• Broschiertes Buch

4 Kundenbewertungen

"Ein sehr wichtiges, längst überfälliges Buch. Es kommt gerade noch rechtzeitig." Dieter Hildebrandt
"Claus Fussek und Gottlob Schober zeichnen detailreich und umfassend ein Schreckensbild von deutschen Pflegeheimen. Überzeugend belegen sie: Solange mit Hilfsbedürftigen Geld verdient wird, können sich die Zustände nicht bessern." taz
"Für jeden, der einen Pflegefall in der Familie hat, ist 'Im Netz der Pflegemafia' eine Pflichtlektüre!" Rheinischer Merkur
Ein alarmierender Report, der in unserer alternden Gesellschaft jeden angeht Die Pflegebranche in Deutschland boomt. Der Markt
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Produktbeschreibung
"Ein sehr wichtiges, längst überfälliges Buch. Es kommt gerade noch rechtzeitig." Dieter Hildebrandt

"Claus Fussek und Gottlob Schober zeichnen detailreich und umfassend ein Schreckensbild von deutschen Pflegeheimen. Überzeugend belegen sie: Solange mit Hilfsbedürftigen Geld verdient wird, können sich die Zustände nicht bessern." taz

"Für jeden, der einen Pflegefall in der Familie hat, ist 'Im Netz der Pflegemafia' eine Pflichtlektüre!" Rheinischer Merkur
Ein alarmierender Report, der in unserer alternden Gesellschaft jeden angeht
Die Pflegebranche in Deutschland boomt. Der Markt wächst rasant. Doch um welchen Preis? Claus Fussek und Gottlob Schober decken gravierende Missstände in der Altenpflege auf. Sie bringen Insider zum Reden und analysieren die finanziellen Interessen der verschiedenen Akteure. Mafiöse Strukturen eines Systems werden sichtbar, in dem man um des Profits willen eklatante Menschenrechtsverletzungen in Kauf nimmt. Eine erschreckende, längst fällige und umfassende Bestandsaufnahme der deutschen Pflegelandschaft.
Enthüllt die menschenunwürdigen Strukturen unseres maroden Pflegesystems.
Autorenporträt
Claus Fussek ist Gründungsmitglied der "Vereinigung Integrationsförderung e.V." Seit über 25 Jahren beschäftigt er sich mit den Missständen in der Altenpflege.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.03.2008

Im Dschungel
Die unerträgliche Realität des deutschen Pflegesystems
Unmenschlichkeit zeigt sich oft
in Nebensätzen: „Toilettengänge sind bei uns zeitlich nicht machbar”, schreibt eine Pflegerin in einem anonymen Beschwerdebrief. „Wenn die alten Menschen schreien, interessiert es niemanden. Wir sagen ihnen: ,Machen Sie einfach in die Hose.‘” Die Beschreibung klingt fast unwirklich. Kommt es tatsächlich vor, dass eine Schwester, die angetreten ist, zu helfen, Menschen ein so elementares Bedürfnis einfach verweigert? Es kommt vor, und zwar in unzähligen Heimen überall in Deutschland. Das ist nur eine der bitteren Wahrheiten, die Claus Fussek und Gottlob Schober den Lesern in ihrem Buch „Im Netz der Pflegemafia” zumuten. Es ist eine wütende Streitschrift, die die Missstände schonungslos darstellt und somit oft nur schwer erträglich ist. Doch sie spiegelt eine noch viel unerträglichere Wirklichkeit, die in diesem Land schon viel zu lange hingenommen wird.
Wer sich mit der Pflegebranche beschäftigt, weiß um die Probleme: Jeder zehnte Altenheimbewohner hierzulande wird so schlecht gepflegt, dass er gesundheitliche Schäden davonträgt, heißt es in einem Bericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen, der im vergangenen Herbst die Öffentlichkeit aufrüttelte. Die Autoren des Buches aber gehen noch weiter: Sie wollen nachweisen, dass solche Geschichten keine Einzelfälle sind, sondern dass das Pflegesystem selbst systematisch Anreize zu schlechter Pflege setzt. Mächtige Gruppen profitieren davon und blockieren jede Änderung, so die Autoren.
Die These vom großen Kartell der Pflegelobby ist der rote Faden, der sich durch das Buch zieht. Zu den Profiteuren des Systems gehören demnach die Pflegeverbände, die Heimbetreiber und die Pharmaindustrie. Auf der Strecke bleiben die alten Menschen sowie engagierte Pflegekräfte, die sich bis zur Erschöpfung aufopfern. Auf der Strecke bleibt auch häufig die Menschlichkeit.
An vielen Beispielen zeigen die Autoren, wo die Fehler im System zu finden sind. So verdient ein Heim umso mehr an einem Bewohner, je pflegebedürftiger er ist. Es gibt also keinen finanziellen Anreiz, ihn so zu pflegen, dass er nach einer Grippe wieder das Bett verlassen kann – auch deshalb nicht, weil er bettlägrig sogar leichter zu pflegen ist. Das System lädt damit geradezu zum Pfusch ein, so die These der Autoren. Auch beim Personal, dem größten Kostenfaktor eines Heimes, hapert es: Immer wieder werden Schichten mit zu wenig Pflegekräften besetzt. Es lässt sich leicht vertuschen, denn Heime werden viel zu selten kontrolliert. Die Bewohner können sich schlecht wehren, und die Pfleger fürchten um ihren Job.
Bei ihrer Recherche dringen die Autoren tief in den Dschungel des Pflegesystems ein. Sie haben dafür gute Voraussetzungen. Als Fernsehjournalist hat Gottlob Schober unter anderem für das ARD-Politikmagazin „Report Mainz” schon mehrfach über Pflegeskandale berichtet. Und Claus Fussek ist als einer der schärfsten Kritiker des deutschen Pflegesystems bekannt. Er kann aus einem Fundus von Briefen verzweifelter Pflegekräfte und empörter Angehöriger schöpfen. Die Autoren beschreiben genau, wie sie solchen Hinweisen nachgehen. Sie versetzen den Leser in die Rolle des Detektivs, der nach und nach immer tiefer in ein mafiös anmutendes System eindringt. Man folgt dem Buch anfangs widerwillig. Manche Vergleiche erscheinen allzu simpel, wie der wiederholte Hinweis, dass Tierschützer längst Alarm schlagen würden, wenn man mit Hunden oder Katzen so umspringen würde wie mit den alten Menschen. Eindrucksvoll ist das Buch dann, wenn es die Akteure selbst zu Wort kommen lässt. Überlastete Pfleger beschreiben in erschütternder Weise ihren täglichen Kampf mit einem Zeitplan, der ihnen keine Minute für menschliche Zuwendung lässt, nicht einmal, wenn ein Bewohner im Sterben liegt.
Das Buch wird mit seinen schonungslosen Anklagen für gehörigen Wirbel in der Branche sorgen. Viele werden sagen, dass die Autoren die Situation zu einseitig darstellen. Und es stimmt: Wer dieses Buch liest, möchte niemals in ein Heim. Da können die Autoren noch so oft betonen, dass es auch gute Einrichtungen und Pflegedienste gibt. Zu deutlich wird, dass das Pflegesystem krankt und dass die alten Menschen dem kranken System hilflos ausgeliefert sind. „Ich wünsche den Funktionären bei Pflege- und Krankenkassen ein langes Leben”, schreibt eine anonyme Pflegerin böse. Doch sie hat recht: Auch die Entscheider von heute sind die ausgelieferten Alten von morgen. Man kann nur hoffen, dass sie das rechtzeitig erkennen und das System ändern. Das Buch könnte den Anstoß dazu geben. NINA VON HARDENBERG
CLAUS FUSSEK / GOTTLOB SCHOBER: Im Netz der Pflegemafia. C. Bertelsmann Verlag, München 2008. 399 Seiten, 14,95 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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"Die Gesellschaft will das wahre Ausmaß der Pflegekatastrophe in Deutschland nicht zur Kenntnis nehmen!" Claus Fussek

"Mit schlechter Pflege werden in Deutschland Milliarden verdient." Gottlob Schober

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ulrike Winkelmann hält Claus Fusseks und Gottlob Schobers Buch "Im Netz der Pflegemafia" unter den jüngeren Neuerscheinungen zum Pflegebetrieb in Deutschland für das bislang umfangreichste, ausführlichste und detaillierteste. Sie bescheinigt den Autoren, anhand zahlloser Beispiele und Stimmen ein Schreckensbild deutscher Pflegeheime zu zeichnen, in denen Menschquälerei und Misshandlungen an der Tagesordnung sind. Besonders hebt sie das Kapitel über die Pflegelobby hervor, eine bisher "unterschätzte Macht". Das Bestreben der Autoren, die Fülle der Informationen immer wieder zu neuen Anklagen zu bündeln, führt ihrer Ansicht nach allerdings oft zu "hilflosen Ausrufen". Gleichwohl zeigen Fussek und Schober für sie überzeugend auf, dass sich die Zustände nicht bessern werden, solange mit Menschen Geld gemacht werden kann, die nicht mehr selbst für sich sorgen können. Winkelmann kann sich bei fortschreitender Lektüre des Eindrucks immer weniger erwehren, dass die deutsche Gesellschaft die Missstände in der Pflege inzwischen mehr oder weniger hinnimmt.

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