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Warum sind die Amis so fett?
Der New Yorker Filmemacher Morgan Spurlock ging in "Michael-Moore- Manier" dieser tief schürfenden Frage nach und ernährte sich im Selbstversuch 30 Tage lang nur von Produkten der größten Fastfood-Kette der Welt. Erstaunliches kam zu Tage: 25 Pfund mehr auf den Rippen, Leberwerte zum Erschrecken und Blutwerte, die seine Ärzte in höchste Alarmbereitschaft versetzten...
In seinem top-satirischen, in Sundance 2004 mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichneten Film, fragt Spurlock nach der Verantwortung der Konzerne und Konsumenten, nach dem großen Geld, das
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Produktbeschreibung
Warum sind die Amis so fett?

Der New Yorker Filmemacher Morgan Spurlock ging in "Michael-Moore- Manier" dieser tief schürfenden Frage nach und ernährte sich im Selbstversuch 30 Tage lang nur von Produkten der größten Fastfood-Kette der Welt. Erstaunliches kam zu Tage: 25 Pfund mehr auf den Rippen, Leberwerte zum Erschrecken und Blutwerte, die seine Ärzte in höchste Alarmbereitschaft versetzten...

In seinem top-satirischen, in Sundance 2004 mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichneten Film, fragt Spurlock nach der Verantwortung der Konzerne und Konsumenten, nach dem großen Geld, das mit der "Fastfood-Kultur" gemacht wird und nach den Möglichkeiten, die schwergewichtigen Amerikaner wieder zu einem gesünderen Volk zu machen. Ein ironischer Schlag in den Magen, angereichert mit viel Fett und Fakten über eine fragwürdige Mega-Industrie.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Entfernte Szenen - Zusätzliche Szenen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2004

Friß und stirb
Im Selbstversuch: Morgan Spurlocks Film "Super Size Me"

Wer in Amerika über Land fährt, begegnet regelmäßig zweierlei Giganten: dem hochaufgerichteten, leuchtend gelben Bogen von McDonald's und außerordentlich umfangreichen Menschen. Manchmal trifft man sie am selben Ort. In New York fällt beides weniger auf. Zwar gibt es allein in Manhattan dreiundachtzig McDonald's-Filialen, doch keines der geschwungenen Ms überragt bisher das Empire State Building. Vielleicht liegt es an den siebzig vegetarischen Restaurants, daß die New Yorker im Durchschnitt schlanker als ihre Landsleute sind, wie es ja auch die Statistik nahelegt. Wenn sechzig Prozent der Amerikaner nach medizinischem Maßstab übergewichtig sind, jene, die überall im Land eine so viel deutlichere Mehrheit zu bilden scheinen, muß für die restlichen vierzig Prozent irgendwo Platz sein. New York und Los Angeles, so läßt der Augenschein vermuten, sind diese schlanken Enklaven, in denen bereits als zu dick gilt, wer andernorts in Amerika als dünn bewundert würde.

Morgan Spurlock ist New Yorker, und er ist, selbst dem stadttypischen Körperideal nach, schlank, er ist gesund und fit. Jedenfalls zu Beginn seines Dokumentarfilms "Super Size Me", dessen Titel ein unübersetzbares Wortspiel ist, das die angepeilte eigene Übergröße ebenso meint wie die bei McDonald's bis vor kurzem übliche Praxis, aus der Bestellung einer dort als normal geltenden großen Portion für wenige Cents mehr eine "Super Size" zu machen. Dabei ist die normale Größe für normale Esser schon Herausforderung genug.

Überall in Amerika sind die Essensportionen annähernd doppelt so groß wie in Europa. Bei McDonald's und den anderen Fast-food-Ketten werden die Pommes-frites-Kartons immer breiter, die Coca-Cola-Becher immer höher und die Hamburger auch. Popcorn im Kino kommt in Eimern. Die Bagel sind derart in die Breite gegangen, daß einer inzwischen etwa fünf Scheiben Brot entspricht. Warum die Amerikaner immer fetter werden, ist also kein Geheimnis. Sie essen zuviel, meistens das Falsche, und bewegen sich kaum. Immer jünger sind die Patienten, die wegen Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Fettlebern oder Nierenschäden frühzeitig zu Invaliden werden. Vierhunderttausend Amerikaner sterben jährlich an den Folgen ihrer Eßgewohnheiten. Die fiskalen Konsequenzen für die schwergewichtige Nation treten langsam ins Bewußtsein der Gesundheitspolitiker, die in den vergangenen fünf Jahren etwa die Verdoppelung der Behandlungskosten für Diabetespatienten beobachten mußten.

Morgan Spurlock weiß all dies so gut wie jeder Zeitungsleser. Auch sein Verdacht, die Übergröße seiner Landsleute habe mit dem Fett-, Zucker- und Salzgehalt der preiswerten Schnellgerichte unter dem großen M zu tun, ist nicht neu. Doch was genau mit einem Körper geschieht, dessen Energiehaushalt mit mehrpfündigen Fleischklopsen beheizt wird, heruntergespült mit jeweils annähernd einem Liter überzuckerter koffeinhaltiger Limonade mit Eiswürfeln darin, ist bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Also unterzog sich Spurlock dreißig Tage lang einem Selbstversuch, den sein Freund und Kameramann Scott Ambrozy dokumentierte. Er ernährte sich dreimal täglich bei McDonald's, ließ keine Reste in Tüten oder Bechern zurück, und wenn ihm eine "Super Size"-Portion angeboten wurde, lehnte er nicht ab. Zwischendurch fuhr er durch Amerika, besuchte Schulen, sprach mit Fachleuten und Kunden. Sein Anliegen ist pädagogisch, seine filmischen Mittel sind es auch: Zeichentricksequenzen verdeutlichen trockene Daten, die Musik erzählt, was wir uns merken sollen, oder ironisiert, wovor wir die Augen schließen, wie etwa vor der operativen Entfernung von Fettwülsten, die einen überdehnten Magen umgeben.

Ein paarmal hat Spurlock sich übergeben in dem Monat seines Experiments. Seine sexuelle Potenz ließ schnell nach, dann verließ sie ihn gänzlich, sein Kopf schmerzte, und er wurde, außer unmittelbar nach der zuletzt verspeisten Riesenportion, immer hungriger. Die Ärzte, unter deren Aufsicht er seine Freßtour vollzog, rieten schon nach der Hälfte der Zeit zum Abbruch. Spurlock aber machte weiter. Am Ende hatte er fast fünfundzwanzig Pfund zugenommen, seine Leber stand vor dem Kollaps, er war schlapp und atemlos. Nur seine etwas grelle Stimme und das kindliche Erstaunen, mit dem er aus Statistiken die Pointen skandalöser Geschichten macht, änderten sich nicht. Immerhin muß er mit seiner humorigen, aber auch ein wenig marktschreierischen Art übertönen, was 1,4 Milliarden Werbedollar jährlich der Nahrungsmittelindustrie an Lärm ermöglichen. Morgan Spurlock ist ein Kämpfer gegen corporate America, ein Volksaufklärer wie Michael Moore, nur auf anderem Terrain.

Mit Moore verbindet ihn die Empörung über jene Lobbyisten der Großkonzerne, die in Washington gesetzgeberische Entscheidungen verhindern, welche dem Wohl des Volkes dienen könnten - in diesem Fall Einschränkungen der Werbefeldzüge von Fast-food-Ketten, die sich ausdrücklich an Kinder richten (zehntausend solcher Anzeigen sieht ein amerikanisches Kind im Jahr), oder eine strengere Reglementierung bei der Nahrungsmittelverarbeitung und dem Zusatz chemischer Substanzen. Daß ein Großteil der Küchen in Schulkantinen von Fast-food-Ketten betrieben werden, ebenso wie übrigens auch die meisten Gefängnisküchen, ist so skandalös wie das Verschweigen der Tatsache, daß die Zubereitung frischer, ausgewogener Mahlzeiten keinen Cent teurer wäre. Von Michael Moore unterscheidet Spurlock allerdings, daß er dem verantwortungslosen Handeln der Konzerne die Selbstverantwortung des Konsumenten gegenüberstellt: Wer diesen Film gesehen hat, wird lange keinen Big Mäc mehr essen.

VERENA LUEKEN

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