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Robert Kurz zeigt, daß das transnationale Weltkapital kein neues Zeitalter der Akkumulation und Prosperität ankündigt, sondern vielmehr ein Krisenprodukt der 3. industriellen Revolution ist, in der sich das Selbstzerstörungsprogramm der bürgerlichen Welt manifestiert.

Produktbeschreibung
Robert Kurz zeigt, daß das transnationale Weltkapital kein neues Zeitalter der Akkumulation und Prosperität ankündigt, sondern vielmehr ein Krisenprodukt der 3. industriellen Revolution ist, in der sich das Selbstzerstörungsprogramm der bürgerlichen Welt manifestiert.
Autorenporträt
Robert Kurz, 1943 geboren, lebt als freier Publizist, Journalist und Referent im Kultur- und Wirtschaftsbereich in Nürnberg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.06.2006

Eine Abrechnung
Die Profiteure und die Verlierer der Globalisierung
Die „Globalisierung” treibt ihr Unwesen bereits seit Jahrzehnten. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, und häufig verharmlost von Wirtschaftsexperten und Politikern ist sie dabei, die Weltwirtschaft an die Wand zu fahren, und auf lange Sicht eine unabsehbare Zahl von Arbeitsplätzen zu vernichten. So lautet die Kernbotschaft des neuen Buches von Robert Kurz.
Der Autor - Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift Exit - beschäftigt sich seit Jahren mit der „Globalisierung als Krisenprozess”. Die Betonung liegt auf „Krise”, denn eine „Globalisierung mit menschlichem Antlitz” gibt es für Kurz nicht. Auf fast 500 Seiten analysiert er, wie der Kapitalismus seine Kinder frisst, sprich, weltweit Volkswirtschaften aus ihren ökonomischen Angeln hebt und damit Gesellschaften entstehen lässt, in denen es nur noch wenige „Inseln glückseliger Globalisierungssieger” gibt, während andererseits die „Verelendung der Massen” ihren Lauf nimmt.
Die Analyse des Autors ist ein Weiterdenken der Marxschen Theorie, aber nicht um einen neuen Sozialismus herbeizureden, denn der östliche Staatskapitalismus war für Kurz lediglich eine „Scheinalternative” zum kapitalistischen Wirtschaften. In seinem Buch beschäftigt er sich vielmehr mit dem grundsätzlichen „Denkfehler”, mit der Frage, warum Wohlstand für die Mehrheit der Bevölkerung unter neoliberalen Bedingungen unmöglich sei.
Der „Ökonomische Imperativ” kapitalistischen Wirtschaftens, so Kurz, sei nun einmal das Streben nach Gewinnmaximierung. Anders als vor 200 Jahren seien aber mittlerweile alle technischen Voraussetzungen für optimale weltweite Profitmaximierung vorhanden. Die „dritte industrielle Revolution”, die der Mikroelektronik in den achtziger Jahren, habe - nach dem „Akkumulationsschub” des Wirtschaftswunders in der Nachkriegszeit - nie dagewesene Rationalisierungs- und Automatisierungspotenziale hervorgebracht. Und die würden von den Global Players genutzt. Dem Selbstzweck des Kapitals folgend, aus Wert mehr Wert zu machen, also aus Geld mehr Geld, lasse man überall dort arbeiten, wo unternehmerische Bedingungen am günstigsten sind und streiche anderswo die Arbeitsplätze. Für die meisten Profiteure der Gobalisierung ist das so selbstverständlich wie das Bestreben, ihr Unternehmen an der Börse zu behaupten - „leider” ebenfalls verbunden mit Massenentlassungen bei vollem Bewusstsein: „Wir sind gezwungen, unsere betriebswirtschaftlichen Probleme zu Lasten der Volkswirtschaft zu lösen”, zitiert Kurz den ehemaligen BMW-Chef Eberhard von Kuenheim, und Sony konstatierte 1997 im Spiegel, man sei keine japanische Firma, sondern ein globales Unternehmen. Nur 30 Prozent ihrer Umsätze kämen aus Japan.
Die Entwicklung in der Telekommunikationsbranche nimmt Kurz als Extrembeispiel für „gute” Globalisierungs-Voraussetzungen: ungeahnte Outsourcing-Möglichkeiten einerseits und exorbitanter Preisverfall und Verbilligung von Arbeit andererseits. So seien etwa die Kosten für ein dreiminütiges Telefongespräch von New York nach London zwischen 1930 und dem Jahr 2000 von 32 Dollar auf dreißig Cent gefallen.
Billig, so Kurz, sei aber nur oberflächlich betrachtet ein Segen für die Menschheit. Je mehr die „Zersetzung der Nationalökonomien” und die „Molekularisierung von Betriebswirtschaften in transnationale Strukturen” voranschreite, desto mehr offenbare ein Wirtschaftssystem sein hässliches Gesicht, das fleißig am eigenen Untergang arbeite.
Zerstörung durch galoppierenden Kaufkraftverlust und Spaltung der Gesellschaft - angesichts dessen warnt Kurz vor „Quacksalbern” und „Experten”, die das Problem verharmlosen, weil sie entweder selbst davon profitieren oder blauäugig daran festhalten, dass das, was jetzt schon an Zerfallsprozessen sichtbar ist, irgendwann dann doch dem Wohl der Menschheit diene. Kurz nennt etwa den US-Ökonomen Paul Krugman, der nach den krisengeschüttelten Phasen ein goldenes Zeitalter heraufziehen sieht: „Leider”, so Kurz, „verrät uns der Autor nicht, wer nach der Wegrationalisierung der Hochqualifizierten (. . .) eigentlich jene famosen persönlichen Dienstleistungen im großen gesellschaftlichen Maßstab kaufen wird.”
„Das Weltkapital” legt mit großer ökonomischer Sachkompetenz und sorgfältig recherchiertem Faktenwissen den Finger in die richtige Wunde. Eine Frage lässt der Autor allerdings offen. Warum er den Leser mit abenteuerlichen Schachtelsätzen und inflationärem Fremdwörter-Gebrauch quält.
AGNES STEINBAUER
ROBERT KURZ: Das Weltkapital - Globalisierung und innere Schranken des modernen warenproduzierenden Systems. Edition Tiamat, Berlin 2005. 480 Seiten, 18 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Agnes Steinbauer hat der Autor Robert Kurz mit seinem Buch über die katastrophalen Folgen der Globalisierung beinahe alles richtig gemacht. Ökonomische Sachkompetenz attestiert sie ihm, Faktenwissen und dass er den Finger in die "richtige Wunde" legt. Die Wunde, das ist für Steinbauer der neoliberale Trugschluss eines allumfassenden Wohlstands, den der Autor mit Marx im Gepäck herausarbeitet, ohne allerdings, so stellt die Rezensentin erleichtert fest, auf eine Neuauflage des Sozialismus hinauszuwollen. Nicht zuletzt der nicht unterschlagenen Beispiele von globalen Gewinnern wegen nimmt Steinbauer die Warnung des Autors vor den großen Verharmlosern der Globalisierung ernst. Warum Kurz nur fast alles richtig gemacht hat, sagt uns der letzte Satz der Besprechung: Da flucht Steinbauer über Schachtelsätze und zu viele Fremdwörter.

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