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Um das Leben des Malers Lucian Freud ranken sich viele Gerüchte - nicht zuletzt, weil er Privates rigoros vor der Öffentlichkeit abschirmte. Geordie Greig gehörte zu Freuds engsten Vertrauten, mit ihm teilte er Geschichten aus seinem Leben, das voller Arbeitswut, grausamer Rücksichtslosigkeit und einer fatalen Hang zum Glücksspiel war. Greig enthüllt in seiner Biographie eine faszinierende Persönlichkeit, für die jeder aus der High Society liebend gern Modell sitzen wollte, obwohl es monatelange Tortur bedeutete. Illustriert mit vielen unbekannten Fotos und Bildern, ist diese Biographie eines…mehr

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Produktbeschreibung
Um das Leben des Malers Lucian Freud ranken sich viele Gerüchte - nicht zuletzt, weil er Privates rigoros vor der Öffentlichkeit abschirmte. Geordie Greig gehörte zu Freuds engsten Vertrauten, mit ihm teilte er Geschichten aus seinem Leben, das voller Arbeitswut, grausamer Rücksichtslosigkeit und einer fatalen Hang zum Glücksspiel war. Greig enthüllt in seiner Biographie eine faszinierende Persönlichkeit, für die jeder aus der High Society liebend gern Modell sitzen wollte, obwohl es monatelange Tortur bedeutete. Illustriert mit vielen unbekannten Fotos und Bildern, ist diese Biographie eines der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts zugleich ein lebendiges Stück Kunstgeschichte.
Autorenporträt
Geordie Greig war USA-Korrespondent und Kulturredakteur für The Sunday Times, gab zehn Jahre lang den Tatler heraus und anschließend den London Evening Standard. Heute ist er Herausgeber von The Mail on Sunday. Im Verlauf der vergangenen dreißig Jahre hat er die meisten der bedeutenden zeitgenössischen Künstler interviewt. Greig lebt mit seiner Familie in Notting Hill, London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2014

Ein Egoist mit magischer Anziehungskraft

Es geht nicht um Kunst, hier geht es um Klatsch: Der englische Journalist Geordie Greig gehörte zum inneren Zirkel um den Maler Lucian Freud. Daraus schlägt er jetzt Kapital. Als Biograph taugt er nicht.

Bei Lucian Freud musste alles nach seinem Kopf gehen. Der Mann, den Geordie Greig als den größten realistischen, figürlichen Maler des zwanzigsten Jahrhunderts verehrt, war ein Kontrollfreak. Wehe dem, der sich seinen Wünschen widersetzte! Von den vielen Frauen, die seinem dämonischen Charme erlagen und ihm mindestens vierzehn Kinder gebaren - die Gerüchteküche spricht mitunter von bis zu vierzig -, verlangte Freud unbedingte Hingabe.

Er drückte sich seinerseits jedoch vor jeder Form von Bindung, damit seiner Malerei nichts im Wege stehe. 1954 schrieb er in einer künstlerischen Stellungnahme: "Ein Maler muss sich alles, was er sieht, vorstellen als etwas, was ausschließlich für seinen Gebrauch und sein Vergnügen da ist." Sich über Konventionen, Verpflichtungen und bürgerliche Moral hinwegsetzend, lebte Freud nach der Devise, dass die Kunst den Egoismus rechtfertige, zu dem er sich denn auch freimütig bekannte.

In seiner Mischung aus widerspenstigem Eigensinn und triebhafter Schaffenslust war er zu keinerlei Kompromiss gewillt. Er versuchte, die parallel verlaufenden Fäden seines Lebens auseinanderzuhalten, und legte den Menschen in seinem engsten Umfeld ein mafiaähnliches Schweigegelübde auf. Wer diese Omertà brach, wurde aus dem Zauberkreis verbannt. An seiner Türklingel stand kein Name. Einige seiner guten Bekannten wussten nicht einmal, wo er wohnte, und er verzichtete lieber auf sein Wahlrecht, als den Behörden seine Adresse preiszugeben für den Eintrag im Wählerverzeichnis. Nur die wenigsten besaßen seine Telefonnummer. Es gab sogar ein Jahr, in dem Freud die Telefonnummer viermal wechselte, um sich lästige Anrufe vom Leib zu halten.

Das Bedürfnis, die eigene Privatsphäre zu schützen, ging so weit, wie er dem Verfasser von "Frühstück mit Lucian Freud" verriet, dass, wenn ihn ein Taxifahrer vor einem Kino abgesetzt hatte, der nächste Impuls war, gleich in einem anderen Taxi zu einem anderen Kino zu fahren, "nur damit niemand wusste, wo ich bin".

Sein Großvater Sigmund Freud hätte seinen Spaß gehabt mit dieser nahezu paranoiden Geheimniskrämerei, vom Mutterkomplex und anderen Marotten nicht zu reden. Sein erstes Wort sei "allein" gewesen, behauptete Lucian Freud in einer postum gesendeten BBC-Dokumentation. Dabei lebte er nicht so abgeschieden, wie die von ihm gelenkten Mythenmacher glauben machen wollten. Er war ein geselliger Einzelgänger, der sich gern in feinen Restaurants blicken ließ, wo er die Gesellschaft mit Basiliskenblick musterte. Es gefiel ihm, eine Aura der Unnahbarkeit zu schaffen, welche die Neugier bloß anfachte.

Interviewanfragen wurden in der Regel abgelehnt, oft mit schroffen Briefen; ein nicht autorisierter Biograph gab seine Forschungen nach einer anonymen Einschüchterungskampagne auf und erklärte, nach dieser Erfahrung würden ihn keine zehn Pferde mehr dazu bringen, über eine lebende Figur zu schreiben; und der Kunstkritiker William Feavor, den Freud zunächst ermutigt hatte, an einer Biographie zu arbeiten, musste das Projekt auf Eis legen, weil der Künstler fürchtete, dass zu viele Intimitäten an die Öffentlichkeit gelangen würden.

Bei alledem drängt sich die Frage auf, weshalb Lucian Freud gerade bei Geordie Greig eine Ausnahme machte, zumal es diesem in "Frühstück mit Lucian Freud" vorrangig um das Privatleben geht. Der Journalist war ein siebzehnjähriger Abiturient in Eton, als er 1978 bei einem Klassenausflug zum ersten Mal ein Bild von Lucian Freud sah. Greig fand ihn "genauso faszinierend wie die Sex Pistols oder The Clash" und versuchte den Künstler für ein Interview in der Schülerzeitung zu gewinnen. Es war die erst von zahlreichen Anfragen im Laufe von fast fünfundzwanzig Jahren, in denen Greig seine Ausbildung abschloss und im Journalismus Karriere machte.

Seine Briefe blieben allesamt unbeantwortet bis auf einen, in dem Freud schrieb, ihm werde schlecht bei der Vorstellung, von Greig interviewt zu werden. Jedoch zahlte sich die Beharrlichkeit des Journalisten schließlich aus. Im Jahr 2002 gewährte ihm der achtzig Jahre alte Freud einen Frühstückstermin - um 6.45 Uhr in seinem Atelier.

Greig, damals noch Chefredakteur der Hochglanzzeitschrift "Tatler", gehörte nun zu den Auserwählten, die der Künstler regelmäßig zum Frühstück empfing bei "Clarke's", einem sympathischen Londoner Restaurant, das Freud von seinem als "eine Kreuzung aus Tischlerei und aristokratischem Salon" beschriebenen Haus in nur wenigen Schritten erreichen konnte. Morgens, bevor die anderen schicken Gäste, die dort verkehrten - der inzwischen zum Chefredakteur der "Mail on Sunday" avancierte Greig rasselt in bewährter Boulevardzeitungstradition von Maggie Smith bis Prinz William und Kate eine Reihe von Namen herunter -, Zulass fanden, nutzte Freud das Lokal als seinen Privatsalon.

Durch seinen Tod im Juli 2011 fühlten sich viele aus seinem Zirkel offenbar von ihrem Schweigegebot befreit. Freunde, Geliebte und Kinder öffneten Greig ihr Herz, zumal sie wussten, dass der Künstler eine segnende Hand auf ihn gelegt hatte. Ihre Informationen werden mit den Aussagen verschmolzen, die der Autor in seinen Begegnungen mit Freud gesammelt hat. Es zeugt von seiner magischen Anziehungskraft, dass die meisten, die er in seinen Bann zog, trotz der Kränkungen und Brüskierungen zu ihm halten.

Eine Nonne, die einen Stall führte, wo Freud zu reiten pflegte, bescheinigte ihm schamanische Kräfte im Umgang mit Pferden. Er selbst sei "geradezu animalisch" gewesen in seinem Instinkttrieb, erzählt der Buchmacher, bei dem der stets den Nervenkitzel suchende Freud Millionen von Pfund verwettete: "Er ging nach seinem Bauchgefühl, nahm sich, was er haben wollte. Das war seine Stärke. Man konnte das auch an seinem alltäglichen Verhalten sehen. Er aß mit den Fingern, riss das Geflügel auf seinem Teller in Stücke." Der Kunstkritiker John Richardson meinte, Freud habe eine Art psychische Macht über Tiere besessen.

Bei den Menschen, die er ebenfalls als Tiere sah, scheint es nicht anders gewesen zu sein. In seinen Bildern liegen die Aktmodelle da wie Opferfleisch. Sie liefern sich seinem sezierenden Blick aus, als seien sie einen seltsamen sadomasochistischen Pakt eingegangen. Eine seiner Geliebten berichtet, sie habe sich wie auf Entzug gefühlt, als die Beziehung zerbrach.

Bei aller Verehrung, die Greig seinem Sujet entgegenbringt, und bei aller Faszination der Figur steigt ein abstoßender Geruch aus diesem eilig geschriebenen, boulevardesken Buch. Man erfährt zu wenig über die Kunst und zu viel Klatsch, so dass man jenen antibiographischen Künstlern recht geben will, die wie der Dichter W.B. Yeats dafür plädieren, dass das Werk getrennt werde von dem "Bündel aus Zufall und Inkohärenz, das sich zum Frühstück hinsetzt".

Der zwischen Adel und Unterwelt lebende Freud schlägt einem Kellner, der ihn vergrätzt, die Faust ins Gesicht, er prügelt sich im Supermarkt, tritt dem Kunsthändler Jay Jopling ans Schienbein, hetzt Feinden seine Ganovenfreunde auf den Hals, rächt sich an einer Freundin, indem er sie beim Verrichten ihrer Notdurft darstellt, verstößt eine Tochter, als sie ihm mitteilt, dass ihr Kind nicht Modell sitzen werde, und behauptet, dass Frauen sich erst dann richtig hingäben, wenn sie zu Analsex bereit seien. Freud sei "dunkel und heruntergekommen", klagt der Schriftsteller Laurie Lee, dem Freud eine Freundin ausspannte. Die Tochter einer Aristokratin, mit der Freud lange liiert war, nennt ihn "bösartig und bezaubernd".

Die meisten Künstler würden sich gegen eine derart plastische Darstellung der Abgründe in ihrem Leben wehren. Freud scheint es im Angesicht des Todes so gewollt zu haben. Es gefällt ihm, dass er als verschlagen und ungreifbar beschrieben wird. Und er fühlt sich geschmeichelt, als man ihm einen Tagebucheintrag von Laurie Lee zeigt, in dem er als unangenehmer Irrer bezeichnet wird, der bei der gemeinsamen Freundin eine Sehnsucht nach Verdorbenheit anspreche. Laut Lees Biographin wollte Freud "als unmoralischer junger Mann und wahrer Bohemien gesehen werden", berichtet Greig, der sich offenen Auges instrumentalisieren lässt.

Die auf Hochglanzpapier produzierte englische Ausgabe ist weitaus schöner als die deutsche, der außerdem das Inhaltsverzeichnis abhandengekommen ist. Dem mit den Feinheiten der britischen Gesellschaft weniger vertrauten Leser wäre mit gelegentlichen Anmerkungen gedient gewesen. Von dem Rohstoff, den "Frühstück mit Lucian Freud" liefert, wird die Fachliteratur zehren. Für eine differenziertere Darstellung von Leben und Kunst wird man allerdings auf William Feavors für 2015 angekündigte Biographie warten müssen.

GINA THOMAS

Geordie Greig: "Frühstück mit Lucian Freud". Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2014. 272 S., Abb., 21,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2014

Sex
&
Freud
Babylon in
Marylebone:
Geordie Greigs
klassenbewusste
Maler-Biografie
VON CATRIN LORCH
Die Verhältnisse und Beziehungen in Lucians Welt waren so kompliziert, dass man fast den Überblick verlieren konnte“, heißt es einleitend. Glücklich, wer davon nicht auf gintrunkenen Vernissagen in Whitehall erfahren muss, sondern von einem Schriftsteller das Vergangene geordnet bekommt. Das jedenfalls war die Hoffnung, die Geordie Greig, britischer Star-Journalist, schürte, als er in der Vorberichterstattung zum „Frühstück mit Lucian Freud“ schon ein paar Krümelchen anrichtete: Dass der Maler Dutzende Witwen und Musen hinterließ und man auch bei der Aufaddierung seiner Söhne und Töchter – offiziell sollen es vierzehn sein – gewaltig auf Zuwachs rechnen muss. Dass sein Charakter schlecht war. Und er Kate Moss – in einem fahrenden Taxi – eigenhändig tätowiert habe.
  Greig, der nach jahrelangen Anbahnungsversuchen vom greisen Maler ins Frühstücksrestaurant vorgelassen wurde, versprach 250 Seiten gut erzählten Klatsch, was im Fall Freud schon deswegen interessant ist, weil man sich durchaus fragt, wie sich der 1922 in Berlin geborene Enkel von Sigmund Freud als Exilant in London verkaufte, als er den Pinsel noch nicht allzu sicher führte. Wie Picasso-Biografen sortiert auch Greig nach Frauen, die sich, allein wegen der Anzahl, aber nicht glattweg künstlerischen Momenten zuordnen lassen, in denen Lucian Freud sich von einem ultratrockenen, knochigen Surrealismus – er hasste Vergleiche mit deutscher Sachlichkeit – zu entbeinten Fleischbergen hinmalt. Wo aber die Geschehnisse auf der Leinwand so taktvoll umgangen werden wie sonst die ungemachten Betten, zeigt sich Stilbewusstsein allein in der Auswahl origineller Frauenbekanntschaften.
  Das Buch liest sich deswegen wie ein vielhundertseitiger Abgleich mit dem „Who is Who“ der Jahrgänge 1960 – 1980: „Annes Freund Derek Jackson war ein bekannter Physiker, der durch Erbschaft Miteigentümer der Zeitung News of the World geworden war. Er war verheiratet mit Janetta Woolley, einer schönen, talentierten Malerin, die nicht nur mit Lucian eine kurze Affäre hatte, sondern auch mit Cyril Connolly, der sich seinerseits in Caroline Blackwood verliebte, die seit 1953 Lucians zweit Frau war. Janetta hatte später eine Affäre mit dem Herzog von Devonshire, der zu Lucians wichtigsten Auftraggebern zählte (sechs Mitglieder der herzöglichen Familie wurden von ihm porträtiert) . . . Vierzig Jahre nach Janettas kurzer Affäre mit Lucian hatte ihre Tochter Rose eine Affäre mit ihm und saß ihm Modell.“ Eine Hochzeits-Anekdote bringt alle Teilnehmer so zügig in den falschen Betten unter, dass nicht einmal dem Autor auffällt, dass Lucian Freud gar nicht unter den Gästen war.
  Was Leser tatsächlich besorgt zurück lässt. Nicht weil man von den losen Sitten der Upper Class frappiert wäre. Vielmehr weil sich hier die Seelenzustände konservativer Vordenker entblößen. Denn der immer wieder paraphrasierte Umstand „Ich glaube wirklich, dass Lucian mit jedem verfügbaren Menschen eine Affäre hatte“ (Anne Dunn) bringt wenig Dynamik, weswegen Greig an einem ausschweifenden Marylebone Babylon malt, von dem man aber vermuten muss, dass es nur deswegen so unmoralisch-inzestuös wirkt, weil der Künstler sich nicht die Mühe machte, auch mit weniger reichen oder adeligen Frauen zu schlafen. Unkonzentriert und fahrig findet Greig zwischen Evelyn Waugh, Dickens und höfischem Lustspiel nicht zum Ton. Die Galerien, die sich um das lange unverkäufliche Werk bemühten, werden in einem Kapitel zusammen mit den Buchmachern abgehandelt, die ihn auf eine Black List setzten. Greig scheut weder Formulierungen, nach denen sich sein Held „in besseren Kreisen genauso mühelos bewegte wie in der Unterschicht“ noch eine monarchische Zeitrechnung. Doch was taugt ein geschichtsvergessener Biograf? „Lucians gesellschaftlicher Aufstieg in seiner englischen Wahlheimat ähnelte in gewisser Weise demjenigen Anton van Dycks (1599-1641)“, behauptet er gediegen, „Van Dycks Mäzene waren die Herzöge von Buckingham und Norfolk, bei Lucian waren es die Herzöge von Devonshire und Beaufort. Van Dyck malte Karl I., Lucian malte Elisabeth II. Beide Künstler führten ein anregendes soziales Leben, wenn der Flame auch etwas bescheidener in Sachen Nachkommenschaft war.“
  Wo Epochen aber nicht mehr danach differenziert werden, ob Fregatten oder Atom-U-Boote ein Weltreich oder die Küsten des verarmten Nachkriegs-England anlaufen, da bleiben all die Aristokraten, die sich vor Freud auf die schmutzige n Mallappen werfen, zwar in Bezug auf Babies und Bildproduktion fertil, sonst aber folgenlos.
Geordie Greig: Frühstück mit Lucian Freud. Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Nagel & Kimche Verlag, München 2014. 272 Seiten, 21,90 Euro. E-book 16,99 Euro.
Eine Affäre mit jedem verfügbaren Menschen . . . Lucian Freud in seinem Studio, im Jahr 2011.
Foto: David Dawson/ www.bridgemanart.com
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Lucian Freud hat es genossen, für unmoralisch, dunkel und animalisch gehalten zu werden, weiß Gina Thomas, und nach Lektüre dieses Buchs kann sie seinem Autor nur attestieren, dem Maler ausgesprochen dienlich gewesen zu sein. Trotzdem kann sie nicht verstehen, warum der Maler, der zeit seines Lebens ein solches Aufhebens um seine Privatsphäre gemacht hat, der sich nicht einmal in Wählerverzeichnis eintragen ließ und seinen Vertrauten ein absolutes Schweigegelübde abverlangte, sich ausgerechnet diesem Journalisten anvertrauten. Geordie Greig war Chefredakteuer des "Tatlers" und dann der "Mail on Sunday" und er tischt in seinem Buch alles auf, was er an Klatsch und Tratsch über den Maler hat zusammentragen können, über seine mindestens vierzehn Kinder, seine magische Macht über Tiere, seine verwetteten Millionen. Auch wenn Freud immer "zwischen Adel und Unterwelt" gelebt habe, ist das der Rezensentin nicht genug.

© Perlentaucher Medien GmbH