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Eine Freundschaft zwischen zwei jungen Männern im mythenumwobenen Tanger, die durch ein schönes Mädchen auf die Probe gestellt wird, eine Hochzeitsreise voller Gefühlskälte in der feuchten Schwüle des brasilianischen Dschungels, ein einsamer kleiner Junge und viele Schlangen in der trockenen Hitze der Sahara...ein magischer Film über Kobras, Kif und die Dilemmas des Lebens nach den Kurzgeschichten Allal, Zwischenhalt in Corazon und Die Geschichte von Lahcen und Idir von Paul Bowles.
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Produktbeschreibung
Eine Freundschaft zwischen zwei jungen Männern im mythenumwobenen Tanger, die durch ein schönes Mädchen auf die Probe gestellt wird, eine Hochzeitsreise voller Gefühlskälte in der feuchten Schwüle des brasilianischen Dschungels, ein einsamer kleiner Junge und viele Schlangen in der trockenen Hitze der Sahara...ein magischer Film über Kobras, Kif und die Dilemmas des Lebens nach den Kurzgeschichten Allal, Zwischenhalt in Corazon und Die Geschichte von Lahcen und Idir von Paul Bowles.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.1995

Kein Himmel über der Wüste
"Halbmond": Frieder Schlaich und Irene von Alberti verfilmen Paul Bowles - und zeigen Bertolucci, wie man's macht

Man kann dem amerikanischen Schriftsteller Paul Bowles nicht vorwerfen, er hätte sich um die Verfilmung seiner Bücher gerissen. Seit fast fünfzig Jahren lebt der berühmteste expatriate seines Landes in Tanger, schreibt Geschichten oder auch nicht, führt Tagebuch, etwa über die geheimnisvollen Exkursionen einer Spinne, die über seinem Waschbecken hängt, und raucht Kif, die Droge der weltentrückten Gelassenheit. Wenn ein Besucher aus der kleinen Bowles-Gemeinde an seiner Tür auftaucht, ist der Schriftsteller nicht unhöflich und widmet dem Fremden, der ja einen weiten Weg zurückgelegt hat, ein bißchen Zeit.

So war es, bis der Regisseur Bernardo Bertolucci kam und 1990 seinen Film "Himmel über der Wüste" nach dem einigermaßen vergessenen Bowles-Roman "The Sheltering Sky" drehte. Seitdem das internationale Kinopublikum ihn entdeckt hat, gilt der heute vierundachtzigjährige Schriftsteller irgendwie als "Kultautor", obwohl es nachweislich nur Journalisten sind, die den Kult betreiben. In den ziemlich sentimentalen Porträts ist von einem Exilanten und Einsiedler die Rede, der durch den Rauch seiner Pfeife spöttisch auf die Dummheiten der westlichen Zivilisation blickt. Das Bowles-Klischee lebt. Von diesem Klischee - und Bertoluccis edelsüße Verfilmung ist selbst das ernüchterndste Beispiel - muß man fürchten, daß es inzwischen an die Stelle der Bücher getreten ist.

Mißtrauen scheint nicht nur angezeigt, weil das Bowles-Klischee in Wahrheit ein westliches Nordafrika-Klischee ist, sondern weil die Machart seiner Texte einen Regisseur eher abschrecken müßte. Nicht nur sind die Atmosphäre, der Ton, die handwerklichen Kunstgriffe ganz und gar literarisch. Die Motive, die oft die Qualität von Wachträumen haben, sind visuell auch ausgesprochen schwer zu übersetzen. Wer es ernst meint, müßte versuchen, so lakonisch und voraussetzungslos, so diskret und gewissermaßen schweigsam zu erzählen wie der alte Meister selbst. Genau das haben die jungen deutschen Regisseure und Produzenten Frieder Schlaich und Irene von Alberti über weite Strecken ihrer bemerkenswerten Verfilmung getan.

Damit sind die drei Kurzfilme nach drei Erzählungen von Paul Bowles natürlich nicht das opulente Marlboro-Kino, von dem die deutsche Filmindustrie gelegentlich träumt. Statt dessen handelt es sich um kluges, unterhaltsames und gut gearbeitetes Regie-Kino, das förderungswürdig ist, sich notfalls aber auch selbst zu helfen weiß. Die erste der halbstündigen Episoden entstand mit der wahrlich bescheidenen Förderung von 100000 Mark, was anderswo nicht einmal für die Beleuchtung reichen würde; die weiteren Episoden wurden gedreht, um aus dem Ganzen einen kinofähigen Film namens "Halbmond" zu machen.

Mit drei völlig unterschiedlichen Themen, Schauplätzen und Figurenkonstellationen zeigen die beiden Regisseure einen Querschnitt durch Bowles' erzählte Welt. Gemeinsam ist den Filmen der zerstörerische Konflikt, um den es geht. "Am Strand von Merkala": Zwei junge Männer in Tanger, der eine (Sami Guesmi) findet ein Mädchen, will dessen Treue aber törichterweise auf die Probe stellen und verliert es an den anderen (Khaled Ksouri). "Zwischenhalt in Corazón": Eine Hochzeitsreise auf einem alten Flußdampfer im brasilianischen Regenwald, ein amerikanisches Paar (Veronica Quilligan und Sam Cox) entzweit sich unter dem Druck der Hitze, der Fremde und des Ennui. "Allal": Ein elternloser Junge (Said Zakir), der als Außenseiter in einer Siedlung in der Sahara lebt, verwandelt sich in eine Schlange, um sich an seinen Feinden zu rächen.

Der stärkste der drei Filme ist zweifellos "Zwischenhalt in Corazón", bei dem sich Bertolucci abgucken könnte, wie man eines der grundlegenden Themen bei Bowles inszeniert: das kleine, erbärmliche Auseinanderfallen des zivilisatorischen Korsetts, mit dem sich ein Paar aus der westlichen Welt für die Tropen gerüstet glaubte. Die Frau mault und säuft, der Mann redet zynisch und lehrerhaft daher, und beide reagieren während dieser achtzehn Stunden doch nur mit dem wenigen, was sie haben, auf die Enge des moskitoverseuchten Dampfers, der vollgeladen den Fluß hinabfährt.

"Was mache ich hier?" Die Frage von Bruce Chatwin gilt für viele der Bowles-Figuren, die sich in der Fremde meistens so kennenlernen, wie sie unter keinen Umständen sein wollten. So niederdrückend die Geschichte sein müßte, so spannend, mit dem Blick auf den wesentlichen Details, ist sie in Szene gesetzt. Überhaupt die Details: Die Stärke von Schlaich und von Alberti liegt darin, daß sie die exotische Umgebung nie als Staffage benutzen. In der ersten Episode wird die drückende Sommerhitze von Tanger schon allein dadurch glaubhaft, daß ein gelegentlicher Luftzug den dünnen Vorhang gegen die Fensteröffnung drückt.

Ob das Gespann allerdings gut beraten war, die Erzählung "Allal" zu verfilmen, ist zweifelhaft. Denn was der literarische Text mühelos kann - in völlig ruhigem Ton die ungeheuerliche Metamorphose eines Jungen zu beschreiben, der als Schlange aus dem Haus kriecht -, dafür müssen im Film aufwendige Überblendungen her, die nicht als eigenständiger Ausdruck, sondern als technische Tricks in Erinnerung bleiben. Selbst hier jedoch entschädigen die schauspielerischen Leistungen für alles, was ein bißchen nach Filmhochschule aussieht. Jetzt müßte jemand das Geld geben, damit Frieder Schlaich und Irene von Alberti einen ausgewachsenen Film drehen können. PAUL INGENDAAY

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