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Bekannt ist der Kaiserstuhl weithin durch eine ebenso reiche wie seltene Flora und Fauna, geliebt wird er wegen der besonderen Weine und Landschaften. Der markante Gebirgsstock nordwestlich von Freiburg im Breisgau zeichnet sich zugleich durch eine sehenswerte sakrale Kunstlandschaft aus. Von den kirchlichen Denkmälern des Kaiserstuhls ist aber selbst den an Kunst Interessierten oft nur weniges bekannt, so das Münster zu Breisach, allenfalls noch die Kirchen von Endingen und Nierrotweil. Mit ihrem Buch "Kunst am Kaiserstuhl" wollen Hermann Brommer, Bernd Mathias Kremer und Hans-Otto Mühleisen die im öffentlichen Bewusstsein bislang vernachlässigten künstlerischen Kostbarkeiten der Region zugänglich machen. Drei Streifzüge erschließen die kirchliche Kunst des Kaiserstuhls, wie sie in rund 30 Gotteshäusern beider Konfessionen zu entdecken ist. Der Horizont dieses Kunstführers reicht vom späten Mittelalter über Barock und Jugendstil bis zur Kunst der Gegenwart. Einige der Kirchen, die hier vorgestellt werden, offenbaren ein breites Spektrum an Stilrichtungen, andere wiederum sind fast ohne Eingriffe als Gesamtkunstwerk einer Epoche erhalten. In der Zusammenschau ergibt sich ein faszinierender regionaler Querschnitt durch mehr als ein halbes Jahrtausend kirchlicher Kunst am Oberrhein.
In Achkarren war der Teufel los, als ein Urteil den Pfarrern in Bickensohl das einträgliche Recht der Amtsausübung im Nachbarort absprach. Unwillens, auf ihre schönen Nebeneinkünfte zu verzichten, schreckten die frommen Herren nicht davor zurück, mit Gewalt, ja sogar Totschlag gegen neu eingesetzte Kollegen vorzugehen und sie, notfalls durch Entführung auf Bestattung wartender Leichname, am Dienst zu hindern. Erst ein Machtwort des Papstes beendete 1183 den Pfarrerskrieg am Kaiserstuhl - und Achkarren konnte endlich in Ruhe seine eigene Kirche bauen. Berichte wie diese machen aus dem Band "Kunst am Kaiserstuhl" mehr als einen normalen Kirchenführer, denn die Autoren betten ihre Materie, ohne ausschweifend zu werden, in Geschichte und Geschichten der schönen Weinbaugegend und uralten Kulturlandschaft nordwestlich von Freiburg im Breisgau. Hier, das belegt der Fund eines Silberlöffels mit eingraviertem Christusmonogramm nebst Traube, wurde das Christentum schon heimisch, als noch die Römer am Kaiserstuhl ihren Vinum kelterten. Hermann Bronner, Bernd Matthias Kremer und Hans-Otto Mühleisen, drei gelehrte Kenner der Region, füllen mit ihrem Büchlein eine Lücke, denn wer seine Wanderungen oder Verkostungen am Kaiserstuhl mit Abstechern zu Kirchen und deren Kunstschätzen verbinden wollte, fand bislang kein Vademecum. Kein Wunder, daß selbst Kunstliebhabern oft nur das Breisacher Münster mit Martin Schongauers Jüngstem Gericht bekannt ist. Die Autoren führen auf drei Entdeckungstouren durch den Kaiserstuhl, wo keine mächtigen Klöster, aber etwa dreißig Dorfkirchen und Kapellen mit künstlerischen Kostbarkeiten warten. Zu robusten romanischen Kapitellen führt die Zeitreise, zu großartigen gotischen Malereien, weiter zu üppiger barocker Schmucklust, historistischen Verwandlungen und allerlei Melangen. Hinter allen Portalen warten feine Überraschungen, aber gelegentlich auch ein Schock: Wo in den letzten Jahrzehnten Modernisierungswut tobte, läßt sich dann schon streiten, ob da wirklich "harmonische Synthesen" gelungen sind. Zu bemängeln ist an dem sachkundigen Büchlein allenfalls, daß dem Hinweis auf notwendige Anmeldung in manchen Kirchen keine Angaben folgen, um welche es sich dabei handelt oder wo man sich kundig machen kann.
bsa
"Kunst am Kaiserstuhl. Streifzüge durch eine Kulturlandschaft", herausgegeben von Hans-Otto Mühleisen. Kunstverlag Josef Fink, o. O., 2006. 104 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen. Broschiert, 8,50 Euro. ISBN 3-89870-284-7.
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