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Celine (Julie Delpy), eine französische Studentin, lernt im Zug von Budapest nach Wien den Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) kennen. Jesse überredet Celine, in Wien mit ihm auszusteigen und die Nacht dort zu verbringen, bis er am nächsten Morgen zurück in die USA fliegen wird - der Beginn einer unvergesslichen Romanze...
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl

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Produktbeschreibung
Celine (Julie Delpy), eine französische Studentin, lernt im Zug von Budapest nach Wien den Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) kennen. Jesse überredet Celine, in Wien mit ihm auszusteigen und die Nacht dort zu verbringen, bis er am nächsten Morgen zurück in die USA fliegen wird - der Beginn einer unvergesslichen Romanze...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2023

Bloom's Day in Wien

Davon, wie das sein konnte mit der Liebe kurz vor Anbruch des digitalen

Zeitalters, erzählt Richard Linklater.

Dieses traurige Ende provoziert einen zauberhaften Anfang: Im Zug von Budapest nach Wien gerät ein in wechselseitiger Abneigung unlösbar miteinander verbundenes Paar in einen exhibitionistisch-routinierten Streit. Davon abgestoßen steht eine junge Frau auf und sucht sich einen anderen Platz im Großraumwagen. Sie setzt sich, vielleicht nicht ganz zufällig, in die Nähe eines annähernd gleichaltrigen Mannes. Wie die beiden Mittzwanziger, die sensibel-souveräne Celine und der cool-überspannte Jesse, gespielt von Julie Delpy und Ethan Hawke, ins Gespräch kommen, ist meisterhaft inszeniert von Richard Linklater. Es ist das erste Mal, dass der amerikanische Regisseur einen Film vorlegt, der eine Geschichte auf beinahe konventionelle Weise durcherzählt. In Europa wird man seine außergewöhnlichen, an Eric Rohmer geschulten Fähigkeiten sofort erkennen, "Before Sunrise" wird 1995 auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet. In den USA, wo der Film nur fünf Millionen Dollar einspielt, wird es dagegen dauern, bis er als Klassiker gilt.

"Before Sunrise" erzählt die Geschichte einer Paarwerdung: Jesse, ein Amerikaner aus schwierigen Familienverhältnissen, der mit einem Interrailticket unterwegs ist, legt sich ins Zeug. Er zeigt sich als verletzlicher, reflektierter, phantasievoller, einfühlsamer, ironischer und kunstinteressierter Mann. Und ihr, einer weltläufigen Pariser Studentin aus wohlhabendem Elternhaus, gefällt das. Als sie Wien erreichen, kann er sie dazu überreden, mit ihm auszusteigen und die Zeit bis zum nächsten Morgen, an dem er ins Flugzeug zurück nach Amerika steigen muss, gemeinsam zu verbringen.

Sie brechen auf zu einem Spaziergang durch die Stadt, der sich äußerlich an den gängigen Sehenswürdigkeiten Wiens orientiert, während sie sich einen Reim auf den anderen zu machen versuchen und auf die Anziehungskraft, die er ausübt. Und wie das so ist mit Paaren, die vor Verliebtsein innerlich leuchten, ziehen sie andere Menschen magisch an. Es sind eher Typen als Individuen, die Linklater beinahe wie in einer Nummernrevue auftreten lässt - eine Wahrsagerin, eine Bauchtänzerin, zwei Laienschauspieler und einen Stegreif-Dichter zum Beispiel. Sie geben den Gesprächen von Jesse und Celine immer neue Anstöße. Indem sie erleben, wie der jeweils andere auf die Begegnungen reagiert, lernen die beiden etwas übereinander. Bekenntnisse, kleine Irritationen, Anspielungen, abgebrochene Gesten, Übermut - alles, was zu einer intensiven ersten Begegnung dazugehört, machen sie durch und führen es vor, während Wien beinahe wie eine Märchenstadt wirkt.

Wie seine Figuren ist auch der Film ein wenig prätentiös. Wer Anspielungen auf die Filmgeschichte und intertextuelle Verweise mag, kommt hier auf sein Kosten. Die Begegnung der beiden fällt auf einen 16. Juni, also auf den Tag, an dem James Joyce seinen "Ulysses" spielen lässt, was er wiederum tat, weil er an diesem Tag zum ersten Mal seine spätere Frau Nora Barnacle ausführte, um nach einem Abendessen noch einen Spaziergang zu machen - und nach Darstellung Noras schließlich von ihr zum Mann gemacht zu werden. Um die Sache noch deutlicher zu machen, berichtet Jesse, dass er eigentlich James heißt. Cineasten wiederum werden es mögen, dass Linklater, der seinem Idol später mit dem Film "Ich und Orson Welles" gehuldigt hat, das Paar mit dem Riesenrad des Prater fahren lässt. Später gehen Jesse und Celine an der Tür des Hauses Schreyvogelgasse 8 vorbei, noch ein Schauplatz von "Der dritte Mann" - dort erscheint Harry Lime das erste Mal. Für den, der genau hinschaut, hat der Regisseur ein paar kleine Geschenke versteckt, zum Beispiel auf dem Friedhof der Namenlosen, auf dem vor allem Tote liegen, die in der Donau gefunden worden sind: In einer Einstellung ist ein Schild mit dem Namen Adolf ganz rechts am Bildrand zu erkennen, die Andeutung eines anderen Geschichtsverlaufs.

Beim Wiedersehen wird deutlich, dass "Before Sunrise" nur funktioniert, weil er wenige Jahre vor Erfindung der Mobiltelefone und sozialen Netzwerke spielt. Die Verabredung, die die beiden schon bald treffen, dass sie nämlich keine Adressen oder Telefonnummern austauschen werden, um sich das traurige Nachspiel von zwei, drei Briefen und Anrufen zu ersparen, das Affären dieser Art sonst folgt, bevor sie doch wegdämmern, wäre sonst nicht plausibel zu erklären. Wer als junger Mensch jetzt zum ersten Mal "Before Sunset" sieht, kann vielleicht mehr als anhand irgendeines anderen Films ermessen, welchen Zauber die vordigitale Welt haben konnte.

Nach "Before sunrise" setzten "Before Sunset", das in Paris spielt, und "Before Midnight" (in Griechenland) die Geschichte von Celine und Jesse im Abstand von jeweils neun Jahren fort. Alle drei Filme sind unbedingt sehenswert, doch "Before Sunrise" bleibt der Favorit - obwohl er sonnigste und kindischste Teil der Trilogie ist, wie es ein kluger Kritiker formulierte. Wir würden allerdings sagen: nicht obwohl, sondern weil er so wunderbar hell und ein wenig töricht ist. MATTHIAS ALEXANDER

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