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Ottmar Ette, einer der renommiertesten Humboldt-Forscher, stellt in dieser intellektuellen Biographie den Schriftsteller und Gelehrten Alexander von Humboldt vor, den mit den verschiedensten Kulturen vertrauten Philosophen ebenso wie den mit neuen Formen empirischer Wissenschaft experimentierenden Naturforscher.Lange Zeit wurde Alexander von Humboldt mißverstanden als nur historisch interessante Figur. Doch mittlerweile ist sowohl die herausragende Qualität seiner literarischen und wissenschaftlichen Schriften als auch seine Bedeutung als Vor-Denker der Globalisierung unbestritten.Ottmar Ette…mehr

Produktbeschreibung
Ottmar Ette, einer der renommiertesten Humboldt-Forscher, stellt in dieser intellektuellen Biographie den Schriftsteller und Gelehrten Alexander von Humboldt vor, den mit den verschiedensten Kulturen vertrauten Philosophen ebenso wie den mit neuen Formen empirischer Wissenschaft experimentierenden Naturforscher.Lange Zeit wurde Alexander von Humboldt mißverstanden als nur historisch interessante Figur. Doch mittlerweile ist sowohl die herausragende Qualität seiner literarischen und wissenschaftlichen Schriften als auch seine Bedeutung als Vor-Denker der Globalisierung unbestritten.Ottmar Ette beschreibt die Entstehung des Humboldtschen Denkens, fragt nach den für Alexander von Humboldt so wichtigen revolutionären historischen und wissenschaftlichen Kontexten, beleuchtet die europäische Verankerung des Berliner Weltbürgers, zeigt den Denker an der Schnittstelle zwischen Romantik und Moderne und legt die Aktualität eines Denkers, Forschers und Schriftstellers dar, der keineswegs zufällig in der gegenwärtigen Phase beschleunigter Globalisierung von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Im Zentrum des Buches steht die grundlegende Verbindung von Reisen und Wissen, von Mobilität und Wissenschaft.
Autorenporträt
Ottmar Ette, geboren 1956, ist Romanist und Komparatist an der Universität Potsdam und gehört zu den führenden Experten zu Humboldts Werk. Ette ist u. a. Leiter des Forschungsprojektes zu Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher sowie seit 2015 Leiter des Langzeitprojekts Alexander von Humboldt auf Reisen - Wissenschaft aus der Bewegung, dessen geplante Laufzeit 18 Jahre beträgt. Er ist Begründer und Mitherausgeber der viersprachigen elektronischen Zeitschrift HiN - Alexander von Humboldt im Netz und der Humboldt-Plattform avhumboldt.de.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.09.2019

Humboldt lesen
Das Reisen und das Schreiben durchdrangen bei Alexander von Humboldt einander. Schreib- und Zeichenfeder war mit den Messinstrumenten, Karten und Tabellen im Bunde, die knappe Tagebuchnotiz mit der großformatigen illustrierten Reisebeschreibung oder dem mehrbändigen „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ (1845-1862).
Humboldt lesen heißt nicht nur eintauchen in das Werk eines Autors, der das Verhältnis von „Einheit und Vielfalt in der Natur“ umkreiste. Es heißt auch einen Autor entdecken, der sich im Kosmos des Schreibens und der publizistischen Formate so ausgreifend bewegte wie der Reisende in der physischen Welt. Wenn es eine Konstante der neueren Publikationen zu Alexander von Humboldt gibt, dann ist es die Entdeckung der Ausmaße dieses Humboldt-Kosmos.
Im Zentrum dieser Neuentdeckung stehen die Digitalisierungsprojekte der Humboldt Universität zu Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie die Erschließung eines bisher weitgehend unbekannten Werkteils, der zahlreichen Aufsätze und Artikel in Zeitschriften und Zeitschriften durch die Universität Bern. Dieser „Andere Kosmos“ der in vielen Weltgegenden und vielen Sprachen gedruckten unselbstständigen Schriften hat sein Gegenstück in der Digitalisierung der Manuskripte, also der Reisetagebücher, Briefe sowie der Hörermitschriften zu Humboldts Vorlesungen. (https://www.culture.hu-berlin.de/de/forschung/projekte/hidden-kosmos/veroeffentlichte-nachschriften).
Wer den erhellenden Insel-Band mit Henriette Kohlrauschs Nachschrift der „Kosmos-Vorlesungen“ in der Berliner Singakademie zur Hand nimmt, kann im Netz Einblick nehmen in die Handschrift und die Mitschriften zu den Vorlesungen an der Universität. Wer in Andreas W. Daums knapper, konziser Biografie die England-Reise des jungen Alexander von Humboldt nachverfolgt, findet bei https://edition-humboldt.de/ leicht das Reisetagebuch. Die Humboldt-Chronologie (http://edition-humboldt.de/X0000001) erschließt minutiös alle Lebensstationen und verlinkt die Einzeldaten mit den digitalisierten Briefen und Schriften Humboldts.
Lothar Müller
Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur. Andere Bibliothek, Berlin 2019. 512 S., 24 Euro.
Alexander von Humboldt: Das Buch der Begegnungen. Menschen – Kulturen – Geschichten. Aus den Amerikanischen Reisetagebüchern. Herausgegeben von Ottmar Ette. Manesse Verlag, München 2018. 416 S., 45 Euro.
Alexander von Humboldt / Henriette Kohlrausch: Die Kosmos-Vorlesung an der Berliner Singakademie. Herausgegeben von Christian Kassung und Christian Thomas. Insel Verlag, Berlin 2019. 330 S., 16 Euro.
Alexander von Humboldt: Der Andere Kosmos. Herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich. 70 Texte, 70 Orte, 70 Jahre. 1789-1859. dtv, München2019, 448 S. 30 Euro.
Alexander von Humboldt: Die Russland-Expedition. Herausgegeben von Oliver Lubrich. Mit einem Nachwort von Karl Schlögel. C.H. Beck Verlag, München 2019. 224 S., 18 Euro.
Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C.H. Beck, München 2019. 128 S., 9,95 Euro.
Ottmar Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch. Leben. Werk. Wirkung. Metzler Verlag, Stuttgart 2018. 332 S., 99,99 Euro.
Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Berlin 2019. 476 S., 14 Euro.
Rüdiger Schaper: Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten. Siedler Verlag, München 2018. 288 S., 20 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.2019

Sinnlich sei die Wissenschaft
Scheitern, aber weltläufig: Ottmar Ette preist Alexander von Humboldt

Ein rastloses Streben nach Bildung durch Reisen und Forschungen in der ganzen Welt - dafür stehen nach allgemeiner Auffassung Leben und Werk von Alexander von Humboldt, der heute vor 250 Jahren geboren wurde. Der Hype um den Universalgelehrten dauert schon eine Weile an und hat sich in den vergangenen Dekaden in zahllosen Schriften, Editionen und Ausstellungen niedergeschlagen. Gerade in Zeiten von nationalistischer Engstirnigkeit, Provinzialität und Fremdenfeindlichkeit sticht Humboldt hervor als Repräsentant eines Weltbürgertums, das sich souverän zwischen den Sprachen, Kulturen und einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen bewegte. Versuche, dem "großen Entdecker fremder Welten" an den Karren zu fahren, ihm Verstrickungen in das koloniale Projekt Europas zur Last zu legen und zu behaupten, seine Forschungen etwa in Lateinamerika hätten "vor allem das spanische Königshaus und das auf Völkermord und Sklaverei basierende Kolonialregime vor Ort interessiert", liefen bisher ins Leere und konnten dem Image der Lichtgestalt kaum etwas anhaben.

Der Potsdamer Romanist Ottmar Ette gehört weltweit zu den Granden der Humboldt-Forschung. In einer Vielzahl von kenntnisreichen Studien hat er sich zwar gegen die Heroisierung des weitgereisten Preußen verwahrt, zugleich jedoch aus seiner Bewunderung für den kosmopolitischen Gelehrten kein Hehl gemacht. Nun hat der Suhrkamp Verlag anlässlich des runden Geburtstags Ettes vor zehn Jahren publiziertes Buch über Humboldt als Vordenker der Globalisierung noch einmal aufgelegt. In ihm skizziert Ette eine intellektuelle Biographie Humboldts, die ihn als Visionär eines neuen Wissenschaftsansatzes ausweist, der das eurozentrische Denken entschieden überwand und ihn vielleicht zum ersten Autor machte, der eine globalisierende Betrachtung der Welt entwickelte.

Folgt man Ette, lassen sich die Humboldtschen Begriffe von Welt und Wissenschaft am besten mit dem Konzept der Wechselwirkung erfassen. In diesem Zusammenhang zählt er neun Dimensionen auf, die kennzeichnend für Humboldts "multipolare Perspektive" waren: eine transdisziplinäre Ausrichtung, die sich von einer interdisziplinären dadurch unterscheide, dass er den Dialog mit anderen Disziplinen nicht vom Standpunkt eines bestimmten Faches suchte; eine interkulturelle Ausrichtung, die "bewusst von einer abendländischen-europäischen Wissenstradition als Grundlage ausging"; die Konzeption einer kosmopolitischen Wissenschaft; eine "transareale" Anlage, die verschiedene Räume und Kulturen zusammendenke; eine weltweite Vernetzung, die nicht zuletzt durch eine umfassende Korrespondenz etabliert und am Laufen gehalten wurde; die Betonung der gesellschaftlichen Verantwortung und Bringschuld von Wissenschaft; ihre Popularisierung und Demokratisierung; die Verknüpfung von Intermedialität, Transmedialität und Ästhetik zu einer sinnlichen Wissenschaft, "die noch heute das Lesepublikum in ihren Bann zu ziehen vermag"; schließlich die Erprobung einer "fraktalen Geometrie des Schreibens", so dass in jedem Teil das Ganze präsent sei.

Freilich sei Humboldts OEuvre, schreibt Ette, durch eine Ästhetik des Scheiterns charakterisiert. "Die Spitze des Chimborazo hat er nie erreicht, in die Tiefen der Höhle des Guácharo-Vogels ist er nie vorgedrungen: Der Bericht von seiner Reise in die Neue Welt, das eigentliche Kernstück seines dreißigbändigen Reisewerks, blieb ebenso Fragment wie das Werk seines Lebens, der ,Kosmos'." Ette interpretiert dieses "Scheitern" jedoch als Tugend, da es vor Augen führe, was ein "offenes" Verständnis von Wissenschaft vermöge. Das Einräumen und die Korrektur von Fehlern war, fügt er hinzu, "von größter Bedeutung für das Mobile (in) der Wissenschaft und zugleich unverzichtbarer Bestandteil einer sich als zukunftsoffen begreifenden Epistemologie".

Zugleich zeigt Ette in einer ausführlichen Rezeptions- und Werkgeschichte auf, wie sich jede Epoche das Werk Humboldts für ihre eigenen Zwecke zurechtgelegt hat. Auf mehreren Seiten watscht er den Schriftsteller Daniel Kehlmann ab, dessen Bestseller "Die Vermessung der Welt" er als "leichte Kost rasch erzielter Effekte" brandmarkt, in der längst verbraucht geglaubte Stereotype über Humboldt fröhliche Urständ feiern. So kritisch er mit der "Kehlmannisierung" Humboldts umspringt, so unkritisch lobpreisend kommt sein nicht leicht zu lesendes Buch bezüglich seines Protagonisten daher. Und lädt vielleicht gerade deshalb immer noch zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dessen Werk ein.

ANDREAS ECKERT

Ottmar Ette: "Alexander von Humboldt und die Globalisierung".

Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 476 S., br., 14,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als einen der besten Kenner Alexander von Humboldts würdigt Jens Bisky den Romanisten Ottmar Ette, der nun zum 150. Todestag des Naturforschers die Summe seiner Studien zieht. Die Wertschätzung des Rezensenten für den Autor ändert allerdings nichts daran, dass er das Werk selbst insgesamt eher durchwachsen findet. Er sieht darin eine "intellektuelle Biografie" Humboldts, die vor allem dessen Wissenschaftsverständnis in den Mittelpunkt rückt. Dabei moniert er Ettes vehementes Plädoyer für eine an Humboldt orientierte Entprovinzialisierung der Wissenschaften, zum einen weil der Autor damit offene Türen einrenne, zum anderen weil die Aktualität Humboldts nicht automatisch durch Lobhudelei und Behauptung erwiesen werde. Mehr anfangen kann Bisky mit den Ausführungen über die Editionsgeschichte und die Kritik an ideologischer und geschäftlicher Instrumentalisierung Humboldts. Schließlich hält er dem Autor auch noch vor, dem "Kitsch unserer Tage" zu verfallen, wenn er von der "Humboldt'schen Kunst des Scheiterns", vom "Glück, keinen Gipfel zu erreichen, nirgendwo anzukommen" (Ette) spricht.

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»[Ein] Wunderwerk von Buch.«
Ludger Lütkehaus, DIE ZEIT 30.04.2009