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Die Studie hat das Ziel, die qualitative politische Kulturforschung zum Problem des Antisemitismus und zu politischen Mobilisierungschancen von Judenfeindlichkeit in der demokratischen Gesellschaft neu zu fundieren. Vor dem Hintergrund multifaktorieller Modelle werden Parameter und Deutungsmuster entworfen, mit denen die politischen und diskursiven Gelegenheitsstrukturen antisemitischer Mobilisierungsversuche und 'Judenbilder' in der bundesrepublikanischen Demokratie empirisch erforscht werden. Die Untersuchung des Antisemitismus als ideologischem und politisch-psychologischem Bindemittel in…mehr

Produktbeschreibung
Die Studie hat das Ziel, die qualitative politische Kulturforschung zum Problem des Antisemitismus und zu politischen Mobilisierungschancen von Judenfeindlichkeit in der demokratischen Gesellschaft neu zu fundieren. Vor dem Hintergrund multifaktorieller Modelle werden Parameter und Deutungsmuster entworfen, mit denen die politischen und diskursiven Gelegenheitsstrukturen antisemitischer Mobilisierungsversuche und 'Judenbilder' in der bundesrepublikanischen Demokratie empirisch erforscht werden. Die Untersuchung des Antisemitismus als ideologischem und politisch-psychologischem Bindemittel in der extremen Rechten wie in der radikalen Linken sowie die Analyse öffentlich-politischer Diskursprozesse der letzten Jahre zeigen, dass sich das politisch-kulturelle Bedingungsgefüge im Zeitalter rapider Modernisierung und Globalisierung verändert und sich die politische Opportunität antisemitischer Vorurteile erhöht hat.
Autorenporträt
Lars Rensmann, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin und zur Zeit Visiting Scholar/Research Affiliate für European Studies am Center for International and Area Studies der Yale University.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2004

Erodierende Grenzen
Lars Rensmann erforscht den deutschen Antisemitismus
In den letzten Jahren ist es immer wieder zu Diskussionen über Antisemitismus in Deutschland gekommen, wie zuletzt anlässlich der Äußerungen von Jürgen Möllemann, Martin Walser und Martin Hohmann. Mal waren es kleinere Debatten, mal größere Kontroversen. Dabei wurde immer auch die Frage nach dem Verhältnis des Antisemitismus zur politischen Kultur der Bundesrepublik aufgeworfen. Denn Antisemitismus und Demokratie erscheinen auf den ersten Blick als Widersprüche.
Der Berliner Politikwissenschaftler Lars Rensmann hat nun in einer detaillierten und materialreichen Studie antijüdische Stereotype und antisemitische Mobilisierungsversuche in der politischen Kultur der Bundesrepublik untersucht. Seine Ergebnisse verdienen Beachtung, denn Rensmann weist einen empirischen Zusammenhang zwischen antisemitischen Einstellungen und nationalen Identitätskonzepten, kulturellen Identifikationen sowie politischem Autoritarismus nach. Er geht dabei deutlich über bisherige Studien hinaus, da seine Untersuchung nicht auf eine einzelne politische Strömung oder gesellschaftliche Schicht beschränkt bleibt. Er zeigt, dass antisemitische Einstellungen das gesamte politische Spektrum der Bundesrepublik umfassen, von der extremen Rechten bis hin zu Teilen der demokratischen Mitte und der radikalen Linken.
Rensmann versteht Antisemitismus als eine Form ressentimentgeladener, stereotyper Weltdeutung, die verschiedene politisch-psychologische Funktionen übernehmen kann. Antisemitismus ist demnach „eine besondere antimodernistische Reaktionsbildung auf die Moderne – ihre fortwährenden sozialen, politischen und kulturellen Umwälzungsprozesse – als Teil dieser Moderne und der besonderen politischen Kultur selbst”. In der Gegenwart würden Juden vor allem als die Personifikation der Globalisierung angesehen, die als bedrohlich für die individuelle wie kollektive Identität empfunden würde.
Der tatsächliche politische Einfluss antisemitischer Vorstellungen einzelner Personen oder Gruppen ist dabei in hohem Maß von den demokratischen Rahmenbedingungen und der Opportunität in der politischen Kultur abhängig. Rensmann spricht hier von einer jüngst verstärkt zu beobachtenden „Erosion der Grenzziehungen” gegenüber antisemitischen Vorurteilen. Während offener Antisemitismus in der politischen Kultur nach wie vor überwiegend abgelehnt werde, habe sich zunehmend die Bereitschaft verringert, diejenigen antisemitischen Chiffre, Codes und Denkfiguren zu kritisieren, die ohne explizite Nennung von Juden auskommen. Ein beispielsweise unter dem Deckmantel der Israel- oder der Globalisierungskritik daherkommender Antisemitismus werde zunehmend salonfähig und öffentlich nur zögerlich kritisiert, wie exemplarisch der Fall Möllemann zeigte.
Die Ursachen für diese gesellschaftliche Desensibilisierung gegenüber antisemitischen Stereotypen sieht Rensmann in einer nur vordergründigen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und einer damit einhergehenden Tendenz zur Erinnerungsabwehr – aber auch darin, dass Antisemitismus öffentlich oft nur noch als moralischer Vorwurf wahrgenommen wird. Die Bekämpfung des Antisemitismus und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit stellt somit eine anhaltende Herausforderungen für die bundesrepublikanische Demokratie dar.
SAMUEL SALZBORN
LARS RENSMANN: Demokratie und Judenbild. Antisemitismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004. 541 Seiten, 42,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lars Rensmann gibt keine Entwarnung, und Rezensent Samuel Salzborn plädiert dafür, die Thesen des Politologen ernst zu nehmen. Denn Rensmann weise in seiner Studie "einen empirischen Zusammenhang zwischen antisemitischen Einstellungen und nationalen Identitätskonzepten, kulturellen Identifikationen sowie politischem Autoritarismus nach", und diese Faktoren wirkten und wirken auch noch in der bundesdeutschen Demokratie, in jüngster Zeit sogar verstärkt, wie der Fall Möllemann zeige. Ein von Rensmann diagnostiziertes Problem sei beispielsweise, dass Antisemitismus "öffentlich oft nur noch als moralischer Vorwurf wahrgenommen" werde, als ob man das Thema schon abgearbeitet hätte. Tatsächlich aber zeige die Geschichte der Bundesrepublik kontinuierliche antisemitische Einstellungen, und zwar von ganz rechts bis ganz links das ganze Spektrum unfassend. Die Gefahr lauert hinter jeder Art von stereotyper Weltdeutung und ist, darin stimmt der Rezensent dem Autor von ganzem Herzen zu, noch lange nicht gebannt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Studie [...] ist hochaktuell und brisant zugleich: Anhand überregionaler Presse- und Medienberichten analysiert er [der Autor] die jüngsten Antisemitismus-Streits [...], die vergangenheitspolitischen Kontroversen [...] und die wachsende Israelfeindschaft. Außerdem bezieht die materialreiche Untersuchung jüngste empirische Umfragen ein, die ein deutliches Anwachsen des manifesten und latenten Antisemitismus feststellen. [...] Die wichtige soziologische Antisemitismus-Forschung besitzt bestimmte Defizite [...] Dem setzt rensmann eine theoretisch fundierte und empirisch-ergebnisoffene politische Kulturfoschung entgegen. Damit entwickelt der Politikwissenschaftler neue Maßstäbe für die aktuelle Antisemitismus-Forschung. Sein Buch verdient eine breite Rezeption in Wissenschaft, Politik, Medien und politischer Bildung." www.hsozkult.geschichte.hu-berlin.de, 21.10.2004

"Mit der theoretisch wie empirisch fundierten politischen Kulturforschung setzt Rensmann neue Maßstäbe für die aktuelle Antisemitismus-Forschung. Sein Buch hat eine breite Beachtung in Wissenschaft, Politik, Medien und politischer Bildung verdient." www.literaturkritik.de, 01.04.2005

"Das Buch stellt [...] einen wichtigen Beitrag zur Antisemitismusforschung und zur politischen Kulturforschung in der Bundesrepublik dar. [...] ein Muß für alle, die auf diesen Forschungsfeldern arbeiten." Jahrbuch Extremismus und Demokratie, 17/2005

"Rensmann gelingt es innerdemokratische, widersprüchliche Prozesse, Gelegenheitsstrukturen und Mobilisierungsversuche, die Akzeptanz und Grenzen des 'Sagbaren' präziser zu fassen [...]." Widerspruch, 44/2006
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