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"Denn wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reißen, der hat sie." Albrecht Dürer
Albrecht Dürer (1471–1528) war nicht nur Maler und Kunsttheoretiker von europäischem Rang, sondern leistete auch auf dem Gebiet der Druckgraphik Bedeutendes: Er perfektionierte und revolutionierte die Techniken des Kupferstichs und wurde mit Blättern wie "Ritter, Tod und Teufel" oder "Melancholie" in ganz Europa bekannt. Genau wie Tizian, Michelangelo und Raffael sah Dürer den Nutzen der Druckgraphik darin, seinen eigenen künstlerischen Bekanntheitsgrad zu steigern und durch den Vertrieb…mehr

Produktbeschreibung
"Denn wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reißen, der hat sie."
Albrecht Dürer

Albrecht Dürer (1471–1528) war nicht nur Maler und Kunsttheoretiker von europäischem Rang, sondern leistete auch auf dem Gebiet der Druckgraphik Bedeutendes: Er perfektionierte und revolutionierte die Techniken des Kupferstichs und wurde mit Blättern wie "Ritter, Tod und Teufel" oder "Melancholie" in ganz Europa bekannt. Genau wie Tizian, Michelangelo und Raffael sah Dürer den Nutzen der Druckgraphik darin, seinen eigenen künstlerischen Bekanntheitsgrad zu steigern und durch den Vertrieb an Einnahmen zu kommen. Die Druckgraphik war für Albrecht Dürer ein Medium, in dem er, mehr als in Malerei und Zeichnung, sein innovatives künstlerisches Schaffen einem breiten Publikum bekannt machen konnte. Dieser Katalog versammelt die graphischen Hauptwerke Dürers und gibt einen repräsentativen Überblick über seine Entwicklung als Druckgraphiker sowie über die Bedeutung seines Werks für die technische und künstlerische Entwicklung von Kupferstich und Holzschnitt um 1500.
Die Druckgraphik war für Albrecht Dürer ein Medium, in dem er, mehr als in Malerei und Zeichnung, sein innovatives künstlerisches Schaffen einem europaweiten Publikum bekannt machen konnte. Das Städel besitzt einen umfangreichen und kostbaren Bestand der Kupferstiche, Holzschnitte und Radierungen Dürers, der aus konservatorischen Gründen nicht permanent ausgestellt werden kann. Zuletzt ist er vor über 30 Jahren präsentiert worden. Dieser Band versammelt die bedeutenden Hauptwerke der wichtigen Stichfolgen Dürers. Er gibt einen repräsentativen Überblick über die Entwick-lung des Druckgraphikers sowie über die Bedeutung seines Werks für die technische und künstlerische Entwicklung von Kupferstich und Holzschnitt.
Autorenporträt
Der Künstler Albrecht Dürer, 1471 in Nürnberg geboren, lernte dort bei dem Maler Michael Wolgemut. Längere Italienaufenthalte (Venedig), seit 1512 für Kaiser Maximilian tätig. Dürer starb 1528.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2007

Der ganze Menschengeist
Das Frankfurter Städel zeigt die Grafiken Albrecht Dürers, mit denen dieser um 1500 den Kunstmarkt beherrschte
Es gibt viele gute Gründe, die aktuelle Schau von Albrecht Dürers Druckgrafiken im Frankfurter Städel anzuschauen. Nicht dazu gehört der, den das Museum selbst anführt: Die Holzschnitte und Kupferstiche aus dem eigenen Bestand seien über 35 Jahre lang nicht gezeigt worden, weswegen man dieses exklusive Erlebnis nun nicht verpassen dürfe. Das mag der Logik von Auktionshäusern folgen, die einen Gemäldefund vom Dachboden anpreisen. Gerade der Dürer’schen Druckgrafik aber liegt der Gedanke fern, ein Kunstwerk müsse durch Unzugänglichkeit geadelt werden.
Im Gegenteil: Kein anderer Künstler hat so früh derart viel dafür getan, höchst anspruchsvolle Kunst allgemein zu verbreiten, und zwar nicht nur an den Herrscherhöfen, sondern vor allem auf der Straße. Fliegende Händler vertrieben Dürers Blätter in ganz Europa; als einmal einer dieser Händler in Rom ums Leben kam und seine gesamte Ware verschwand, entstand dem Künstler ernster wirtschaftlicher Schaden. Zuhause in Nürnberg und in Frankfurt boten Dürers Mutter und seine Ehefrau die Drucke auf Messen feil. Mindestens 1000 Kopien ließen sich von einer Vorlage ziehen, das Geschäft lief gut – obwohl ein Werk oft kaum mehr als ein Abendessen im Wirtshaus kostete.
Nie zuvor in des Menschen Sinn
Das System der maximierten Öffentlichkeit funktionierte: In Deutschland kauften die Grafiken mittelständische Bürger, die sich Gemälde nicht leisten konnten. Südlich der Alpen griffen als Erste die Kollegen zu. Der Kupferstecher Marcantonio Raimondi deckte sich auf dem Markusplatz in Venedig mit der Importware ein und kopierte hemmungslos die Einfälle des Deutschen. Dürer, der als Renaissancemann auf sein Erfinderrecht gesteigerten Wert legte, verklagte den Plagiator. Die venezianischen Behörden verboten daraufhin Raimondi, auch die Signatur zu übernehmen.
Den dürfte das wenig gekümmert haben, erregte er doch mit seinen Raubkopien die Aufmerksamkeit Raffaels: Der Aufsteiger in Rom war begeistert davon, wie Dürer seine Kunst mit Hilfe der Druckgrafik zur Marke machte. Also engagierte er Raimondi, um nun seine eigenen Entwürfe zu stechen und international zu verbreiten.
Während die italienischen Künstler mit Ausnahmen wie Mantegna ein eher zweckmäßiges Verhältnis zur noch jungen Druckgrafik pflegten, ging es Dürer um mehr. Er erkannte, welche ungeheure Chance die relativ neue Technik bot: Sie diente nicht nur der Eigenwerbung, sondern erlaubte dem Künstler auch, seine Einbildungskraft frei zu entfalten. Im Gegensatz zur Malerei gab hier kaum je ein Herrscher oder Kirchenfürst das Thema vor. Wie auch beim Buchdruck zählte bei den reproduzierten Bildern der Publikumsgeschmack – und der war „durch den Künstler erziehbar”, wie der Kunsthistoriker Erwin Panofsky bemerkte. Das nahezu Demokratische des Printmediums nützte dem Künstler: Wo sonst hätte Dürer ungezügelter seinem Anspruch gerecht werden können, ein Meister möge „neue Dinge hervorbringen, die nie zuvor in eines anderen Menschen Sinn gewesen”.
Von diesen neuen Dingen hat Martin Sonnabend im Städel eine vielseitige Auswahl zusammengestellt. Es sind Ausgeburten einer unbändigen Phantasie: Der apokalyptische Drache reckt seine sieben Köpfe und verdreht die Augen. Eine elegante Dame schwingt als Allegorie der Tugend den Knüppel gegen das Laster. Der zottelige Tod zerrt am Rockzipfel einer jungen Bürgersfrau. Und eine nackte Hexe rast jauchzend auf einem Ziegenbock durch den Himmel. Zwischen soviel Wildheit, ständiger Lebensgefahr und bildgewordenem Alptraum finden sich zahllose liebevoll geschilderte Beobachtungen. Besonders in den Kupferstichen lebt Dürer seinen Realismus aus: Ein paar Schweine reiben ihre borstigen Schnauzen aneinander, der Wanst eines Dicken quillt ihm aus dem Hemd und Maria liebkost ihren Sohn auf einer schlichten Rasenbank. So nah konnten Katastrophendenken und Alltagswonnen beieinanderliegen um 1500, dem Jahr, für das der Weltuntergang prophezeit worden war.
Linie und Schraffur
Dürer denkt gar nicht daran, die Dinge für sein großes Publikum einfacher erscheinen zu lassen, als sie sind. Seine Volksnähe verleitet ihn nie zum schulmeisterlich Plakativen, wie es bei Cranach manchmal der Fall ist. Der Nürnberger Künstler vertraut den Betrachtern einen geheimnisvollen humanistischen Kosmos an, der sich von der Bildwelt des deutschen Mittelalters ebenso nährt wie von der italienischen Antikenbegeisterung und den intellektuellen Anregungen eines Marsilio Ficino.
So darf in der „Versuchung des Müßiggängers” (1498) ein gutgekleideter Schläfer am Kachelofen von einer kunstschönen Venusfigur träumen, die ihm ein kleiner nordischer Dämon mit Blasebalg ins Ohr gepustet hat. Die Bilder der äußeren und der inneren Welt sind hier ineinander verwoben – und welches Medium könnte besser auf solche strukturellen Verbindungen hinweisen als der Kupferstich, der von Linie und Schraffur lebt.
Dürer freilich geht noch weiter, er setzt seinen Stichel gegen die Kunst der Farben und des Lichtes, die er in Venedig erlebt hat. „Was bringt er nicht zum Ausdruck im Einfarbigen, das heißt in schwarzen Linien?”, staunte Erasmus von Rotterdam, „Licht, Schatten, Glanz, Erhabenheiten, Tiefen . . .; alle Sinnesempfindungen und Gemütsbewegungen, kurz, den ganzen Menschengeist, wie er sich im Verhalten des Körpers abspiegelt.” Noch Leonardo da Vinci wollte diese Eigenschaften nur der Malerei zuerkennen. Natürlich vermochte auch Dürer sie bloß deshalb in die Drucktechnik zu überführen, weil er im Gegensatz zu anderen deutschen Künstlern den Süden kannte.
Das Liebesverhältnis zwischen Dürer und Italien behandelten schon in den vergangenen Jahren große Schauen – zuletzt im Frühjahr in Rom (SZ vom 2. Mai ). Die Frankfurter bauen darauf auf. Tatsächlich kann man nicht oft genug gegen das muffig Altgermanische angehen, das Dürer in der allgemeinen Schrankwandrezeption seit dem 19. Jahrhundert anhaftet. Die populäre Verbreitung seiner Grafik beschränkt sich immer noch gerne in heimatfixierter Art auf die gezeichneten „Betenden Hände” und das Flugblatt vom „Rhinozeros” – dies hatte der weltoffene Künstler sicher nicht im Sinn, als er seine Arbeiten unter die Leute brachte.
Übrigens sind auch jene komplexen Holzschnitte und Kupferstiche Dürers gut zugänglich, die nicht auf Gratiskalendern und Porzellantellern abgebildet werden. Ob die Holzschnittfolge der „Apokalypse” oder die Meisterstiche „Ritter, Tod und Teufel”, „Hieronymus im Gehäus” und „Melencolia I”: Sie sind jederzeit in Kupferstichkabinetten einzusehen, nicht nur während großer Ausstellungen wie dieser. Auch im Städel Museum. KIA VAHLAND
„Albrecht Dürer. Die Druckgraphiken im Städel Museum”, bis 6. Januar 2008 im Frankfurter Städel Museum, Info: www.staedelmuseum.de. Katalog im DuMont Verlag (39,90 Euro).
In Albrecht Dürers „Versuchung des Müßiggängers” (1498) darf ein gut gekleideter Schläfer am Kachelofen von einer kunstschönen Venusfigur träumen, die ihm ein kleiner nordischer Dämon mit Blasebalg ins Ohr gepustet hat. Die Bilder der äußeren und der inneren Welt sind hier ineinander verwoben: Die Ärmelfalten des Mannes fließen hinüber in das Schamtuch seiner erdachten Venus; ihr wallendes Haar verbindet sich mit dem Gefieder des Monsters. Welches Medium könnte besser auf strukturelle Verbindungen hinweisen als der Kupferstich, der von Linie und Schraffur lebt? Abb.: Katalog
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