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Ereignis auf Französisch bringt ein Stück Klarheit in das Dunkel der Vorstellungen, die gegenwärtig um das "Ereignis" kreisen. Der 11. September hat erneut gezeigt: Es gibt eine Unkalkulierbarkeit sowohl des Ereignisses selbst wie auch der von ihm ausgelösten Folgen. Hierzu ist es hilfreich, die Philosophinnen und Philosophen zu Wort kommen zu lassen, die mit kaltem Verstand und sehenden Auges deren empirische Einmaligkeit und strukturelle Wiederkehr durchdacht haben. Erstmals werden die französischen Philosophien unter dem Gesichtspunkt des Ereignisses diskutiert, obwohl sie es waren, die…mehr

Produktbeschreibung
Ereignis auf Französisch bringt ein Stück Klarheit in das Dunkel der Vorstellungen, die gegenwärtig um das "Ereignis" kreisen. Der 11. September hat erneut gezeigt: Es gibt eine Unkalkulierbarkeit sowohl des Ereignisses selbst wie auch der von ihm ausgelösten Folgen. Hierzu ist es hilfreich, die Philosophinnen und Philosophen zu Wort kommen zu lassen, die mit kaltem Verstand und sehenden Auges deren empirische Einmaligkeit und strukturelle Wiederkehr durchdacht haben. Erstmals werden die französischen Philosophien unter dem Gesichtspunkt des Ereignisses diskutiert, obwohl sie es waren, die überhaupt Ereignistheorien im großen Maßstab entwickelt haben. Der Band versammelt im ersten Teil Beiträge, die auf die deutschsprachige Vorgeschichte der französischen "Ereignisphilosophie" Bezug nehmen. Neben Nietzsche und Husserl steht Heidegger zur Diskussion. Heidegger hat das "Ereignis" zum Schlüsselbegriff seines Denkens gemacht und damit die entscheidende Vorlage für die - zumeist kritischen - Anknüpfungen in Frankreich geliefert. Im zweiten Teil werden Text für Text ausgewählte Positionen der französischen Philosophie zum Ereignis vorgestellt: Bergson, Merleau-Ponty, Sartre, Lacan, Levinas, Ricoeur, Foucault, Derrida, Lyotard, Richir, Henry, Badiou. Der dritte Teil enthält dann eine ausführliche Erörterung bestimmter Facetten der Philosophie von Gilles Deleuze, der sich besonders intensiv mit der Problematik des Ereignisses auseinandergesetzt hat.
Autorenporträt
Marc Rölli (PD Dr. phil.) vertritt zzt. eine Professur für Theoretische Philosophie an der TU Darmstadt. Seine Forschungsschwerpunkte sind Pragmatismus und Anthropologie, Wissenschaftsgeschichte der Biologie und Eugenik, Französische Gegenwartsphilosophie und Machttheorie.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.07.2004

Was ich zunächst nicht verstehe
„Ereignis”: Flügelschläge eines französischen Schmetterlings
Die Philosophie wird von allem einmaligen Geschehen vor ähnliche Herausforderungen gestellt wie, sagen wir, die Wettervorhersage durch den berühmten Flügelschlag eines Schmetterlings am anderen Ende der Welt. Deshalb delegiert sie das Momentane, den gleichmäßigen Lauf der Zeit Unterbrechende auch lieber an Kunst und Literatur. Ein „Ereignis” nämlich, so hat es Derrida einmal formuliert, ist „zunächst das, was ich zunächst nicht verstehe”.
Die französische Philosophie des vergangenen Jahrhunderts hat diesen Begriff nicht einfach als Chiffre für das Andere oder Inkommensurable stehen lassen, sondern er ist zu einem ihrer „markantesten Erfahrungsbegriffe” aufgestiegen, wie ihn der in Darmstadt lehrende Philosoph Marc Rölli nennt. Ein vonRölli herausgegebener Sammelband (Ereignis auf Französisch. Von Bergson bis Deleuze. Wilhelm Fink Verlag, München 2004. 464 Seiten, 66 Euro) beleuchtet nun die zahlreichen Facetten des Begriffs „Ereignis”: von den Anfängen in der deutschen Philosophie bei Friedrich Nietzsche, Edmund Husserl und Martin Heidegger bis in die feinsten Verästelungen der aktuellen französischen Diskurse, etwa bei Alain Badiou oder Marc Richir. Dem Interesse des Herausgebers entsprechend bilden Beiträge zu Gilles Deleuze einen eigenen Schwerpunkt.
Mit der Vielzahl der behandelten Autoren tritt auch die Vielfalt der möglichen Bedeutungsdimensionen des Begriffs selbst in den Blick. So lässt für Paul Ricoeur erst die Erzählung aus isolierten Vorfällen Ereignisse werden, während Jacques Derrida das Ereignis im starken Sinne aus dem Bruch mit dem Erwartungshorizont als Realisierung einer Unmöglichkeit oder definiert Foucault gegen die Ereignisgeschichte das Archiv als objektive Möglichkeit diskursiver Ereignisse.
Als Gegenstand des Denkens bleiben Ereignisse nicht nur dem Begriff nach eine anhaltende Herausforderung für die Philosophie, denn, wie Rölli zusammenfasst: „Die Philosophie formiert sich an den Ereignissen, weil es Ereignisse sind, die sie zum Denken zwingen.”
sja
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