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'Kaffeebecher, Kekspackungen, Schuhe, Handys, DVDs unser Alltag besteht aus einer Menge solcher Dinge. Wie entsteht dieses Zeug, wo kommt es her und was machen wir damit, wenn wir es nicht mehr brauchen? Die engagierte Umweltaktivistin Annie Leonard geht diesen Fragen auf anschauliche Weise nach und zeigt die Folgen unserer Wegwerfgesellschaft. Im Laufe ihrer zwanzigjährigen Arbeit für Greenpeace und andere NGOs hat sie viele Fabriken, Bergwerke und Müllkippen besucht. Bei ihrer Arbeit als "toxic travel ler" kam sie in 40 Länder. Sie berichtet von Familien in Bangladesch, die auf riesigen…mehr

Produktbeschreibung
'Kaffeebecher, Kekspackungen, Schuhe, Handys, DVDs unser Alltag besteht aus einer Menge solcher Dinge. Wie entsteht dieses Zeug, wo kommt es her und was machen wir damit, wenn wir es nicht mehr brauchen? Die engagierte Umweltaktivistin Annie Leonard geht diesen Fragen auf anschauliche Weise nach und zeigt die Folgen unserer Wegwerfgesellschaft.
Im Laufe ihrer zwanzigjährigen Arbeit für Greenpeace und andere NGOs hat sie viele Fabriken, Bergwerke und Müllkippen besucht. Bei ihrer Arbeit als "toxic travel ler" kam sie in 40 Länder. Sie berichtet von Familien in Bangladesch, die auf riesigen Müllhalden leben, oder von Näherinnen in Haiti, die seit Jahren vergeblich um menschenwürdigere Arbeitsbedingungen kämpfen. Ihr Buch zeigt, wie wir diese Verhältnisse ändern können. Es ist das Glaubensbekenntnis einer neuen ökologischen Bewegung.
Die Homepage zum Buch mit viel Bonusmaterial finden Sie hier.
Autorenporträt
Annie Leonard wurde vom Time Magazine als »Umweltheldin« ausgezeichnet. Als Expertin für Umwelt und Gesundheitsfragen war sie für verschiedene NGOs wie Greenpeace International oder International Forum on Globalization tätig. Durch ihren Internet-Film The Story of Stuff wurde sie weltweit einem Millionenpublikum bekannt. Annie lebt mit ihrer Tochter in Berkeley, Kalifornien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2010

So wird aus Fabrikprodukten Abfall, sehr viel Abfall

Unsere Erde vermüllt in einem Ausmaß, das überhaupt nicht nötig wäre. Annie Leonard hat die globale Müllstory geschrieben, die die Geschichte eines globalen Irrationalismus ist.

Philadelphia ist, wie der Name schon sagt, die Stadt der Bruderliebe. Im Jahr 1986 bezahlte die Stadt sechs Millionen Dollar für die Beseitigung von 14 000 Tonnen Asche aus der Müllverbrennungsanlage. Die Asche wurde vom Entsorger zum Subunternehmer weitergereicht wie der Schwarze Peter im Kartenspiel. Trotz aller Bemühungen der Umweltspäher von Greenpeace landeten 4000 Tonnen davon als "Dünger" am Strand von Haiti. Den Rest schüttete man am Ende einfach illegal irgendwo ins Meer, weil ihn niemand haben wollte. Amerikanische Aktivisten erreichten mit einer mühsamen und langwierigen Kampagne immerhin, dass die 4000 Tonnen schließlich in die Vereinigten Staaten zurückgebracht wurden.

Diese Episode erläutert, worum es in dem Buch "The Story of Stuff - Wie wir unsere Erde zumüllen" von Annie Leonard geht. Der Müll, der in Philadelphia verbrannt wird, besteht zu einem großen Teil aus Dingen, die man gar nicht erst hätte herstellen müssen. Ein Kanadier produziert beispielsweise nur 39 Prozent so viel Hausmüll wie ein US-Amerikaner und 60 Prozent so viel wie ein Deutscher, ist aber vermutlich genauso glücklich. Die gesundheitlichen und anderen Nachteile, die mit so einem unnötig aufgeblähten Stoffkreislauf verbunden sind, werden von uns reichen Weißen zu den armen Farbigen abgeschoben. Es gibt aber auch eine kleine positive Nachricht. Die Protestler konnten zumindest einen Teilerfolg verbuchen.

Das Buch gehört zu einer gut gemachten zwanzigminütigen Animation im Internet, in der die realfilmmäßige Ms. Leonard zusammen mit schwarzweißen Strichzeichnungen auftritt. Ich kann nur empfehlen, erst den Film (www.storyofstuff.org/international/) und dann das Buch anzuschauen. Annie Leonard ist mitreißend, wenn sie auf dem Monitor gestikuliert wie der Baptistenprediger Billy Graham im Jahr 1957, auf dem Standfoto des Buchtitels wirkt sie jedoch wie eine Chemielehrerin mit Zahnschmerzen. Die Zeichnungen im Film sind hübsch animiert, im statischen Buch wirken sie eher dröge. Der vierhundertseitige Band ist ein Zusatzprodukt. Er soll, was im Film nur angeschnitten werden kann, genauer dokumentieren.

Die Autorin hat lange für diverse Umweltorganisationen gearbeitet. Zunächst beschäftigte sie sich einzig mit dem internationalen Mülltourismus. Erst allmählich begriff sie, dass letzten Endes alles mit allem zusammenhängt. Das führte zu dem Story-of-Stuff-Projekt. Hier wird in verständlicher Sprache beschrieben, wie aus Rohstoffen Fabrikerzeugnisse - "stuff" - werden und daraus dann Abfall, sehr viel Abfall. Dabei geht es einerseits um unseren Planeten, aus dem wir mehr herauspressen als neu entsteht. Andererseits wird aber auch immer wieder geschildert, wie ungerecht die Menschen in diesen Prozess integriert sind. Die einen schuften zwölf Stunden am Tag für ein lächerliches Salär, damit die anderen sich in ihren Kettenläden ein T-Shirt für fünf Dollar kaufen können.

Annie Leonard führt uns in fünf Hauptkapiteln den typischen Lebenszyklus von Konsumgütern vor. Er beginnt mit den Rohstoffen: Erze, Kohle, Erdöl und so weiter. Wenn die weg sind, sind sie für immer weg. Dieses Material hat sich in Millionen von Jahren angesammelt, und wir verbrauchen es in Dezennien. Beim Abbau entstehen Kollateralschäden wie zum Beispiel giftige Abraumhalden oder Krankheiten der Bergarbeiter. So etwas wie Baumwolle ist natürlich prinzipiell ein Naturprodukt, das letzten Endes durch das Licht der Sonne erzeugt wird, aber in der real existierenden Welt benötigen wir dafür zusätzlich Pflanzenschutzmittel, Dünger, Grundwasser und Treibstoff für die Maschinen.

Aus den Rohstoffen werden dann in Fabriken Konsumgüter hergestellt. Bei ganz einfachen Produkten wie einem Buch oder einem T-Shirt kann man noch einen ungefähren Überblick bekommen, wie sie entstehen. Für eine Getränkedose aus Aluminium benötigt man zum Beispiel so viel Energie, dass man sie mit entsprechend viel Benzin zu einem Viertel füllen könnte. Amerikaner verbrauchen davon pro Jahr im Durchschnitt 340 Stück, 55 Prozent werden dann nicht recycelt, sondern weggeworfen. Bei einem komplizierten Gerät wie einem PC ist es völlig unmöglich, genau zu sagen, wie und woraus es eigentlich hergestellt wird. Allein für den Mikroprozessor benötigt man schon mehr als 2000 Materialien. Gewisse Auswirkungen unseres Rohstoffhungers auf Mensch und Natur kann man aber doch nachvollziehen. Zum Beispiel verursachte die Markteinführung der PlayStation 2 von Sony eine gesteigerte Nachfrage nach dem Mineral Coltan. Das führte dazu, dass im politisch instabilen Kongo Kinder versklavt, Frauen vergewaltigt, Gorillas verspeist und Nationalparks verwüstet wurden.

Nach der Herstellung eines Produkts kommt die Distribution zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Wenn man sich genauer anschaut, wie die Teile eines Laptops über den Globus gereist sind, dann schwirrt einem der Kopf. Der entscheidende Punkt in dieser Wertschöpfungskette ist aber der Konsum. Dabei schalten wir unser Gehirn seltener ein als das Werbefernsehen. Das ist aber nur eine wohlfeile Ausrede und keine Entschuldigung. Wir selbst sind die Verantwortlichen und niemand sonst. Wenn wir einen Artikel nicht kaufen würden, dann würde er nicht hergestellt. So einfach ist das. Es ist wahrhaftig nicht möglich, die volle Wahrheit über die sozialen und ökologischen Konsequenzen unserer Einkäufe herauszubekommen, niemand kann alles wissen, auch Annie Leonard nicht, aber wenn wir gar zu unkritisch konsumieren, dann sind wir auch an den Folgen mitschuldig.

Das letzte große Thema im Buch ist die Entsorgung. 99 Prozent von allem, was produziert wird, ist nach einem halben Jahr zu Müll geworden. Recycling ist durchaus eine Verbesserung, aber noch besser wäre es, den Abfall gleich ganz zu vermeiden.

Annie Leonard ist eine Missionarin. Sie will uns nicht nur sachlich informieren, sie will auch, dass wir handeln. Wir sollen so konsumieren, dass die Schäden, die wir damit unserem Planeten und unseren Mitmenschen zufügen, möglichst gering sind. Sie selbst verhält sich vorbildlich. Sie fährt mit einem alten Elektromobil durch ihre Heimatstadt Berkeley und lädt die Batterien mit Solarkollektoren auf. Materielle Dinge wie Bücher und Werkzeuge teilt sie mit ihren Nachbarn, damit sie nicht jeder separat anschaffen muss. Sie lebt wie Diogenes in seiner Tonne und ist dabei zufrieden. Was ich in dem Buch aber vermisse, sind die Zwischentöne. Ich bin im Gegensatz zu Annie Leonard nur ein schwankendes Rohr im Wind, und ich glaube, das wird auf die meisten anderen Leser auch zutreffen. Was müsste ich tun, um wenigstens ein fünfzigprozentiger Ökofreak zu werden? Für Annie Leonard ist alles wichtig. Aber manches ist doch vermutlich wichtiger als anderes?

ERNST HORST

Annie Leonard: "The Story of Stuff - Wie wir unsere Erde zumüllen". Aus dem Amerikanischen von Christoph Bausum. Econ Verlag, Berlin 2010. 399 S., br., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ernst Horst hat Annie Leonards emphatisch vorgetragene Schrift über das globale Müllproblem aufgerüttelt, wenn er auch etwas unschlüssig ist, wie er mit den Erkenntnissen der Autorin umgehen soll. Der Rezensent empfiehlt, sich zunächst Leonards kurze Animation im Internet anzusehen, bei der er das Auftreten der Autorin und die animierten Zeichnungen um einiges mitreißender findet, als im Buch. Der Band versteht sich als Hintergrunddokumentation der Themen, die im Film nur angerissen werden können, erklärt Horst. Er scheint von den fünf Kapiteln, in denen Leonard die Geschichte des Mülls, von den Rohstoffen über die Produktion von Industrieartikeln bis zum erstaunlich frühen Ende der meisten Sachen - denn 99 Prozent werden bereits nach einem halben Jahr als Müll entsorgt, wie er dem Buch entnimmt - durchaus aufgerüttelt. Den missionarischen Eifer, den die Autorin dabei an den Tag legt, kann der Rezensent offensichtlich auch nachvollziehen, nur fragt er sich, wie er als nicht hundertprozentiger Ökoaktivist, dennoch mit einigermaßen ruhigen Gewissen leben kann - das verrät ihm das Buch nämlich nicht.

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