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Produktdetails
Trackliste
CD
1You Only Live Twice00:03:18
2Walk Away00:03:38
3Good Time Charlie's Got The Blues00:03:14
4You've got a secret00:04:34
5Viva Las Vegas00:04:03
6I Only Have Eyes For You00:03:31
7I Thought Of You Again00:03:28
8Love Lies00:03:58
9Whistlin' Past The Graveyard00:03:07
10If You Go Away00:03:28
11If You Could Read My Mind00:03:54
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2012

Man lebt ja bloß zweimal

Die Düstermänner kommen, und die Liebe lügt doch: Holly Cole macht auf ihrer neuen Platte ihren Meister in Cover-Versionen.

Es gibt ein knarzendes Geräusch, wenn die Kontrabass-Saite auf das Griffbrett schnalzt. Diesen Effekt macht sich der Bassist David Piltch gern zunutze, um eine nachdrücklich intensive Stimmung zu erzeugen - bei "Good Time Charlie's Got the Blues" bedient er noch ein paar gespenstisch klingende Muscheln. Mit welch schlichten Mitteln man die dunkle Seite eines Songs betonen kann, dafür bietet "Night", das neue Album der kanadischen Sängerin Holly Cole, überhaupt reichlich Anschauungsmaterial.

Mit dem in Nachtschwarz getauchten James-Bond-Klassiker "You Only Live Twice" hebt das Album ab, ein Klavier-Trio, ein Xylophon und die meisterliche Lap-Steel-Gitarre von Greg Leisz geben die Stimmung vor. Als beherzte Tom-Waits-Interpretin hat sich Holly Cole schon auf ihrem Album "Temptation" von 1995 erwiesen, diesmal singt sie "Walk Away" (düstere Trommeln, düsteres Baritonsaxophon) und "Whistlin' Past the Graveyard" aus dem Songbuch des kauzigen Einzelgängers. Dass sie mit "Love Lies" auch bei Captain Beefheart auf Gold gestoßen ist, zeugt von gehöriger Entdeckerfreude, das minimal arrangierte Lied fügt sich wie von selbst in diese Songkollektion.

Und dann sind natürlich die Landsleute an der Reihe: Von Terry Jacks, der heute noch vorzüglich von den Einnahmen seines Millionensellers "Seasons in the Sun" leben kann, hat Holly Cole sich "I Thought Of You Again" vorgenommen, eine unspektakuläre Übung in Vergeblichkeit. Gitarrist Kevin Breit, der einst in der Band von Cassandra Wilson gespielt hat, überzieht das Lied mit einer kratzigen Patina, während Cole den Text ausbuchstabiert: "I caught your name / In a conversation waiting for the train / I didn't smile / Cause for a while / It made me think of you again."

Von dem großen kanadischen Liedermacher Gordon Lightfoot stammt "If You Could Read My Mind", Coles Pianist Aaron Davis hat sich dazu ein verschattetes Bläser-Arrangement einfallen lassen. Bei so viel Düstermännern darf natürlich auch der Belgier Jacques Brel nicht fehlen, dessen "Ne me quitte pas" Cole zum Teil auf Englisch und zum Teil auf Französisch singt.

Das Meisterstück der Platte hat Holly Cole allerdings mit "Viva Las Vegas" abgeliefert, jenem Song aus der Feder von Mort Shuman und Doc Pomus, den Elvis Presley einst in die aufgekratzte Hymne der Glücksspiel-Metropole in der Wüste von Nevada verwandelte. Die Kanadierin singt das Stück als elegische Ballade, indem sie radikal das Tempo herausnimmt und ihre Stimme, hart an der Grenze zur Selbstparodie, die Textbrocken als brüchige Verlierer-Episoden hervorstößt. Dazu liefert ein herrlich schwankendes Bläser-Trio ein Abglanz seliger Casino-Herrlichkeit, und der Bass von David Piltch knarzt und knirscht.

ROLF THOMAS

Holly Cole,

Night

Tradition & Moderne 49 (Indigo)

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