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Remo H. Largo, der Entwicklungsspezialist und »Anwalt der Kinder« (FAZ), stellt in der Bildungsdebatte endlich das Kind selbst in den Mittelpunkt und fragt, was für eine Schule unsere Kinder brauchen. Wie lernen sie lieber und deshalb besser? Wie kann die Schule der Vielfalt unter den Kindern gerecht werden? Was tun, damit die Jungen nicht ins Abseits geraten?

Produktbeschreibung
Remo H. Largo, der Entwicklungsspezialist und »Anwalt der Kinder« (FAZ), stellt in der Bildungsdebatte endlich das Kind selbst in den Mittelpunkt und fragt, was für eine Schule unsere Kinder brauchen. Wie lernen sie lieber und deshalb besser? Wie kann die Schule der Vielfalt unter den Kindern gerecht werden? Was tun, damit die Jungen nicht ins Abseits geraten?
Autorenporträt
Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, gestorben 2020 in Uetliburg, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde. Fast drei Jahrzehnte lang leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital in Zürich, wo er die bedeutendste Langzeitstudie über kindliche Entwicklung im deutschsprachigen Raum durchführte. Er war Vater dreier Töchter und Großvater von neun Enkeln. Seine Bücher »Babyjahre«, »Kinderjahre«, »Schülerjahre« und »Jugendjahre« (mit Monika Czernin) sind Klassiker, ebenso wie »Glückliche Scheidungskinder«.
Rezensionen
»Sehr lesenswert und informativ sind alle drei Teile des Bandes, da sie sowohl grundsätzliche Fragen als auch aktuelle Themen (z.B. Ganztagsschule, ADHS) fundiert auf wissenschaftlicher Grundlage und gleichzeitig mit Blick auf die konkrete Gestaltung der Praxis bearbeiten.« Die Grundschul-Zeitschrift

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2009

Schule als Traum - nicht Trauma!

Das sollten Eltern und Lehrer gelesen haben: Remo Largo klärt die Frage, wie Kinder besser lernen können.

Von Dorothea Sihler

Remo Largo hat sich mit seinem neuen Buch "Schülerjahre" in die Erziehungs- und Schuldebatte eingeschaltet. Nach seinen Erziehungsklassikern "Babyjahre" und "Kinderjahre" versucht er hier zusammen mit dem Journalisten Martin Beglinger seine Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie auf die Schule zu übertragen. In einer Art Frageund Antwort-Spiel stellt das Buch "Schülerjahre" sehr anschaulich dar, wie sich Kinder entwickeln, was sie kompetent macht und wie eine kindgerechte Schule aussehen könnte. Was die Entwicklung von Kindern betrifft, ist Remo Largo, emeritierter Professor für Kinderheilkunde in Zürich, Spezialist. Er sagt, Kinder müssen nicht gefördert werden, weil sie sich aus sich selbst heraus entwickeln. Das Anregungspotential des Elternhauses, der Schule und der Umwelt spielt dabei eine wichtige, aber nicht die entscheidende Rolle. Das genetische Potential, das ein Kind mit auf die Welt bringt, kann durch günstige Umstände im besten Falle ausgeschöpft werden, verändert werden kann es nicht mehr.

In dieser Deutlichkeit ist das Buch fast ein Anschlag auf alle Eltern, die sich seit Jahren bemühen, das Beste aus ihren Kindern zu machen. Selbst verunsichert und von Abstiegsängsten geplagt, setzen sie ihre Kinder einem Fördertherapie-und Nachhilfe-Marathon aus. Nichts bleibt unversucht, um aus dem Wunschkind, das heute meist ein Einzelkind ist, das Juwel zu machen, auf das die Eltern glauben Anspruch zu haben. Eine glanzvolle Schul- und Berufskarriere gehört da selbstverständlich dazu. Das wird schwierig werden. Ein Blick auf eines der im Anhang des Buches vorgestellten Diagramme erklärt warum.

Es zeigt nämlich, dass die Wahrscheinlichkeit einer Mutter, deren IQ bei 130 und darüber liegt, ebenso intelligente Töchter zu bekommen, nur bei sechzehn Prozent liegt. Je stärker Vater und Mutter in puncto Körpergröße, Intelligenz und anderen Begabungsmerkmalen von der Mitte abweichen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kinder wieder zum Durchschnitt tendieren. Das mag enttäuschend für alle Bilderbucheltern sein, die auf einen Klon ihrer selbst gehofft hatten und sich ihren verbissenen Ehrgeiz hätten schenken können. Hoffnung dürfen dafür all jene haben, die auf Grund ihrer Armut auch für dumm gehalten werden.

Allen rät Remo Largo ganz altmodisch, sich wieder mehr ihren Kindern zuzuwenden, ihnen emotionalen Halt zu geben und Geborgenheit zu vermitteln. Das ist das eine. Das andere ist die Tatsache, dass Kinder einfach sehr verschieden sind und sich, je älter sie werden, umso unterschiedlicher entwickeln. Selbst innerhalb einer Altersstufe sind Begabungen in aller Regel nicht gleich stark ausgeprägt. Für die Schule bedeutet das, dass sie sich stärker auf Kinder einstellen muss, die sehr unterschiedlich entwickelt sind, obwohl sie gleich alt sind. So kann es vorkommen, dass Kinder im gleichen Alter in ihrer Lesekompetenz um etliche Jahre auseinanderliegen und wahrscheinlich nie ein einheitliches Leseniveau erreichen werden. Die Aufgaben dürfen für jedes Kind immer nur gerade so leicht oder schwer sein, dass es weder unter- noch überfordert wird. Denn sonst sind Kinder schnell gestresst, enttäuscht und demotiviert. Lernbereitschaft und Neugierde auf Seiten des Kindes dürfen aber vorausgesetzt werden.

Viele Lehrer haben sich längst auf einen individualisierten Unterricht eingestellt, der jedes Kind da abholt, wo es in seiner sprachlichen, logisch-mathematischen, figural-räumlichen, sozialen, motorischen, musikalischen und kompetenzübergreifenden Entwicklung steht. Ohne eine stabile emotionale Lehrer-Schüler-Beziehung geht hier nichts. Erst dann, wenn ein Kind sich angenommen fühlt, mag es lernen und sich beurteilen lassen.

Erfreulich ausführlich beschäftigt sich das Duo Largo/Beglinger mit der Frage, wann ein Lehrer ein guter Lehrer ist. Denn er und nicht die Bildungspolitik und ihre Strukturen sind der Dreh- und Angelpunkt einer Schule. Ein guter Lehrer mag nicht nur die starken, sondern auch die schwachen Schüler. Er ist firm in Entwicklungspsychologie, arbeitet eng mit seinen Lehrerkollegen und den Eltern zusammen und toleriert, dass auch seine Arbeit im Klassenzimmer bewertet wird. Kollektive Lernpläne und Noten müssen abgeschafft werden, denn im Zentrum soll das einzelne Kind stehen.

Kompetenzraster können besser als Noten den Entwicklungsstand eines Kindes beschreiben und die nächsten Entwicklungsschritte ins Auge fassen. Jeder Lehrer sollte dabei die Stärken seiner Schüler entdecken und fördern wollen, anstatt auf ihren Schwächen herumzuhacken. Das zerstört nur die Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls und den Glauben an sich selbst. So kann es einem guten Lehrer gelingen, ein Kind mit einer ungünstigen Lernprognose zu besten Ergebnissen zu führen. Kleinere Klassen, starke Klassenlehrer, nicht ständig wechselnde Unterrichtsräume sind allerdings wichtige Voraussetzungen dafür, dass ein Lehrer seine Schüler so gut kennenlernen kann, dass er weiß, wie er sie am besten fördern kann.

Das Buch stellt viele gute Fragen. Zum Beispiel, warum immer mehr Mädchen in der Schule erfolgreicher sind als Jungs. Oder warum uns ein Phänomen wie ADHD heute so beschäftigt, das früher kaum einer kannte. Und was machen mit all den Legasthenie- und Dyskalkulie-Kindern? Wie werden die Lehrer mit diesem erzieherischen Anspruch an sie fertig?

Die Antworten sind differenziert, klug und immer getragen von einer großen Gelassenheit und Geduld. In einem tieferen Sinn ist das Buch so etwas wie eine Gesellschaftskritik, die uns und vor allem das Kind von der Vorstellung befreien möchte, es zu "unserem" Produkt machen zu wollen, denn "das Kind gehört nicht den Eltern, sondern nur sich selbst".

Remo H. Largo/Martin Beglinger: "Schülerjahre". Wie Kinder besser lernen. Piper Verlag, München/Zürich 2009. 336 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Grundthese des emeritierten Professors für Kinderheilkunde Remo Largo lautet: Kinder entwickeln sich aus sich selbst. Die Umwelt - Elternhaus, Schule, Gesellschaft - kann und soll Anregung geben, soll dem Kind helfen, seine Potenziale "auszuschöpfen". Die Potenziale jedoch, referiert Rezensentin Dorothea Sihler, sind zu recht großem Teil genetisch vorgegeben. Für die pädagogische Praxis folge daraus, auf jedes Kind individuell einzugehen, nicht mehr und nicht weniger von ihm zu erwarten, als es überhaupt können kann. Es gelte, sich auf die Stärken des Einzelnen zu konzentrieren und Klassen so klein zu halten, dass die individuelle Bezugnahme möglich ist. Als "klug" lobt Sihler die Darlegungen des Autorengespanns. Man sollte das Buch, das durchaus auch eine Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft darstelle, lesen.

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