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Wo gute Ideen herkommen ist ein kluger und längst überfälliger Überblick zum Thema Kreativität und Innovation. In lebendigem Erzählstil schildert der Wissenschafts- und Bestsellerautor Steven Johnson den Werdegang großer technischer und geistiger Innovationen und beantwortet die Frage, wie aus einer vagen Ahnung eine nachhaltig erfolgreiche Idee wird. Er zeigt, wo und wie kreatives Denken entsteht und wie wir seine Geheimnisse für uns nutzen.

Produktbeschreibung
Wo gute Ideen herkommen ist ein kluger und längst überfälliger Überblick zum Thema Kreativität und Innovation. In lebendigem Erzählstil schildert der Wissenschafts- und Bestsellerautor Steven Johnson den Werdegang großer technischer und geistiger Innovationen und beantwortet die Frage, wie aus einer vagen Ahnung eine nachhaltig erfolgreiche Idee wird. Er zeigt, wo und wie kreatives Denken entsteht und wie wir seine Geheimnisse für uns nutzen.
Autorenporträt
Steven Berlin Johnson (Jahrgang 1968) ist Wissenschaftsjournalist und Bestseller-Autor, Blogger und Mitbegründer von drei Online-Unternehmen. Bei Twitter hat er über 1,4 Millionen Follower. Er schreibt u.a. für die New York Times, The Wall Street Journal, Wired und andere Magazine. Er lebt mit seiner Frau und 3 Söhnen in Marin County, Kalifornien. Von ihm können wir definitiv lernen, wie man auf gute Ideen kommt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Unter anderem liest der Rezensent das Buch als Plädoyer gegen ein restriktives Patentrecht. Gute Ideen, lernt Michael Bitala bei Steven Johnson, sind nicht notwendig von kommerziellem Interesse befeuert. Besonders aufschlussreich erscheint Bitala in diesem Zusammenhang das von Johnson erläuterte Prinzip der langsamen Ahnung, bei dem sich die Idee schrittweise entwickelt. Aber auch Zufall, Zweckentfremdung oder das Nächstmögliche, alles von Johnson ausbuchstabierte, guten Ideen zugrunde liegende Prinzipien, beeindrucken Bitala, wie die vielen Beispiele großer Erfindungen im Buch. Ein Buch, das der Rezensent nicht als Ratgeber-Literatur abtut, sondern als verständlich geschriebenes, kluges Buch lobt, als gute Idee.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.05.2013

Aus Altbauten kommen die besten neuen Ideen

Nur weil es der Markt will? Steven Johnson zeigt in seiner fabelhaften Geschichte der Innovation, dass die meisten Erfindungen im Kollektiv entstehen - und ohne große finanzielle Anreize.

Gute Ideen sind knapp. Genauer gesagt: Wenn man sie nicht hat, sind sie knapp, wenn sie erst einmal da sind, haben alle etwas davon. Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Steven Johnson hat ein Buch über die Umgebungen geschrieben, in denen gute Ideen entstehen. Die englische Originalausgabe ist vom "Economist" 2010 zum Buch des Jahres gewählt worden. Das Lob der anglo-amerikanischen Presse war einhellig. Nun wissen wir ja, dass die auch Taleb loben. Also noch so ein "Erfolg-ist-machbar"-Buch, mit dem sich jemand als Ratgeber empfiehlt, um Firmen und anderen Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen?

Nein, das Gegenteil. Ein sehr kluges, belesenes, ausgeruhtes, gut geschriebenes und jeder Sprücheklopferei fernes Buch. Und eines, das "Innovation" überhaupt nicht auf vermarktungsfähige technische Objekte oder Dienstleistungen einschränkt. Johnson kennt die unterschiedlichsten Literaturen, zur Geschichte der Biologie wie zur Literaturwissenschaft, zur Stadtsoziologie, zum Internet und zur Organisationsforschung. Sein Innovationsbegriff umfasst medizinische Entdeckungen so gut wie physikalische Gesetze, Verbesserungen in der Zementherstellung, Erkenntnisse aus der Stoffwechselstatistik der Rinder oder die Erfindung der Detektivgeschichte. Wir erfahren, was nötig war, um der Cholera auf die Spur zu kommen, und was am Beginn des GPS stand, wie es zur Klimaanlage kam und was fehlte - Innovationsrückstände -, damit die einschlägigen Beobachtungen an Terrorverdächtigen vor dem 11. September zu den richtigen Schlüssen hätten führen können.

Doch auch wenn sein Buch mit einer Chronik der wichtigsten Innovationen schließt - von der doppelten Buchführung bis zu den Gammablitzen -, Johnsons Erkenntnisinteresse ist nicht in erster Linie ein historisches. Er sucht vielmehr nach Mustern, die sich bei der Hervorbringung guter Experimente immer wieder bewähren. Ein solches Muster ist beispielsweise die soziale Verdichtung: Die Urbanisierung hängt mit der Innovationsrate eng zusammen. Und in den Städten entstehen die meisten neuen Ideen in alten Gebäuden. Warum? Weil sich die Erfinder neue meistens weder leisten können noch einen Sinn für Eindrucksmanagement haben. Erfinder sind oft Wiederverwerter dessen, wovon sich die anderen abgewendet haben.

Ein anderes Muster ist Bereitschaft der Erfinderischen, sich Zeit zu nehmen, um auf unterschiedlichen Gebieten ähnlichen Fragen zu folgen. Studiert nicht so schnell, ruft Johnson jungen Leuten zu, studiert mehreres. Aber schreibt dabei alles auf, was euch durch den Kopf geht, man weiß ja nicht, wozu man es einmal braucht. Innovationen kommen plötzlich, aber nicht aus dem Nichts, sondern aus Ideensammlungen. Vor allem Charles Darwin, für den das galt, hat es Johnson als exemplarischer Forscher angetan.

Außerdem darf die Registratur der eigenen Einfälle nicht zu rigide sein. Wer zu stark sortiert, isoliert Gedanken gegeneinander, deren Zusammentreffen erst die Neuerung ausmacht. Auch hier ist also tätiges Abwartenkönnen eine gute Maxime. Apropos Maxime: Das Buch zieht aus der Vergangenheit des Neuen Einsichten, die jedem, der noch mehr vor als hinter sich hat, gefallen müssen. Was keine Altersfrage ist, sondern eine der Freude an Problemlösungen.

Besonders aufschlussreich ist hier gleich das erste Entdeckungsprinzip, das Johnson identifiziert und mit dem biologischen Systemtheoretiker Stuart Kauffman "das Nächstmögliche" nennt. Wie etwa baut man stabile Brutkästen für Säuglinge in Entwicklungsländern? Am besten aus dem Nächstgelegenen, aus Autoteilen nämlich, denn Autos sind diejenigen Maschinen, die selbst in Entwicklungsländern funktionieren, also gibt es keine Probleme bei Reparaturbedarf und was Ersatzteile angeht. So entstand der Prototyp "NeoNurture", den man mit einer Motorradbatterie betreiben kann.

Und so entstehen für Johnson viele gute Ideen: durch phantasievolle Nutzung dessen, was zur Hand ist. Weswegen es, nach einer älteren Zählung der Soziologen Ogburn und Thomas, in der europäischen Wissenschaftsgeschichte ja auch zu beinahe einhundertfünfzig voneinander unabhängigen Erfindungen gekommen ist. Johnson ignoriert an dieser Stelle richtigerweise die Unterscheidung von Natur und Kultur. Die Bindungsfreudigkeit des Kohlenstoffs, die entscheidend für die Entstehung des Lebens war, ist für ihn der Bindungsfreudigkeit bestimmter Denkmuster vergleichbar.

Nicht nur "Rechne mit Deinen Beständen", sondern "Prüfe Kombinierbarkeit", lautet darum der Vorschlag an alle, die herausfinden wollen, ob etwas geht. Oder: Nutze Trennungen. Vom Korallenriff lernt auch die Soziologie, dass Vielfalt von Nischenbildung abhängt und von konzentrierter Abfallverwertung. Recycling ist darum eine Kategorie, die in die Ideen- genauso wie in die Technikgeschichte gehört.

Wie frei von reflexhaften Zuordnungen der Autor argumentiert, zeigt sich in seinem Schlusskapitel. Dort stellt er die Frage, ob man sich den innovativen Geist eher im Individuum oder im Netzwerk verkörpert vorstellen solle. Und ob es die Marktorientierung sei, die den Unterschied macht. Die Druckerpresse beispielsweise und der Schnellkochtopf, da waren es marktorientierte Individuen, die das Neue hervorbrachten. Die Dampfmaschine hingegen war, anders als es die Legende will, die immer einen Helden braucht, eine kollektive Erfindung, die aus vielen Adaptionen und Verbesserungen entstand, aber auch bei ihr wurde an Vermarktung gedacht. Das wiederum gilt weder für individuelle Erfindungen wie das Quecksilber-Thermometer oder die Entdeckung des Blutkreislaufs noch für Produkte aus Erfindernetzwerken wie die mechanischen Rechenmaschinen, die Antibabypille oder das Chloroform.

Wie aber sieht nun die Verteilung der Innovationen über diese vier Eigenschaften im historischen Zeitablauf aus? Ziemlich eindeutig. Die meisten entspringen nicht der marktorientierten Einzelproduktion, sondern einer kollektiven Arbeit ohne große finanzielle Anreize. Die Frage sei nicht, so Johnson, wie sich der Markt im Vergleich mit der Planwirtschaft schlägt, sondern wie er gegenüber dem Elfenbeinturm abschneidet. Nicht so gut, wie oft gedacht wird. Entscheidend sei darum heute, wie große Organisationen - Firmen, Verwaltungen oder Universitäten - die Innovationskraft der nichtmarktorientierten Kollektivintelligenz nutzen können, anstatt sie in Bürokratie (und seien es Exzellenzbürokratien) verdampfen zu lassen.

Allein die Hinweise, die Johnson darauf gibt, wie das zu tun sei und was die Geschichte der Erfindung dazu lehrt, sind mehr wert als hundert Beratungsbücher.

JÜRGEN KAUBE.

Steven Johnson: "Wo gute Ideen herkommen." Eine kurze Geschichte der Innovation.

Aus dem Amerikanischen von Michael Pfingstl. Scoventa Verlag, Bad Vilbel 2013. 320 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2013

Das Nächstmögliche
Dies ist kein plumper Business-Ratgeber: In einem Buch, das in den USA zu Recht
ein hochgelobter Bestseller war, erklärt Steven Johnson, wie gute, innovative Ideen entstehen
VON MICHAEL BITALA
Gute Ideen sind selten, zumindest viel seltener als all die Meetings, Brainstormings und Workshops, die täglich und überall stattfinden. Würden diese Zusammentreffen auch nur ansatzweise das erfüllen, was sie vorgeben zu erfüllen, dann würde die Welt nur so überborden vor guten Ideen. Tut sie aber nicht.
  Steven Johnson weiß, wo gute Ideen herkommen, das behauptet sein Buch zumindest schon im Titel. Zum Glück aber handelt es sich dabei nicht um eines dieser vielen marktschreierischen Ratgeber-Werke, sondern um ein fundiertes, umfassendes und vor allem sehr kluges Buch, das laut Untertitel „eine kurze Geschichte der Innovation“ erzählt und sicher zu Recht zum hochgelobten Bestseller in den USA wurde.
  Das Beruhigendste gleich vorweg: Man muss kein Archimedes sein, auf keinen Heureka-Moment warten, um eine gute Idee zu haben. Mehr noch, die wenigsten großen Erfindungen beruhen auf solchen Geistesblitzen, schon gar nicht sind sie im stillen Kämmerlein entstanden. Das Wichtigste, so die Quintessenz, um an gute Ideen zu kommen, ist Information, Austausch, Vernetztsein.
  Dafür bringt Johnson jede Menge Belege und Beispiele. Eine Stadt ist innovativer als ein Dorf, ein Marktplatz innovativer als ein Kloster oder ein Fürstenhaus, eine offene Internetplattform innovativer als ein hermetisch abgeriegeltes IT-System. Weil allein die Menge der Menschen zählt, die aufeinandertreffen und so die Möglichkeit haben, von den Informationen der anderen zu profitieren. Das Internet zum Beispiel, so Johnson, macht die Menschen zwar nicht alle klüger, aber der Einzelne kann durch die Fülle der Informationen klüger und erfinderischer werden.
  Johnson streift in seinem Buch durch die Natur-, Literatur-, Wissenschafts- und Menschheitsgeschichte. Besonders angetan ist er von Charles Darwin und dessen Frage, wie in einer extrem lebensfeindlichen Umwelt ein Korallenriff mit Milliarden Lebensformen entstehen kann. Aber er schildert eben auch die Entstehung des Internets, den großen Erfolg von Youtube, wie Brutkästen für Babys erfunden wurden oder warum die doppelte Buchführung so wichtig war für erfolgreichen Handel. Die Liste an Beispielen für große Erfindungen erscheint endlos in diesem Buch, am wichtigsten aber sind die sieben Prinzipien, die solche Ideen fördern.
  Da ist zunächst das, was Johnson das „Nächstmögliche“ nennt. Computer und auch Algorithmen sind zwar schon im 19. Jahrhundert erfunden worden, aber sie blieben Theorie, weil die Technik fehlte, das Mögliche. Eine Erfindung wie Youtube aber bedient sich beim Nächstmöglichen, die Technik ist da, die Filme sind da, es muss nur noch jemand auf die Idee kommen, eine Plattform dafür zu schaffen. Das Gleiche gilt auch für Erfindungen wie iPhone oder iPad. Die Idee dazu war jahrzehntealt, Prototypen gab es spätestens seit den Sechzigerjahren, umgesetzt aber wurden sie erst von Apple, weil alle anderen Konzerne nicht sahen, dass alle Voraussetzungen dafür da waren und sie sich nur auf das Wesentliche konzentrieren müssten. Es ist also nicht immer Not, die erfinderisch macht; aber auch diese zwingt die Menschen dazu, mit dem zu arbeiten, was vorhanden und machbar ist.
  Netzwerke, die für Erfindungen bedeutsam werden, dürfen nicht starr sein, sie müssen sich verändern und entwickeln können. Das fängt beim Handel in der mittelalterlichen Stadt an und hört beim Internet nicht auf. Der Erfinder des World Wide Web, Tim Berners-Lee, hatte nicht vor Augen, was aus seinem Netz mal werden sollte – das haben andere innovative Menschen besorgt, die Teil dieses Netzwerkes wurden.
  Natürlich gehören zu guten Ideen auch der „glückliche Zufall“ und „Fehler“. Aber gerade Letztere, so Johnson, werden zu oft ignoriert, einfach abgetan, ohne dass man versteht, dass sich dahinter eine neue, große Erkenntnis verbergen könnte. Der größte Beweis für die Innovationskraft von Fehlern sind Genmutationen. Ohne diese Fehler bei der Zellteilung wäre die Welt auch heute noch nur von Einzellern bevölkert.
  Ebenso naheliegend ist die „Zweckentfremdung“. Brutkästen in Entwicklungsländern werden oft aus alten Autoteilen und Autobatterien gebaut, weil nichts anderes vorhanden ist und weil es in fast jedem Dorf einen gibt, der sich mit dem Reparieren von Autos auskennt. Ein anderes Beispiel aus der Natur: Federn dienten den Tieren früher ausschließlich dazu, sich zu wärmen; dass man damit auch fliegen kann, erlebten einige Tierarten erst später.
  Am interessantesten aber ist das Prinzip der „langsamen Ahnung“. Auch Darwin hatte beim Anblick des Korallenriffs eine vage Vorstellung, wie dieses entstanden sein könnte. Wann er den Durchbruch hatte, wann seine Selektionstheorie wirklich Gestalt annahm, ist nicht einmal seinen vielen Aufzeichnungen zu entnehmen. Fest steht nur: Er begann seine Forschung im Sommer 1838, im November 1838 war die Theorie schließlich ausformuliert.
  Auch zwei FBI-Mitarbeiter hatten unabhängig voneinander eine „langsame Ahnung“ von einem bevorstehenden Terroranschlag, aber da sie nicht vernetzt waren, kamen die US-Sicherheitsbehörden den Attentätern vom 11. September 2001 nicht auf die Spur.
  Denkt man an Innovationen, an große Erfindungen, dann könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass Markt, Handel, Wettbewerb die besten Ideen hervorgebracht haben. Das stimmt, das schreibt auch Johnson, aber es stimmt eben nur zum Teil. Denn: Die allermeisten Ideen, die wichtigsten Erfindungen sind in einem Umfeld entstanden, in dem es keine kommerziellen Interessen gab, in dem viele Menschen miteinander verbunden waren und ihre Informationen miteinander austauschen konnten. Somit ist dieses Buch, das sehr lesenswert von Michael Pfingstl ins Deutsche übertragen wurde, auch ein Plädoyer gegen ein restriktives Patentrecht. Denn Ideen, so Johnson, sind nun mal dazu da, sie mit anderen zu teilen.
Steven Johnson: Wo gute Ideen herkommen. Eine kurze Geschichte der Innovation. Aus dem Englischen von Michael Pfingstl. Scoventa Verlag, Bad Vilbel 2013. 320 Seiten, 19,99 Euro.
Die meisten großen Erfindungen
sind keine einsamen Geistesblitze
Die Menge macht’s: Eine Stadt ist innovativer als ein Dorf, ein Marktplatz innovativer als ein Kloster oder ein Fürstenhaus.
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