Ein Fußball-Sponsor mit Flecken auf der Weste
Jürgen Roth ist bekannt für seine prägnanten Formulierungen. In seinem Buch über den russischen Energie-Giganten bringt er die Abhängigkeit einiger westeuropäischer Länder vom „Russen-Gas“ auf eine kurze Formel: Wer seine Heizung aufdreht, um es warm
zu haben, spült dem russischen Imperium einige Rubel in die Tasche. Nun ist speziell den deutschen…mehrEin Fußball-Sponsor mit Flecken auf der Weste
Jürgen Roth ist bekannt für seine prägnanten Formulierungen. In seinem Buch über den russischen Energie-Giganten bringt er die Abhängigkeit einiger westeuropäischer Länder vom „Russen-Gas“ auf eine kurze Formel: Wer seine Heizung aufdreht, um es warm zu haben, spült dem russischen Imperium einige Rubel in die Tasche. Nun ist speziell den deutschen Fußball-Fans Gazprom seit 2007 als Sponsor eines Fußball-Bundesligisten bekannt, aber Roth kümmert sich vor allem um die eher beklemmenden Dinge, die im Umfeld des Unternehmens passieren. Und diesen Geschichten geht der Journalist nach.
Der Autor legt die Strukturen und dubiosen Firmengeflechte offen. Der Konzern hat rund 400 000 Mitarbeiter und kontrolliert über Tochterfirmen die fünf wichtigsten russischen Fernseh-Sender sowie über ein Dutzend Zeitungsredaktionen. Im Griff hat die Firmenleitung dieses Imperium durch einen eigenen Geheimdienst. Der Autor schildert eingehend, wie Gazprom etliche Geschäftspartner des Unternehmens zu Milliardären gemacht hat – während andere unter ungeklärten Umständen verschwanden und teilweise ums Leben kamen.
Roth hat viele Fakten aus Medienveröffentlichungen und wissenschaftlichen Studien zusammen getragen, und vor allem neu verknüpft. So gelingt es ihm, die bislang nicht so deutlich hervorgehobenen Verbindungen rund um den Konzern Gazprom zu verdeutlichen. Der Autor zeigt auf, wie die russische Regierung das Unternehmen nutzt, um Nachbarländer unter Druck zu setzen, und auch den politischen Einfluss in Westeuropa immer weiter auszubauen. Zuweilen gewinnt man als Leser den Eindruck, kein Sachbuch, sondern eher einen Polit-Thriller zu lesen. Liquidationen unliebsamer Geschäftsleute, die zu viele Fragen gestellt haben, aber auch andere Machenschaften, wecken mehr als Unbehagen. Das Buch ist enorm spannend, auch wenn die verwirrenden Fakten und Geschichten den Leser zuweilen fast überfordern. Zuweilen hätte der Autor hier kurze Zusammenfassungen einstreuen müssen, um den Wust von Informationen etwas zu strukturieren. Und auch die immer wieder zu findende Polemik von Jürgen Roth – für die er bereits bekannt ist – gibt dem Werk einen kommentierenden Charakter. Dennoch wirklich lesenswertes Buch, das zu weiterer Beschäftigung mit diesem Thema anregt.