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Einhundert von Paul Ernst Rattelmüller geschaffene Aquarelle mit rund 370 Figurinen zeigen originalgetreue Trachten aus den Städten und vom Land, die etwa zwischen 1800 und 1930 im heutigen Bayern getragen wurden. Mit Erläuterungen zu den Bildtafeln und historischen Texten, die zusätzliche Fakten über die Kleidung unserer Vorfahren vermitteln.

Produktbeschreibung
Einhundert von Paul Ernst Rattelmüller geschaffene Aquarelle mit rund 370 Figurinen zeigen originalgetreue Trachten aus den Städten und vom Land, die etwa zwischen 1800 und 1930 im heutigen Bayern getragen wurden. Mit Erläuterungen zu den Bildtafeln und historischen Texten, die zusätzliche Fakten über die Kleidung unserer Vorfahren vermitteln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.1998

Zieht den Männern die Lederhosen aus: Gamsbart steht auch Frauen gut

Bayerische Folklore besteht zu vier Fünfteln aus Mogelei. Mancher Fremde möchte das "echte" Bayern kennenlernen, verbindet seinen Wunsch jedoch mit derart ausgeprägten Erwartungen, daß selbst der Fachmann zögert, diese zu enttäuschen. Der Fremdenverkehr ist ein Wirtschaftszweig und nicht die Unterabteilung einer historischen Kommission, weshalb unverdrossen jene weiß-blauen Inszenierungen geboten werden, die den Vorurteilen des zahlenden Publikums entsprechen. Einer, der diesen lukrativen Schwindel nie mitgemacht hat, ist Paul Ernst Rattelmüller, ein melancholisch gewordener Kenner seiner Heimat. Sein Buch über die "Volkstracht in Bayern" falsifiziert den Singular des Titels, denn die Bayern, Franken und Schwaben haben Tausende von Trachten hervorgebracht, darunter solche, die mittlerweile verschollen, vergessen und beim besten Willen nicht mehr zu erforschen sind.

Unter Tracht wird nicht nur das Prachtgewand begüterter, sondern auch die Alltagskleidung unbemittelter Leute verstanden. Reiche Bauern aber variierten ihren Putz je nach festlichem Anlaß, wobei sie gesellschaftlichem Zwang oder einer persönlichen Laune gehorchen mochten. Die soziale Verbindlichkeit der Schnüre, Bänder, Borten, Quasten, Schnallen und Aufschläge ist für die Nachwelt oft ein Rätsel, dessen jeweilige Lösung durch die Einsicht erschwert wird, daß schon die Altvorderen zuweilen auf Abkehr von der Tradition Wert legten und modische Varianten bevorzugten, die sie für städtisch und deshalb besonders elegant hielten.

Penible Aufzeichnungen über Land und Leute vorzulegen war im letzten Jahrhundert Mode. Das brachte Rattelmüller auf die hübsche Idee, Berichte von Felix Dahn, dem Verfasser von "Ein Kampf um Rom", und von Eduard Fentsch abzudrucken, einem vom König beauftragten Beamten und Hobbyethnographen. Rattelmüller selbst steuerte ein Vorwort bei, das einem Forschungsbericht ähnelt, und schuf nach alten Vorlagen hundert Aquarelle, die anheimeln, vor allem aber informieren sollen, weshalb die Steife der Figurinen ebenso beabsichtigt ist wie die Betonung des modischen Details. Unser Bild zeigt Oberbekleidungen, die um 1930 für das Tegernseer Tal typisch waren. Von den Landfrauen ist die linke für ihre Hochzeit, die neben ihr stehende für den Kirchgang und die ganz rechte zum Tanz gekleidet. Sie hat, obwohl kein Mann, einen Gamsbart auf dem Hut, doch weist auch der ältere der beiden Männer eine Eigentümlichkeit auf: eine lange schwarze Hose, die zur hellen Joppe kontrastiert. ROSWIN FINKENZELLER

Paul Ernst Rattelmüller: "Die Volkstracht in Bayern". Verlagsanstalt Bayerland, Dachau 1997. 208 S., 100 Farb-Abb., geb., 120,- DM.

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