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Der Grandseigneur der europäischen Literatur flaniert durch sein Jahrhundert: nachdenklich, respektlos, geistreich und sehr amüsant. Wer den grandiosen Sprachkünstler Rezzori, den sanften Spötter, indiskreten Weltbürger kennt, weiß dass hier kein Geschichtsbuch anzukündigen ist. Es ist ein Buch der Geschichten und der Gesichter. Vor den Augen des Lesers erwacht ein knappes Jahrhundert zum Leben, voller Klugheit, Lachen, Leidenschaft, Hass, Massenwahn und Tod. Der Kosmopolit Rezzori, dessen Wurzeln in der alten Bukowina liegen, wo sich ein rundes Dutzend Völker, Glaubensbekenntnisse, Sprachen…mehr

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Produktbeschreibung
Der Grandseigneur der europäischen Literatur flaniert durch sein Jahrhundert: nachdenklich, respektlos, geistreich und sehr amüsant. Wer den grandiosen Sprachkünstler Rezzori, den sanften Spötter, indiskreten Weltbürger kennt, weiß dass hier kein Geschichtsbuch anzukündigen ist. Es ist ein Buch der Geschichten und der Gesichter. Vor den Augen des Lesers erwacht ein knappes Jahrhundert zum Leben, voller Klugheit, Lachen, Leidenschaft, Hass, Massenwahn und Tod. Der Kosmopolit Rezzori, dessen Wurzeln in der alten Bukowina liegen, wo sich ein rundes Dutzend Völker, Glaubensbekenntnisse, Sprachen und historische Überlieferungen zu einer wahrlich multikulturellen Gesellschaft verbanden, erinnert sich für die kommenden Generationen.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Gregor von Rezzori, 1914 in Czernowitz in der Bukowina geboren, wuchs in Rumänien und Österreich auf und lebte bis zu seinem Tod 1998 in der Toskana. Seine "Maghrebinischen Geschichten" oder die "Denkwürdigkeiten eines Antisemiten" gehören zu den bedeutenden Werken der europäischen Literatur. (Foto (C) by GettyImages)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.1997

Die Feinfühligkeit der Metzgershunde
Gelernter Mitteleuropäer: Gregor von Rezzori in seinen Erinnerungen / Von Ulrich Weinzierl

Im späten Frühling anno 1996 hatten die Nachkommen der k.u.k. Hoflieferanten zur Ausstellungseröffnung ins Schloß Schönbrunn geladen. Mit gebührendem Pomp feierte merkantile Tradition sich selbst: "Kunde: Kaiser". Unter dem Motto "Adel verpflichtet" boten die Veranstalter immerhin ein Mitglied des Hauses Habsburg-Lothringen auf. Der zweite gedungene Redner stahl jedoch dem Erzherzog unversehens die erlauchte Show. Der Schriftsteller Gregor von Rezzori, damals schon im dreiundachtzigsten Jahr, sagte bloß einige liebenswürdige Worte. Doch nicht das Gesprochene, sondern die Erscheinung bezauberte: Sie strahlte trockenen Humor aus, Eleganz und mehr als nur einen Hauch der Welt von gestern.

Gerne wird der Autor Rezzori in deutschsprachigen Landen von oben herab behandelt. Der Gentleman-Literat, der Snob und Genießer aus Überzeugung widerspricht entschieden unseren Vorstellungen über ordentliche Vertreter der Zunft. Er ist zu weltmännisch, zu frivol sogar im außererotischen Sinn und kennt nicht einmal Berührungsscheu vor dem halbseidenen Film- und Illustriertenbezirk, sofern die berufliche Nähe Geld bringt. Zudem gilt er als begnadeter Flunkerer, als Original von Edel-Schlawinergeblüt. Die "Maghrebinischen Geschichten", ein episches Nebenprodukt und zugleich sein tantiementrächtigster Erfolg, lasten wie ein Fluch auf Rezzoris literarischer Laufbahn. Als Experte für Schnurren aus Kakanien, Unterabteilung Balkan, ist er ebenso wohlgelitten wie als inzwischen toskanischer Landedelmann und Causeur. Aber den gleichnamigen gesellschaftskritischen Romancier nehmen ihm die Rezensenten in der Regel nicht ab. Denn ein Whiskey-Kenner, der über die Finessen feinerer Lebensart im Fernsehen plaudert, kann kein seriöser homme de lettres sein. Gregor von Rezzori ist es trotzdem, und zwar in hohem Maße.

Sein erzählendes Werk - von "Oedipus siegt bei Stalingrad" über "Ein Hermelin in Tschernopol" bis zu "Der Tod meines Bruders Abel" und den "Denkwürdigkeiten eines Antisemiten" - besticht durch Schwerelosigkeit des Stils, die Kunst des Nebenbei und genaue Milieuschilderung. Der Fontane-Preis, den Rezzori bereits vor Jahrzehnten erhielt, paßt ihm wie angegossen.

Fast immer schimmert autobiographische Grundierung durch seine Sätze. Die Niederschrift korrekter Erinnerungen hat er freilich stets verweigert. Der wundersame, kaum beachtete Band "Blumen im Schnee" (1989) trägt den Untertitel "Portraitstudien zu einer Autobiographie, die ich nie schreiben werde". Im "Rechenschaftsbericht" namens "Greisengemurmel" (1994) wurde der inkorrekte Autobiograph alsbald zum Wiederholungstäter des Wortbruchs. Und nun liegt der dritte Memoiren-Streich wider Willen vor. "Mir auf der Spur" endet mit der ehelichen Zukunftsvision: "Wir beide sehen freudig meinem nächsten Buch entgegen: Endlich eine wirkliche Biographie." Vielleicht findet sich dann im Verlag Bertelsmann doch noch ein kundiger Lektor, diesmal wurde er offenbar eingespart. Erfreulicherweise sind die kleinen sachlichen Schnitzer und Druckfehler nicht imstande, das Lektürevergnügen nachhaltig zu trüben. Allein, bei einem als Kavalier getarnten Perfektionisten stören sie doch ein bißchen.

Gregor von Rezzori ist ein paar Wochen vor Beginn des Ersten Weltkriegs im kakanischen Kronland Bukowina zur Welt gekommen. In puncto Czernowitzer Herkunft versteht er bis heute keinerlei Spaß. Leichtfertig abschätzige Bemerkungen des Kollegen Nicolaus Sombart über ihn, Paul Celan und Émile Cioran, die sie alle irgendwann Bürger Rumäniens waren, erregen seinen flammenden Zorn. Man könnte die aus leitmotivischen Sticheleien zusammengesetzte Reaktion für mimosenhaft übertrieben halten, gleichwohl erfrischt die streitbare Laune: Sie äußert sich meist formvollendet und amüsant. Rezzori ist nichts weniger als ein Menschenfreund, eher ein charmanter Misanthrop und Freigeist. Schließlich verdanken wir ihm die beunruhigendste Definition der Ironie, seiner bevorzugten Maske: "Das haßgeborene Lachen." Auch sich selbst liebt dieser Mann nicht sonderlich. Schonungslos breitet er, ein stolzer Versager, moralische Schwächen und existentielle Niederlagen vor uns aus. Was sein Herz berührte, vermag er indes berührend, nämlich ohne Verklärung, wiederzugeben. Seine Familie, Eltern und Schwester und Amme und Gouvernante, weiß er so plastisch darzustellen, daß poetische Gerechtigkeit in Objektivität überzugehen scheint.

Alles Dumpfe ist Rezzori zeitlebens verhaßt gewesen. Darum bildete der Aufenthalt in einem sehr steirischen, deutschvölkischen Internat den Tiefpunkt seiner Jugend. Fasziniert und traumatisch abgestoßen in einem hat ihn auch der "Anschluß" Österreichs ans Dritte Reich, dessen Zeuge er in Wien wurde. Kein historisches Ereignis beherrscht sein OEuvre so auffallend wie das der Iden des März 1938. Der sarkastische Massenpsychologe kam dabei wahrlich auf seine Rechnung. Übrigens hat Gregor von Rezzori eine eigene historische Theorie erfunden, jene der "Epochenverschleppung". Solches könnte, wenn es zu häufig betont würde, heftig auf die Nerven fallen - was beim Spurensucher Rezzori gottlob nicht eintritt: Als letzter Alt-Österreicher der Literatur und gelernter Mitteleuropäer ist er Praktiker geschichtlicher Verwerfungen. Daß er sich als Dichter "im Niemandsland des Traumwandlers" bewegte, behindert die nachträgliche Fähigkeit zur Analyse nicht im geringsten. Die seltene Mischung aus Mitleid für das Individuum und Verachtung für das "Geschmeiß" schärft seine Sehkraft ungemein.

Das Schicksal des "Überlebthabenden" beschert uns einen reichen Fundus an Anekdoten. Weil Rezzori sich aber nichts vormachen will, schmecken die Fundstücke des Vergangenen oft bitter, ja wie durch Erfahrung vergiftet. Seine Prosa hat etwas Raubvogelartiges: Scheinbar gelassen kreist sie über Menschen und Dingen, doch manchmal stoßen einzelne Formulierungen unvermittelt und zielsicher zu. Eine Pariser grande dame zum Beispiel, der er sexuell verfallen war, wird mit dem nicht gerade schmeichelhaften Kompliment bedacht: "Ihr Charakter war teuflisch. Ihre Feinfühligkeit die eines Metzgerhundes. In beiden letzteren Qualität gaben wir einander nichts nach." Daß da kein Buchhalter seines Erdenwandels Bilanz zieht, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Hier hält ein Jahrhundert-Flaneur in atmosphärischen Miniaturen und geschliffenen Glossen Rückschau. Seine Genien sind Grazie des Ausdrucks und melancholischer Zynismus. Für den Leser, mit Robert Schumann zu sprechen, ist's Glückes genug.

Gregor von Rezzori: "Mir auf der Spur". Erinnerungen. C. Bertelsmann Verlag, München 1997. 382 S., geb., 42,90 DM.

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