Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 3,00 €
Produktdetails
  • Klassische Schullektüre
  • Verlag: Cornelsen Verlag
  • Artikelnr. des Verlages: 121305
  • 1996.
  • Seitenzahl: 63
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 108g
  • ISBN-13: 9783464121306
  • ISBN-10: 3464121305
  • Artikelnr.: 07551330
Autorenporträt
Günter Eich wurde 1907 in Lebus/Mark Brandenburg geboren. Er studierte Sinologie und Rechtswissenschaften und übersetzte chinesische Gedichte in die deutsche Sprache. 1953 heiratete er die Schriftstellerin Ilse Aichinger. Anfangs schrieb er Natur- und Erlebnisgedichte. Später arbeitete er mit Chiffren und schrieb wortkarge Lyrik. In seinen letzten Lebensjahren schrieb Günter Eich hintersinnig-ironische, witzige Prosa und Lyrik. Er starb 1972 in Salzburg.
Seine Hörspiele wirkten in den 50er und 60er Jahren prägend für andere Autoren. Seine einzigartige Fähigkeit, mit angedeuteten Worten in der Technik der Rückblende und Einblendungen ein Hörspiel zu gestalten, hat ihm viele Bewunderer und Auszeichnungen gebracht. 1953 erhielt der Autor für "Die Andere und ich" den Hörspielpreis der Kriegsblinden. 1959 wurde ihm der Georg-Büchner-Preis verliehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.03.2007

DAS HÖRBUCH
Ruf nach der Polizei
Günter Eichs Hörspiel „Träume”
„Das entspricht ja keinem mitteleuropäischen Geschmack.” „Scheint mir höchste Zeit, dass die Polizei da mal einschreitet.” „Denn wird da gesprochen von kollektiver Schuld, die anerkannt wird, die sind doch alle verrückt.” Als der Nordwestdeutsche Rundfunk am 19. April 1951 um 20 Uhr 50 – etwas später als gewöhnlich, um sicherzugehen, dass keine Kinder mehr vor dem Radio sitzen – Günter Eichs Hörspiel „Träume” ursendete, hagelte es noch während der Übertragung Proteste.
Der Regisseur Fritz Schröder-Jahn, der die Anrufe zum Teil persönlich entgegennahm, musste wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Unzumutbar erschien vielen Zuhörern der Inhalt von Eichs insgesamt fünf Traumerzählungen: Da rollt eine Familie seit vierzig Jahren in einem verriegelten Güterwagon durch die Welt; da verkaufen Eltern einem kranken Mann, der einer Blutauffrischung bedarf, ihren Sohn zum Schlachten; da höhlen Termiten Häuser, Städte, Menschen aus.
Die Anrufe wurden vom NDR archiviert. Sie dienen dem Musiker Hans Schüttler als Material für seine mehrminütige Klangcollage „Träume 1951”. Sie befindet sich auf der CD „Träume 2006”, die der Hörverlag gemeinsam mit der legendären Aufnahme von 1951 in einer CD-Box herausgegeben hat. Fünf junge Hörspielregisseure, unter ihnen Simona Ryser, Bernadette Sonnenbichler und Sven Stricker, haben gemeinsam mit renommierten Schauspielern wie Barbara Auer und Udo Wachtveitl jeweils einen von Eichs Träumen neu eingespielt. Jedoch nur Schüttler gelingt mit seinem geschickt arrangierten Zusammenschnitt der Hörerproteste eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit Eichs Hörspiel.
Bereits 1967 stellte Fritz Schröder-Jahn selbstkritisch fest: „Ich würde das heute ganz anders machen. Ich meine, gerade diese Art Stücke, die sind aus der Zeit geboren, die Zeit hat sich sehr geändert. Damals herrschte allenthalben noch Lebensangst . . .”
Was für die sechziger Jahre gilt, gilt heute umso mehr. Und so dürfte für heutige Hörer die damalige Rezeption der „Träume” aufschlussreicher sein als diese selbst. Der schnelle Ruf nach der Polizei etwa verrät viel über die bundesrepublikanische Auf- und Verarbeitung des Dritten Reichs.
Gut geölt
Eindeutig zu wenig aber ist das, was die jungen Regisseure aus den „Träumen” machen. Keiner von ihnen entwickelt eine Haltung zu Günter Eichs bekanntestem Hörspiel. Keiner wagt eine Neuinterpretation, die auch die von Eich umgearbeitete Buchfassung von 1953 mit ihrer bekannten Aufforderung „seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt” einzuschließen hätte.
Stattdessen beschränken sich alle darauf, die Hörspielfassung von 1951 mit moderner Studiotechnik, was vor allem heißt: voluminöserem Sound, beinahe eins zu eins noch einmal einzuspielen. Die damalige Inszenierung jedoch ist in ihrer kargen Personenführung durch Schröder-Jahn, ihrer beunruhigenden Orchestrierung durch Siegfried Franz und dem brillanten Umgang mit der Eichschen Sprache durch Schauspieler wie Erich Ponto, Inge Meysel und Dagmar Altrichter unübertroffen. Das macht die Box durch die Möglichkeit des direkten Vergleichs der beiden Einspielungen unmissverständlich klar. FLORIAN WELLE
GÜNTER EICH: Träume. Hörspielinszenierungen aus den Jahren 1951 und 2006. Der Hörverlag, München 2007. 3 CD’s, 24,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr