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Im Jahr 2003 wurde in Dresden der 200. Geburtstag des Malers Ludwig Richter mit einem großen Stadtfest begangen. Berühmte Bilder Richters, darunter sein »Brautzug im Frühling«, wurden von Dresdner Bürgern nachgestellt. Bei Thomas Rosenlöcher verschwimmt diese touristische Realität mit den Wunschvorstellungen seines dresden- und auch sonst verliebten erzählerischen Alter ego zu einer phantastisch-satirischen Liebeserklärung an die Elbmetropole oder an das, was sie sein könnte. - Auch die zweite Erzählung, »Sandsteindresden«, ist ein Versuch, die weltweite Liebe zu Dresden zu erklären. Während…mehr

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Produktbeschreibung
Im Jahr 2003 wurde in Dresden der 200. Geburtstag des Malers Ludwig Richter mit einem großen Stadtfest begangen. Berühmte Bilder Richters, darunter sein »Brautzug im Frühling«, wurden von Dresdner Bürgern nachgestellt. Bei Thomas Rosenlöcher verschwimmt diese touristische Realität mit den Wunschvorstellungen seines dresden- und auch sonst verliebten erzählerischen Alter ego zu einer phantastisch-satirischen Liebeserklärung an die Elbmetropole oder an das, was sie sein könnte. - Auch die zweite Erzählung, »Sandsteindresden«, ist ein Versuch, die weltweite Liebe zu Dresden zu erklären. Während sich der Erzähler auf der »Brühlschen Touristenterrasse« im Anklang an ehemaliges Mangelverhalten die Biere im Dreierpack kommen läßt, denkt er darüber nach, aus Dresden wegzugehen, denn »wer als Dresdner in der Welt etwas werden will, muß rechtzeitig die Stadt verlassen«. Doch ob ihm das gelingen wird? Denn die Leidenschaft des Dresdners ist es, über Dresden zu reden, und wie könnte er das besser als auf dem Theaterplatz im Sandsteinsound!

Autorenporträt
Thomas Rosenlöcher, geboren 1947 in Dresden, studierte von 1976 bis 1979 am Literaturinstitut in Leipzig und lebte als freier Schriftsteller in der Nähe von Dresden. Rosenlöcher war Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und der Akademie der Künste in Berlin. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Rosenlöcher verstarb am 13. April 2022 in Dresden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2005

Der Richter und sein Denker
Thomas Rosenlöcher verzaubert seine Heimatstadt Dresden

Es läge nahe, dieses Buch als Gelegenheitsarbeit zu begreifen, handelt seine Titelgeschichte doch davon, wie ein Autor namens Thomas gebeten wird, einen literarischen Text über den Maler Ludwig Richter zu verfassen, der dann auf dem Dresdner Elbhangfest, das im Jahr 2003 den zweihundertsten Geburtstag Richters feierte, vorgetragen werden sollte. Und vielleicht ist dieser Text auch damals vorgelesen worden, inmitten des wundersamen Gewimmels, das sich von Loschwitz bis Schloß Pilnitz zieht, an jenem Abend, als die Hangbewohner aufgerufen waren, Kerzen in ihren Fenstern und Gärten aufzustellen, um ein nächtliches Lichtspektakel zu inszenieren, für das es keiner großen finanziellen Mittel bedurfte, denn der Veranstaltung war wieder einmal der städtische Zuschuß zusammengestrichen worden. Mag sein - doch das ist unwichtig.

Wichtig für die Erzählung ist das Elbhangfest, so wichtig wie die Kirmes in Arno Schmidts Prosajuwel "Sommermeteor": als Traumort, in dem eine tiefe Sehnsucht den Erzähler in den narrativen Ausnahmezustand versetzt. Thomas Rosenlöcher ist nur viel konkreter als Schmidt und der Gegenstand seiner Erzählung selbst bereits ein Kunstwerk, und das auf zweierlei Weise. Denn einmal widmet sie sich dem in der Dresdner Galerie Neue Meister hängenden "Brautzug im Frühling" von Ludwig Richter und dann ebenjenem Elbhangfest, das allemal ein Mirakel ist, vielleicht ein sogar noch größeres als das "Blaue Wunder", jenes filigrane Stahlgerüst, das als Elbbrücke zwischen Blasewitz und Loschwitz fungiert: Die ganze rechte Talseite jenseits der Brücke wird an einem Sommerwochenende zum bürgerlichen Volksfest, wo die Bewohner Häuser und Gärten für Besucher öffnen - eine dreitägige Sozialisierung der schönsten Wohnlage Deutschlands.

"Und noch wird unter Blumenhüten die Kunst des Aufeinanderzugehens und Guten-Tag-Sagens geübt, die Dresdner Lebensweise", schwärmt Rosenlöchers Erzählung von der dortigen Stimmung. Mit der "Dresdner Lebensweise" ist einer jener persönlich-nostalgischen Leitbegriffe genannt, die den dreißigseitigen Text durchziehen; andere sind die "ewig jungen, mädchenhaften Frauen" aus Dresden mit ihren "anschaulichen Locken" oder auch die "verlorene Revolution von 1989". Das sind Widerhaken, die der 1947 in Dresden geborene Rosenlöcher ins Bild seiner Heimatstadt eingeschlagen hat, aus der er vor einigen Jahren ins nahe Erzgebirge weggezogen ist. Seine Erzählung "Wie ich in Ludwig Richters Brautzug verschwand" ist eine poetische Rückkehr, eine Reminiszenz an ein Wunschdresden aus Richter-Motiven (und eben Ludwig, nicht Gerhard Richter), alten Freundschaften und Kindheitserinnerungen.

Doch sie ist mehr als eine melancholische Hommage; sie ist überdies geistvoll, vor allem in den Passagen, die sich Ludwig Richters Werk widmen, und sie ist erfrischend witzig. Wie der Schriftsteller von einem seiner angehimmelten Elbhangmädchen zur Abfassung des Textes überredet wird, wie er sein Material zusammensucht, wie er am Schluß in Meißen zum lebenden Inventar eines Richter-Brautzugs und dann auch noch mit Peter Rühmkorf verwechselt wird - das hat erstaunlich unangestrengte Komik. Wobei es Rosenlöcher überdies souverän gelingt, die verschiedenen Zeitebenen des aktuellen Geschehens und der Erinnerungen miteinander zu verschränken und somit einen einzigen Gedankengang zum Thema seiner Erzählung zu machen, der sich vom ersten bis zum letzten Satz konsequent subjektiv entfaltet - wir lauschen einer sächsischen Molly Bloom, nur daß sie von ihren Freundinnen "Domas" gerufen wird.

Die zweite Erzählung dieses zauberhaften Bands der Insel-Bücherei trägt den Titel "Sandsteindresden" und glänzt zwar auch mit Sarkasmus und Freude an markanten Formulierungen, doch obsiegt hier das essayistische Moment über das erzählerische. Dresden-Freunde werden abermals auf ihre Kosten kommen, aber das Faszinierende an der Titelerzählung ist, daß sie die Liebe zur sächsischen Hauptstadt und ihrem schlungschönen Flußtal nicht braucht, um eigene Magie zu entfalten. Solche Prosa ist Lektüre für jede Gelegenheit. Wann bietet sich einmal schon eine solche?

ANDREAS PLATTHAUS

Thomas Rosenlöcher: "Wie ich in Ludwig Richters Brautzug verschwand". Zwei Dresdner Erzählungen. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005. 70 Seiten, 1 Abb., geb., 10,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Zauberhaft" findet Andreas Platthaus diesen Band mit zwei Erzählungen, in denen der Dresdner Autor Thomas Rosenlöcher seiner Heimatstadt nicht nur eine melancholische Hommage widmet, sondern eine überdies geistvolle, wie Platthaus schwärmt. Ort und Zeit der ersten Erzählung ist das Elbhangfest des Jahres 2003, auf dem die Dresdner sich und ihre Stadt feiern, und ein Dichter namens Thomas gerät mitten hinein in den "Brautzug im Frühling". "Erfrischend witzig" und "unangestrengt komisch" sei diese Erzählung, versichert Platthaus, während die zweite "Sandsteindresden" eher essayistisch-sarkastisch daherkomme, und auch bei Lesern, die nicht von geburt aus in Liebe zu Dresden versinken, ihre Magie entfalte.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Solche Prosa ist Lektüre für jede Gelegenheit. Wann bietet sich einmal schon eine solche?« Frankfurter Allgemeine Zeitung