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10 Kundenbewertungen

Eine religionsübergreifende Parabel über Weisheit, Toleranz, Fatalismus und Güte und über eine ungewöhnliche Freundschaft ...

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Produktbeschreibung
Eine religionsübergreifende Parabel über Weisheit, Toleranz, Fatalismus und Güte und über eine ungewöhnliche Freundschaft ...

Autorenporträt
Eric-Emmanuel Schmitt, geboren 1960 in Sainte-Foy-lès-Lyon, studierte Klavier in Lyon und Philosophie in Paris. Mit seinen Erzählungen wie 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran' wurde er international berühmt und gehört heute zu den erfolgreichsten Gegenwartsautoren in Frankreich. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt und haben sich mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Schmitt lebt in Brüssel.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.12.2002

Weiser Sufi
Eric-Emmanuel Schmitts
kleine Lebenskunde
Das ist ein Buch für Menschen ohne Zeit. Wer am Marienplatz in die Münchner S-Bahn einsteigt, hat es in Erding zur Hälfte ausgelesen, wer Paris von der Rue Bleue bis zur Rue de Paradis durchquert, ist mit dem minderjährigen Momo am Steuer in die Türkei gefahren und per Anhalter wieder zurückgekommen. Kennen gelernt hat er den frühreifen Momo, der eigentlich Moses heißt, Monsieur Ibrahim, einen gütigen türkischen Gemüsehändler, mehrere Prostituierte, und drei Religionen.
Momo lebt mit seinem schweigsamen Vater alleine. Die Mutter ist abgehauen, weil sie den schweigsamen Vater nicht aushalten konnte. Der Vater kann sich und das Leben nicht aushalten, deshalb und weil seine Familie im KZ umgekommen ist, spricht er nur, wenn es gar nicht anders geht. Momo führt ihm in der düsteren Wohnung den Haushalt und arbeitet an seinem sprudelnden, leicht kriminellen Eigenleben. Im Alter von zwölf Jahren fühlt er sich erwachsen, geht mit dem Inhalt seines Sparschweins zu den Prostituierten, und da einmal keinmal ist, wird am Haushaltsgeld gespart und Chappi gegessen.
Religion aus der Tonne
Als der Vater seinen Job verliert, legt er Geld auf den Tisch, fährt in den Süden Frankreichs und wirft sich in Marseille vor einen Zug. Monsieur Ibrahim beobachtet und erkennt alles, er ist hellsichtig wie ein weiser Sufi und gütig, ein Begriff, den wir aus Sorge um uns selbst vor unendlich vielen Jahren entsorgt haben. „Gütig” ist „unmodern”, und unmodern ist alles an diesem Buch, aber Franzosen wie der zweiundvierzigjährige Eric- Emmanuel Schmitt, in Frankreich als Dramatiker und Romanautor geschätzt, bei uns mit kleinen Schriften in einem kleinen Verlag so gut wie unbekannt geblieben, lässt das ganz kalt. Er schreibt ein verschmitztes Portrait einer Freundschaft, und man sieht den alten Mann und seinen jungen Freund wie auf Henri Cartier-Bresson’schen Fotografien durch die Straßen von Paris spazieren und die Dinge der Welt auf ihre Art und Weise interpretieren.
Monsieur Ibrahim, der außer dem Koran kein Buch kennt und auch keines lesen will, genügt bereits eine Mülltonne, um soziale Unterschiede zu erklären, oder ein paar Sätze, um die Bedeutung der Langsamkeit oder die Differenzen der Konfessionen darzustellen. Eric-Emmanuel Schmitts Erzählung ist die spielerische Variante zu Tahar Ben Jellouns „Papa, was ist ein Fremder?”. Nur ist Schmitts „Belehrung” keine Belehrung, sondern eine Parabel mit einem guten Ende.
Aber das Wichtigste an diesem kurzen Buch ist der Humor, der hinter allem steht. Einmal sagt der inzwischen herangewachsene Momo, dass sein Fach nicht die Psychologie sei: „Ich handle mit Kolonialwaren.” Er sitzt in Monsieur Ibrahims Laden und ist für alle Welt der „Araber an der Ecke”. Araber bedeutet in seiner Branche, nachts und auch am Sonntag geöffnet zu lassen, so einfach könnte es sein, wenn die Welt nicht viel komplizierter wäre.
Das kleine, leichte und kluge Buch ist die reine Erholung. Und wer braucht die nicht?
VERENA AUFFERMANN
ERIC-EMMANUEL SCHMITT: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Erzählung. Aus dem Französischen von Annette und Paul Bäcker. Ammann Verlag, Zürich 2002. 120 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2002

Fahr einfach ohne Führerschein!
Eric-Emmanuel Schmitt vertreibt Lebensweisheiten im Kramladen

Literatur, die einfach Toleranz und Brüderlichkeit verkündet, hat oft einen süßlichen Nachgeschmack. Der kommt auch in dieser Erzählung des erfolgreichen französischen Theaterautors manchmal auf. Der Gemischtwarenladen des Monsieur Ibrahim in der Pariser Rue Bleue ist zum Glück aber so reich bestückt, daß der gutgemeinte Konsens sich unter der Last des Kuriosen durchbiegt. Der arabische Krämer in der jüdischen Straße ist nämlich gar kein Araber, wie der zwölfjährige Moses in der traurigen Anwaltswohnung darüber auch Mohammed heißt - "Momo" taugt als Kürzel für beide Namen. Überhaupt ist die Straße nicht blau, und die Dirnen in der nahe gelegenen Rue de Paradis öffnen nicht unbedingt den Weg in ein solches. "Araber sein" bedeutet in der Krämerbranche einfach: nachts und auch am Sonntag geöffnet.

Zu dem jahraus, jahrein auf seinem Hocker sitzenden Monsieur Ibrahim kommt der Junge täglich, um sich - zahlend oder stibitzend - mit dem einzudecken, was er für den Zweipersonenhaushalt mit seinem deprimierten Vater so braucht. Die Mutter ist längst auf und davon. Eine Episode mit Brigitte Bardot, die in der Rue Bleue gerade einen Film dreht, bringt den Krämer und den kleinen Kunden näher zusammen, was die Romanhandlung zeitlich in den sechziger Jahren ansiedelt, als der Autor selbst etwa das Alter Momos hatte. Der gern und undogmatisch von seiner Koranlektüre zehrende Monsieur Ibrahim bietet dem Jungen jene Lebensschule, die der Vater nicht leisten kann. Zu lernen gibt es Alltagsweisheiten wie die, daß manches krumm gedrehte Dinge im Leben, etwa Autofahren ohne Führerschein, nicht unbedingt vom geraden Weg abführt, daß in der Langsamkeit mehr als in der Geschwindigkeit das Geheimnis zum Glück liegt, und vor allem, daß ein freundliches Lächeln im Alltag fast alle Hindernisse beseitigt. So wendet der Junge, ob in der Schule, bei den Dirnen oder bei den Ämtern, in jeder Angelegenheit mit Erfolg dieses Zaubermittel an: Zack, Lächeln!

Im Fortgang der Erzählung und des Lebens wird dieses auswendige Lächeln aber von einem anderen überhöht: dem des Humors. Wenn Momo am Schluß längst schon den Monsieur Ibrahim im Laden ersetzt hat und seine eigenen Kinder der plötzlich wiederaufgetauchten Mutter inkognito über die Knie klettern läßt, fragt diese besorgt, ob es ihm nicht peinlich sei, daß sie von diesen Oma genannt werde. Nein, antwortet der Sohn: "Ich habe Sinn für Humor." Der macht nicht nur harte Lebensschläge sanfter, sondern auch süffige Lebensweisheit etwas herber und wirft ein paar willkommene Flecken auf die sonst schattenlose, vorzüglich übersetzte Erzählung.

JOSEPH HANIMANN

Eric-Emmanuel Schmitt: "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans. Erzählung. Aus dem Französischen übersetzt von Annette und Paul Bäcker. Ammann Verlag, Zürich 2002. 101 S., geb., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Wie ein frischer Tropfen in einem Ozean der Gleichgültigkeit." (L`Express)

"Suchen Sie nicht weiter nach dem besten Buch: dies ist ein reines Vergnügen." (Le Journal)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein kurz(weilig)es Buch, aus dem sich viel lernen lasse, freut sich Verena Auffermann. Dazu sei es "die reine Erholung" und verhandele doch auf 120 Seiten drei Religionen, einen Selbstmord und eine Ausreißergeschichte, die im Geschäft des türkischen Gemüsehändlers Ibrahim gut endet. Auffermann fühlt sich an die Fotografien von Henri Cartier-Bresson erinnert und sieht den kleinen Momo mit Monsieur Ibrahim durch die Pariser Straßen schlendern und ihre Sicht der Welt diskutieren. Das Porträt einer ungleichen Freundschaft, die von Güte gekennzeichnet ist, schwärmt die Rezensentin. Güte sei ja heutzutage leider ein völlig unmoderner Begriff, schreibt sie weiter, so unmodern wie das ganze Buch - das ihr wie die literarische Variante von Tahar Ben Jallouns "Papa, was ist ein Fremder?" vorkommt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Fahr einfach ohne Führerschein!
Eric-Emmanuel Schmitt vertreibt Lebensweisheiten im Kramladen

Literatur, die einfach Toleranz und Brüderlichkeit verkündet, hat oft einen süßlichen Nachgeschmack. Der kommt auch in dieser Erzählung des erfolgreichen französischen Theaterautors manchmal auf. Der Gemischtwarenladen des Monsieur Ibrahim in der Pariser Rue Bleue ist zum Glück aber so reich bestückt, daß der gutgemeinte Konsens sich unter der Last des Kuriosen durchbiegt. Der arabische Krämer in der jüdischen Straße ist nämlich gar kein Araber, wie der zwölfjährige Moses in der traurigen Anwaltswohnung darüber auch Mohammed heißt - "Momo" taugt als Kürzel für beide Namen. Überhaupt ist die Straße nicht blau, und die Dirnen in der nahe gelegenen Rue de Paradis öffnen nicht unbedingt den Weg in ein solches. "Araber sein" bedeutet in der Krämerbranche einfach: nachts und auch am Sonntag geöffnet.

Zu dem jahraus, jahrein auf seinem Hocker sitzenden Monsieur Ibrahim kommt der Junge täglich, um sich - zahlend oder stibitzend - mit dem einzudecken, was er für den Zweipersonenhaushalt mit seinem deprimierten Vater so braucht. Die Mutter ist längst auf und davon. Eine Episode mit Brigitte Bardot, die in der Rue Bleue gerade einen Film dreht, bringt den Krämer und den kleinen Kunden näher zusammen, was die Romanhandlung zeitlich in den sechziger Jahren ansiedelt, als der Autor selbst etwa das Alter Momos hatte. Der gern und undogmatisch von seiner Koranlektüre zehrende Monsieur Ibrahim bietet dem Jungen jene Lebensschule, die der Vater nicht leisten kann. Zu lernen gibt es Alltagsweisheiten wie die, daß manches krumm gedrehte Dinge im Leben, etwa Autofahren ohne Führerschein, nicht unbedingt vom geraden Weg abführt, daß in der Langsamkeit mehr als in der Geschwindigkeit das Geheimnis zum Glück liegt, und vor allem, daß ein freundliches Lächeln im Alltag fast alle Hindernisse beseitigt. So wendet der Junge, ob in der Schule, bei den Dirnen oder bei den Ämtern, in jeder Angelegenheit mit Erfolg dieses Zaubermittel an: Zack, Lächeln!

Im Fortgang der Erzählung und des Lebens wird dieses auswendige Lächeln aber von einem anderen überhöht: dem des Humors. Wenn Momo am Schluß längst schon den Monsieur Ibrahim im Laden ersetzt hat und seine eigenen Kinder der plötzlich wiederaufgetauchten Mutter inkognito über die Knie klettern läßt, fragt diese besorgt, ob es ihm nicht peinlich sei, daß sie von diesen Oma genannt werde. Nein, antwortet der Sohn: "Ich habe Sinn für Humor." Der macht nicht nur harte Lebensschläge sanfter, sondern auch süffige Lebensweisheit etwas herber und wirft ein paar willkommene Flecken auf die sonst schattenlose, vorzüglich übersetzte Erzählung.

JOSEPH HANIMANN

Eric-Emmanuel Schmitt: "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans. Erzählung. Aus dem Französischen übersetzt von Annette und Paul Bäcker. Ammann Verlag, Zürich 2002. 101 S., geb., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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