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Nicht hinnehmen, was unannehmbar ist, und das Unwahrscheinliche zu denken wagen Das Vermächtnis des "Vaters" der weltweiten Protestbewegungen Millionen haben seine Streitschriften gelesen. Für die Empörten in aller Welt ist er Pflichtlektüre: "Empörung, Meine offenen Rechnungen" ist das Vermächtnis des 94-jährigen Politikers, Diplomaten und Literaten Stéphane Hessel und die Quintessenz seines langen Lebens. Darin vertieft er die Fragen seiner Streitschriften, wogegen man sich empören und wofür engagieren soll? Dichter und Denker aus Deutschland, Frankreich und England haben sein Weltbild…mehr

Produktbeschreibung
Nicht hinnehmen, was unannehmbar ist, und das Unwahrscheinliche zu denken wagen
Das Vermächtnis des "Vaters" der weltweiten Protestbewegungen
Millionen haben seine Streitschriften gelesen. Für die Empörten in aller Welt ist er Pflichtlektüre: "Empörung, Meine offenen Rechnungen" ist das Vermächtnis des 94-jährigen Politikers, Diplomaten und Literaten Stéphane Hessel und die Quintessenz seines langen Lebens. Darin vertieft er die Fragen seiner Streitschriften, wogegen man sich empören und wofür engagieren soll?
Dichter und Denker aus Deutschland, Frankreich und England haben sein Weltbild geprägt. Vor diesem reichen Horizont spricht der Wanderer zwischen den Kulturen über seine Ideale und Werte, über Menschen, denen er begegnen durfte, Ideen, die ihn beflügelt haben, Kämpfe, die er gekämpft hat und Rechnungen, die auch nach einem langen und erfüllten Leben immer noch offen sind. Als KZ-Überlebender, Mitglied der Résistance, Politiker und Diplomat hat er sich ein Leben lang für Freiheit, Gerechtigkeit und die Würde des Menschen eingesetzt. Diese Werte scheinen ihm heute im globalen Maßstab stärker bedroht denn je. Und deshalb appelliert er an seine Leser, sich zu engagieren und gegen "das Unannehmbare" Widerstand zu leisten.
Autorenporträt
Stéphane Hessel wurde am 20. Oktober 1917 in Berlin als Sohn des deutsch-jüdischen Schriftstellers Franz Hessel und der protestantischen deutschen Journalistin Helen Grund geboren. 1924 zog er mit Mutter und Bruder nach Paris. 1939 nahm er die französische Staatsbürgerschaft an und schloss sich im Zweiten Weltkrieg der Résistance an. 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet und in das KZ-Buchenwald deportiert. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Hessel 1946 Büroleiter des Vize-UN-Generalsekretärs und 1948 Sekretär der neu geschaffenen UN-Menschenrechtskommission, die mit der Erarbeitung der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen beauftragt wurde. Anschließend bereiste er im Auftrag der UNO und des französischen Außenministeriums die Welt, trieb die Entkolonialisierung voran und vermittelte in Konflikten. Er trug den Titel "Ambassadeur de France" und die Auszeichnung "Ritter der Ehrenlegion". Stéphane Hessel lebte mit seiner zweiten Frau in Paris. Dort verstarb er am 27. Februar 2013.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Aufgerüttelt ist Claudia Henzler vom Optimismus des politischen Urgesteins Stephane Hessel, der nach "Empört Euch" und "Engagiert euch" eine weitere Schrift vorlegt, die den Lauf der Welt in vernünftigere Bahnen zu lenken helfen soll. Hessels Devise findet Henzler einleuchtend: Wenn die Menschheit es geschafft hat, mit Faschismus, Stalinismus, Kolonialismus und Apartheid fertig zu werden, dann dürfte sie es doch wohl auch schaffen, Armut, Ungerechtigkeit und Klimawandel in den Griff zu bekommen. Klingt vielleicht naiv, meint Henzler, ist aber richtig.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.07.2012

Plädoyer für ein „Update“ der Menschenrechts-Charta
Der französische Diplomat Stéphane Hessel, der sich früher besonders für Afrika engagierte, wurde zum Fürsprecher aller Menschen auf der Welt
Gerade jetzt, nach dem Scheitern des Weltklimagipfels in Rio, ist es eine gute Idee, Stéphane Hessel zu lesen. Der 94 Jahre alte Diplomat ruft zu Ungeheuerlichem auf: Fest an eine Zukunft zu glauben und daran mitzuarbeiten. Sein Optimismus hat auch biografische Gründe: Er hat viel erlebt. Faschismus, Stalinismus, Apartheid, Kolonialherrschaft : alles ist jetzt vorbei. Da müssen doch auch Armut, Klimawandel und atomare Bedrohung in den Griff zu kriegen sein. Stéphane Hessel, einst Mitglied der Résistance, Häftling im KZ Buchenwald, ist durch seine Streitschrift „Empört euch!“ zur moralischen Instanz einer weltweiten Protestbewegung geworden. Mit seinem Appell, Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen, traf der Botschafter im Ruhestand einen Nerv. Das riesige Interesse an „Empört euch!“ war für Hessel überraschend, plötzlich wollten junge Menschen mit einem alten Mann sprechen, der Prinzipien, Werte und Ethik vertritt.
  Nun hat Hessel aufgeschrieben, was der Empörung folgen muss. „Empörung – meine Bilanz“ ist eine Ermutigung zum öffentlichen Engagement. Hessels Vision ist eine Zumutung, die nur wenige glaubhaft vertreten könnten: Er fordert nicht weniger als ein friedliches und gerechtes Zusammenleben aller Menschen auf diesem Planeten. Weil er weiß, wie naiv das klingt, wirbt er bescheiden dafür, dass sich die Leser auf sein Anliegen einlassen. Und er ist nicht allein. Seit Jahren diskutiert er in einem von ihm mitgegründeten „Collegium International“ mit ehemaligen Staats- und Regierungschefs und Philosophen über die großen Probleme und das Wohl der Menschheit. Besonders nahe fühlt er sich den Gedanken des Soziologen Edgar Morin und des Philosophen Peter Sloterdijk.
  Alles muss reformiert werden: „Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, der Konsum, das Bildungswesen, das Denken. Unser ganzes Leben muss sich ändern.“ Mittel der Wahl sind Zuversicht, Gewaltlosigkeit und ein langer Atem. „Empörung ist eine erste Etappe, nötig, aber ungenügend“, schreibt Hessel. „Jetzt brauchen wir neue Ideen, eine Perspektive, einen Willen, es besser zu machen“. Vereinzelt gebe es gute Ansätze, aber derzeit wisse niemand, wo „der Horizont liegt, auf den wir sinnvollerweise zusteuern könnten“, schreibt er. „Politiker fahren auf Sicht, statt aus der Komplexität ein konsequentes anderes Handeln herauszufiltern.“ Die Menschheit sei aber auf eine Vision angewiesen, um dann zu überlegen: „Wie können wir den Schienen eine neue Richtung geben, ohne dass der Zug entgleist?“
  Hessels Antwort ist die Menschenrechts-Charta der UN, an der er 1948 für Frankreich mitgearbeitet hat und für die er sich nun ein Update wünscht, „eine allumfassende neue Allgemeine Erklärung der Rechte der Menschen in der lebenden Natur und seiner Umwelt“. In einem planetaren Zeitalter müssten die Bürger aller Länder erkennen, dass sie voneinander abhängig sind und ihre Regierungen dazu bewegen, sich auf gemeinsame Regeln zu einigen. In den 90er Jahren ging es aus Hessels Sicht vorwärts: Rio 1992, dann die Menschenrechtskonferenz 1993, bei der die Länder des Südens ein „Recht auf Entwicklung“ durchgesetzt hätten. Eine starke UN, mit einem erweiterten Sicherheitsrat müsse die gemeinsamen Regeln nun umsetzen. Hessels Überzeugung mag vielen als Zumutung vorkommen: Internationales Recht ist wichtiger als staatliche Souveränität.
  Das alles geht nicht von heute auf morgen. Aber Hessel ist auch kein Revolutionär. „Die Menschen üben seit fast dreitausend Jahren, um sich in Wesen zu verwandeln, die höchsten Ansprüchen und den jeweiligen weltanschaulichen Vorstellungen genügen“, schreibt er. Sie müssten eben noch ein bisschen weiter üben – so wie man Meditieren, Rechnen, Schreiben und Malen üben muss. Man könne sich bewusst machen, „dass die Übung, Mensch zu ,sein‘, durchaus die negativen Schwerkräfte etwa des Besitzstrebens und der Konkurrenz überwinden kann“. Er selbst war an vielen internationalen Vermittlungsmissionen beteiligt. Viele scheiterten im ersten Anlauf, doch irgendwann folgte ein zweiter, ein dritter Versuch. „Wenn das falsch läuft, liegt es daran, dass wir es besser machen können“, ist sein Motto. Denn man kann es auch so sehen wie Hessel: „Unglaublich, dass kaum zehntausend Jahre genügten, um aus Horden von Sammlern und Jägern unsere Städte und Zivilisationen hervorgehen zu lassen.“  CLAUDIA HENZLER
  
Stéphane Hessel: Empörung – meine Bilanz. Aus dem Französischen von Michael Kogon. Pattloch, München 2012. 233 Seiten, 16, 99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Solche alten Männer braucht die Welt." Augsburger Allgemeine 20120526