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Es handelt sich um eine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte, in deren Mittelpunkt ein 13-jähriges Mädchen steht. Ihre Eltern sind vor Jahren zur Arbeit aus dem heimatlichen Dorf nach Peking gezogen, ohne sie mitnehmen zu können.Sie wohnt bei ihrer alten Großmutter und muss mit ihrem Leben aus eigener Kraft fertig werden. Der bewegende Roman erzählt von ihren Erlebnissen, ihren Gedanken und Gefühlen und ihrer tiefen Zuneigung zu einem Klassenkameraden, den sie seit ihrer Kindheit kennt und der ihr stets zur Seite steht.

Produktbeschreibung
Es handelt sich um eine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte, in deren Mittelpunkt ein 13-jähriges Mädchen steht. Ihre Eltern sind vor Jahren zur Arbeit aus dem heimatlichen Dorf nach Peking gezogen, ohne sie mitnehmen zu können.Sie wohnt bei ihrer alten Großmutter und muss mit ihrem Leben aus eigener Kraft fertig werden. Der bewegende Roman erzählt von ihren Erlebnissen, ihren Gedanken und Gefühlen und ihrer tiefen Zuneigung zu einem Klassenkameraden, den sie seit ihrer Kindheit kennt und der ihr stets zur Seite steht.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Anna Xiulan Zeeck nimmt sich in ihrem neuen Jugendroman eines gewichtigen Themas an, das der "zurückgelassenen Kinder", meint Petra Steinberger. So werden, erklärt die Rezensentin, Kinder genannt, die 'alleine' - meist bei den Großeltern oder anderen Verwandten - in den abgelegenen Dörfern Chinas aufwachsen, während ihre Eltern in der Stadt leben und arbeiten. Um ebensolche Schicksale ginge es in "Wie die wilden Gräser", eine traurige, didaktische Allegorie, so Steinberger und konkretisiert: An Hand einiger Schicksale, doch vor allem dem des 13-jährigen Tongli, wird die Trostlosigkeit, die Einsamkeit und Verlassenheit der Kinder geschildert und eine neue Perspektive auf das vielgestaltige China des 21.Jahrhunderts eröffnet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2014

Verlassen
auf dem Land
Liebevoll traurige Geschichte über vier jener Kinder,
die den Preis bezahlen für den chinesischen Boom
VON PETRA STEINBERGER
Das ist China: das neue Wirtschaftswunderland, in dem ganze Städte innerhalb weniger Monate in den Himmel schießen, in dem die westliche Wirtschaft den ganz großen Absatzmarkt gefunden hat. Auch das ist China: die angenommene Bedrohung, weil doch Millionen fleißiger Schüler lernen, lernen, lernen und den Westen bald überwältigen werden. Zumindest die Angst geht um. Aber ist es wirklich so?
  Denn auch das ist China: ein Dorf irgendwo mitten im Landesinneren. Es hat keinen Namen, aber es hat Gesichter. Und diese Gesichter sind die von Alten – und vor allem von Kindern. Dies sind die Kinder, die zurückgelassen wurden von ihren Eltern, die sich auf in die großen Städte gemacht haben, jene Millionen von Wanderarbeitern, die den Boom möglich machen, die die unzähligen Hochhäuser bauen, die glitzernde Fassade des neuen China .
  Und was passiert derweil mit ihren Kindern? In Wie wilde Gräser beschreibt Anna Xiulan Zeeck ein paar von ihnen, vor allem Tongli, 13 Jahre alt, die allein mit ihrer Großmutter auf dem alten Hof zurückgeblieben ist. Die ihre Eltern zurückgelassen hat, als sie fünf Jahre alt war. Nicht, weil sie rücksichtslos reich werden wollten und ihnen ihre Tochter egal war. Sie gingen, um ihrer Tochter einmal das zu ermöglichen, was sie nie schaffen würden, eine Ausbildung, vielleicht ein Studium, vielleicht ein besseres Leben. Nur leidet Tongli trotzdem unter der Abwesenheit, obwohl sie ihre Großmutter über alles liebt. Sie leidet wie all die anderen Kinder und Jugendlichen, die allein zurückgeblieben sind auf dem Land, die ab und zu einmal einen Brief bekommen, noch seltener vielleicht einen Telefonanruf. Kinder wie Tongli, ihr Freund Lin Kai, der nun im Internat wohnt, weil sein Großvater gestorben ist, oder wie ihre Freundin Tao Jia, die bei ungeliebten Verwandten lebt und irgendwann einmal keinen Ausweg mehr sieht und keine Zukunft.
  „Zurückgelassene Kinder“ nennt man diese Jugendlichen und Kinder, 58 Millionen waren es laut der letzten Volkszählung von 2011, fast so viele, wie Italien Einwohner hat. Und 23 Millionen von ihnen sind jünger als 14 Jahre „Waren sie nicht mit wilden Gräsern vergleichbar“, fragt die Autorin, gebürtige Chinesin, die seit 1987 in Deutschland lebt. „In einem Alter, in dem sie behütet von ihren Eltern aufwachsen sollten, waren sie auf sich allein gestellt und wuchsen auf aus eigener Kraft wie wilde Gräser.“
  Dies ist aber auch die einzig didaktische Stelle des Buches, an der Anna Xiulan Zeeck sich etwas entfernt vom Schicksal ihrer Kinder. Ansonsten bleibt sie immer ganz bei ihnen, beschreibt ihre Befindlichkeit, ihre Einsamkeit, ihre Wege, mit der Elternlosigkeit fertig zu werden. Sicher sind die Gestalten exemplarisch: ein Kleinkrimineller, ein Fast-Selbstmord, der Tod der Großmutter, das sind alles Schicksale, die sich millionenfach wiederholen in den einsamen Dörfern, weit entfernt von der Verlockung der Stadt. Und doch: diese Landschaft, die einsamen, bald verlassenen Orte, sie sind mit soviel Liebe beschrieben, dass man sich fragen muss, ob es wirklich die bessere Entscheidung ist, in die Städte zu ziehen. Dies ist ein trauriges, wichtiges, weil dennoch ein wenig Hoffnung machendes Buch. (ab 12 Jahre)
Anna Xiulan Zeeck: Wie wilde Gräser. Desina Verlag 2014. 188 Seiten. 13,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2015

Ahnenkult ist keine Lösung
Anna Zeecks "Wie wilde Gräser" erzählt von Chinas verlassenen Kindern

Berichte über chinesische Wanderarbeiter sind nicht selten. Doch wie sich die deutsch schreibende Chinesin Anna Xiulan Zeeck des Themas annimmt, ist ungewöhnlich: Sie schreibt aus der Perspektive derer, die in den Dörfern zurückgelassen werden, während ihre Eltern andernorts arbeiten. Und das sind sehr viele: Nach der jüngsten Volkszählung leben in China 58 Millionen Jugendliche ohne Eltern auf dem Land.

Im Fokus von Zeecks Roman stehen das dreizehnjährige Mädchen Tongli und ihre ebenso auf sich gestellten Schulfreunde. Acht Jahre zuvor waren ihre Eltern zu den prekären Arbeitsplätzen und Großbaustellen des Wirtschaftswunders gezogen, Tongli kam in die Obhut der Großmutter. Mitunter hat Zeeck beide Welten im Blick: Zwischen Stadt und Peripherie oszillierende Episoden überblenden, wie im Kapitel "Pekinger Mäusesippe", Bilder des strukturschwachen Hinterlands mit dem Los der in Kellern unter Hochhäusern wohnenden Eltern.

"Wie wilde Gräser" ist ein kapitalistisches Märchen über verkehrte Fürsorgepflichten. Die nur nach langem Fußweg erreichbare Dorfschule, die Doppelbelastung von Lernen und Feldarbeit, Kriminalität und Naturkatastrophen bilden das Dekor der brüchigen ländlichen Idyllen. Unter Tonglis Klassenkameraden finden sich der ihr in platonischer Liebe und gemeinsamen universitären Zukunftsträumen verbundene Lin Kai oder der in ein Umerziehungslager verbrachte Luo Jun. Und ihre beste Freundin Tao Jia, die, von den Verwandten eher gelitten als geliebt, mehrmals ihr Zuhause wechselt und an Selbstmord denkt.

In der sozialistischen Marktwirtschaft, eng mit der Weltwirtschaft verwoben, erinnern nur Kulte wie Ahnenverehrung oder konfuzianische Pietät an Traditionen lokaler Verbundenheit. Und auch die neue Generation, zeigt die Autorin, ist aufbruchsbereit und wird den Eltern in die Städte folgen. So macht das Jugendbuch zwischen Landflucht und Lohnbetrug, Stigma der Geburt und nachträglicher Entrechtung die Situation der verlassenen Kinder als Chinas "Schmerz des Jahrhunderts" begreiflich.

STEFFEN GNAM.

Anna Xiulan Zeeck: "Wie wilde Gräser". Desina Verlag, Oldenburg 2014. 190 S., geb., 13,90 [Euro]. Ab 11 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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