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Triest liegt zwar in Italien, ist aber die südlichste Stadt Nordeuropas, und diewartet mit allerlei Eigenheiten auf: der Bora, einem eisigen Wind, der den Spaziergängerjedes Jahr im April buchstäblich von der Straße fegt. Schloss Miramare,für den Erzherzog Ferdinand Maximilian von Habsburg erbaut (denkleinen Bruder des Kaisers Franz Joseph) und nach dessen frühem Tod alleinvon seiner Frau Carlotta bewohnt, die darüber wahnsinnig wurde. Da gibt esdie Risiera di San Sabba, ein altes Reislager, das von den Nazis als Auffanglagerfür italienische Juden und dann als einziges Konzentrationslager auf…mehr

Produktbeschreibung
Triest liegt zwar in Italien, ist aber die südlichste Stadt Nordeuropas, und diewartet mit allerlei Eigenheiten auf: der Bora, einem eisigen Wind, der den Spaziergängerjedes Jahr im April buchstäblich von der Straße fegt. Schloss Miramare,für den Erzherzog Ferdinand Maximilian von Habsburg erbaut (denkleinen Bruder des Kaisers Franz Joseph) und nach dessen frühem Tod alleinvon seiner Frau Carlotta bewohnt, die darüber wahnsinnig wurde. Da gibt esdie Risiera di San Sabba, ein altes Reislager, das von den Nazis als Auffanglagerfür italienische Juden und dann als einziges Konzentrationslager auf italienischemBoden betrieben wurde. Den Strand und das Bad im Meer, die hier,anders als in Genua, Neapel oder Palermo, zum alltäglichen Stadtleben gehören.Und schließlich »Little Istria«, das Viertel, in dem die Großmutter des Autorsseit ihrer Flucht aus Jugoslawien vor sechzig Jahren lebt und dessen Straßendie Namen der Orte Istriens und Dalmatiens tragen: Via Pola, Via Rovigo, ViaSpalato.Mauro Covacich erzählt Geschichten aus seiner Stadt - aus Triest, und auseinem Italien, das schon seit Jahrhunderten beinahe ganz Europa beherbergt.
Autorenporträt
Mauro Covacich ist 1965 in Triest geboren. Er hat Romane und Erzählungen veröffentlicht. "Triest verkehrt" ist sein erstes Buch auf Deutsch.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2013

Der Sommer zieht ans Mittelmeer

"Triest ist eine Abstellkammer der Zeit, jenes großen Trödlers, unter dessen Händen die Lorbeerkränze zu dürrem Laub werden und der Ruhm zu Plunder", schreibt Claudio Magris, einer der profundesten Kenner Triests. In seinen Büchern hat er uns mehrfach über den Corso Italia und die Piazza de l'Unità d'Italia begleitet und uns die Grandezza, aber auch die dunklen Seiten der Stadt erschlossen. Doch Triest hat sehr viel mehr. Das weiß auch sein Kollege Mauro Covacich, eine der jüngeren Stimmen der italienischen Literatur. In seinem Buch "Triest verkehrt" macht er sich auf, seine Heimatstadt in fünfzehn Spaziergängen kreuz und quer und bis zu ihren Ausläufern zu durchmessen. Natürlich begegnen ihm dabei die Herren Svevo und Joyce, die Literaten aus dem Caffè San Marco und die rastlose Kaiserin Sisi, die mit ihrer Entourage im Schloss Miramare abzusteigen pflegte. Im früheren Krankenhaus San Giovanni entdeckt Covacich die Spuren Franco Basaglias und seiner Ideen von einer Reform der Psychiatrie. "Phantasie an die Macht" hatte eine der damaligen Parolen gelautet: Sie wird zum heimlichen Motto des Bandes. Mit lässiger Erfindungsgabe und dem Witz des augenzwinkernden Autors ist Mauro Covacich unterwegs, um ein bislang weniger bekanntes Lebensgefühl zu orten: eine Vitalität nach Art des easy-going, wie man es aus Kalifornien kennt. Entsprechend beschwingt ist auch sein Ton. Er kehrt in Cosimos Vinothek ein, um die Menschen bei einem Spritz und einem Happen Mortadella zu belauschen, er landet im Karst, wo die Bora übers Land jagt und seine Gedanken auf den Kopf stellt, und findet sich schließlich auf den Strandpromenaden und am Meer wieder und vor der Weite des Horizonts. "Triest verkehrt" eben: hoch an der Zeit, sich den Blick auch mal verrücken zu lassen. Mauro Covacich schaut einem lächelnd zu: Ziel erreicht.

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"Triest verkehrt - Fünfzehn Spaziergänge in der Stadt des Windes" von Mauro Covacich. Wagenbach Verlag, Berlin, 2012. 138 Seiten. Broschiert, 10,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.01.2013

Vom Winde
verweht
Mauro Covacich lässt sich in
versteckte Winkel Triests treiben
Wenn man über Triest redet, dann fällt schnell das Stichwort Wind. Den französischen Konsul Marie-Henri Beyle, den die Nachwelt unter seinem Autorennamen Stendhal kennt, nervte der berüchtigte Nordwind, die Bora, im Winter 1830/31 ungemein. „Gestern wurde ich vier Schritte weit geschleudert“, schrieb er in einem Brief, „dieser Wind verdreht mir die Eingeweide.“ Ein Schriftsteller der Gegenwart, der deutsche Krimiautor Veit Heinichen, der in Triest lebt, hat vor ein paar Jahren zusammen mit Ami Scabar unter dem Titel „Triest – Stadt der Winde“ ein Buch über die Beziehung zwischen dem Wind und der Küche des Ortes veröffentlicht. Die Bora und andere Lüfte sind auch das Leitmotiv in dem Reisebuch „Triest verkehrt – Fünfzehn Spaziergänge in der Stadt des Windes“ von Mauro Covacich. Die Bora – „ein eher rares Naturphänomen“, wie der Autor schreibt – fegt nicht nur mit Orkanböen die Straßen leer. Sie nimmt in der Vorstellungswelt der Triestiner die Krankheiten mit sich und stärkt den Körper wie den Charakter. Und Kinder können einen Heidenspaß mit ihr haben, wenn sie sich treiben lassen und versuchen, sich gegen die Böen zu stemmen.
  Der Schriftsteller Mauro Covacich, dessen Familie aus Serbien stammt, wurde 1965 in Triest geboren. In seinem Buch, in dem er auch von seiner Jugend erzählt, geht es drunter und drüber. Der italienische Originaltitel heißt dementsprechend „Trieste sottosopra“, und das macht es ungemein sympathisch. Der Autor gibt keine Tipps, sondern erzählt Geschichten. Man wird nicht auf eine Abhaktour von Sehenswürdigkeiten geschickt, sondern entdeckt die Stadt „kreuz und quer“ (was der bessere deutsche Titel gewesen wäre) auf eher zufälligen Spaziergängen. Wo einen der Wind eben hintreibt. In den Park von Miramare, wo die Einheimischen spazieren gehen. In das Wohnviertel San Luigi, wo man etwas über die Jugendkultur erfährt. Natürlich besucht er die Cafés der Stadt, aber auch die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Risiera di San Sabba. Es geht durch die Straßen des Zentrums wie über Trampelpfade in die Karsthügel hinein, die Triest umgeben. Mauro Covacich beschreibt zärtlich die Menschen seiner Heimat und ihre Lockerheit, die sie zu „Neapolitanern des Nordens“ mache. „Triest verkehrt“ kann keinen Reiseführer ersetzen. Aber es ist ein Reisebuch im besten Sinn: Es macht eine Stadt lebendig, in der sich unter frischem Wind mediterrane Lebensart mit nordischer Atmosphäre mischt.
HENNING KLÜVER
Mauro Covacich: Triest verkehrt – Fünfzehn Spaziergänge in der Stadt des Windes. Aus dem Italienischen von Esther Hansen. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2012. 138 Seiten, 10,90 Euro.
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»Man muss dort geboren sein, wie Covacich, um das Wesentliche der Stadt so treffend zu beschreiben.« Alessandra Longo, La Repubblica