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Technische Angaben: Bildformat: 1.78:1 Letterbox Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0) Ländercode: 2 Extras: Trailer, Wendecover
Für die Lesung aus seinem ersten Buch "Die Liebe zur Weisheit - Eine Anleitung zum Denken" will sich Georg Hermes neu einkleiden. In einem exklusiven Herrengeschäft lernt der ewige Grübler die drei Inhaberinnen kennen. Sie machen ihm ein eigenwilliges Angebot: Er darf bei ihnen einziehen und erhält einen Einblick in die Philosophie der Liebe.
Bonusmaterial
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Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 1.78:1 Letterbox
Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Ländercode: 2
Extras: Trailer, Wendecover
Für die Lesung aus seinem ersten Buch "Die Liebe zur Weisheit - Eine Anleitung zum Denken" will sich Georg Hermes neu einkleiden. In einem exklusiven Herrengeschäft lernt der ewige Grübler die drei Inhaberinnen kennen. Sie machen ihm ein eigenwilliges Angebot: Er darf bei ihnen einziehen und erhält einen Einblick in die Philosophie der Liebe.

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Autorenporträt
Adriana Altaras wurde 1960 in Zagreb geboren, 1964 Umzug nach Italien, ab 1967 Schulbesuch abwechselnd in Deutschland und Italien. Sie studierte Schauspiel an der Berliner Hochschule der Künste und an der New York University und ist seit 1983 in zahlreichen Filmen für Kino und Fernsehen zu sehen. Seit den 90er-Jahren inszeniert Adriana Altaras zudem regelmäßig an deutschen Schauspiel- und Opernhäusern. Sie ist Mitbegründerin des Off-Theaters "Zum Westlichen Stadthirschen", war Mitarbeiterin bei Steven Spielbergs Shoah Foundation und übernahm 2002 die Künstlerische Leitung der Jüdischen Kulturtage in Berlin. Auszeichnungen u.a.: Bundesfilmpreis, Theaterpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (zusammen mit Joachim Król), Silberner Bär für schauspielerische Leistungen (Berlinale 2000). Adriana Altaras lebt in Berlin, hat zwei Söhne und den braunen Gürtel in Karate.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.2011

Das Wort Gentrifizierung gab es damals noch nicht
Aber die Geschichte ist dieselbe: In Rudolf Thomes Film "Berlin Chamissoplatz" verschwimmen Gut und Böse im Häuserkampf

Anna Bach und Martin Berger sind im "Godot" verabredet. Es ist das Jahr zwei nach Punk (oder das Jahr drei vor Kohl, je nachdem). Es ist auch das Jahr zehn vor einer Zeitenwende, aber damit kann man in einer West-Berliner Kneipe mit dem Namen "Godot" zu diesem Zeitpunkt nun wirklich nicht rechnen. Worum kann es also gehen in dem Film "Berlin Chamissoplatz" von Rudolf Thome? Um Ewiges und Zeitliches natürlich. Das Ewige, das ist die Liebe, die zwischen Anna Bach und Martin Berger aufblüht und mit der sie ins Kino gehen, ins "Godot" und irgendwann - wann duzen sie sich eigentlich endlich? - ins Bett. Das Zeitliche, das betrifft die Bausubstanz der Häuser am Chamissoplatz. Die ist gar nicht schlecht, trotzdem fürchten die Bewohner der billigen Einzimmerwohnungen mit Toilette am Gang, dass jemand kommen wird, um ihr Haus abzureißen und ein anderes hinzustellen, in dem die Wohnungen zwei oder drei Zimmer haben werden, gefühlt aber kleiner geworden sind. Die Senatsverwaltung, von der in "Berlin Chamissoplatz" verschiedentlich die Rede ist, hatte davor ja schon des Öfteren eifrig an der Bevölkerung vorbeimodernisiert.

Wenn man heute, dreißig Jahre später, über den Chamissoplatz spaziert, dann kann man interessante Erfahrungen von Ungleichzeitigkeit machen: Was den einen wie eine Außenstelle des bürgerlichen Prenzlauer Bergs inmitten des kleinen galligen Dorfs Kreuzberg erscheinen mag, kann vor dem Hintergrund aktueller Stadtentwicklung auch wie ein Stück gelungener Bewahrungspolitik gesehen werden. Die Altbauten sind noch da, sie sind gepflegter geworden, es gibt auch einen Biomarkt auf dem Platz. Aber es mussten keineswegs alle Studierenden von damals das Weite suchen, sofern sie sich nur auf das Zeitliche einließen, und das bedeutete in den meisten Fällen eben so etwas wie allmähliche (und nicht einmal notwendigerweise gleich auch habituelle) Verbürgerlichung.

Im deutschen Kino dieser Ära gibt es wohl niemand, der diese Prozesse gelassener und eingehender beobachtet hätte als Rudolf Thome. Deswegen trifft es sich so gut, dass gerade jetzt, da man in Kreuzberg wieder Flyer mit Parolen wie "Wir bleiben unhöflich" herumreicht, dieser Film "Berlin Chamissoplatz" auf DVD erscheint - zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Titel aus seinem umfangreichen Gesamtwerk, darunter auch die beiden zentralen, historisch benachbarten "Der Philosoph" und "Tarot". Der Umzug aus München nach Berlin in den siebziger Jahren hat Thome in das Milieu gebracht, dessen Chronist er geworden ist. Wer in das Impressum seiner sehr aufsuchenswerten Website moana.de schaut, wird dort sehen, dass das Büro sich gleich um die Ecke vom Chamissoplatz befindet, dass er also aus erster Hand zu berichten wusste und weiß.

Mit Anna Bach und Martin Berger verhält es sich nun so: Sie treffen einander bei einem Interview, das die junge Frau mit einer Videokamera führt, die sie jedes Mal umständlich in ihren Schoß legen muss, wenn sie ein Zitat nachsehen muss, mit dem sie den Architekten Martin konfrontieren will. Sie hält ihn für einen von der falschen Seite, für einen, der Häuser abreißt - das Wort Gentrifizierung hatte sich damals noch nicht bis nach Europa herumgesprochen. Dabei ist er im Grunde ganz vernünftig, vor allem aber ist er bereit, sich zu verlieben, und es fehlt nun nur noch daran, dass die deutlich jüngere Anna ihm ein wenig die Befangenheit wegen des Altersunterschieds nimmt.

Bei Thome sieht das dann so aus: Martin Berger (Hanns Zischler) hat die Nacht im Auto vor der Wohnung von Anna verbracht (geparkt direkt auf dem Chamissoplatz). Nun hat er Champagner besorgt, italienische Wurst, guten Käse, und tatsächlich findet er auch Einlass in die Wohnung von Anna, wo er dann eine ganz heikle Frage beantworten muss: Frühstückst du lieber in der Küche oder im Bett? Seine Antwort ist ehrlich, er muss aber doch ins Bett, und wie sich hier das Komplizierte mit dem Intimen verbindet (wann zieht der Mann die Socken aus, wo stellt man beim Küssen das Tablett hin . . .?), das ist in drei Minuten der ganze Thome, den man danach selbstverständlich erst recht auch wirklich ganz sehen will.

So kommt man in seiner Chronologie acht Jahre später zu einem Mann, der ein Opus magnum über zwei Worte von Heraklit geschrieben hat, und den drei Schönheiten vor die Wahl des Paris stellen. In "Der Philosoph" aus dem Jahr 1988 steht zu Beginn ein fast schon leeres Marmeladenglas so einsam auf dem Frühstückstisch, wie das nur bei asketischen Denkern möglich ist. In den meisten deutschen Filmen der neueren Zeit hätten Ausstattung, Regie und Akteure wohl zusammen dafür Sorge getragen, dass so ein Glas nicht ins Bild kommt. Bei Thome zeigt es uns, dass dieser Mann sich gegen die Komplikationen entschieden hat, die ein Frühstück zu zweit mit sich bringen würde - damit aber auch gegen das Intime, um das es Thome immer in der freimütigen Weise geht, die seine Filme charakterisiert.

In den acht Jahren zwischen "Berlin Chamissoplatz" und "Der Philosoph" ist eine Menge passiert, bei Thome, in Berlin und überhaupt. Er hat zwischendurch mit "Tarot" (1986), einer Variation der "Wahlverwandtschaften", einmal ein wenig höher gezielt, mit Stars wie Vera Tschechowa und Rüdiger Vogler, aber er hat dann bald wieder das Verhältnis gefunden, das ihm allein eine kontinuierliche Produktion erlaubt. Mit Stars wie Hannelore Elsner, die sich in sein Maß fügen. Vor drei Jahren ist bei Arthaus die "Zeitreisen"-Trilogie erschienen, die Thome als einen gegenwärtigen Regisseur ausweist. Nun kann man mit Arthaus in die Zeit zurückgehen, in der Berlin eine Insel war und der Chamissoplatz ein seltsames Arkadien darauf, von dessen Momenten am Rande der Zeit wir ohne diesen Film nur noch wenig wüssten.

BERT REBHANDL.

Rudolf Thome: "Berlin Chamissoplatz", "Tarot" und "Der Philosoph".

Alle bei Arthaus als Einzel-DVDs erschienen, weitere Titel folgen.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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