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Herr über das Totenreich
Quirke arbeitet als Pathologe im Holy Family Hospital. Er liebt die Abgeschiedenheit seiner Abteilung, zwei Stockwerke unter dem geschäftigen Treiben auf den Straßen Dublins. Doch eines Nachts überrascht Quirke seinen Schwager Malachy, den überaus angesehenen Leiter der Geburtsklinik, in seinem unterirdischen Reich - gebeugt über die Akte Christine Falls. Das Erscheinen des seltenen Gastes erweckt Quirkes Argwohn - und seine Neugier. Schnell hat er herausgefunden, dass Christine Falls keineswegs an einer Lungenembolie gestorben ist, wie auf dem Totenschein vermerkt.…mehr

Produktbeschreibung
Herr über das Totenreich

Quirke arbeitet als Pathologe im Holy Family Hospital. Er liebt die Abgeschiedenheit seiner Abteilung, zwei Stockwerke unter dem geschäftigen Treiben auf den Straßen Dublins. Doch eines Nachts überrascht Quirke seinen Schwager Malachy, den überaus angesehenen Leiter der Geburtsklinik, in seinem unterirdischen Reich - gebeugt über die Akte Christine Falls. Das Erscheinen des seltenen Gastes erweckt Quirkes Argwohn - und seine Neugier. Schnell hat er herausgefunden, dass Christine Falls keineswegs an einer Lungenembolie gestorben ist, wie auf dem Totenschein vermerkt. Der Tod der jungen Frau wirft Fragen auf. Die Suche nach Antworten führt Quirke in die Welt der Lebenden, wo sich die Abgründe seiner eigenen Familie vor ihm auftun ...

"Eine düstere Familiengeschichte ... schaurig und zum Ende versöhnlich" (Die Zeit)
Autorenporträt
Benjamin Black ist das Pseudonym des 1945 geborenen John Banville, der zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands gehört. Sein umfangreiches literarisches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet. Für seinen Roman 'Die See' erhielt er 2005 den Man Booker Prize. John Banville lebt und arbeitet in Dublin. "Nicht frei von Sünde" ist der erste Roman einer Serie um den Pathologen Quirke.

Christa Schuenke, geboren 1948 in Weimar, studierte Englisch und Französisch in Leipzig und absolvierte ein Philosophiestudium in Berlin. Sie ist seit 1978 als literarische Übersetzerin aus dem Englischen und Amerikanischen aktiv. Einen Namen machte sie sich vor allem mit Klassikerübertragungen, darunter William Shakespeare, John Donne, Herman Melville, John Keats oder Edgar Allan Poe. Dafür wurde sie u.a. mit dem Christoph-Martin-Wieland-Preis und dem Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW ausgezeichnet. Christa Schuenke lebt in Berlin.
Rezensionen
Eine düstere Familiengeschichte ... schaurig und zum Ende versöhnlich. Die ZEIT
"Ich denke, die Figuren in seinem Roman sind nicht so schrecklich, wie er uns glauben machen will. Sie haben ihre Dämonen, ihre bösen Träume, ihre Angst einflößenden Geheimnisse, aber in ihnen allen ... steckt ein bittersüßes Gefühl der Sehnsucht nach den Dingen, die sie verloren oder aber überhaupt nie besessen haben." - John Banville über Benjamin Black

"Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und mir. ... Sie spekulieren über Seiten hinweg darüber, weshalb die eine Figur dieses oder jenes tut, natürlich ohne jemals eine Antwort oder auch nur den Hauch einer Antwort darauf zu finden. ... Ich hingegen halte mich an das, was die Figuren tun." - Benjamin Black zu John Banville

"Gerechterweise müsste John Banville zu seinen zahlreichen Trophäen bald auch den höchsten Krimipreis Großbritanniens zählen dürfen." The Guardian"Schön und gefährlich ... ein wunderbares Buch." Elke Heidenreich über " - Die See"

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wie ein Aufziehspielzeug in der Sackgasse kommt Thomas Steinfeld dieser "ernste und traurige" Roman von Benjamin Black alias John Banville vor. Zwar kennt er Banville als "großen Romancier", die Unterwanderung und Unterforderung des Krimi-Genres jedoch, das der Autor hier eigentlich zu bedienen angetreten war, verleiht dem Buch für Steinfeld "etwas Lästiges". Wenn der Plot nur als Vorwand für eine "schlichte Allegorie" (Babyschmuggel für die Geschichte der irischen Auswanderung in den Nordwesten der USA) herhalten soll, steigt der Rezensent aus. Nur aus der Ferne treffen ihn dann noch erzählerische Mängel und hölzerne Formulierungen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.06.2007

Spielzeughase, vom Tresen kippend
Pseudonym Benjamin Black: Der irische Schriftsteller John Banville unterschätzt in seinem Kriminalroman die Tücken des Genres
Gut hundert Seiten dieses Buches sind vorüber, als zum ersten Mal eine Frage das Hirn des Lesers durchzieht: Warum tut er das? Er – das ist der Held der Geschichte, eine großer, müder, alternder irischer Pathologe, der auf den Namen „Quirke” hört (was ein bisschen albern ist, den als „quirk” wird im Englischen die „Marotte” bezeichnet, und wir befinden uns hier in einem ernsten und traurigen Roman). Eines Nachts kehrt dieser Mann, angetrunken wie meist, nach einem Abschiedsfest in seinem Krankenhaus an den Arbeitsplatz zurück, und ertappt dort seinen Bruder Malachy, der am selben Ort als hochgeachteter Gynäkologe tätig ist, als dieser gerade die Krankenakte einer Toten fälscht. Quirke, der offenbar in seinem ganzen bisherigen Leben weder diszipliniert noch konsequent war, zieht mit der Entschlossenheit eines aufgezogenen Spielzeughasen los, um das Geheimnis der gefälschten Akte zu lösen.
Die Frage, warum einer etwas tut, hat schon im täglichen Leben etwas Lästiges. Denn dahinter steckt das Unbehagen, dass die Dinge so sind, wie sie sind. In einem Buch, das ein Kriminalroman sein soll, ist diese Frage außerordentlich schädlich. Denn sie verrät, dass der Leser dem Helden nicht vertraut – und gerade darauf wäre es in einem solchen Genrestück doch angekommen. Aber damit nicht genug: Je weiter sich die Geschichte hineinbohrt in das Dublin der fünfziger Jahre und in die Familienverhältnisse von Quirke und Malachy, desto größer und drängender wird sie. Und spätestens auf Seite dreihundert stellt sie sich in verschärfter Form: Gesetzt den Fall, lautet sie dann, Sie wären der Adoptivsohn eines mächtigen Richters und der angenommene Bruder eines berühmten Frauenarztes, gesetzt den Fall auch, sie hätten einst die heutige Gattin des Frauenarztes geliebt, aber deren Schwester geheiratet (und auch irgendwie geliebt), führten ein latent erotisches Verhältnis zur Tochter eben jenes Bruders, gesetzt schließlich, Sie hätten erfahren, dass die Tote im Kindbett gestorben war und im Haushalt ihres Bruders arbeitete, und Ihnen wäre darüber hinaus klargeworden, dass zumindest ein großer Teil dieser ehrenwerten Familie im großen Stil eine Art Exportunternehmen für Neugeborene von Dublin nach Boston betreibt – würden Sie, auch wenn Sie deshalb halb zu Tode geprügelt würden und für den Rest Ihres Lebens hinken müssten, immer noch wissen wollen, warum die Akte gefälscht wurde?
Der irische Schriftsteller John Banville, von dem im vergangenen Herbst das bewunderswert melancholische kleine Buch „Die See” erschien, ist ein großer Romancier – was man selbst dann bemerkt, wenn er sich die Jacke von „Benjamin Black” überwirft und unter diesem Pseudonym ein Genrestück verfasst. John Banville beherrscht die Kunst, den Leser sehen zu lassen: das alte, von der Neuzeit noch nicht ganz erreichte Dublin, die Pubs, Dutzende von Arten, eine Zigarette zu löschen, ein Schneetreiben an der Atlantikküste, das Klopfen der Finger auf der Armlehne eines Rollstuhls. Das erzähltechnische Problem dieses Romans aber liegt darin, dass er sich einerseits für einen „plot” entschieden hat – im irrigen Vertrauen darauf, dass eine spannende Geschichte alle dramaturgischen Probleme von allein löst –, andererseits aber eben diesen „plot” nur als Vorwand benutzt. Denn im Inneren dieses Romans verbirgt sich eine schlichte Allegorie: sie soll die Geschichte der irischen Auswanderung in den Nordwesten der Vereinigten Staaten darstellen, den Versuch, in Boston und Umgebung ein neues Irland zu gründen, den Kampf der katholischen Kirche um Erhaltung ihres menschlichen Reiches (und möglichweise auch um Nachschub an Mönchen und Nonnen). Der Leser aber lässt sich nicht betrügen. Er bemerkt, dass der Kriminalroman hier missbraucht werden soll, er weiß, dass der Genreautor sein Genre ehren muss wie nichts sonst.
Die zahlreichen erzählerischen Mängel dieses Buches sind Folgen einer Unterforderung des Genres. Wenn der große Drahtzieher des neuen Irland dem dilettierenden Detektiv Quirke auf die Frage, was ihn denn in den Menschenschmuggel getrieben habe, zur Antwort gibt, es sei„Macht über Menschen, über ihre Seelen” gewesen, dann klingt das schon nach einer Persiflage auf Dr. No. und andere Globalbösewichte. Wenn der arglistige Chauffeur und Gewaltmensch just in dem Augenblick ums Leben kommt, an dem seine Untaten ans Tageslicht kommen, muss der Leser schon sean göttliche Fügungen glauben.
Und was sagt man zu einem Satz wie diesem: „Die Szene dort drinnen besaß in ihrer Komposition die gesteigerte Dramatik eines Gemäldes, eines Genrebilds mit der Darstellung einer Totenbettszene samt den dazugehörigen Trauernden.” Er ist die endgültig in dilettantisches Lattenwerk übergegangene Übersetzung der ohnehin schon reichlich hölzernen Formulierung: „The scene within had the heightened dramatic composition of a painting, a genre scene of a deathbed with attendant mourners.” Man sieht förmlich, wie der aufgezogene Spielzeughase gegen die Fußleiste rappelt und klappert und keinen Zentimeter mehr vorankommt. THOMAS STEINFELD
BENJAMIN BLACK: Nicht frei von Sünde. Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Christa Schuenke. Kiepenheuer & Witsch Verlag 2007. 432 Seiten, 19,90 Euro.
Im richtigen Pub im richtigen Dublin. Gjon Mili//Time Life Pictures/Getty Images)
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Ein raffiniert verwickeltes irisch-amerikanisches Familiendrama. [...] Banville versteht seine Leser zu faszinieren." Stern