatzmeister und gehörte später dem Organisationskomitee für die WM 2006 an. Von 2004 bis 2012 stand er zunächst gemeinsam mit Gerhard Mayer-Vorfelder, seit 2006 allein an der Spitze des größten nationalen Sportverbandes der Welt. In seiner Amtszeit engagierte er sich in besonderer Weise für den Frauenfußball und die Gemeinnützigkeit des Sports.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2012

Er ist auch nur ein Mensch
Sein Freund Horst, sein Freund Otto, sein Freund Hans-Georg: Theo Zwanziger präsentiert in Berlin sein umstrittenes Buch
Berlin – Mit der Präsentation des literarischen Highlights dieses Herbstes hat am Mittwochabend in Berlin das Weihnachtsgeschäft begonnen. Der skandalumtoste Autor Dr. Theo Zwanziger präsentierte vor gut 200 Schaulustigen im Redaktionsgebäude der Zeitung Der Tagesspiegel sein Erstlingswerk „Die Zwanziger Jahre“. Dem Gros der Literaturkritiker (Uli Hoeneß, Wolfgang Niersbach, Matthias Sammer, Jürgen Klinsmann), die dem Buch bislang eher skeptisch begegnet waren, hielt Zwanziger in seinem flammenden Eingangsstatement entgegen: „Das ist eine Liebeserklärung an den Fußball!“
  Kaum aber war der ehemalige DFB-Präsident in die Tiefen-Interpretation seiner Thesen eingestiegen („Lesen Sie mal, was ich über Mayer-Vorfelder schreibe, das ist auch interessant, da gibt es gar keine Watschen“), verließen bereits die ersten Zuhörer den Saal. Sie waren gekommen, um sich ein Autogramm von Günter Netzer zu besorgen. Der hatte jedoch seine angekündigte Teilnahme kurzfristig abgesagt – wegen einer diskursiven Grippe, wie der Moderator vermutete. Die verbliebenen Zuschauer indes spendeten Zwanziger warmen Applaus. Allzu viele Uli Hoeneße saßen offenbar nicht im Publikum – wobei sich der Autor vehement gegen dessen Behauptung wehrte, er habe sich mit seinem Werk endgültig in die Isolation befördert.
  Und Zwanziger präsentierte auch Beweise. Er konnte zum Beispiel „meinen Freund Horst“, „meinen Freund Otto“ sowie „meinen Freund Hans-Georg“ begrüßen. Gemeint waren der DFB-Schatzmeister Horst R. Schmidt, der Ehrenpräsident des Berliner Fußballverbandes Otto Höhne sowie der ehemalige DFB-Vize Hans-Georg Moldenhauer.
  Auch die Beauftragte des DFB für Umwelt- und Klimaschutz ließ sich den Termin nicht entgehen. Für Claudia Roth war sogar ein Stuhl auf dem Podium direkt neben dem Star des Abends reserviert, den sie mal „Herr Dr. Zwanziger“, mal „den lieben Theo“ nannte. Roth („Bin auf Seite 280“) hatte im Gegensatz zu den meisten Anwesenden sogar die Zeit gefunden, einige Kapitel zu lesen. Und das, obwohl sie gerade einen zeit- und nervenaufreibenden Urwahlkampf hinter sich hat. Zum Glück konnte die Grünen-Vorsitzende aber der Versuchung widerstehen, dem neugierigen Publikum die spannendsten Passagen der Zwanziger-Biografie zu verraten. Stattdessen sprach sie über eine „ganz, ganz tolle“ Delegationsreise im Beisein des Autors nach Nordkorea, über ihren Kampf gegen das Unrechtsregime von Mahmud Ahmadinedschad sowie ihren Beitrag zur Einführung der Bio-Bratwurst bei der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland.
  Zwanziger will bekanntlich einen Teil seiner Bucherlöse an den Frauenfußball spenden. Und das Engagement in diesem Bereich ist nur einer von vielen Aspekten, die ihn „mit der lieben Claudia“ zu einem Traumpaar der moralisch motivierten Retourkutsche verbinden. Wenn man so will, sind zuletzt ja beide von der eigenen Partei abgestraft worden. Und beide versuchen sie jetzt, das Beste daraus zu machen. Zwei Gefühlsmenschen packen aus, so könnte man den Verlauf der Veranstaltung zusammenfassen. Während Roth ihre Emotionen aber vor allem auf den „ganz, ganz tollen“ Integrationsbeitrag des Nationalspielers Mesut Özil konzentrierte, versuchte sich ihr Nebenmann – dem Tenor seines Buches entsprechend – erneut an der Ehrenrettung von Fifa-Boss Joseph Blatter. „Er steht an der Spitze eines Reformprozesses“, verkündete Zwanziger, der in Blatters Weltverband eine „sehr beachtenswerte Organisation auch im gesellschaftlichen Bereich“ zu erkennen glaubt. Dem Stichwort Korruption hielt Zwanziger entgegen: „Ich stehe auch zu jemandem, der in der Öffentlichkeit angefeindet wird, wenn ich weiß, das hat er nicht verdient.“
  Phasenweise wurde es dann auch sehr menschlich. Etwa als Zwanziger die Geschichte erzählte, wie er 2004 auf einer Herrentoilette in die DFB-Doppelspitze mit Gerhard Mayer-Vorfelder befördert wurde. Franz Beckenbauer war den beiden Kontrahenten ums Präsidentenamt demnach am stillsten Ort des DFB-Bundestages in Osnabrück begegnet. Und dort soll er dann den Satz geprägt haben: „Na, dann macht’s mal!“ Ein persönliche Note bekam die Veranstaltung auch durch Zwanzigers Anmerkung: „Ich bin auch nur ein Mensch. Meine Zeit ist zu Ende im Sport.“ Was es bedeutet, wenn das der Mann sagt, der den deutschen Fußball noch bis 2015 im Exekutivkomitee der Fifa vertritt, könnte zum Beispiel Uli Hoeneß fachkundig bewerten.
  Die Zuhörer gingen am Ende gleichwohl mit Erkenntnisgewinn nach Hause. Sie lernten erstens: Das Internet ist doch noch nicht allgegenwärtig (Netzer sagte per Fax ab). Zweitens: Claudia Roth kann am Ende einer sehr schwierigen Woche schon wieder Autogramme geben, auch wenn sie zunächst nur Theo-Zwanziger-Bücher signierte. Und drittens bestätigte sich, dass die Welt genau so funktioniert, wie man es sich immer vorgestellt hat: Drei Männer gehen aufs Klo – und der Franz sagt, wie’s weiter geht.
BORIS HERRMANN
Drei Männer gehen aufs Klo, und
der Franz sagt, wie’s weiter geht
Traumpaar der moralisch motivierten Retourkutsche: Claudia Roth (links) und Theo Zwanziger bei der Buchpräsentation in Berlin.
FOTO: IMAGO
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